Couperin - Pièces de Clavecin

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PianoPuppy

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Hallo,

Ich überlege mir, die "Pièces de Clavecin" von François Couperin anzuschaffen. Ist der Großteil der Stücke auf einem Klavier spielbar, oder werden viele erst durch Änderung des Notentextes spielbar?

LG, PP
 
Hallo,

Eigentlich wiederstrebt es mich diese Zeilen zu schreiben, aber ich denke dass man Couperin auf dem Klavier/Flügel spielen kann. Also JA, spiel Couperin !!!! Vom Ambitus her besteht überhaupt kein Problem. Die einzige Frage die sich wirklich stellt ist alleine die der Gestaltung. Da die französische Cembalomusik ganz stark von der Lautenmusik beeinflusst wurde, und sich deshalb auch ganz stark an diesem Klangidiom anlehnt, ist es wichtig dass man sie auch Lauten ähnlich spielt. Akkorde sind nun mal prinzipiell zu arpeggieren. Dann ist wichtig, dass man das Zeitmaß nicht all zu starr einhält, französische Cembalomusik soll relativ frei gespielt werden. Die Verzierungen sind enorm wichtig. Vielleicht sollte man versuchen, nicht zu viel Klang zu geben, dafür aber sehr artikuliert spielen. (Gelegentlich aber darf man auch mal über legato spielen.)

Ich muss aber warnen, französische Musik ist eine sehr gefährliche Droge, hat man erst einmal dran geschnuppert ist man führ Jahre abhängig. Und wenn man schon einen Ordre in den Fingern hat, wird man von den Quälereien des Dämons erst erlöst, wenn man ein französisches Cembalo kauft. (Achtung, man kann keinen Couperin auf einem deutschen Cembalo spielen, weil die französische Cembali bis zu einer halben Oktave tiefer gehen.)

So wünsche ich Dir viel Freude mit Couperin
PiRath
 
Diese Aufnahme von Couperins Stück "Tic-toc-choc" möchte ich dir gleich empfehlen.

Sokolov Couperin Le tic toc choc - YouTube

Wenn das nicht ein Masterclass in Sachen "Anschlag" auf einem überirdischen Niveau ist dann weiß ich auch nicht... :)
 
Hallo PP,

zwei Bemerkungen:

1. Es gibt von Tzimon Barto eine CD mit Aufnahmen der französ. Clavicenisten; Barto schreibt dazu, er spiele die Verzierungen in der Regel nicht (oder nur eingeschränkt). Ursprüglich hätten diese Verzierungen den Zweck gehabt, den vergleichweise kurzen Nachklang der Cembalosaiten zu überbrücken und diese Notwendigkeit bestehe bei einem modernen Flügel nicht mehr. – Also viel Raum für eigene Experimente.

2. Von Godowsky gibt es eine ganze Sammlung von „Bearbeitungen“ oder „Übertragungen“ von Cembalostücken der französischen Clavicenisten für den modernen Flügel. Im Gegensatz zu Vielem, was Godowsky geschrieben hat, sind sie nach meiner Erinnerung durchweg gut spielbar und auch nicht überfrachtet. Wenn Du Interesse hast, schick mir eine PN, ich schicke Dir eine kleine Auswahl per mail zum ansehen.

LG

Pennacken
 
Liebe PP,

und hier gibt's noch mehr von Alexandre Tharaud: iTunes - Musik

Es geht also, auch wenn ich persönlich nichts schöner finde als ein Cembalo bei dieser Musik.

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe PP,

zur Einstimmung auf Couperin und Cembalomusik würde ich mir auf jeden Fall auch mal Gustav Leonhardt anhören.
(Allerdings kannst du die pièces pour clavecin gespielt von Leonhardt leider nicht auf youtube hören).

LG

Debbie digitalis
 
Hallo Pierre,

Herzlichen Dank für deine Antwort! Ich konnte in der Zwischenzeit das Thema mit meinem KL besprechen und er hat auch grünes Licht gegeben.

Eigentlich wiederstrebt es mich diese Zeilen zu schreiben, aber ich denke dass man Couperin auf dem Klavier/Flügel spielen kann. Also JA, spiel Couperin !!!! Vom Ambitus her besteht überhaupt kein Problem.

Ich habe eher befürchtet, daß viele Stücke für Instrumente mit zwei Manualen ausgelegt sind, aber scheinbar ist Tic-Toc-Choc da eher die Ausnahme.

