Damit habe ich nicht gerechnet

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Clavica

Clavica

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5. Jan. 2016
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Liebes Forum

Das ist ein FrustFaden. Wen es stört, bitte Überlesen.

@Moderatoren falls am falschen Ort bitte verschieben





Bis vor ein paar Monaten war meine Klavierwelt angenehm einfach. Ich dachte doch tatsächlich, dass ich, da ich ja als Kind jahrelang spiele, Klavierspielen könne und einfach ein Stück üben müsse, um schöne Klaviermusik zu produzieren. Welche Hybris!

Dass ich einen Lehrer brauchen würde, war nie eine Frage genauso wenig wie mir durchaus bewusst war, dass Klavierspielen zeit- und arbeitsintensiv ist.

Hier im Forum habe ich auch viel gelesen und gelernt (Danke Forum für die Welt Erweiterung!). Vielleicht sogar mehr als was ich in den ~10Jahren als Kind lernte, habe ich doch den Eindruck, ich hätte damals nie meinen Kopf angemacht...

Und jetzt bin ich hier mit den besten Voraussetzungen. Ich habe ein Klavier, einen Lehrer, Motivation und einen eingeschalteten Kopf,- und es nützt NIX!
Es ist nicht so, dass ich keine Fortschritte machen würde, die Noten sind zwar erbärmlich einfach aber ich lerne (ist auch nicht schwer, langsam durchspielen, da wo es hakt 10mal noch langsamer wiederholen, reiner Fleiss), aber, es ist so ...unbemerkenswert, harmlos, wertlos?

Gestern habe ich den Fehler gemacht Zeit auf YouTube zu verbringen. Es ist doch ein verd* weiter Weg irgendetwas Hörbares (und damit ist es noch längst nicht gut) hervorzubringen. Ich dachte immer, wenn die Stücke nur einfach genug sind, kann man auch mit moderatem Können brillieren. Das ist Quatsch.

*Sigh* Ich weiss doch, dass selbst bei einer popligen Hejan Kata ein deutlicher Unterschied zu sehen ist, wenn sie ein höherer Danträger ausführt oder ein Blaugurt.

Und damit bleibt dann die Frage, die vermutlich viele Anfänger kennen:
Wofür?

Und ja, ich weiss, das ist die falsche Frage, richtig ist "warum?" und die Antwort "weil es mir etwas gibt". Aber das fühle ich grade nicht:(
 
Für Dich.

Aber diese Antwort hast Du ja schon selber vorweggenommen. Wenn Du so rational bist, Dinge allein an ihrer Nützlichkeit zu messen, dann ist das Klavierspiel vielleicht tatsächlich nichts für Dich. Na und, auch das ist dann zwar schade, aber nicht schlimm. Klavierunterricht, nur um sich zu beweisen, dass man's kann ... was soll das?
 
@dilettant

Ich habe einen Kopf, einen Bauch und eine Nase.

Der Kopf sagt: "get real, werde dir klar über deine Erwartungen und Möglichkeiten, beurteile sie realistisch und adjustiere dann die Erwartungen oder dein Handeln."

Mein Bauch sagt im Moment: "WAHhh" (was der Kopf als emotionale Überforderung interpretiert) und

Meine Nase sagt :"Da ist vielleicht noch mehr als du jetzt siehst".

:)
 
@Clavica hindert dich irgendwer oder irgendwas, mit deinem Lehrer zu vereinbaren, ein Klavierstück eizuüben, welches manuell unter deinem derzeitigen Level ist, dieses aber bis in die letzten Feinheiten auszuarbeiten? Wenn dich nichts und niemand daran hindert, dann mach das - und dann hast du deine erwünschte(n) Antwort(en)
 
@Clavica Ich habe ähnliche Gedanken wie Du und der Vorschlag von Rolf ist gut. Meine Klavierlehrerin ist 1,5 Jahre mit mir durch alle Übungsstücke, in meinen Augen, durchgehetzt. Fast jede Woche ein neues Stück. Ich kam gar nicht dazu ein Stück für mich so zu erarbeiten, das ich mit dem klanglichen und interpretatorischen Ergebnis zufrieden gewesen wäre. Als ich meine KL darauf ansprach meinte sie wir können uns mit dem Stück nicht aufhalten. Next one, please. Ihr Antritt war ein anderer. Noten lesen lernen, Blattspiel verbessern, sich auf neue Tonarten, Rhythmik, etc. neu einstellen... etc.

