Darf man hier auch konkrete Fachfragen stellen?

  • Ersteller des Themas Blumentopf
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Ich habe ähnlich wie Marlene an gewissen motorischen Problemen zu arbeiten gehabt. Nebenbei eine berufliche 80h Woche. Natürlich kann meine Lehrerin Freude vermitteln. Trotzdem habe ich meine Prioritäten erstmal auf motorische Dinge gelegt.

Liebe Cathain, kuck mal, Du bist Anfängerin, ne? Also kannst Du, wie Du selber sicherlich einräumen wirst, bestimmte Dinge (noch) nicht so beurteilen.

Jedoch bist Du der festen Überzeugung, daß "motorische Probleme" als gesonderte "Entität" existieren und gesondert beackert werden können.

Woher weißt Du das eigentlich so genau?

Woher weißt Du so genau, daß eine zweckmäßige "Ohren-Bildung" und ein Wissen über die Zusammenhänge nicht Probleme, die scheinbar "nur motorische" sind, in viel kürzerer Zeit beheben helfen? Was gerade bei begrenzter Übezeit ja ein Segen wäre?

Schon interessant: Bei vielen Dingen sagen die Anfänger "Stöhn, ich bin halt Anfänger und blick da noch nicht durch, ich hab da noch einen weiten Weg vor mir"; nur in solch zentralen Dingen, wie Instrumentallernen grundsätzlich vonstatten zu gehen habe und was für jemanden mit wenig Zeit am besten, lustbringendsten und effektivsten sei, scheinen sie sich schon völlig sicher zu sein...

LG,
Hasenbein
 
Sie scheinen nicht, sie sind es. :)
Natürlich ist es für die meisten lustbringender, in einem Auto zu fahren als die ebenfalls nötige Theorie zu büffeln (irgend wie lande ich immer beim Auto fahren...). Dass das so am effektivsten sein soll, hat hier keiner behauptet. Da legste den Leuten nur wieder was in den Mund.

Und höre auf, unbekannte KLs zu beurteilen. Das ist Quatsch. Ich z.B. hatte 1 Jahr nur Theorie bevor ich überhaupt an ein Instrument durfte. Das hat zwar auch Spaß gemacht, aber mal ehrlich: Erst am Instrument und dort das Üben an einem schönen Stück macht nun mal viel mehr Spaß, gerade am Anfang. Das musst Du uns Anfängern einfach zugestehen und erlauben.
 
Was ich irgendwie ironisch oder schon leicht tragisch finde, ist die unpassende Verteilung von Schülern und KLs. Ich hätte so gerne einen Unterricht mit Gesamtansatz, finde aber niemanden, der mich so unterrichtet. Während manche Anfänger von ihren KLs sanft an die Theorie herangeführt werden müssen, muss ich meine KL sanft an die Theorie heranführen... Ich würde mir wünschen, dass mir ein KL auch was zutraut und nicht meint, das arme Anfängerpflänzchen irgendwie schonen zu müssen und bloß nicht auf zu viele Dinge hinweisen zu dürfen. Wenn es mir zuviel werden würde, könnte ich es ja immer noch sagen. Anstelle dessen muss ich vieles stückchenweise selber rausfinden, weil man offensichtlich meint, man könnte mir das nicht sagen. :(

Warum ist das Leben nur so blöd organisiert? :evil: Kann man da nicht einfach mal reingreifen und die Leute so sortieren, dass es hinterher passt? :D
 
Natürlich ist es für die meisten lustbringender, in einem Auto zu fahren als die ebenfalls nötige Theorie zu büffeln

Nee! In einem Auto zu fahren und dabei die ganze Zeit keine Ahnung zu haben, was die ganzen Schilder bedeuten? Nicht zu wissen, was die ganzen Autos um mich rum machen und ob sie nun gerade rechts fahren wollen oder vielleicht vor mir abbiegen? Das macht nicht viel Spaß.

