Comptine d'un autre été: L'après midi

Wie findet ihr Comptine d'un autre été: L'après midi?

  • Ich find's göttergleich!

    Stimmen: 38 48,1%
  • Ich kann es nichtmehr erhören!

    Stimmen: 41 51,9%

  • Umfrageteilnehmer
    79
Tja, so verschieden können die Urteile sein: "Trotzdem sind sowohl der Song als auch die Interpretation für jeden, der was merkt", sofort als nicht-künstlerisch und platte Popmusik erkennbar. Wo bitte ist dort der künstlerische Unterschied zu Tiersen? Und was ist an dieser Masche ehrlicher gestrickt? Mehr als eine Masche ist es ja nicht – das echte oder auch nur von Technikern eingeblendete Fan-Getöse ist doch einigermaßen typisch und entlarvend.
War es wirklich dein Ernst, das als künstlerische Alternative zu Tiersen hinzustellen? Ich bin verwundert.
 
Ich finde die werke GUT, weil sie sich einfach so anhören. Man kann nicht sagen das Lied ist das beste, weil... Es gibt Hip-Hop hörer die rock hassen, und Rock hörer die hip hop hassen (vor allem die Junge gesellschaft ist so gespaltet), ich mag beides nicht. Warum? ist halt so. Jedes Lied hat etwas an sich dass einem Gefällt oder auch nicht -

auch wenn mir die hohe Oktave bei manchen klavieren aufm keks geht weil meine ohren zu empfindlich für diese töne sind gefällt mir das lied. Dass solche Künstler dann viel verdienen und bekannter sind als andere ist in der tat unfair. Es gibt VIELE Künstler, die bessere Lieder machen - auch wenn sie niemand kennt. (leider) aber wie will man verursachen, dass alle gleichberechtigt sind? geht einfach nicht..

es gibt aber auch steigerungsformen von GUT, das sind dann bei mir aber schon andere welten :D chopin, liszt, bach....
 
Tja, so verschieden können die Urteile sein: "Trotzdem sind sowohl der Song als auch die Interpretation für jeden, der was merkt", sofort als nicht-künstlerisch und platte Popmusik erkennbar. Wo bitte ist dort der künstlerische Unterschied zu Tiersen? Und was ist an dieser Masche ehrlicher gestrickt? Mehr als eine Masche ist es ja nicht – das echte oder auch nur von Technikern eingeblendete Fan-Getöse ist doch einigermaßen typisch und entlarvend.
War es wirklich dein Ernst, das als künstlerische Alternative zu Tiersen hinzustellen? Ich bin verwundert.

*augenroll*

Jetzt mögen sich bitte nicht auch noch Klassik-Polizisten hier in die Diskussion einschalten!

Wenn Du Popmusik grundsätzlich ablehnst und nicht sehen kannst / willst, daß es auch in dem Bereich Kunst gibt, dann enthalte Dich bitte solcher Kommentare.

Es gibt Popmusik, deren künstlerischen Wert ich noch wesentlich höher einstufe als die verlinkte Performance (z.B. Stücke von Stevie Wonder, Joni Mitchell, Nick Drake u.a.), aber ich habe es nur deswegen ausgewählt, weil es eben auf der rein analytischen Ebene genau so ein simples "Lied" ist wie Amelie, aber viel höheren künstlerischen Gehalt besitzt. Um zu zeigen, daß die "Simplizität" oder "analytische Komplexität" nichts mit dem künstlerischen Wert zu tun hat, sondern der künstlerische Wert etwas Unmittelbares ist.

Und laß Dich doch nicht von dem Fangejohle ablenken - das ist doch gerade so, als wenn jemand Keith Jarrett schlecht findet, weil er immer schräg mitsingt. Kleinlich.

