DanielCM - Projekt

Hast Du diesen Herrn gerade erfunden, oder gibt's den wirklich?

:mrgreen: :mrgreen:

P.S.: Nichts gegen Oer-Erkenschwick: Moondog hat dort gelebt.

Wird Mülheim dadurch ne tollere oder lustigere Stadt, daß Helge Schneider dort residiert? :mrgreen:

Oer-Erkenschwick klingt einfach lustig und gleichzeitig provinziell, das gefällt mir. So wie Kyritz an der Knatter oder Mönchpfiffel-Nikolausrieth...

LG,
Hasenbein
 
Ich werfe man eine gerenelle Idee in den Ring: Musik ohne Emotion wäre tod und langweilig. Natürlich drückt jeder Komponist, eine Tradition weitertragend, weiterentwickelnd, seine Emotionen aus. Manchmal gelingt dies auf geniale Art und Weise ("Für Elise"). Geniale Melodie, z.B. "Help, I need somebody..." kommen sogar sehr lange mit einem einzigen Ton aus, ein Welthit ("Blowing in the Wind") braucht nur 3 Akkorde. Habe gestern gelesen, das Piano von "Yesterday" wurde gestern verkauft....
Die meisten Kompositionen sind musikalische Liebeserklärungen, sie sind eine verschenkte "Unsterblichkeit" - oftmals sogar an die Adresse einer Angebeteten, die zu Lebzeiten diese Zuneigung nicht immer "ewig" wertgeschätzt hat :-).
Emotionen alleine sind also noch gar kein Argument für irgend etwas. Jeder Muiker, jeder Hörer hat Emotionen.
Erfolg hat man, wenn man das befristete Zeitfenster nutzen kann. Dann kann man auch mit gut gemachten Plagiaten viel Erfolg feiern. Was immer jedoch Erfolg hat, ist es - mit den Mitteln seiner Zeit - "bundesligamäßig" professionell gemacht und gespielt.
Künstler sind erfolgreich, wenn ihre Musik dem Zuhörer eine Projektionsfläche für deren eigene Emotionen bietet. In Wirklichkeit geht es daher nicht um "Was-ich-wirklich-für-Dich-empfinde-und-weshalb-ich-musiziere", sondern es geht um eine Blaupause, um die Möglichkeit einer Identifikation für das Publikum. Persönliche musikalisch-technischen Fähigkeiten sind keine Garantie, den "Geschmack", das sind die Emotionen, des Publikums zu treffen. Musik erfolgt in Schubladen (20-30?), diese Schubladen haben ein Zeitfenster (2-5 Jahre), in jede Schublade passen ca. 2-4 Interpreten...und dann gibt es noch die subventionierte Klassik? :-)
 
Ein Komponist drückt nicht "seine" Emotionen aus.

Ein Komponist (damit meine ich einen wirklichen Komponisten) hält Klangfolgen fest, die "heraus wollen". Was die dann für Emotionen beim Hörer (oder auch bei ihm selbst) auslösen, steht auf einem ganz anderen Blatt und hat mit den Emotionen des Komponisten erstmal herzlich wenig zu tun.

Es ist eine absolute Klein-Fritzchen-Vorstellung, daß sich ein Komponist hinsetzt, "Emotionen hat" und diese in Töne gießt!

LG,
Hasenbein
 
Ein Komponist (damit meine ich einen wirklichen Komponisten) hält Klangfolgen fest, die "heraus wollen".
Nana!!! Das ist Volkshochschule! Ein Künstler - gleich welcher Art - hält nix fest, was "heraus will" (Ein mancher tut das und lässt sch für diese Eigentherapie auch noch bezahlen). Vielmehr: Ein Künstler ist in der Lage, WOHLÜBERLEGT Emotionen auszulösen, Ratio zu bewegen und generell (temporäre) Veränderungen beim Rezepienten zu erzeugen. Dies schafft er kraft seiner Intuition und/oder seiner Erfahrung und seines vielschichtigen Wissens. Nur "rauslassen" ist fast immer ein peinlicher Selbsterfahrungstrip. Machmal ist das sogar von Erfolg gekrönt - aber dennoch keinesfalls die Essenz eines Komponisten.