Natürlich ist es am Klavier anders und es macht auch Spaß, einfach zu spielen. Aber wenn man keine Ahnung hat, was das alles soll? Mir würde es mit mehr Ahnung 100%ig mehr Spaß machen. Was ich bisher an Theorie gelernt habe, fand ich immer interessant. An das, was mir KL#1 erzählt hat, erinnere ich mich jetzt immer noch, das hat alles was gebracht. War eben nur zu wenig.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Klar macht Auto fahren ohne Ahnung Spaß! Ich habe mit 14 Jahren das Autofahren "gelernt" (ich bin mit einem Wolga oder einem Trabi Wald- und Feldwege lang gebraust). So viel Spaß wie damals hatte ich nie wieder in einem Auto. :)
 
Daß etwas, ohne "Ahnung" davon zu haben, mehr Spaß machen soll, das ist die typische Unterschicht-Einstellung.

Sobald mal ein bißchen "Rübe anschalten" oder Sich-Fokussieren ins Spiel kommt, ist es sofort "anstrengend", "langweilig" etc.

Deswegen sind Menschen der Unterschicht ja auch in der Unterschicht. Weil sie nie erfahren haben, daß Kompetent-Sein SPASS macht. Außer vielleicht beim Skateboarden oder Counterstrike-Spielen. Deshalb sind sie halt inkompetent und luschig, kriegen keinen Job und kein Geld etc. -> bums, Teufelskreis.

(Hier wieder mal der Hinweis auf den Film "Rhythm Is It", wo gezeigt wird, daß man Unterschicht-Jugendliche mit Kompetenz und Strenge dazu bringen kann, Kompetentsein als beglückend zu empfinden.)

Wir sind hier jedoch alle intelligente und recht gebildete Mittelschicht-Menschen, und warum soll man in seinem Hobby (das man überdies monatlich recht teuer bezahlt) in gewisser Weise auf Unterschichtniveau sinken? Und dann womöglich noch in einem Forum irgendwann rum-buhuhuen: "Männo, ich komm klavierspielmäßig irgendwie echt nicht richtig weiter, ich fühl mich so unbeholfen, naja, liegt bestimmt daran, daß ich schon über 20 bin" ??

Jeder soll selbstverständlich das machen, was ihm beliebt. Es muß aber erlaubt sein, jemanden darauf hinzuweisen, daß das, was ihm da gerade so beliebt, nicht gerade das allerzweckmäßigste Verhalten ist. Dann kann derjenige ja meinetwegen antworten: "Ja, ist überhaupt nicht geil, wie ich das handhabe, weiß ich, aber ich mach's trotzdem, weil... äääh... weil... darum!" :D :D

LG,
Hasenbein
 
Konkretes Beispiel zu Theorie und Musikstück:

Ich habe zuletzt "Twelve Tone Tune" von Bill Evans gelernt. Um die Melodie zu spielen, muss man gar nicht wissen, welche "LEGO-Bausteine" verwendet wurden, dass die Melodie durch klassische Variationstechniken wie Umkehrung, Krebs, etc. entstanden ist und auf einer Zwölftonreihe basiert. Gut, ich gebe zu, wenn man weiß, was letzteres ist, macht der Titel auf einmal Sinn ;-)

Auch kann man sich die Akkordfolge merken, ohne wissen zu müssen, dass die Akkorde im Quintfall oder chromatisch abwärts fortschreiten. Ich fand es mit diesem Wissen aber wesentlich leichter, sie mir zu merken!

Also alles nicht zwingend notwendig, aber: Über die strukturierte Herangehensweise des Komponisten etwas zu erfahren, fand ich höchst spannend und inspirierend und ich habe das Thema deshalb mit Begeisterung geübt.

Darum: Ich bedauere jeden Klavier-/Musikbegeisterten, dem musiktheoretische Zusammenhänge - aus welchem Grund auch immer - entgehen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ein echter Weinliebhaber wird nicht sagen: "Och, bringen sie mir mal irgendeinen Roten" und den dann irgendwie so runtersüffeln. Sondern sich damit beschäftigen, wo es die richtig leckeren Tropfen gibt und wie sie sich voneinander unterscheiden, was bei der Weinaufbewahrung und -verkostung zu beachten ist etc. Sonst ist er kein echter Weinliebhaber. Die "Weintheorie" gehört also zum Spaß integral dazu.

