Der Trend geht zum Digitalpiano

Sorry, etwas O.T., aber - Marlenes Wahrnehmung kann ich nur bestätigen!

Seit etwa drei Jahren habe ich einen ausgeprägten Tinnitus rund um die Uhr, der sich bei längerem Üben am Flügel oft bis zur Unerträglichkeit steigert und dann über Stunden noch anhält. Je voluminöser der Gesamtklang des Musikstückes, desto lauter und nachhaltiger ist dieses Innenohr-Phänomen. Gut, dass ich pianistisch noch weit von List und Rachmaninoff entfernt bin ;-). Am Digi ist das nicht so, weshalb ich eher zähneknirschend besonders Finger-, Tonleiterübungen darauf absolviere, was jedoch hinsichtlich der völlig unterschiedlichen Mechanik allerdings eher kontraproduktiv ist.

Da mir manchmal, wenn der Tinnitus besonders wütet, die vom Schall in den Raum klingenden Obertöne fast schmerzhaft im Ohr nachklingen, spiele ich leider kaum noch mit voll geöffnetem Flügel. Dabei ist anzumerken, dass mein Raum zur Klangentfaltung durch einen, fast den ganzen Raum bedeckenden, sehr dicken Berberteppich, sowie eine raumhohe, komplette Bücherwand auf 6m akustisch nicht gerade optimal ist und der Flügel mit knapp 170cm eher ein Zwerg.

Wieder etwas mehr hin zum Thema kommend: Der Klang, der einzelne Ton eines Digis ist rein synthetisch, einfach tot, egal mit wie viel Hall man ihn belegt und sonst noch manipulieren mag. Die Reaktion meines Hausbewohners Tinnitus ist für mich ein leider sehr unangenehmer, den Musikgenuss schmälernder Beweis dafür. Für mich sind deshalb echte Klaviere und digitale zwei völlig verschiedene Welten. Das digitale ist für die RockPopFilm-Musik völlig o.k., aber will man klassische Musik wirklich richtig lernen, ist für mich ein akustisches Instrument Bedingung, denn für ein solches wurde sie schließlich auch komponiert.

Für mich kommt bisher kein einziges digitales Instrument an die Klangqualität eines akustischen heran. So stimmt es sicher nicht ganz, wenn ich hier irgendwo gelesen habe, dass ALLE Kinder den synthetischen vom echten Klang eines Klavieres nicht unterscheiden könnten, denn ich habe auch schon vielfach anderes erlebt. Jedoch mag sich das im Laufe der Zeit künftig ändern, da wir mehr und mehr durch Konservenmusik auf bestimmte Klänge konditioniert werden und spätere Generationen vielleicht kaum noch wissen, wie sich ein „echtes“ Instrument anhört. Streng genommen fing es mit der CD an …. aber schließlich habe ich natürlich selber welche!

Noch ein kleiner Nachtrag: Merkwürdiger Weise stelle ich (für mich) immer wieder fest, dass akustische Klaviere und Flügel im unteren Preissegment mit ihren kalten, trockenen und schrillen Klängen den digitalen immer ähnlicher werden. Macht sich da vielleicht ein Trend bemerkbar, werden sich akustische und digitale immer ähnlicher, so dass eines Tages kaum noch ein Unterschied besteht?? Nichts scheint mir heute teurer aus ein lebendiger, voller, runder Wohlklang und deshalb umso bewahrenswerter, da kann mein Tinnitus meckern wie er will!!!
 
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Sorry, etwas O.T., aber - Marlenes Wahrnehmung kann ich nur bestätigen!

Seit etwa drei Jahren habe ich einen ausgeprägten Tinnitus rund um die Uhr, der sich bei längerem Üben am Flügel oft bis zur Unerträglichkeit steigert und dann über Stunden noch anhält.

Flügel mit knapp 170cm eher ein Zwerg.