...Aber vermutlich meinen wir sogar dasselbe ;-)
 
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Ein Komponist drückt nicht "seine" Emotionen aus.
Ein Komponist (damit meine ich einen wirklichen Komponisten) hält Klangfolgen fest, die "heraus wollen"... und hat mit den Emotionen des Komponisten erstmal herzlich wenig zu tun.
Bist Du Komponist? Und Du drückst keine Emotionen aus? Könnte das der Grund sein, dass.... :-)
Also, ich finde die Vorstellung, dass Du was in dir hast, was raus will und du hast keine Emotionen dabei...köstlich! Das muss ja grausam sein!
Die Unterscheidung zwischen "Komponist" und "wirklicher Komponist" trage ich definitiv nicht mit, das ist nicht "operationalisierbar". Wir können uns einigen, dass sich Komponisten im Kontostand unterscheiden, in der Anzahl derr Radiominuten, der Anzahl der Rezipienten, der Kritiker, der Medienpräsenz, der Anzahl der Zuhörer, der Anzahl der Werke, in der Musikrichtung...aber irgend jemanden irgend etwas zu prophezeihen, nur weil jemand vielleicht "nein" oder "schlecht" sagt - das ist Humbug, wenn man sich die Lebensläufe von bekannten und unbekannten Komponisten anschaut. Ich wünschte, ich hätte "Hänschen klein" komponiert...wer war das eigentlich??

Übrigens: Die Vorstellung, da wollen Klangfolgen raus, halte ich für schlecht beschrieben. Ich denke eher, die wollen rein. Wie Fischchen ins Netz vielleicht? Komponisten sitzen zum Diktat und lauschen den Sternen. Was für ein Hochmut zu glauben, dies "Geschenk der Musen" käme von innen!
 
Guten Abend,

hasenbein, Objektivität ist die Unabhängigkeit der Beschreibung eines Sachverhalts vom Beobachter. (Definition nach Wikipedia, die durchaus ausreichen sollte.)
Daher ist es doch recht subjektiv, dass ich deiner Meinung nach keineswegs reif für die große Öffentlichkeit sei, nicht gut Klavier spiele und völlig unoriginell komponiere und lediglich Vorbilder wie Tiersen nachäffe.
Ich möchte nur zur Vollständigkeit wiederholen, dass ich kein Problem mit deiner subjektiven Meinung habe, die dir vielleicht ja durch deine deutlich höheren Maßstäbe objektiv zu sein scheint. Teilweise bin ich ja sogar der gleichen Meinung. Ich hoffe, dass nun das Thema der Objektivität und Subjektivität dadurch geklärt ist.

Wie gefällt dir denn nun eigentlich meine Musik? Gibt es von deiner Seite Verbesserungsvorschläge, wie die von Gomez beispielsweise?
Ich möchte mich durchaus weiterentwickeln, aber mir gefallen trotzdem Lieder, die unter meinem aktuellen Anspruch liegen.

@Morn:
Ich dränge niemandem meine Musik auf. Ich stelle sie jediglich vor und reagiere auf Fragen und Kritik, beziehungsweise, wie auch schon öfter erwähnt schätze ich die Kritik, die ich an anderer Stelle überhaupt nicht erhalten würde. Dein Vergleich mit den Zeugen und dass ich Spam betreiben würde, würde meiner Ansicht nur zutreffen, wenn ich beispielsweise dir eine PM mit den Youtube Links schicken würde. In einem Forum, indem anscheinend auch Anfänger willkommen sind einen Thread zu erstellen ist kein Spam oder liege ich da etwa falsch? Warum sollte ich mich daher fernab der Öffentlichkeit weiterentwickeln (das gleiche schlug mir Gomez auch vor)? Ich bedränge niemanden und ich bin mir sehr sicher, dass meine Intention auch andere anzuregen zu kompononieren, wenn auch auf dem Niveau wie ich, durchaus Gültigkeit hat. Eine weitere Intention von mir ist durch Interpretationen und Covers andere Künstler vorzustellen, die ansonsten dem ein oder anderen nicht bekannt wären.
Bis jetzt gab es hier kein einziges Argument, warum ich also mich ins stille Kämmerchen zurückziehen sollte. (Außer ein Argument von Gomez auf das ich später zurückkomme)