Ein begeisterter Fußballspieler wird nicht irgendwie rumrennen und den Ball zu treffen und in den Kasten zu befördern suchen, sondern sich mit den Feinheiten des Pass-Spiels, des Kopfballs, des Dribbelns etc. beschäftigen, bekannte Spieler & Mannschaften beurteilen und vergleichen etc. pp. Das macht ihm echten Spaß, das macht er freiwillig und sehr gerne nach Feierabend (zum Leidwesen mancher Ehefrau...)

Entsprechend gehört für den echten Musik- und Klavierliebhaber die Beschäftigung mit den musikalischen Grundlagen und Regeln selbstverständlich zum Spaß dazu, sonst ist er das Äquivalent zum "Wein-Runterkipper" oder "Ball-Draufhauer" (der zusätzlich vielleicht sich noch verteidigt mit: "Ich bin froh, daß ich überhaupt in der Lage bin, Wein zu trinken oder einen Ball zu treffen! In meinem Alter!" :D ).

LG,
Hasenbein
 
Daß etwas, ohne "Ahnung" davon zu haben, mehr Spaß machen soll,
das ist die typische Unterschicht-Einstellung.

Also,

dann isses mal wieder soweit:

"Paß ma auf, Hasenbein, was Du redest, ist ja mal Käse [...]"

Es ist völliger Quatsch, daraus eine Klassenfrage zu machen.

Der Aberglaube, daß man durch Kenntnisse die Freude an der Sache verlieren könnte,
besteht schichtenübergreifend. Wenn Du stammtischartig verallgemeinern willst,
müßtest Du ihn auf einen Teil der 68er-Generation zurückführen, in dem es Mode wurde,
Bauch gegen Kopf (oder Herz gegen Hirn) auszuspielen.

Die Exponenten dieser bekloppteren 68er-Variante waren aber - was? Genau!
Kinder aus dem (gehobenen) Bürgertum.

Dingdong!

Gomez
 
was brauch ich...

Musiktheorie, wenn es mir z.B. nur darum geht, Stücke, die ich längst auswendig kann, technisch in den Griff zu bekommen?

Ist doch alles eine Frage der persönlichen Zielsetzung beim Klavierspiel. Und da kommt eben wieder der Lustfaktor ins Spiel: wenn ich keine Lust dazu habe, mich mit Musiktheorie zu beschäftigen, laß' ichs halt.
 
Es ist völliger Quatsch, daraus eine Klassenfrage zu machen.

Der Aberglaube, daß man durch Kenntnisse die Freude an der Sache verlieren könnte,
besteht schichtenübergreifend.

Ist richtig; in der Unterschicht ist dieser Aberglaube aber gewissermaßen alles beherrschend.

"Unterschicht" ist heute nicht, wer wenig Geld verdient, darauf weist u.a. Walter Wüllenweber ganz richtig hin. Ein Student in der WG oder ein arbeitsloser Akademiker sind keinesfalls Unterschicht. Sondern Unterschicht heißt, durch Unbildung abgehängt und chancenlos zu sein und in einem bildungsfeindlichen Umfeld zu hängen.

Das hat mit "Stammtisch" nichts zu tun, das ist bittere Realität.

Aber klar, u.a. wegen Äußerungen, die ich neulich gegenüber Dir und pppetc gemacht habe, bist Du auf Fundamentalopposition mir gegenüber und wartest nur darauf, mir einen überbraten zu können und mich als Doofi hinzustellen.

Dingdong.