Und daß etwas von vielen gut gefunden wird und bejohlt wird, heißt mitnichten automatisch, daß es deswegen schlecht ist. Es ist nur so, daß das meiste, was von vielen gut gefunden und bejohlt wird, schlecht ist (weil diese Musikstücke nämlich in der platten Absicht geschaffen wurden, Leute zum Johlen zu bringen). Das ist, wie Dir jeder Philosophie- oder Mathestudent erklären kann, logisch etwas völlig anderes.

LG,
Hasenbein

P.S.: @HotBird: Es heißt "Stück", nicht "Lied". Ein Lied ist ein Stück für Sologesangstimme (plus meist Begleitung).
 
Jetzt mögen sich bitte nicht auch noch Klassik-Polizisten hier in die Diskussion einschalten!
Wenn Du Popmusik grundsätzlich ablehnst und nicht sehen kannst / willst, daß es auch in dem Bereich Kunst gibt, dann enthalte Dich bitte solcher Kommentare.
Na, das ist ja ein merkwürdiger Despotismus, der zu befehlen versucht, wer sich Kommentare erlauben darf und wer nicht. Ich hoffe, dir geht es ansonsten gut.

... aber viel höheren künstlerischen Gehalt besitzt.
Daß du das sagen wolltest, haben wir ja verstanden, aber wir warten auf die Begründung. Man mag es meinen müden Ohren anlasten, daß eine Begründung mir beim Hören nicht einleuchtet. Aber wenn du mir nun eine Begründung lieferst, die wenigstens meinen müden Intellekt überzeugt, dann sehe ich vielleicht ein, daß ich mir mal wieder die Ohren spülen lassen sollte.
 
Naja, Entschuldigung, Kernbeisser, "despotisch" wollte ich nicht sein. Ich war bloß genervt, daß da jetzt jemand kommt, der anscheinend sowieso Popmusik nicht gelten läßt. So schien es mir jedenfalls. Eine unsachliche, gefühlsmäßige Äußerung war das von mir.

Du hast aber meinen Punkt eben noch nicht verstanden, sonst würdest Du nicht von mir eine Begründung einfordern, die deinem Intellekt sagt, warum ich den Song besser finde als Amelie. Denn ich habe doch geschrieben, daß es eben nicht um "Analyse" geht (und genau das würde bei einer an den Intellekt gerichteten Begründung stattfinden), sondern daß beim Hören unmittelbar die höhere Qualität wahrnehmbar ist. Ich kann verstehen, daß Dir das schwerfällt, weil Dir geschmackliche Abneigungen im Weg stehen.

LG,
Hasenbein
 
meine Antwort zum Threadsteller:

Im ganzen ist es nett und schön komponiert, kann man mal gespielt haben und dann Auf Wiedersehen. Auf Dauer wirkt es für mich einfach nur eintönig und macht meine Ohren kaputt, mal abgesehen, dass es nicht wirklich einen an "Fortschritten" bereichert.

:cool: Faulenzer
 
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O.K., Dotterbart, dann sage mir doch mal: Liest Du gerne Trivialromane? Gibt es vielleicht sogar Lieblings-Trivialromane?
Ich finde diese Parallelen immer noch unpassend, aber von mir aus geh ich drauf ein.

Ja, ich hab z.B. etliche Perry Rhodans und hab die auch gern gelesen.
Obwohl sonst eher Stanislaw Lem mein Lieblings-SciFi-Autor ist, und mir völlig bewusst ist, dass Perry Rhodan weder sprachlich noch inhaltlich Gipfel stürmt.
Oh ja.
Ich erinnere mich, bei "Dukes of Hazzard" waren ich und meine Freundin die einzigen, die es angesichts dieses unglaublichen Schwachsinns im Kino gehalten hat, alle anderen gingen. Ich hab mich amüsiert.
süßliche Liebesschnulzen, niveaulose Action- oder Horrorstreifen oder Privatsender-Soap-Serien?
Das festlegen auf Genres muss ich mir jetzt nicht auch noch antun.

Du scheinst Menschen gern in abgewertete Schubladen zu stecken.
Die, die dieses Klimperlied hier mögen, sind unfähig zu unterscheiden, essen gerne Dr. Oetker-Pizza und gucken billige Liebesschnulzen. (Ich weiß, das wurde so nicht gesagt, aber es kommt so rüber).