Nun zu meiner musikalischen Bildung, die sicherlich nicht an Eure herankommt:
Ich nahm einige Jahre Klavierunterricht. Leider war ich sehr faul, aber ich habe glücklicherweise trotzdem weitergemacht. Dadurch bin ich nicht so gut, wie ich vielleicht sein könnte. Im Klavierunterricht habe ich fast ausschliesslich Klassik gespielt.
Bach, Mozart, Haydn, Tschaikowsky, Bartok, Pachelbel und mehr fallen mir leider wegen meiner mangelhaften Musikbildung so aus dem Stegreif nicht mehr ein. Der Rest setzt sich aus dem Musikunterricht in der Schule und meiner allgemeinen Liebe zur Musik zusammen. Unter anderem kann ich jedem Klassikliebhaber Haggard und Apocalyptica wärmstens empfehlen. Sehr modern, doch die klassischen Ansätze sind unverkennbar.
Desweiteren nahm ich auch ein paar Jahre Orgelunterricht. Dabei ging es fast ausschliesslich um Choräle.

Ein weiteres Dankeschön an Gomez. Deine Posts bringen mich weiter, etwas herunterzukommen, meine Einstellung zu überdenken und in die richtige Richtung weiterzumachen.
Wie auch schon zu Morn: Ich sehe keine negativen Seiten daran, die Lieder auf Youtube zu stellen.
Das Argument, dass dadurch ein Eindruck des Abgeschlossenen entsteht, finde ich allerdings schon sinnvoll. Werde mir das überlegen.


Ich finde sehr interessant wie sich die Diskussion verändert. Ich finde Neronicks ansicht der Blaupause sehr gut! Sehr aktuell!
 
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:keyboard:.....????

Gruß
Toni
 
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Hallo Daniel...!

daß es hier manchmal rauh zugehen kann, hast Du spätestens in diesem Faden erfahren ;)
Was mich angeht: laß' Dir durch die Diskussion hier Deine ureigene Freude an der Musik nicht nehmen. Bewahren, festhalten, leben - das ist wichtig.
Weiterentwickeln: ebenfalls, aber solange man kein Berufsmusiker ist, ist das "wie" und "wann" eine hochgradig persönliche Sache und jedem selbst überlassen - meiner Meinung nach. Aber feedback bekommen wie hier - das ist schon eine tolle Sache. Ein generelles herzliches Danke einmal an alle Beteiligten...

Zur Frage, ab wann jemand "reif für die Öffentlichkeit" ist...? Solange ich auf YT noch das finde, was ich suche, kann wegen mir jeder reinstellen, was er mag. Ist es besser, er täte es nicht? Was lernt man nicht alles, durch's Veröffentlichen? Aufnehmen, Reinstellen, eine Menge...
Seit YT hat der Begriff "Öffentlichkeit" eine deutliche Wendung erfahren - is nich mehr so wie früher mals, ne Konzerthalle, und wenn die Leistung des Auftretenden nicht einwandfrei war, vogelfrei, kreuzigen, rädern und verspeisen, aus-Äpfel....

Mir persönlich gefällt beides - wenn Leute besser, wie auch, wenn Leute schlechter als ich spielen (das letztere ist aber schwieriger als das erstere). Fehler im Vortrag? Na und, ist doch wunderbar... es gibt also tatsächlich außer mir selbst noch andere Leute, die gewisse Schwierigkeiten mit dem Klavierspiel haben, ist doch wundervoll ;)
Mich darüber großartig aufzuregen, dazu fehlt mir die Veranlassung - schließlich bestimme ich immer noch in Eigenregie, was ich mir auf YT ansehe und was nicht.
Denk ich jedenfalls

Schönen Gruß, Dreiklang
 

Eigentlich hast Du ja recht, Dreiklang.

