Das Innenleben der Hausaufgabenhefte

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12. Mai 2018
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Und ich habe mein altes Hausaufgabenheft gefunden, in das meine Lehrerin wöchtentlich mit Bleistift meine Hausaufgaben für die kommende Woche notiert hat. Das liest sich im Nachhinein sehr lustig und spannend (...)

Ihr Lieben,

dieser Beitrag von DonBos hat mich neugierig darauf gemacht, was wohl alles in euren Hausaufgabenheften, wenn vorhanden, steht. Gerne von früher, aber auch von heute, alles ist willkommen!

Leider kann ich nicht viel dazu beitragen, weil meine Hausaufgabenhefte von früher verloren gegangen ist. Ich weiß aber, dass ich in die Hefte meiner Schüler manchmal sehr Merkwürdiges schreibe, gerade wenn es um Bilder, Metaphern oder Stichworte geht. :D Und wenn da nur "blubb" steht. :-D

Auf ein fröhliches Sammeln! :drink:

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe chiarina,

ich hatte anfangs weder Noten noch gar eine "Schule". Mein Lehrer hat die Noten selbst geschrieben. Als Schule lernte ich später nur die "Schule der Geläufigkeit" kennen.
Dies ist die erste Seite eines von mir aufbewahrten Büchleins (Mitte der Fuffziger), sicher nicht aus den ersten Anfängen:

notenbuch-angermann.jpg

Gruß
Manfred​
 
Als Spätbeginner ist mir stets zugemutet worden, zum Merken die grauen Zellen zu bemühen.

So war es bei mir auch (Anfang 2012 mit Unterricht begonnen), ich habe mir zuhause die wichtigen Dinge notiert, die er mir vermittelt hat (und was gut geklappt hat und was weniger gut).

Kommt es denn vor, dass KL*innen einem Erwachsenen etwas ins Hausaufgabenheft notieren?
 
Ich möchte meinen Beitrag ergänzen. Hausaufgabenhefte mit Texten, wie sie hier genannt wurden, kenne ich überhaupt nicht.
 
Ich habe seinerzeit als Jugendlicher begonnen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es ein Aufgabenheft gegeben hätte. Bei meiner aktuellen KL gibt es das auch nicht. Vor ein paar Jahren hatte ich eine Zeit lang Stimmbildung. Da gab es so etwas für Übungen, die mir die Stimmbildnerin aufschrieb.
 
Kommt es denn vor, dass KL*innen einem Erwachsenen etwas ins Hausaufgabenheft notieren?

Das klingt so, als würde Dich das irritieren. Ich sehe das eher praktisch: Es geht um eine optimale Nutzung der Zeit.

Ich muss sagen, dass meine KL das in der Tat nie macht. Ich habe aber auch zur Zeit kein Heft.
Sie übernimmt jedoch manchmal die "Schreibaufgabe", wenn es darum geht, in die Noten etwas hineinzuschreiben.

Bei meiner Flötenlehrerin hingegen ist es so, dass sie sehr wohl fast die ganze Schreibarbeit übernimmt (z.B.: eine neue Übung notieren/beschreiben, Termine eintragen …). Das hat den riesigen Vorteil, dass ich nicht immer wieder die Flöte aus der Hand legen muss.

@chiarina

Ich habe mein Klavier-Schreibbuch aus den Jahren 1969-72 gesucht, als ich wieder mit dem Klavier begonnen habe, leider erfolglos.

Woran ich mich noch erinnere: Mein damaliger KL hatte ein Lobsystem (Sonderlob - großes Lob - kleines Lob - kein Lob) und das wurde u.a. darin eingetragen. Heute sehe ich das System eher mit gemischten Gefühlen. Für Kinder war es sicher nicht schlecht, für Jugendliche - naja.

Ganz hinten im Deckel hatte er mir den Quintenzirkel aufgemalt - das finde ich auch im Nachhinein immer noch gut.
 
Ganz herzlichen Dank für eure Beiträge!!! :) :blume:

@Moderato: dein KL hatte aber eine seeehr ordentliche Schrift! :D Ich mach immer Striche statt Notenköpfe bei Viertelnoten etc.. :D Solche "Andenken" sind einfach sehr schön und tragen viele Erinnerungen mit sich.