Is a) falsch und b) einfach ne schlechte Art.
 
Denn ich habe doch geschrieben, daß es eben nicht um "Analyse" geht...

Inzwischen hast Du's ein paar Mal zu oft geschrieben, und diese Art
von "Schriftbeweis" mag bibeltauglich sein ("wie denn geschrieben steht...")
und in ihrer Apodiktik auf ein großes Sendungsbewußtsein schließen lassen
("Wahrlich, wahrlich, ich sage euch..."), hier ist es leider so,
daß Deine Aussage durch Wiederholung nicht besser wird.

Sowenig wie das Folgende:

...sondern daß beim Hören unmittelbar die höhere Qualität
wahrnehmbar ist.

Was immer man behauptet - es sollte analytisch belegbar sein.
Es mag übertrieben erscheinen, das an klassischer Musik geschulte
analytische Instrumentarium auf ein Stückchen Kommerz-Pop anzuwenden -
ist aber auch nicht falsch.

Der Sachverhalt ist schon häufiger diskutiert worden, zum Beispiel hier:

https://www.clavio.de/forum/werke-komponisten-musiker/9540-ich-bin-total-begeistert.html

Da hatten Kernbeisser und ich zwischendurch unsere liebe Mühe, uns verständlich zu machen.
Auch das musikalisch Ungenügende der "Comptine" läßt sich mit wenigen Worten beschreiben:
das Reihungsprinzip, das starre Harmonieschema,
die wenig plastische und sehr kurzatmige Melodik in der rechten Hand,
die Gleichförmigkeit der Bewegungsmuster in der linken Hand.

Analytisch sollte sich alles belegen lassen:
warum z.B. Saties Musik in ihrer reflektierten Einfachheit sehr gut ist,
während Reger in seiner angestrengten Komplexität auch mal etwas mißlingt,
warum ein 3-Akkorde-Punk-Song so gut sein kann wie Musik von Anton Webern
(der in seinen späten Stücken oft auch nur mit drei Akkorden haushaltet:
große Septime oder kleine None plus großer/kleiner Terz).
Der analytische Blick auf den Notentext ist dabei ein heilsames Gegengift wider alle Dogmatik -
ein Komponist kann mit Komplexität wie auch mit Simplizität scheitern.

Ich behaupte nicht, daß das Ergebnis einer Analyse "objektiv" sei -
man bleibt als Analysierender in seiner Subjektivität gefangen.
Eine analytisch begründete Aussage hat den Vorteil, daß sie
den zur Aussage hinführenden Gedankengang nachvollziehbar macht -
man läßt sich gewissermaßen in die Karten blicken.
Das ist für einen Gedankenaustausch oder auch Streit allemal besser,
als sich auf angeblich "unmittelbar wahrnehmbare Qualität" zu berufen.

MfG, Gomez
 
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Wir haben hier ein Dilemma-

Einige wollen mit gewissem Recht eine Begründung warum ein Stück schlecht ist und Andere erwarten, dass man es einfach spürt.

Den Liebhabern dieser Stücke wie das hier Diskutierte werden sämtliche Begründungen nie reichen. Einerseits weil sie sie nicht hören wollen und andererseits, weil sie sie auch nicht verstehen würden.

Es kann auch nicht Sinn einer solchen Diskussion sein, sich gegenseitig mit Argumenten in die Ecke zu drängen. Und ich möchte auf keinen Fall Liebhaber von B-Movies oder Serien oder die Leser von Arztromanen oder P. Rhodan - der nach meiner Meinung aber unterschätzt ist - aus dem Forum verdrängen.

Man darf anderen Menschen einfach nicht das vermiesen, was sie doch geniessen.