Und wenn man schon vorhat, sich aufzuregen, dann sollte man das über das Elend und die Gewalt in der Welt tun oder über die unfähigen, machtgeilen Politiker, aber nicht über so'n Pupskram wie irgendwelche Hobby-Videos.

So weit, so gut.

Leider hat der Youtube-Hobbyvideo-Boom ganz eindeutig zur Folge, daß sich die Maßstäbe, was akzeptables Instrumentalspiel oder akzeptables Komponieren sei, in der breiten Wahrnehmung immer weiter nach unten verschieben.

Immer mehr Amateure bilden sich ein, sie könnten schon eine Menge, weil sie ja sehen, daß andere, die auch was auf Youtube stellen, auch nicht mehr können.

Dies ist eine sehr bedenkliche und kulturell schädliche Tendenz. Jeder ernsthafte Musiker oder Musikliebhaber, dem Qualität noch etwas bedeutet, muß dagegen sein.

LG,
Hasenbein
 
Ich finde deine Argumentation durchaus verständlich.
Vielleicht könnte man diesen Sachverhalt mit dem Film Idiocracy vergleichen, wenn auch nicht in allen Aspekten.

Was für Lösungsansätze hättest du oder könntest du dir vorstellen außer gegen so Amateure wie mich zu sein?
Wie könnte man die Gesellschaft hinsichtlich Kunst - Kultur qualitätsorientierter leiten? (Das Wort "leiten" trifft nicht genau was ich sagen möchte...aber das was ich ausdrücken möchte dürfte verständlich sein)

lg
Daniel
 
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Hallo Daniel...! daß es hier manchmal rauh zugehen kann, hast Du spätestens in diesem Faden erfahren :wink: Schönen Gruß, Dreiklang
aber ihre Kekse bekommen sie trotzdem alle und genießen sie :kuss:

Ein weiteres Lied von mir. Habe mich nun entschlossen Gomez Rat für künftige Lieder einzuhalten. Daher ist dies nun ein etwas älteres Lied. YouTube - Der Bach - Daniel Müller Viel Spass!
ein Licht erstahlt in der Dunkelheit. Bei der Amelie glaubte ich in der Unterwelt zu sein - stockfinster. Lade noch mehr hoch und ich abonniere Dich :klavier:
 
Wie könnte man die Gesellschaft hinsichtlich Kunst - Kultur qualitätsorientierter leiten?

Das ist eigentlich nicht kompliziert.

Seit den 70er Jahren gibt es im Westen eine Tendenz, gegenüber zu Erziehenden (Kinder, Jugendliche, Schüler, Instrumentalschüler...) sehr freundlich und nachgiebig zu sein, auch wenn deren Leistungen oder Verhalten unzureichend sind. Dies ist eine verständliche Gegenbewegung zur vorher herrschenden autoritär-undemokratischen Erziehungsform.

Leider hat dies häufig dazu geführt, daß von vielen Lehrenden und Erziehenden jeder unbeholfene Pups des zu Erziehenden gleich mit "Oooooh! Toll! Super hast Du das gemacht!" bedacht wird.

Dies muß nur einfach wieder abgeschafft werden. Es muß wieder normal werden, daß man eine schwache Leistung auch als solche benennen darf, und es muß aufhören, daß jemand, der dies tut, von anderen als Buhmann hingestellt wird, weil (zu Unrecht) unterstellt wird, daß der arme Kritisierte dadurch einen Knacks fürs Leben mitbekommt.

In China z.B. hätte man Dich schon verlacht und Dir die Ohren langgezogen für Deine Großspurigkeit, Daniel. Und niemand, auch nicht Deine Eltern, hätte daraufhin Angst um Deine zarte Seele gehabt, sondern jeder hätte nur gesagt: "Bevor Du groß rumtönst, üb erstmal ordentlich, damit Du überhaupt einigermaßen spielen kannst!"

LG,
Hasenbein

P.S.: Ich gehe mal davon aus, daß Du sehr liberal erzogen worden bist, nicht wahr, Daniel?
 
