Der "richtige" Flügel, die zweihundertvierundsiebzigste

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Ich fühle mich angesichts dieses Angebots schon beim Lesen an so manche Begegnung mit hochglanzrestaurierten alten Instrumenten erinnert. Und es schmerzt mich in den Ohren. Natürlich darf man das vom Bildschirm weg nicht einfach so behaupten. Vielleicht ist es ja wirklich ein "Kracher". Fragt sich nur in welcher Hinsicht.

Was mich noch interessieren würde: warum jagt er den Flügel auf 442 Hz rauf?

LG, Sesam

P.S. Lustig ist auch das nimmermüde Herbeizitieren von Pianisten, Komponisten und Dirigenten, die alle Blüthner in ihr Herz geschlossen haben. OK, es sei Blüthner vergönnt. Steinway hat sich in dieser Hinsicht ja auch gedacht: nicht kleckern, sondern klotzen. Und hat gleich den Steinway Artist aus der Marketing Trickkiste gezaubert. Aber Liszt sollte sich in Sachen Lieblingsflügel bald mal entscheiden: Blüthner, Bechstein oder Erard. Alle nehmen sie das für sich in Anspruch :super:
 
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Ich fühle mich angesichts dieses Angebots schon beim Lesen an so manche Begegnung mit hochglanzrestaurierten alten Instrumenten erinnert. Und es schmerzt mich in den Ohren. Natürlich darf man das vom Bildschirm weg nicht einfach so behaupten. Vielleicht ist es ja wirklich ein "Kracher". Fragt sich nur in welcher Hinsicht.
Hm. Der Großteil ist "neue Saiten, neue Filze, diverse Dinge lackiert". Das ist doch eigentlich eher harmlos, denke ich? Ich bin aber ehrlich gesagt hier stutzig geworden:
Zitat von Pianovum:
Reparatur der akustischen Anlage, Resonanzboden gespänt und lackiert
Der Resonanzboden wurde "gespänt"? Was soll mir das sagen? Ich weiß ja eigentlich was spanende Bearbeitung ist, und das hieße, sie haben dran herumgefräst... klingt nach Verschlimmbesserung.
Zitat von Sesam:
Was mich noch interessieren würde: warum jagt er den Flügel auf 442 Hz rauf?
Ich vermute mal, zum Konzerteinsatz? In Symphonie-Orchestern wird doch gerne auf 442 oder 443 Hertz gestimmt. Ob das sinnvoll ist, darüber lässt sich eh trefflich streiten, ich war noch nie ein Freund dieser hohen Stimmungen, ich wäre auch mit der Chladni-Definition (C1=256.0Hz, A1=430.5Hz) nicht unzufrieden. Aber wenn man zusammen spielen will, muss man sich natürlich auf etwas einigen.

Mal noch ne ganz doofe Frage: die Blüthner-Patentmechanik ist keine Doppel-Stoßzungenmechanik, oder? Nicht dass mein derzeitiges Repetitions-Können mich da wohl irgendwie an Limits stoßen lassen würde.
 
Also ich bin ja nicht vom Fach. Weder klavierbauerisch noch pianistisch. Aber mir würden die neu befilzten Hämmer grössere Sorgen machen als der gespänte Resonanzboden. Bin aber auch hammertraumatisiert :cry2::dizzy:

Die Patentmechanik ist etwas aus der Mode gekommen. Damals hattens die Pianisten halt nicht so eilig. Wahrscheinlich würde sie im heutigen Konzerteinsatz nur mit gerümpfter Nase angefasst werden. Aber, entre nous, für das Wohnzimmerkonzert reichts. Mehrmals wurde ja im Ebay Text auch betont, dass es auf die Regulierung ankommt. Das sagt auch mein Klaviermacher :-) Und für mich ist das Spielgefühl optimal. Ich habe das Gefühl, dass alles nach der Englischen Mechanik schreit, weil man halt glaubt, dass man damit den neuesten Stand der Technik hat. Mag sein, aber 1. ist englisch absolut betrachtet auch nicht mehr sooo neu und 2. quasseln viele über die Patent ohne je eine ordentlich regulierte gespielt zu haben. Mache am besten eigene live Erfahrungen.