Noch ein kleiner Nachtrag: Merkwürdiger Weise stelle ich (für mich) immer wieder fest, dass akustische Klaviere und Flügel im unteren Preissegment mit ihren kalten, trockenen und schrillen Klängen den digitalen immer ähnlicher werden. Macht sich da vielleicht ein Trend bemerkbar, werden sich akustische und digitale immer ähnlicher, so dass eines Tages kaum noch ein Unterschied besteht?


Nichts scheint mir heute teurer aus ein lebendiger, voller, runder Wohlklang und deshalb umso bewahrenswerter, da kann mein Tinnitus meckern wie er will!!!

-1 Interessant,hab ich noch nicht beobachtet,nehme ich aber mit Bedauern und Mitgefühl zur Kenntnis.
-2 170er Flügel klingen oft schrill,da sind die großen Brüder jenseits der 200cm Marke meist wesentlich angenehmer und subjektiv "leiser"-2 Spannende These,vielleicht sagen unserer Klavierbauer da was dazu."lebendiger voller runder Wohlklang" zeichnet aber eben meist handgefertigte hochwertige Instrumente aus(ob da jetzt Fazioli,Bösend.,Steingräber,Steinway,Blüthner,Bechstein oder was immer oben steht)
 
Zu den letzten drei Postings kann ich leider auch etwas an Erfahrung beitragen und bestätigen, dass sowohl Marlene und Seniora als auch kreisleriana Recht haben, es kommt eben auf das Ausmaß der Schädigung im Innenohr an. Ich habe leider den größten Teil des Hörvermögens meines linken Ohres durch mehrere Hörstürze der letzten Jahre eingebüßt und dafür aber einen massiven Tinnitus erhalten (so höre ich doch auf diesem Ohr wenigstens irgend etwas :(). Nach dem ersten Hörsturz, als der entstandene Schaden noch gering war, war es tatsächlich so, dass ich größere Schallamplituden als angenehm empfunden habe. Dies wurde mir von vielen anderen Tinnituspatienten witzigerweise bestätigt. Ich hätte mich damals förmlich drum gerissen, eine gute Wohnung an einer viel befahrenen Straße zu ergattern. Leider blieb das nicht so. Jetzt mit massivem Hörverlust auf allen Frequenzen empfinde ich Lautstärke so, als ob mein Ohr anschwellen würde. Das Üben am Flügel ist daher sehr oft sehr unangenehm. Ich mache es natürlich trotzdem, weil man Töne am Flügel eben nach wie vor am schönsten formen kann und die Verbindung Tastatur-Klang dort am direktesten ist. Ich wechsele aber immer häufiger zurück zum verhaßten Digitalpiano, weil dort stundenlanges Üben möglich ist, ohne dass ich nach geraumer Zeit das Gefühl bekommen, dass gleich der Schädel explodiert. Am Flügel geht nicht mehr als eine Stunde am Stück. (Gut, bei mir kommt noch dazu, dass der Flügel eh ständig vom Löchtertein belegt wird, grrrrrrrrr)
Ich bin daher seit geraumer Zeit wieder am Nachdenken, ob ich nicht zusätzlich zu meinen akustischen Instrumenten wieder in ein wirklich gutes Digitalpiano investieren sollte (falls es das gibt). Langfristig wird mir wohl eh nichts anderes übrig bleiben, einfach deshalb, weil ich dort die Lautsärke, ob mit Kopfhörer oder nicht, variieren kann. Ich merke auch, wie mein Interesse an diesen Avnat-Grand-Dingern stetig wächst, und ich werde sie auf der nächsten Musikmesse mal inteniv testen. Angeblich soll ja das Ansprechverhalten durch die dort verbaute Flüsgeltastatur wenigstens realistisch sein. Schaun wer mal........


ach ja:
1. 170er Flügel klingen oft schrill,da sind die großen Brüder jenseits der 200cm Marke meist wesentlich angenehmer und subjektiv "leiser"- 2. Spannende These,vielleicht sagen unserer Klavierbauer da was dazu."lebendiger voller runder Wohlklang" zeichnet aber eben meist handgefertigte hochwertige Instrumente aus(ob da jetzt Fazioli,Bösend.,Steingräber,Steinway,Blüthner,Bechstein oder was immer oben steht)

Ja, das könnte gut sein. Habe meinen Yamaha kürzlich etwas weicher intonnieren lassen, das hat viel gebracht. Tatsächlich finde ich meinen C3 jetzt wirklich sehr angenehm im KLang, naja, das mit der Druckanstieg blieb trotzdem. Übrigens habe ich das nciht, wenn ich nur 2-3 Meter vom Flügel entfernt bin. Zuhören ist also viel weniger ein Problem!