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aber ihre Kekse bekommen sie trotzdem alle und genießen sie :kuss:

ein Licht erstahlt in der Dunkelheit. Bei der Amelie glaubte ich in der Unterwelt zu sein - stockfinster. Lade noch mehr hoch und ich abonniere Dich :klavier:

Ich wollte es mir, nachdem ich in die Stücke aus dem ursprünglichen Post mal reingehört hatte (hab' leider keins komplett durchgehlaten). Nach diesem Kommentar -und bei dem Titel (da hätte ich anderes erwartet)- konnte ich allerdings nicht widerstehen; hab's aber dann doch schnell weggeklickt.

Daniel, ich möchte hier garnicht über Deine musikalischen Fähigkeiten äußern, das steht mir nicht zu, da ich es selbst nicht besser kann; da gibt's hier berufenere. Aber da Du so großen Wert auf die Emotionen in Deiner Musik legst, ganz subjektiv: Bei mir löst diese Musik nur ein Gefühl aus: Gähnende Langeweile. Sorry. Mag sein, dass es Anderen anders geht, aber ich kann damit nichts anfangen.

Grüße.
 
Dann werd ich mich ja richtig ins Zeug legen Faulenzer ;-)

@Hasenbein:
ja man hätte mich in China verlacht, allerdings nicht wegen meiner Großspurigkeit, sondern weil Chinesen einen viel höheren Maßstab an Perfektion haben. In meiner Famillie gibt es Chinesen, dadurch kann ich das durchaus einschätzen.
Meine Seele hat auf jedenfall schon mal keinen Knacks durch dich erhalten ;-), also könnten andere vielleicht deine Art der Kritik auch aushalten.

Ich bin nicht liberal erzogen worden. Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen, die mir meine Hausaufgaben aus meinem Heft herausgerissen haben, wenn ich sie nicht sauber erledigt habe und bin in eine Klosterschule gegangen, in der
Kopfnüsse für Fehler verteilt wurden. Vielleicht bin ich deswegen so wie ich bin, weil ich mir das nicht gefallen ließ. Aus eigener Kraft liberal...wie pathetisch.

@HoeHue:
Danke für deine subjektive Meinung. Vielleicht ist ja doch mal was dabei was dir gefällt.

LG,
Daniel
 
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Leider hat dies häufig dazu geführt, daß von vielen Lehrenden und Erziehenden jeder unbeholfene Pups des zu Erziehenden gleich mit "Oooooh! Toll! Super hast Du das gemacht!" bedacht wird.
:mrgreen::mrgreen::mrgreen::mrgreen:
ich kann nicht mehr vor lachen - - - einen Beitrag mit solch einer Wortwahl muss man einfach liken (und das tu ich jetzt auch)
 
Ich bin nicht liberal erzogen worden. Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen, die mir meine Hausaufgaben aus meinem Heft herausgerissen haben, wenn ich sie nicht sauber erledigt habe und bin in eine Klosterschule gegangen, in der
Kopfnüsse für Fehler verteilt wurden. Vielleicht bin ich deswegen so wie ich bin, weil ich mir das nicht gefallen ließ. Aus eigener Kraft liberal...wie pathetisch.

Ah, alles klar, dann stimmt meine Theorie ja.

Die besagt nämlich: So wie Du kann man nur draufkommen, wenn man entweder a) sehr liberal erzogen wurde und daher klare Anforderungen und Maßstäbe nicht so kennengelernt hat oder b) sehr streng erzogen wurde und das eigene Verhalten eine Auflehnung dagegen darstellt.

Bei Dir trifft also b) zu. Erwachsenwerden hieße, sich von beidem freizumachen und eine gesunde Disziplin zu entwickeln, die weder einfach nur wiederholt, was man als Kind/Jugendlicher kennengelernt hat, noch in letztlich kindischer Auflehnung gegen Autoritäten verharrt.

LG,
Hasenbein
 
Also, Daniel,

Du findest Hasenbeins Argumentation durchaus verständlich?