Was die Stimmung auf 442 betrifft, gibt es viel mögliche Gründe. Ich weiß auch nicht, ob sich in den 1910er Jahren die 440 Hz schon durchgesetzt haben, ich dachte, das war in den 30ern. Allerdings lässt es Rückschlüsse auf die "Restaurationsphilosophie" zu, wenn moderne Stimmhöhen aufgezwungen werden. Für mich wär spätestens das das k.o. Kriterium.

LG, Sesam

P.S. Ich glaube nicht, dass es dieser Flügel nochmal zum Einsatz mit Orchester bringt :bye:
 
Was die Stimmung auf 442 betrifft, gibt es viel mögliche Gründe. Ich weiß auch nicht, ob sich in den 1910er Jahren die 440 Hz schon durchgesetzt haben, ich dachte, das war in den 30ern. Allerdings lässt es Rückschlüsse auf die "Restaurationsphilosophie" zu, wenn moderne Stimmhöhen aufgezwungen werden. Für mich wär spätestens das das k.o. Kriterium.

Die "Standardisierung" von 440 Hertz war 1939. So man es denn so nennen mag, immerhin spielen die Orchester ja bis heute ohne Rücksicht auf etwaige Sänger noch höher. Im 19. Jahrhundert gab es kurze Ausflüge bis jenseits der 450 Hertz, wenn ich mich richtig erinnere. Frequenzen um 440 waren Anfang des 20. Jahrhunderts jedenfalls bereits weit verbreitet, ganz ohne internationale Normierungs-Konferenz. Die Höhe des Kammertons ist großteils auf das Bestreben von Streichern zurück zu führen... die klingen dann wohl besser. Wenn du Sänger fragst, würden die dir sofort sagen, dass 430 deutlich angenehmer wäre, aber die Diskussion gibt es schon sehr lange und bisher zumindest sieht es nicht nach einer Absenkung aus...
 
Die Kammerton Diskussion gibt es wahrscheinlich genau so lange, wie es den Kammerton selbst gibt.
Allerdings haben wir es ja hier mit einem Flügel zu tun, zu dessen besten Zeiten der Kammerton eher tiefer als 442 lag. Warum also heute im Greisenalter noch ein paar Tonnen mehr draufpacken? Um jung zu erscheinen? Um so zu tun, als wäre dieser Flügel ein fabrikneues Instrument? Weil er sich dann besser VERKAUFT??

LG, Sesam
 
Wie gesagt, für mich privat dürfte es sogar die Chladni-Definition sein, dann wären wir bei 430.5 Hertz. Vielleicht mache ich das sogar eh, wenn mein Instrument da ist. Oder 435. :-)
 


bei den ersten beiden würde ich die Finger davon lassen, zwischen renovieren und restaurieren besteht ein grosser Unterschied.
Faszinationsklavier kann empfohlen werden, da der Inhaber sich sehr gut mit alten Flügel auskennt und versucht diese originalgetreu wieder herzustellen.
Historische (alte) Flügel sollten nur von Fachleuten die sich darauf spezialisiert haben restauriert werden.
Es lohnt sich dort sein Instrument zu suchen.
 
Das scheint ein interessanter neuer Laden in Düsseldorf zu sein. Zudem ist er auch noch Steingraeber & Söhne Vertreter, so was ist nicht gerade häufig in dieser Gegend.