Herzliche Grüße,

Wolf
 
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ZuIch bin daher seit geraumer Zeit wieder am Nachdenken, ob ich nicht zusätzlich zu meinen akustischen Instrumenten wieder in ein wirklich gutes Digitalpiano investieren sollte
Wolf

wenn man gerne Bach spielt,wäre ein Cembalo eine Überlegung wert,ich weiß aus eigener leidvoller Erfahrung,wir können ja einen richtigen Hörsturz Club hier gründen :-) , dass Cembalo bei mir immer perfekt ging(habe das Glück neben dem Steinway auch noch ein schönes Pleyel Cembalo zu besitzen),das tut keinem noch so beleidigtem Ohr weh(wenn man erst ein Stück am Cembalo gespielt hat und dann rüber geht zum Flügel und das gleiche dort anschlägt erschreckt einen die gewaltige Lautstärke schon!!),wenn es Beethoven sein soll:alte Hammerklaviere waren ungleich leiser als heutige Flügel,so ein Instrument könnte man auch suchen als Alternative zum digi.
 
wenn man gerne Bach spielt,wäre ein Cembalo eine Überlegung wert,ich weiß aus eigener leidvoller Erfahrung,wir können ja einen richtigen Hörsturz Club hier gründen :-) , dass Cembalo bei mir immer perfekt ging(habe das Glück neben dem Steinway auch noch ein schönes Pleyel Cembalo zu besitzen),das tut keinem noch so beleidigtem Ohr weh(wenn man erst ein Stück am Cembalo gespielt hat und dann rüber geht zum Flügel und das gleiche dort anschlägt erschreckt einen die gewaltige Lautstärke schon!!),wenn es Beethoven sein soll:alte Hammerklaviere waren ungleich leiser als heutige Flügel,so ein Instrument könnte man auch suchen als Alternative zum digi.

Ich finde, dass ein Cembalo keine Alternative ist, weil man das, was an einem Klavier reizvoll ist, dort nämlich genau nicht machen kann. Und ob ein alter Hammerflügel aus der Zeit Beethovens (falls man sowas denn fände) wirklich Spaß machen könnte wage ich auch zu bezweifeln. Ich bin nicht so sehr ein Freund alter Instrumente. Auch wäre mir die Anstrengung solche Instrumente zu erhalten zu hoch.
Es geht ja aktuell und ich mache mir da keinen Stress. Mal schauen, wie sich das entwickelt.
 
Interessant, nur dreimal mehr Digitalpianos?

Wenn man bedenkt, um vieviel billiger, leichter, unempfindlicher, erweiterbarer, platzsparender die Teile sind, ist das erstaunlich, wie viele Klaviere verkauft werden. Ich hätte da eher maximal zwei akustische Klaviere von 10 Verkäufen insgesamt geschätzt.

Zu den deutschen Herstellern würde ich sagen, dass die meiner Meinung nach nicht den Trend zum Digitalpiano "verpasst" haben. Auch wenn am Ohr in etwa das Gleiche ankommt, so sind akustisches und digitales Piano ja zwei grundlegend verschiedene Arten von Instrumenten.

Ein Hersteller klassischer Klaviere und Flügel kann nicht einfach auf elektronisch erzeugte Musik umstellen oder erweitern. Das ist, als würde man den Motorradherstellern vorwerfen, den Trend zum PC-Spiel verpasst zu haben ...