Ich nicht - und ich hoffe, daß sich hinter Deiner Zustimmung Ironie verbirgt,
wie sie in Deiner abschließenden Frage durchbricht:

Was für Lösungsansätze hättest du oder könntest du dir vorstellen
außer gegen so Amateure wie mich zu sein?

In dem betreffenden Hasenbein-Zitat stimmt kein einziges Wort.
Es ist lediglich einem Mangel an Pedanterie zuzuschreiben, wenn ich den Text
nicht komplett zerpflücke, sondern mir nur die "Höhepunkte" heraussuche.

Leider hat der Youtube-Hobbyvideo-Boom ganz eindeutig zur Folge, daß sich die Maßstäbe,
was akzeptables Instrumentalspiel oder akzeptables Komponieren sei,
in der breiten Wahrnehmung immer weiter nach unten verschieben.

In der breiten Wahrnehmung hat es für die Bestimmung, was akzeptables Instrumentalspiel
oder akzeptables Komponieren sei, noch nie feste Maßstäbe gegeben.

Immer mehr Amateure bilden sich ein, sie könnten schon eine Menge, weil sie ja sehen,
daß andere, die auch was auf Youtube stellen, auch nicht mehr können.

Mussorgsky, Satie oder Ives waren Amateure, und es wäre eine ausgesprochene Untertreibung,
von ihnen zu sagen, daß sie nur "akzeptabel" komponiert hätten. Und You Tube hat auch seine Meriten:
Man kann darauf sehen, wie sich sogenannte Profis unsterblich blamieren.

Dies ist eine sehr bedenkliche und kulturell schädliche Tendenz.
Jeder ernsthafte Musiker oder Musikliebhaber, dem Qualität noch etwas bedeutet,
muß dagegen sein.

Wenn die Begriffe nicht geklärt sind und eine Gedankenbewegung nur vorgetäuscht wird, ist auch
die Schlußfolgerung falsch. Außerdem kommt hinter dem kulturkritischen Gewäsch eine Phraseologie
zum Vorschein, deren Herkunft sich benennen läßt: "sehr bedenkliche und kulturell schädliche Tendenz" -
so hat zuletzt Andrej Alexandrowitsch Shdanow - Stalins Bluthund in Kulturdingen - gesprochen,
1948 während der Anti-Formalismus-Kampagne, und der Appell, daß jeder ernsthafte Musiker/
Musikliebhaber, dem Qualität noch etwas bedeute, dagegen sein müsse, verrät die passende Blockwartsgesinnung.
Bei uns hat man solche Töne zuletzt von Goebbels, dem Propragandaminister, vernommen.

Lieber Daniel, laß Dich also nicht verrückt machen.

Zu Deinem Klavierspiel müßten sich berufenere Geister äußern: pppetc, Chiarina, Rolf.
Ich kann mich zu Deiner Musik äußern, habe es bereits getan und will mich jetzt nicht wiederholen.
Stattdessen sage ich, was mir an Dir gefällt: Du hast einen ernstzunehmenden Ausdruckswillen.
Er bricht sich momentan zwar auf eine verquere Art und Weise Bahn, was aber nichts daran ändert,
daß er Dir anzumerken ist. Es ist richtig, wenn Du an momentane Vorbilder anknüpfst
(Dein "Bach" tiersent auch wieder sehr). Falsch wäre es nur, wenn Du darin steckenbliebest.

Erweitere Deinen Radius an Vorbildern: zum Beispiel mit dem Bartók der Klavierstücke "Für Kinder".
Besorg Dir diese Noten, spiel sie und zerleg sie dabei geistig in ihre Bestandteile:
In welchem Verhältnis stehen Melodie und Begleitung zueinander? Oft harmonisiert Bartók
eine Melodie "gegen den Strich", er sucht tonale Randbezirke auf - aber es klingt nie falsch!
Spiel die "Bach-Choräle" am Klavier und sing einzelne Stimmen mit, um etwas über die Setzweise
zu lernen.

Laß Dich bitte nicht entmutigen. Lerne einfach weiter, aus Deinen Fehlern
und aus dem, was Dir glückt - und bleib mit uns in Kontakt.

Herzliche Grüße!

Gomez

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