Ich kenne ihn persönlich. Das ist ein frischgebackener Klavierbaumeister und absolut vertrauenswürdig. Handwerklich mit Sicherheit auf sehr hohem Niveau und immer an Neuem interessiert. Ich habe ihn bereits auf zwei Fortbildungen getroffen. Und bevor man seinen Blüthner hier schlecht macht, sollte man ihn wenigstens angespielt haben, oder?
 
für das Budget kannst du dir evtl. auch mal die Schimmel Instrumente anschauen. Auch einen größeren Hoffmann bekommst du für das Geld. Und Irmler würde ich nicht von vornherein ausschließen.
 

Ich kenne ihn persönlich. Das ist ein frischgebackener Klavierbaumeister und absolut vertrauenswürdig. Handwerklich mit Sicherheit auf sehr hohem Niveau und immer an Neuem interessiert. Ich habe ihn bereits auf zwei Fortbildungen getroffen. Und bevor man seinen Blüthner hier schlecht macht, sollte man ihn wenigstens angespielt haben, oder?

Hallo Tastenscherge,

du hast Recht. Tut mir leid, ich wollte diesen Blüthner nicht schlecht reden. Jeder sollte sich wirklich ein eigenes Bild machen.

Allerdings müssen Händler schon auch mit den unangenehmen Seiten des viralen Marketing umgehen können. Und dazu zählt, dass sich Leute über die angebotene Ware auch unterhalten.

LG, Sesam
 
für das Budget kannst du dir evtl. auch mal die Schimmel Instrumente anschauen. Auch einen größeren Hoffmann bekommst du für das Geld. Und Irmler würde ich nicht von vornherein ausschließen.

Wie gesagt, ich habe hier in Dortmund einen auf Bechstein/Hoffmann spezialisierten Händler direkt vor der Nase (keine Ahnung, wie gut man sich in NRW kennt unter den Klavierbauern, vielleicht sagt dir das aber ja was). Einen mittelgroßen Hoffmann (V175 oder 183) für bezahlbar gibt es dort immer wieder mal aus der Ausstellung, und dass die Firma mittlerweile über 100 Jahre vor Ort in jetzt vierter Generation betrieben wird, nehme ich mal als Indiz, dass sie keinen Müll verscheuern (sonst wäre der gute Name ja sofort 'durch'). Ich finde den Klang des 175ers auch gar nicht so schlecht, auch wenn er für meinen Geschmack noch etwas wärmer sein könnte.

Tatsächlich ist der Laden eine meiner derzeitigen Adressen, wenn ich mal wieder einen Raum mit Flügel nutzen will, sie vermieten Proberäume an Musikschulen und Einzelpersonen. Der V175, den ich dort jetzt schon öfter gespielt habe, klingt (derzeit) 'mittel', also weder besonders hart und brillant noch besonders warm und weich. Ich denke aber, da gibt es noch einigen Intonations-Spielraum. Vorteil dieser Möglichkeit "vor Ort" wäre: wenn wider Erwarten was mit dem Instrument ist, kann ich dort innert 15 Minuten persönlich auf der Matte stehen und maulen. Das Minus zumindest der 'Vision'-Reihe ist für mich persönlich der eher maue, sehr glatte Tastenbelag: damit werde ich einfach nicht warm. Es gibt mittlerweile gute Kunstelfenbein-Varianten, dieser Plexiglas-Unfug muss doch eigentlich echt nicht mehr sein...

Und ja, auch der Irmler wird definitiv noch persönlich angespielt, und sei es nur der Vollständigkeit halber. :-) Es gibt wohl in Düsseldorf (IIRC, jedenfalls irgendwo im Niederrheingebiet, leidlich erreichbar von hier) einen auf Blüthner spezialisierten Laden, dort wollte ich definitiv mal einfallen und mir den polnischen Neo-Blüthner mal näher ansehen.
 
Die Kammerton Diskussion gibt es wahrscheinlich genau so lange, wie es den Kammerton selbst gibt.
Allerdings haben wir es ja hier mit einem Flügel zu tun, zu dessen besten Zeiten der Kammerton eher tiefer als 442 lag. Warum also heute im Greisenalter noch ein paar Tonnen mehr draufpacken? Um jung zu erscheinen? Um so zu tun, als wäre dieser Flügel ein fabrikneues Instrument? Weil er sich dann besser VERKAUFT??