Aber in einem hat Hasenbein wirklich Recht:

Es liegt alles an unserer Erziehung und speziell an der musischen Erziehung. In einem Land, in dem aber vordringlich Banken gerettet werden dürfen wir auf die Einsicht der Politik sicher noch länger warten.
 
Man darf anderen Menschen einfach nicht das vermiesen, was sie doch genießen.
Wenn das ein zu beherzigender Grundsatz wäre, dann dürfte man überhaupt kein Urteil mehr aussprechen. Und dann bäte ich die Gegenseite, diesen Grundsatz genauso anzuwenden, nämlich nicht etwas zu preisen, das ich verachte.
Man soll ja auch religiöse Gefühle anderer nicht verletzen. Komischerweise kommt aber kein Religiöser auf die Idee, daß er mit seinen Äußerungen areligiöse Gefühle verletzt.

Nee, nee, so geht das nicht. Erwachsene Menschen haben Gegenmeinungen schlicht auszuhalten. Wenn sie sich durch Gegenmeinungen verletzt fühlen, haben sie eine wichtige Bildungsstufe versäumt.
 
Den Liebhabern dieser Stücke wie das hier Diskutierte werden sämtliche Begründungen nie reichen. Einerseits weil sie sie nicht hören wollen und andererseits, weil sie sie auch nicht verstehen würden.

...

ui... das sind herbe Worte...

...daraus müsste man ja schließen, dass die Liebhaber der Comptine [ne, das schreib ich nicht, das zensier ich mir selber]

:D:D
 

Nee, nee, so geht das nicht. Erwachsene Menschen haben Gegenmeinungen schlicht auszuhalten. Wenn sie sich durch Gegenmeinungen verletzt fühlen, haben sie eine wichtige Bildungsstufe versäumt.

völlig richtig!

und wenn das auch auf der Ebene sachlicher und fachlich versierter Argumentation und Diskussion stattfindet, dann ist da auch gar nix gegen einzuwenden :D

... aber ... ... man neigt halt doch gerne dazu, "buhu das ist so gebildet, das ist dünkelhaft" vorzubringen, ebenso wie man gerne der Sachdiskussion ausweicht, indem man predigt "aber das sind doch alles nur Meinungen, und Meinungen sind gefälligst zu respektieren"...

...und so kommt es dann, dass man gerne eine "Meinung" vertritt wie "buhu, die Comptine ist aber auch Musik und deshalb ist sie auch sowas wie Beethoven"... und eine Meinung ist heilig, besonders dann, wenn es daran mangelt, sie zu begründen...

ein Dilemma

ich würde mich ja freuen, wenn man mir nachweisen würde, dass diese ach so rührende Comptine das Zeug hat, neben Chopin oder Mozart oder Satie zu gehören...

Gruß, Rolf
 
Nee, nee, so geht das nicht. Erwachsene Menschen haben Gegenmeinungen schlicht auszuhalten. Wenn sie sich durch Gegenmeinungen verletzt fühlen, haben sie eine wichtige Bildungsstufe versäumt.

Da hast du ja im Prinzip Recht. Aber Recht haben und Recht bekommen war schon immer ein Problem. die Frage ist doch. Was will ich erreichen?

Und ich erreiche eben nichts und auch keine Verhaltensänderung, nur weil ich sachlich richtige Gründe anführe, warum dieses Stück jetzt auf anderer Stufe steht, als ein Mozart Streichquartet.

Rolf hat es nochmal wiederholt, dass wir uns in einem Dilemma befinden.
Und eine Gegenmeinung aushalten kann man tatsächlich erst ab einer gewissen Bildungsstufe. Und hier begann die Selbstzensur von Rolf und hier wird auch meine einsetzen.
Wer zwischen den zeilen lesen kann, soll es tun und wer sich getroffen fühlt könnte ja mal nachdenken anstatt zu bellen.

so, jetzt ist aber Schluss.