Mit fehlte bei den Stücken das "Ankommen". Zu sehen und zu hören, das mein Verständnis des Stückes sich auch im Hören widerspiegelt. Ich brauche das!! Sonst sind alle zu lernenden Stücke reine Technikübungen.
Ich brauche das für mein Ego, meine Motivation und überhaupt. Eigentlich brauche ich das gar nicht zu begründen. *lol*
 
@Clavica
deine Vorstellungen davon, wie dein Klavierspiel sich anhören und anfühlen sollte, scheinen im Moment deutlich abzuweichen von dem, was deine aktuellen Fähigkeiten dir zu tun erlauben. Interessanterweise ist die Lösung eine ganz leichte: deine Vorstellungen modifizieren. Man kann eine Wassermelone anstarren und sich frustriert fragen, warum man sie nicht mit einem Mal verschlucken kann. Genauso gut kann man aber auch eine Erbse genüsslich im Mund bewegen, ihre Form und Struktur erkunden, und letztendlich kann man sie aufessen und runterschlucken. Das gibt Raum für die nächsten Erbsen und mit der Zeit funktioniert das auch mit Kirschen ...

Meine Erfahrung ist, dass Frustration (die sofort vorhanden ist, wenn die Ziele zu fern sind) die Freude am Üben sehr schmal werden lässt, was dazu führt, dass man weniger übt. Ein Teufelskreis, der die größeren Ziele auf jeden Fall unerreichbar macht. Geduld ist sicher immer wichtig, aber vielleicht braucht es auch eine gewisse Sturheit, um sich das, was man schon erreicht hat, nicht von emotionalen Verwerfungen aus der Hand reißen zu lassen. Vielleicht ist es ein kleiner Trost, dass es den meisten anderen wohl auch immer wieder so ergehen mag wie dir gerade, unabhängig von dem Niveau, auf dem gespielt wird.
 
Hallo @Clavica,
aus Deinen Zeilen darf ich entnehmen, dass Du ein Mensch bist, der eher den Kopf, als den Bauch benutzt. Du liebst den Erfolg, bist ehrgeizig, eher ungeduldig und stehst mitten im Leben.

Und dann kommt so ein blödes Klavier daher und zeigt Dir ganz unbarmherzig Deine Grenzen. Du bist gefrustet und zweifelst an Deinen Möglichkeiten / Fähigkeiten.
Was soll man dazu sagen?
Die Antwort lautet ganz lapidar: Willkommen im Club. :-D

So oder so ähnlich geht es nämlich sehr vielen von uns. Also zweifle nicht, sondern analysiere die Situation und überlege, ob Du irgendwo einen Denkfehler in Deinem System entdecken kannst. Schon gefunden? Gratulation! Dann ziehe die Konsequenz: "Gehe zurück zur Badstraße" ;-)

Wenn ein Chirurg viele Jahre nicht mehr praktiziert hat, glaubst Du ernsthaft, seine erste OP wird eine Herz-Lungen-Transplantation sein?