Schuster, bleib bei Deinen Leisten. Es gibt schon genügend Produkte, wo zugekaufte Ware umgelabelt wird, um "dabei" zu sein ...
 
Ich bin daher seit geraumer Zeit wieder am Nachdenken, ob ich nicht zusätzlich zu meinen akustischen Instrumenten wieder in ein wirklich gutes Digitalpiano investieren sollte (falls es das gibt).
Ich glaube, die Digis heute sind weit besser als ihr Ruf. Deshalb mein Rat: Probier es einfach mal (wieder) im Laden aus!

Ich habe zu Hause auch nur ein Digi, hätte aber auch gerne einen Flügel. Also besuche häufig Klaviergeschäfte und spiele dort Flügel an, in der Regel nehme ich mir schon eine ganze Stunde für ein Instrument. Wenn ich dann wieder an meinem Digi sitze, ist es natürlich ein anderes Spielgefühl. Es ist aber nicht so, dass ich denke "das geht ja gar nicht".

Das größte Manko bei Digis ist aus meiner Sicht der schlechte Klang bei Lautsprecherwiedergabe (außer bei Modellen mit Resonanzboden). Weil kein Lautsprecher so groß sein kann, wie der Resonanzboden eines akustischen Instruments. Das trübt den Klanggenuss, beeinträchtigt aber gar nicht so sehr das Üben, denn die Kopplung Anschlag - Klang ist trotzdem da.

Über Kopfhörer ist dann auch der Klang hervorragend, klar, hier werden große Flügel gesampelt. Hier ist eher störend, dass man sein eigenes Spiel auf dem Seziertisch hat, jede Unsauberkeit wird einem gnadenlos deutlich. Das ist bei einem Flügel in einem (typischerweise relativen kleinen) Wohnraum nicht so, da im Raumklang einiges untergeht.

Dumm ist allerdings, dass Tinnitus und Kopfhörer vielleicht keine gute Kombination sind, dass müsstet ihr ausprobieren, ich selbst bin bisher zum Glück von Hörproblemen verschont. Wenn man aber einen warmen und nicht zu analytischen Kopfhörer nimmt, womöglich mit einem Röhrenverstärker dazu, kriegt man hier vermutlich ein Signal mit sehr geringen Inharmonizitäten auf die Ohren, viel geringer als bei einem akustischen Klavier oder kleinen Flügel. Nach den Schilderungen hier könnte das für einige sehr angenehm sein.

Disclaimer: Ich sage nicht, dass ein Digi ein akustisches Instrument ersetzen kann. Aber es gibt eben Situationen, wo es seine Vorteile ausspielen kann. Und dann sollte sich keiner schlecht, unmusikalisch oder als Banause fühlen, nur weil er sich für ein Digi entscheidet.

Ciao
- Karsten
 
-1 Interessant,hab ich noch nicht beobachtet,nehme ich aber mit Bedauern und Mitgefühl zur Kenntnis.
-2 170er Flügel klingen oft schrill,da sind die großen Brüder jenseits der 200cm Marke meist wesentlich angenehmer und subjektiv "leiser"-2 Spannende These,vielleicht sagen unserer Klavierbauer da was dazu."lebendiger voller runder Wohlklang" zeichnet aber eben meist handgefertigte hochwertige Instrumente aus(ob da jetzt Fazioli,Bösend.,Steingräber,Steinway,Blüthner,Bechstein oder was immer oben steht)

Mein kleiner Wiener Flügel Jahrgang 1930 gehört nicht zu jenen auch von mir gefürchteten Schreihälsen, er hat ein warmes Klangbild, ist vor allem nicht schrill und läßt auch leiseste, zarte Töne zu, wenn man sie denn erzeugen kann :roll:. Was die Beschreibung der Flügel >200cm angeht, bin ich natürlich vollkommen d'accord, besonders von den genannten Herstellern - so sie auch noch gut intoniert sind!!! Auch mich würde eine fachliche Erklärung sehr interessieren.