LG,
Hasenbein
 

Nabend,

ja bin ich, was nichts daran ändert, dass diese kleinen motorischen Probleme bei der Koordinierung der Bewegungsabläufe auch außerhalb des Klavierspiels habe. ^^ Das ist im Sport nicht anders. Heißt: ich bin dabei gar nicht schlecht wenns einmal funktioniert, muss mich aber anfangs extrem auf die Bewegungskoordination konzentrieren. War bei mir schon immer so und hängt wohl mit gewissen Ereignissen zu Beginn des Lebens zusammen. Ist so, kann ich mit Leben und einschränken tut es mich eigentlich selten. Ich muss mich halt anfangs extremer konzentrieren und dementsprechend viel Priorität darauf legen..... (Nein du möchtest nicht wissen, was mich mein Slice beim Aufschlag an Lebenszeit und Energie gekostet hat).

Weißt du Hasi, ich stöhne nicht - wieso auch. Ich möchte gern mehr Fokus auf die "Theorie" (die ich eigentlich nicht als solche empfinde) legen. Im moment ist der Kopf dazu aber einfach zu voll. Ich KANN es grade einfach nicht weil die Kapazität dafür momentan nicht frei ist. Schlimm finde ich das trotz meiner Ansprüche an mich selbst momentan eigentlich nicht. Letztlich weiß ich, dass das Examen irgendwann vorbei sein wird.
 
... und daß man ein Musikstück mehr genießen kann, wenn man dessen musiktheoretischen Aufbau bis ins letzte Detail kennt, das beweist Du mir erstmal.
Tja, Schnuckiputz, dann geh mal zu Gieseking, Neuhaus und all den anderen großen Pianisten und Klavierpädagogen und sag denen mal, daß sie alle Unrecht hatten und deren Beharren auf Durchdringung des Materials in jeder Hinsicht dem Schüler nur den Spaß an der Sache nimmt, aber sonst zu nicht viel gut ist.
 

Aus der reduktionistischen Sicht und aus der unzulässigen Verallgemeinerung
ergibt sich das Stammtischniveau.

Wenn Du zugestehen mußt, daß der Aberglaube quer durch alle Schichten geht,
ist Deine Schichtentheorie falsifiziert.

Aber klar, u.a. wegen Äußerungen, die ich neulich gegenüber Dir und pppetc gemacht habe

Ist mir da etwas entgangen?

bist Du auf Fundamentalopposition mir gegenüber und wartest nur darauf,
mir einen überbraten zu können

Da spricht der Egozentriker.


Das gelingt Dir doch viel besser.

HG, Gomez
 
deren Beharren auf Durchdringung des Materials in jeder Hinsicht dem Schüler nur den Spaß an der Sache nimmt, aber sonst zu nicht viel gut ist.

Andere können immer das tun, was sie wollen. Ich selbst werde nicht Musikstücke, die mir sehr gefallen, über ein bestimmtes Maß hinaus totanalysieren.

Das war's dann nämlich mit dem musikalischen Genuß selbst. Musikalischer Genuß hat zwar eine gewisse rationale Seite - der Hauptteil davon ist aber rein emotional.
 
Lieber Dreiklang,

nur kurz für die soziologische Feldstudie:
Könntest Du was zu Deinem Bildungshintergrund sagen?
 
Ouuuh Mann...

1) Wenn man Musik einfach HÖRT, ist das was anderes, als wenn man Musik SPIELT bzw. LERNT.
Das heißt, wenn Du einfach was anhörst - nicht analysieren, sondern genießen.
Auch wenn Du ein Stück beherrschst und einfach spielst - nicht analysieren, einfach mit Emotion spielen und sich dem Fluß überlassen.

Beim Üben und insbesondere auch beim Überwinden von Schwierigkeiten ist das aber was ganz anderes! Du willst ja die Grundlagen erwerben, die es Dir überhaupt erst ermöglichen, irgendwann so frei und sorgenlos zu spielen!

2) Niemand hat von "totanalysieren" geredet. Das sagst Du, weil Du Analysieren per se schrecklich findest. Diese Formulierung sagt doch schon alles... Es geht nur um die für einen zweckmäßigen, ersprießlichen und förderlichen Umgang mit dem Lernmaterial erforderliche Analyse. Dafür habe ich ja weiter oben in einer Antwort an Marlene schon Beispiele genannt.

LG,
Hasenbein
 

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