Woran ich mich noch erinnere: Mein damaliger KL hatte ein Lobsystem (Sonderlob - großes Lob - kleines Lob - kein Lob) und das wurde u.a. darin eingetragen. Heute sehe ich das System eher mit gemischten Gefühlen. Für Kinder war es sicher nicht schlecht, für Jugendliche - naja.

Ein Schüler erzählte mit mal aus seiner Kindheit, dass es für jede Stunde ein Smilie gab - bei ihm meistens ein trauriges - und dass ggf. unter den Hausaufgaben ein Eintrag an die Eltern notiert war, grundsätzlich negativ wie "leider hat *** (Name) zum wiederholten Mal ungenügend geübt und entspricht in keinster Weise den Anforderungen". ...Tja..... . Umso toller, dass so jemand trotzdem wieder zum Klavier gefunden hat!

Was die schriftliche Niederlegung der Unterrichtsinhalte inkl. Übestrategien, Improvisationen, Kadenzen, Harmonielehre, Gehörbildung etc. angeht (ein Notenheft habt ihr aber doch alle, oder?), bin ich ein Fan davon, die wesentlichen Punkte aufzuschreiben. Das ist in der Regel sehr viel effektiver.

Wenn wir im Unterricht gemeinsam Übestrategien austüfteln, vielleicht Bilder und Metaphern entwickeln, technische Probleme lösen, so ist es nach der Aussage meiner Schüler sehr hilfreich, die dafür nötigen einzelnen Schritte, die aufeinander aufbauen, zu notieren.

Das mache ich immer gemeinsam mit dem Schüler, der dadurch die gerade entwickelten Schritte und Erkenntnisse noch einmal reflektiert und deutlich macht. Manchmal wird ihm dabei klar, dass doch noch nicht alles klar ist. :-DEr drückt das alles in seinen Worten aus, die ich dann stichpunktartig aufschreibe. Es gibt auch Schüler, die das unbedingt selbst aufschreiben wollen, damit sie nichts vergessen - wenn ich das mache, spart das Zeit.

Erwachsene Schüler fahren in der Regel nach dem Unterricht zur Arbeit oder kommen von derselben, so dass sie froh sind, wenn das, was im Unterricht gemacht wurde, auch schriftlich nachzulesen ist.

Es hat halt auch nicht jeder ein Gedächtnis wie ein Elefant (woher kommt dieses Sprichwort? :D). Es ist sinnvoll, Ostinati für Improvisationen zu notieren, es ist sinnvoll, bestimmte Stichpunkte wie "Armführung", "sich Raum schaffen", "die Bewegung durchziehen", Bodenkontakt u.v.a. zu notieren. In die Noten schreibe ich grundsätzlich sehr wenig - ich mag nicht diese vollgekritzelten Notentexte.

Ich möchte halt nicht, dass Dinge vergessen werden, die wir im Unterricht erfolgreich entwickelt haben, und das kommt auf diese Weise nur sehr selten vor. Auch die Gefahr von Missverständnissen wird deutlich reduziert.

Ich nehme dem Schüler Arbeit keine Arbeit ab - denken und hören muss er selbst :D -, sondern biete ihm eine Erinnerungshilfe, auf deren Basis er sich während der Woche selbst unterrichten und weiter entwickeln kann.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Altenmüller, der berühmte Prof. für Musikermedizin und Neurologe, hat mal in seinen Vorträgen davon gesprochen, dass gerade bei Erwachsenen die alten Muster des Lernens immer wiederkehren. Es gibt anscheinend einen Bereich im Hirn (hab vergessen, wie er heißt), der uns wie ein Gummiband immer wieder in die alten Verhaltensweisen fallen lässt. Da ist etwas Schriftliches durchaus hilfreich, mit dem wir aus diesem Automatismus herausgerissen werden und das uns daran erinnert, dass es tatsächlich auch noch Anderes gibt. :-D
 
Es hat halt auch nicht jeder ein Gedächtnis wie ein Elefant (woher kommt dieses Sprichwort?