LG, Sesam

Ja der kostet neu 53.616 Euro wirkt absolut unseriös und dann noch diesen als seriöser Steingraeber Händler auf Ebay zu stellen :puh::lol:
 
Glaub mir, der ist absolut seriös und ich würde ihn in NRW auch vorbehaltlos für kompetente Generalüberholungen empfehlen. Aber ich finde auch nicht, dass sein Auftreten irgendwie unseriös wirkt.
wenn Du ihn persönlich kennst, was spricht dagegen, dass Du mal mit ihm ein Wort von Kollege zu Kollege wechselst?
Evtl. würde er sich auch hier im Forum vorstellen, wer weiß?

Viele Grüße
hennes
 
Ob man auf ein puristisch Historisches steht, ein generalüberholtes Altes, ein junges Gebrauchtes oder ein Neues ist Geschmacksfrage und kann leicht in einen Glaubenskrieg ausarten.

In einer Gruppe bildet sich zudem im Laufe der Zeit oft eine Mehrheitsmeinung. Das bedeutet nicht unbedingt, dass diese Meinung richtiger ist, sondern kann lediglich ein Zeichen dafür sein, dass Menschen mit anderen Meinungen und Vorlieben sich woanders aufhalten.

Menschen haben auch unterschiedliche Prioritäten beim Klavierkauf. Manche interessieren sich mehr für den Klavierbau, andere mehr für die Klaviermusik. Manche wollen auf dem Klavier primär Fingerübungen machen, andere wollen den Klang genießen. Für manche ist es wichtig, dass ein Klavier mindestens auf 440 Hz steht, für andere nicht.

Ich wüsste nicht, warum ein Klavierbauer auf einem Internetforum Rede und Antwort stehen soll, wenn noch keiner in seinem Laden war, seine Instrumente ausprobiert und sich seine Konditionen angehört hat. Auf einem Forum hat derjenige einen Vorteil, der gut reden und schreiben kann. Daraus kann man keine Rückschlüsse auf sein handwerkliches Können oder gar auf seine Seriosität ziehen.
 
Ob man auf ein puristisch Historisches steht, ein generalüberholtes Altes, ein junges Gebrauchtes oder ein Neues ist Geschmacksfrage und kann leicht in einen Glaubenskrieg ausarten.

In einer Gruppe bildet sich zudem im Laufe der Zeit oft eine Mehrheitsmeinung. Das bedeutet nicht unbedingt, dass diese Meinung richtiger ist, sondern kann lediglich ein Zeichen dafür sein, dass Menschen mit anderen Meinungen und Vorlieben sich woanders aufhalten.

Menschen haben auch unterschiedliche Prioritäten beim Klavierkauf. Manche interessieren sich mehr für den Klavierbau, andere mehr für die Klaviermusik. Manche wollen auf dem Klavier primär Fingerübungen machen, andere wollen den Klang genießen. Für manche ist es wichtig, dass ein Klavier mindestens auf 440 Hz steht, für andere nicht.

Ich wüsste nicht, warum ein Klavierbauer auf einem Internetforum Rede und Antwort stehen soll, wenn noch keiner in seinem Laden war, seine Instrumente ausprobiert und sich seine Konditionen angehört hat. Auf einem Forum hat derjenige einen Vorteil, der gut reden und schreiben kann. Daraus kann man keine Rückschlüsse auf sein handwerkliches Können oder gar auf seine Seriosität ziehen.

nun gut über die Restauration von historischen Instrumenten kann diskutiert werden.
Es gibt auch unter den Ärzten viele Spezialisten und so ist es mit gewissen Klavier Restauratoren, sie machen wie ein Schönheitschirurg aus einer alten Kiste eine Dolly Buster :lol:
 

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