Heißt: Beginne noch einmal von vorne und setze neue Prioritäten. Sprich beispielsweise nicht erst dann von einem Erfolg, wenn Du ein ganzes Stück perfekt beherrscht, sondern klopfe Dir bereits stolz auf die Schulter, wenn der erste Takt fehlerfrei vorgetragen werden kann. Nach dem Duktus: Der Weg ist das Ziel. Freu Dich auf jede einzelne Übungsstunde.
Dazu hast Du Gründe genug: Du übst auf dem tollsten Instrument der Welt, Du hast die Musik wieder für Dich entdeckt, Du kannst für eine Stunde alles andere links liegen lassen. Und wenn du einen Fehler machst, dann darfst Du sogar das ganze noch einmal spielen. Geil!

Also lass den Kopf nicht hängen, sondern hab Geduld mit Dir selbst. Und leite Deinen Ehrgeiz erst mal auf den Feldweg. Der Nürburgring kommt schon noch.

Wenn Du jetzt denkst: "Wie redet der Depp mit mir?! Ich bin doch keine 7-Jährige." :-( Dann ließ bitte alles noch einmal durch. Wie eine 7-Jährige.

Viel Glück!
 
Es ist doch ein verd* weiter Weg irgendetwas Hörbares (und damit ist es noch längst nicht gut) hervorzubringen. Ich dachte immer, wenn die Stücke nur einfach genug sind, kann man auch mit moderatem Können brillieren.

Ich habe eine ähnliche "Vorgeschichte" wie Du. Es bedarf wirklich langen und intensiven Übens, bis da überhaupt etwas "brilliert". Mit "lang" meine ich nicht, dass Du unbedingt "lang an einem Stück" üben musst, sondern es sind durchaus auch die Monate/Jahre, die ihre Wirkung haben. Besonders wenn Du pro Tag nicht so viel Zeit zum üben hast (das schriebst Du doch letztens?), dauert es eben.

Deshalb - zur mentalen Hygiene gewissermaßen - solltest Du Dich zunächst davon frei machen, dass Dein Hobby "Klavierspielen" ist. Dein Hobby ist "Klavierüben".

Wahrscheinlich bist Du derzeit an dem Punkt, wo Du kurz davor stehst, innerlich "aufzumachen". Noch scheinst Du "verschlossen" dem gegenüber, was Du da tust, daher rührt sicher Dein Fremdheitsempfinden. :-)
 

Wenn du mit "nebenbei" üben genauso brilliant spielen könntest wie jemand, der seine ganze Kindheit damit verbracht hat, an Wettbewerben teilgenommen und ein Studium absolviert hat, warum sollten dann Menschen so viel Zeit in ihr Instrument investieren?

Du solltest dich fragen, ob du wirklich Spaß am Klavierspielen hast. Und damit meine ich nicht den Spaß an der Vorstellung, virtuose Werke von Liszt oder Chopin darzubieten (das würde wohl vielen gefallen). Ich meine den Spaß Stunde um Stunde am Klavier zu sitzen, Zeit mit Tonleitern und Etüden zu verbringen und an sich selbst zu arbeiten, auch auf niedrigen Niveau. Frag dich, ob du Spaß an der Arbeit mit dem Instrument hast.

Wenn es dir nur darum geht, meisterhaft zu spielen, dann sage ich mal etwas salopp: Vergiss es! Das können andere besser, wie du selbst schon gemerkt hast. Dann suche dir lieber ein Hobby, das dir wirklich Freude bereitet, alles andere wäre vergeudete Zeit.
 
@Clavica hindert dich irgendwer oder irgendwas, mit deinem Lehrer zu vereinbaren, ein Klavierstück eizuüben, welches manuell unter deinem derzeitigen Level ist, dieses aber bis in die letzten Feinheiten auszuarbeiten? Wenn dich nichts und niemand daran hindert, dann mach das - und dann hast du deine erwünschte(n) Antwort(en)

Das ist keine schlechte Idee. Ich zweifle nur an meiner (sehr eingeschränkten) Musikalität und der Tatsache, dass man auch bei leichten Stücken den Level des Votragenden hört. Aber vielleicht wär es ja ein Egoboost;)

@FünfTon und @sail67
Ich glaube das Problem ist die Erkenntnis (und die Musikalität). Als Kind/Jugendliche war ich mit meinem Können zufrieden. Jetzt ist mein Kopf an und ich habe vom Baum der Erkenntnis gegessen.