Speziell in Indien hat man wohl beobachtet, dass Elefanten (Arbeitstiere) sich an Leuten, die sie schlecht behandelt haben, nach Jahren oder sogar Jahrzehnten noch rächten.
Deshalb hat die Redewendung "der hat ein Gedächtnis wie ein Elefant" auch immer etwas von nachtragend, von nicht vergessen und verzeihen können!
 
Ich bin ab Mitte der Woche bei meinen Eltern und schaue, ob ich dort noch Unterlagen von meiner ersten Klavierlehrerin aus den 80er Jahren finde. Sie hielt jede Stunde auf einen DIN A5-Zettel fest, zum einen für den Schüler (was gemacht wurde und was man üben soll) und zum anderen für sie selber (eine Kopie mit Hilfe von diesen blauen Matrizen) als Erinnerungsgrundlage, was zuvor durchgenommen wurde.
 
Manchmal ist es ja so, dass man alles anders machen will, teils aus Opposition, teils weil man es besser zu wissen glaubt oder es tatsächlich so ist.
Meine sehr nette, aber- vorsichtig ausgedrückt- überaus konventionell unterrichtende Lehrerin, bei der ich vom 9. bis zum 18. Lebensjahr Unterricht hatte, tat fast nichts anderes, als im Aufgabenheft die zu übenden Stücke jeweils aufzulisten. Keine weiteren Anweisungen, keine Theorie, Improvisation- es gab nicht einmal eine allererste Unterrichtsstunde ohne Noten- , Technik etc.. Es ging darum, den Notentext " mit runden Fingern" zu exekutieren. In den Noten stand bei schwierigen Stellen " 10 Mal täglich" oder auch " 20" mal täglich".
Eine Freude war es mir stets, als sie mit zunehmendem Alter dennoch die Aufgabenstellung "Czerny" oft übersah.
Selbst mache ich es ähnlich wie chiarina. Man muss die Aufgabenstellung mit dem Schüler formulieren oder zumindest mit ihm besprechen; er bzw. sie hat da manchmal gute Ideen, die mir nie einfallen würden.
Ein besonderer pädagogischer Kniff bei mir ist, dass meine abenteuerliche Handschrift dem Schüler viel Denk- und Entzifferungsarbeit abverlangt und er so alles gründlich verinnerlicht.
 

Jetzt habe ich mal nachgeschaut, denn wenn es auch kein Aufgabenheft gab, so hat er mir bei besonderen Problemfällen (meist, wenn ich mal wieder mit einem Rhythmus nicht klargekommen bin) etwas aufgezeichnet, da habe ich einiges auf meiner HDD entdeckt. z.B. das:

Bildschirmfoto 2018-11-03 um 13.51.07.png

Damals habe ich mich mit Takt 8 aus Skrjabins 16/4 sehr schwer getan. Ich hatte das Präludium alleine begonnen und ihn irgendwann gefragt, ob ich den Takt richtig spiele. Er war total daneben, dann hat er mir die Zeichnung gemacht und mir Tipps gegeben.

Bildschirmfoto 2018-11-03 um 13.49.41.png
 
Es ist ein bekannter Trick bei Schülern aus Musikschulen, dass wenn sie einmal eine Woche nichts geübt haben, dann vergessen sie einfach absichtlich ihr Musikheft in der nächsten Stunde.
Die Klavierlehrerin die >30 Schüler hat , hat dann viel vergessen und die Schüler sind fein raus ...;-)
 
Bei mir standen da eigentlich fast nur Hausaufgaben zur Harmonielehre drin (im weitesten Sinn).

Das hier fand ich herzig: :herz:

IMG_20181103_092045.jpg


Man hat irgendwann mit den Basics begonnen. :-)
 
Warum issn "halt die Fresse" eingekreist? :-)
 
Was für ein schönes Thema, was ich hier wohl unbewusst ausgelöst habe - mein von @chiarina zitiertes Heft werde ich eventuell in den nächsten Tagen mal einscannen (zumindest ein paar Seiten). Aber nicht jetzt zu dieser Uhrzeit. :-D
 

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