Wie @Pille beschreibt, wirkt sich auch bei mir diese Ohrenplage vor allem direkt am Instrument sitzend aus. In angemessenem Abstand wie z.B. bei einem Konzert, sind derartige Auswirkungen kaum spürbar und auch nicht so lästig nachhaltig.

Es sind wohl vor allem die Schwingungen der Obertöne, bestimmte Freqenzen, die sich auf das Innenohr auswirken, besonders eben wenn man mitten in den Schallwellen sitzt. Das sind physikalische Ereignisse, die ich mangels Wissen auf dem Gebiet nicht wirklich beschreiben und erklären kann. Und - bitte jetzt nicht steinigen oder mich als Hyper-Sensibelchen abtun - scheinen diese auch noch luftdruck-, luftfeuchtigkeits-, schlicht klima-abhängig zu sein, denn das Instrument reagiert dementsprechend jeweils hörbar auf derartige Veränderungen und damit auch mein Tinnitus. Jedes Streichinstrument ist schließlich wettersensibel, sicher auch ein Flügel? Zwar ist es ein mechanisches Instrument, aber der Klang entsteht in einem großen Holzkörper mit riesigem Resonanzboden, der sicher auch auf Umweltbedingungen reagiert.

Dem Digi ist das alles wurscht - es klingt immer gleich, nur der Lautstärkepegel entscheidet. Auch wirkt sich der Anschlag des Pianisten nur wenig auf das gesamte Klangergebnis aus. So ist es für einen Anfänger m.M.n. viel einfacher auf einem Digi ein "relativ" schnell ein halbwegs vernünftiges Ergebnis zu erzielen, wenn man nur die richtigen Tasten drückt. Oberflächlich betrachtet ist das Lernen auf ihm weniger frustbeladen, das erfährt man deutlich, wenn man zum „echten“ Instrument wechselt. Hinsichtlich der Anschaffungs- und Wartungskosten, sowie der Praktikabilität überraschen mich die Verkaufszahlen der Digitalen überhaupt nicht. Wer kaum mit konzertanter Musik, live gespielt in Kontakt gekommen ist, sie allenfalls nur aus der Konserve gehört hat, empfindet und hört auch kaum einen Unterschied, außer vielleicht bei ganz schlechten E-Pianos.

@Pille – was für eine schlimme Geschichte! Da kann ich gut verstehen, wenn man mit den hochwertigen digitalen Instrumenten wie einem z.B. Avant-Grand liebäugelt. Für mich wäre es bisher kein wirklicher Ersatz, hab’s öfter schon gespielt, ebenso wie die neuen Kawai’s der Serie C9 oder CA 95, besser als mein StagePiano ES6 sind sie allemal. Aber – und das schreibe ich eher mit großem Bedauern - befürchte ich auf dem digitalen Sektor noch viele positive Entwicklungen, weitere Annäherungen in Richtung echter Klangkörper und Mechaniken auf elektronischem Weg, sodass es wohl immer mehr Anfänger und auch ausgewachsene Pianisten geben wird, die sich aus bereits o.g. praktischen Gründen eher ein solches Instrument entscheiden. Somit wird dieser Boom wohl anhalten.

Sozial betrachtet ist das auch o.k. finde ich. Schließlich bringt es viele Menschen zur Musik schlechthin, die sich schon aus finanziellen Gründen oder beengten Wohnverhältnissen kein echtes Instrument anschaffen könnten.

LG von Seniora
 
Über Kopfhörer ist dann auch der Klang hervorragend, klar, hier werden große Flügel gesampelt. Hier ist eher störend, dass man sein eigenes Spiel auf dem Seziertisch hat, jede Unsauberkeit wird einem gnadenlos deutlich. Das ist bei einem Flügel in einem (typischerweise relativen kleinen) Wohnraum nicht so, da im Raumklang einiges untergeht.
Das sehe ich aber völlig anders, ein akustisches Instrument verzeiht weit weniger. In anderen Worten: Am digi ist der Klang eigentlich immer gut (nicht schön, aber sauber). Am Klavier muss man die Töne erstmal formen. Das ist ja das Problem: Man übt Stunden und Tage am Digi und denkt "wow, das kann ich aber gut", dann geht man an einen Flügel und stellt fest, dass man zwar die Töne trifft, aber alles was Dynamik und Klangformung angeht einfach nur grauslig ist.