@Pi Ano
Danke, das macht Sinn. Und es ist tröstlich zu wissen, dass es unabhängig vom spielerischen Level sein kann.

@thinman
Ja, ich bin ehrgeizig. Und ja, ich erwarte von mir, dass in dem Moment in dem ich meinen Kopf anmache, ich "Resultate" produziere. Wie die Resultate dann aus schauen ist eine andere Frage. Zurück auf Los (die Badstrasse ist hässlich) ist aber kein schlechter Rat ;)
Und das mit dem Feldweg auch:)

@Barratt
Das mit dem klavierüben - nicht -spielen habe ich schon in einem anderen Faden von Dir gelesen. Dem Karateka in mir gefällt das gut. Die "betüpfte Leberwurst" in mir ist aber ob der Erkenntnis der Grenzen immer noch betüpft. Aber das wird:

@@@Danke an Alle@@@

@Barratt
Das mit der Zeit ist so ne Sache. Jetzt ist mein Kopf an und ich will. Da geht es dann mit der Zeit ganz gut. Wie lange ich das aber so aufrecht halten kann, weiss ich nicht...
 
@Clavica
Folge zunächst mal Rolfs Vorschlag, bevor Du an Deiner Musikalität zweifelst. Entweder es wird ein "Ego-Boost" oder eine "Ohrfeige" - auf jeden Fall weißt Du erst danach, woran Du bist.
 
@fisherman

Touché.
 
die Noten sind zwar erbärmlich einfach aber ich lerne (ist auch nicht schwer, langsam durchspielen, da wo es hakt 10mal noch langsamer wiederholen, reiner Fleiss), aber, es ist so ...unbemerkenswert, harmlos, wertlos?
aus dem Eingangpost

Na, da würde ich doch mal behaupten, du spielst nicht die richtigen Stücke, sondern nur die förderlichen in Klavierlehreraugen....

guck mal folgendes an, wurde gerade in einem anderen Thread eingespielt:

upload_2016-2-9_17-54-43.png



Und du spielst nicht, um anderen Konkurrenz zu sein, sondern um in deinem Tun selbst zu schwelgen!

Wenn ein Stück absolut kein Spaß macht, weg damit - die Klavierliteratur ist für alle Level reich gesegnet! Spiele z.B. Satie

 
Dazu fällt mir nur ein, dass, wenn ein Amateur glaubt, er müsse nur lange genug üben, um ein Stück - auch ein leichtes Stück - so ausdrucksstark wie ein Profi zu spielen, er sich irrt.

Meine Mozartsonate klingt nun einmal leider nicht wie bei Gulda, auch wenn ich sie schon hundertmal fehlerfrei und mit allen Vortragszeichen peinlichst genau beachtet gespielt habe.

CW
 
Dazu fällt mir nur ein, dass, wenn ein Amateur glaubt, er müsse nur lange genug üben, um ein Stück - auch ein leichtes Stück - so ausdrucksstark wie ein Profi zu spielen, er sich irrt.

Und genau das ist, was mein Kopf sicher gewusst hätte mein Bauch aber nicht verstanden hat.

Manche brauchen für einfache Sachen hält länger:)

Danke @all auch für die klaren Worte.
 
Meine Mozartsonate klingt nun einmal leider nicht wie bei Gulda, auch wenn ich sie schon hundertmal fehlerfrei und mit allen Vortragszeichen peinlichst genau beachtet gespielt habe.

Meine Chopin A-Dur Polonaise hat auch nur Lang Lang Status erreicht, n Rubinstein wird die wohl kaum noch werden. Aber mit einem umgestimmten Klavier, wird da schon wieder was ganz anderes draus :rauchen:
LG
Alb
 

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