Die einzige Frage die sich wirklich stellt ist alleine die der Gestaltung. Da die französische Cembalomusik ganz stark von der Lautenmusik beeinflusst wurde, und sich deshalb auch ganz stark an diesem Klangidiom anlehnt, ist es wichtig dass man sie auch Lauten ähnlich spielt. Akkorde sind nun mal prinzipiell zu arpeggieren. Dann ist wichtig, dass man das Zeitmaß nicht all zu starr einhält, französische Cembalomusik soll relativ frei gespielt werden. Die Verzierungen sind enorm wichtig. Vielleicht sollte man versuchen, nicht zu viel Klang zu geben, dafür aber sehr artikuliert spielen. (Gelegentlich aber darf man auch mal über legato spielen.)

Mein Lehrer wird mir bei der Gestaltung eine große Hilfe sein, Barock ist eines seiner Spezialgebiete und er kennt sich auch mit den regionalen Unterschieden sehr gut aus und weist mich auch immer wieder darauf hin. Danke auch für den interessanten Hinweis auf den Einfluß durch die Laute, ich werde besonders darauf achten und werde mir auch mal von Couperin "L'art de toucher le clavecin" zu Gemüte führen

Ich muss aber warnen, französische Musik ist eine sehr gefährliche Droge, hat man erst einmal dran geschnuppert ist man führ Jahre abhängig. Und wenn man schon einen Ordre in den Fingern hat, wird man von den Quälereien des Dämons erst erlöst, wenn man ein französisches Cembalo kauft. (Achtung, man kann keinen Couperin auf einem deutschen Cembalo spielen, weil die französische Cembali bis zu einer halben Oktave tiefer gehen.)

Na, bei mir hat scheinbar schon ein Stück gereicht, um mich süchtig zu machen. :) Ich habe aus dem Clavierbüchlein für AMB "Les Bergeries" gespielt und bin dadurch auf die schöne Sammlung aufmerksam geworden. Aber das Cembalo muß wohl noch ein wenig warten - ich finde aber, daß die Stücke auch auf dem Klavier sehr schön klingen.

LG, PP
 
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1. Es gibt von Tzimon Barto eine CD mit Aufnahmen der französ. Clavicenisten; Barto schreibt dazu, er spiele die Verzierungen in der Regel nicht (oder nur eingeschränkt). Ursprüglich hätten diese Verzierungen den Zweck gehabt, den vergleichweise kurzen Nachklang der Cembalosaiten zu überbrücken und diese Notwendigkeit bestehe bei einem modernen Flügel nicht mehr. – Also viel Raum für eigene Experimente.

Hallo Pennacken,

Danke für die Anmerkung! Das wäre ein schönes und diskussionswürdiges Thema. Werde mal schauen ob ich auf YT eine Aufnahme von Couperin mit Tzimon Barto finde, um zu sehen, welche Verzierungen er wirklich wegläßt. In dem Stück, das ich spiele (Les Bergeries) tragen die Verzierungen schon sehr viel zur Wirkung des Stückes bei, an einigen Stellen entstehen dadurch auch schöne Dissonanzen. Was mir auch auffällt - es gibt auch jede Menge Mordente auf kurzen Noten, da wäre eine Verlängerung des Tones auch beim Cembalo nicht notwendig.


2. Von Godowsky gibt es eine ganze Sammlung von „Bearbeitungen“ oder „Übertragungen“ von Cembalostücken der französischen Clavicenisten für den modernen Flügel. Im Gegensatz zu Vielem, was Godowsky geschrieben hat, sind sie nach meiner Erinnerung durchweg gut spielbar und auch nicht überfrachtet. Wenn Du Interesse hast, schick mir eine PN, ich schicke Dir eine kleine Auswahl per mail zum ansehen.

Besten Dank auch für diesen Hinweis und dein Angebot! Ich habe auf IMSLP Noten mit Stücken von Rameau, Lully etc. unter dem Titel "Renaissance 1" gefunden, meinst du diese Bearbeitungen? Diese Stücke sind jedenfalls viel zu schwer für mich, bzw. verwendet Godowsky auch sehr viele Akkorde, die ich nicht greifen kann. Hast du eigentlich auch die Originale gespielt oder nur die Bearbeitungen von Godowsky? Mal schauen, ob ich da was im Netz finde, würde mich schon interessieren, wie das klingt.