Dumm ist allerdings, dass Tinnitus und Kopfhörer vielleicht keine gute Kombination sind, dass müsstet ihr ausprobieren...
Das geht erstaunlich gut, selbst bei etwas lauterem Kopfhörer. Mir ist noch nicht ganz klar, wo genau der physikalische Unterschied zwischen den künstlichen Klängen und dem echten Isntrument liegt. Dass es nur am Schalldruck liegt, wage ich zu bezweifeln. Ich mutmaße mal , dass es Eventuell die vielen zusätzlichen Schwingungen und Obertöen sind, die das echte Instrument liefert, und die es eben gerade so reizvoll machen, die auf der anderen Seite aber auch gerade die genannten Probleme hervorrufen, wenn man ein geschädigtes Ohr hat. Diese Zusatz-Frequenzen tauchen beim Sampeln nicht auf, weil halt jeder Ton einzeln eingesampelt wird, man am Klavier/Flügel aber immer viele Töne gleichzeitig erzeugt und damit auf einem breiten Frequenzband Instrumentschwingungen anregen kann. (nur mal so als guess!)
 
Das sehe ich aber völlig anders, ein akustisches Instrument verzeiht weit weniger. In anderen Worten: Am digi ist der Klang eigentlich immer gut (nicht schön, aber sauber). Am Klavier muss man die Töne erstmal formen. Das ist ja das Problem: Man übt Stunden und Tage am Digi und denkt "wow, das kann ich aber gut", dann geht man an einen Flügel und stellt fest, dass man zwar die Töne trifft, aber alles was Dynamik und Klangformung angeht einfach nur grauslig ist.
Hm. Meine KL attestiert mir immer eine sehr gute Klangkontrolle, und das, obwohl ich zu Hause am Digi übe und sie einen Flügel hat. Allerdings hatte ich als Schüler über 10 Jahre ein sehr gutes Klavier, vielleicht kann ich die darauf erlernte Motorik heute noch abrufen und komme deshalb gut zurecht.

Zum anderen ist es so, dass ein (samplebasiertes) Digi natürlich auch eine gewisse Klangkontrolle zwischen weich und hart zulässt, aber eben nur in wenigen (ich glaube, vier) Abstufungen. Ob man das für ausreichend hält, hängt m. E. von folgendem ab:

a) Ob man daran glaubt, dass man am akustischen Instrument mehr mache kann als nur "härter" oder "weicher" zu spielen, und das evtl. noch unabhängig von der Lautstärke. Das ist ja eine Grundsatzdiskussion, die immer wieder mal aufkommt und bei der die Meinungen schwanken zwischen einem technisch motivierten "kann gar nicht sein, ich kann ja nichts anderes tun, als die Hammergeschwindigkeit im Moment des Auslösens zu kontrollieren" und dem esoterisch anmutendenen "aber ich hör's doch" liegen. Ich selbst tendiere zur technisch motivierten Haltung und die Einschränkung des Digis liegt dann "nur" noch in der diskreten Abstufung der Anschlaghärte.

b) In welcher Liga man spielt. Man muss natürlich die feinen Abstufungen im Klang, die ein Flügel erlaubt, auch abrufen können. Wenn man hier auf Amateurlevel unterwegs ist, ist man durch die beschränkte Anzahl von Abstufungen auf dem Digi vergleichsweise wenig eingeschränkt. Aber: man kommt auch nicht über dieses Niveau hinaus, da stimme ich voll zu.