LG, PP
 
Es geht also, auch wenn ich persönlich nichts schöner finde als ein Cembalo bei dieser Musik.

Liebe Chiarina,

Danke für den Tip! Ich denke, ich werde mir aber wirklich eine Einspielung auf Cembalo zulegen. Bisher war ich ja diesem Instrument nicht sehr zugetan, aber einige Couperin - Einspielungen haben mir auf Cembalo sehr gefallen. Vielleicht sollte ich auch nur Trevor Pinnock meiden. :floet:

LG, PP
 
zur Einstimmung auf Couperin und Cembalomusik würde ich mir auf jeden Fall auch mal Gustav Leonhardt anhören.
(Allerdings kannst du die pièces pour clavecin gespielt von Leonhardt leider nicht auf youtube hören).

Liebe Debbie digitalis,

Danke für den Tip! Allerdings habe ich nun jede Menge Einspielungen von Gustav Leonhardt gefunden (darunter auch einiges von Couperin) - oder sind die Inhalte in DE wieder einmal gesperrt?

LG, PP
 
Liebe PP,

die Inhalte in D sind - soweit ich das beurteilen kann - nicht gesperrt, es gibt sie einfach nicht auf youtube (jedenfalls habe ich sie da nirgends finden können)! Allerdings gibt es die pièces pour le clavecin gespielt von Leonhardt auf diversen CDs und in unterschiedlichen Zusammenstellungen mit anderen Werken (insbesondere im französischsprachigen Raum) - zum Teil kann man auch mal in die einzelnen Stücke reinhören!

Was mich hierzu noch interessieren würde: Les Couperin waren doch eine ganze Komponistenfamilie. Der bekannteste war offenbar Francois Couperin Le Grand (kann leider die cédille auf meiner Tastatur nicht finden!). Werden die pièces pour le clavecin den drei Komponisten Louis, Francois und Armand-Louis gleichermaßen zugeschrieben???

LG

Debbie digitalis
 

Hallo Debbie,

Die von mir angefragten "Pièces de Clavecin" sind alle von François Couperin, es gibt allerdings auch Sammlungen gleichen Namens von Louis und von Armand - Louis Couperin (findet man alle auf IMSLP).

@all

Hat jemand von euch sich schon mal an die Préludes non mesuré von Louis Couperin herangewagt?

LG, PP
 
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Liebe Freunde,

über die französische Cembalomusik könnte ich nun Seiten und Seiten schreiben, obwohl ich mich leider nicht so gut drin auskenne wie ich es möchte.

Die Sokolov Einspielung des Tic-toc-choc gefällt mir nicht, weil sie einfach auf pure Vituosität ausgerichtet ist, was meiner Meinung nach an der wahren Essenz dieser Literatur vorbeigeht. Ebenso wenig gefällt mir Tharauds Einspielung. Ich denke dass Cziffra die bessere Version liefert.

Die Notwendigkeit, diese Musik auf zwei Manualen zu spielen ist nicht zwingend. In der Regel sind die zwei Manuale nur zum schnellen Kontrastieren durch Manual Wechsel notwendig, was man aber beim Klavier mit dem Anschlag macht und beim einmanualigen Cembalo macht man das durch Registerwechsel. Ineinander greifende Hände sind eher die Ausnahme. Das kann man auf dem Klavier auch problemlos lösen weil die Tasten ja breiter sind. Nur auf einem einmanualigen Cembalo wird es wirklich „Eng“. Aber wie gesagt, solche Stellen finden sich eher in der späteren Cembalo Literatur.

Dass die Verzierungen dazu bestimmt waren, den kurzen Saitenklang auszugleichen ist meiner Meinung nach ein Argument das von den Klavierbauern ausgeht um die Überlegenheit ihrer Instrumente zu preisen. Mir ist bis jetzt kein Werk unter die Finger gekommen, wo der Ton, auch ohne Verzierung, vorzeitig verlosch. Nein, die Verzierungen tragen ganz wesentlich zum musikalischen Diskurs bei, geben ihm Sinn und Leben. Sollte es nicht so sein, wäre die französische Orgel Literatur ja frei von jeglichen Verzierungen.

So wünsche ich euch sehr viel Freude mit den französischen Meistern…

Beste Grüße
PiRath
 
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