Wobei ich hier das Digi einem Flügel gegenüberstelle. Im Vergleich zu einem Klavier, vielleicht noch bei vergleichbarem Preis (2000 Euro?) halte ich die Nachteile eines Digis noch mal für geringer. Und nochmal: Ich hätte natürlich auch lieber einen Flügel. Ich will mich aber auch nicht schlecht fühlen, weil ich keinen habe :D

Ciao
- Karsten
 
Das Thema des Fadens: "Der Trend geht zum Digitalpiano" scheint erschöpft zu sein. Die Diskussion entwickelt sich in Richtung Vergleich und Gegenüberstellung akustischer und elektronischer Instrumente. Das ist interessanter als das ursprüngliche Thema.
Was ich gut verstehen kann.

Wen interessiert schon, wo der Trend hingeht. Soll das Vorbildwirkung haben? Sollte ich auch dahin gehen? Allerdings geht der Trend ein einziges mal zum Digitalpiano. Das eine mal genügt ihm anscheinend.

Gruß cm

PS: Meine Großtante ging täglich zur Kirche und hatte damit auch keine Vorbildwirkung für mich obwohl sie mir näher stand als der Trend.
 

wenn man gerne Bach spielt,wäre ein Cembalo eine Überlegung wert,ich weiß aus eigener leidvoller Erfahrung,wir können ja einen richtigen Hörsturz Club hier gründen :-) , dass Cembalo bei mir immer perfekt ging(habe das Glück neben dem Steinway auch noch ein schönes Pleyel Cembalo zu besitzen),das tut keinem noch so beleidigtem Ohr weh(wenn man erst ein Stück am Cembalo gespielt hat und dann rüber geht zum Flügel und das gleiche dort anschlägt erschreckt einen die gewaltige Lautstärke schon!!),wenn es Beethoven sein soll:alte Hammerklaviere waren ungleich leiser als heutige Flügel,so ein Instrument könnte man auch suchen als Alternative zum digi.

1. Ich liebe Barockmusik und habe schon oft gedacht, dass ein Cembalo mit seinem klaren, kurzem Klang und der reduzierten Lautstärke im Grunde genommen dem Digi sehr nahe kommt und hatte auch schon eine solche Idee. Die vielen Verzierungen in der Barockmusik waren wohl auch, um diese klanglich reichhaltiger zu gestalten, denn der einzelne, geupfte Ton ist sehr dünn und fein - auch war das Legato noch nicht erfunden, resp. hätte keinerlei Auswirkung gehabt.
2. Pleyel Cembalo & Steinway - was für eine geniale Kombination, ich verkneife mir gerne jeden auch nur aufkommenden Schimmer von Neid, da ich schon einige Einspielungen von Dir gehört habe und nur sagen kann: Da hat's jemand auch wirklich verdient!!!
3. Beethoven würde im Carrée laufen, hätte er anstatt auf seinen eher dünn klingenden Hammerklavieren in seiner Tinnitusphase auf unseren modernen Klangwundern spielen müssen - ich meine jetzt die hochwertigen, großen Konzertflügel. Seitdem ich massiv unter diesem Teufel im Ohr leide, bin ich auch geräuschempfindlich - eine Lachnummer eigentlich, den ich kann insgesamt schlechter hören.

@Pille: Lauter gestellte Kopfhörer stören mich ebenfalls weniger als die Flügelklänge. In der ersten Zeit des T. bin ich fast nur noch mit einem mp3-Player rumgelaufen, gar damit eingeschlafen, um die Geräusche im Kopf zu maskieren, was durchaus auch hilft.

Insgesamt finde ich die Diskussion um den DigiMarkt und seine Deutung sehr interessant und lehrreich und wollte davon eigentlich nicht ablenken und bitte nochmals um Entschuldigung.

LG von Seniora
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Caligulaminix: Diese Diskussion zeigt, dass es auch in unserer Konsumgesellschaft gottlob jede Menge Individualisten gibt, die das trendhafte Lemmingeverhalten nicht mitmachen, sondern eher ihrem Verstand und ihren Gefühlen folgen als dem Mainstream.

Für Viele ist das Digi nur ein Kompromiss, nicht mehr und das ist gut so!!!
 

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