Eine weitere Schwierigkeit sehe ich darin, dass eigentlich hochintelligente Menschen, die in Berufen arbeiten, die ständiges Nachdenken zur Pflicht machen beim Thema Musik in eigentümlichen Starrsinn verfallen und partiell unbelehrbar bleiben.
Jene durchschauen natürlich auf Grund ihrer Intelligenz, was hier über ihre Musikvorlieben geplaudert wird und hauen uns das unverblümt um die Ohren.
Vielleicht ist einer der Gründe der, dass nahezu alle Menschen behaupten, ohne Musik nicht leben zu können. Und da sie sich täglich mit "Musik" beschäftigen glauben sie innerlich schon daran, einen gewissen Fachmannstatus erlangt zu haben.
Wie auch Menschen , die häufig Fussballspiele besuchen in aller Regel besser als der Trainer wissen, was zu tun ist.
 
Eine weitere Schwierigkeit sehe ich darin, dass eigentlich hochintelligente Menschen, die in Berufen arbeiten, die ständiges Nachdenken zur Pflicht machen, beim Thema Musik in eigentümlichen Starrsinn verfallen und partiell unbelehrbar bleiben.
Jene durchschauen natürlich auf Grund ihrer Intelligenz, was hier über ihre Musikvorlieben geplaudert wird und hauen uns das unverblümt um die Ohren.
Vielleicht ist einer der Gründe der, dass nahezu alle Menschen behaupten, ohne Musik nicht leben zu können. Und da sie sich täglich mit "Musik" beschäftigen glauben sie innerlich schon daran, einen gewissen Fachmannstatus erlangt zu haben.
Wie auch Menschen , die häufig Fussballspiele besuchen in aller Regel besser als der Trainer wissen, was zu tun ist.

:D:D:D

sehr treffend beobachtet!!
 
Ich stimme Euch voll zu, Klavigen und Rolf!

Vielen Dank für die interessanten Formulierungen!

Besonders der letzte Abschnitt von Klavigen müßte eigentlich ausgedruckt und übers Bett gehängt werden! :D

Du weist zu Recht darauf hin, Klavigen, daß für fast jeden Musik ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist.

Trotzdem haben die allermeisten keine Ahnung davon bzw. auch einen zweifelhaften Geschmack. Wie kommt das?

Ich glaube, ein Aspekt, der gerade von Musikern übersehen wird, ist, daß Musik eben deshalb so beliebt ist, weil sie von den Menschen als Oase des Nicht-Denkens, des Nicht-Beurteilens genutzt wird!

Und das kann man auch gut verstehen - überall im Leben zählt nur Leistung, Bewertung, Intellekt, Vergleich etc. Dies ist auch tatsächlich im Grunde un-menschlich, und der Mensch braucht Gegengewichte, um gesund zu bleiben (z.B. auch Urlaub, Religion, Spiel...).

Und es ist daher nachvollziehbar, daß sich der gewöhnliche "Trivial-Hörer" dagegen wehrt, daß von besserwisserischen Musikexperten versucht wird, seine geliebte Musik aus dem "Regenerationsbereich" des Lebens in den gewöhnlichen, harten "Leistungs- und Bewertungsbereich" rüberzuziehen.

Ein primitives, uninteressantes Musikstück vermag, wenn es so komponiert ist, daß es bestimmte Konditionierungen auslöst (z.B. dieses "langsames Klavier solo = Einsamkeit" - Ding, das ja in Filmen ein bis zum Erbrechen abgenutztes Klischee ist, welches aber stets glänzend funktioniert, selbst bei uns Musikexperten), einen Hörer also sehr wohl zu befriedigen, wenn es in Resonanz mit seinen gegenwärtigen Gefühlszuständen tritt.

Ist ja so ähnlich in Rockmusik: Das Stück mag genauso sein wie 73821 andere Rockstücke, aber wenn der Rockfan laute, verzerrte Gitarren losriffen hört, ist er zufrieden. Weil er dann ein bestimmtes Lebensgefühl erhält.

Deswegen sitzen ja auch morgens so viele in Bus und Bahn mit MP3-Kopfhörern in den Ohren: Weil sie das Lebensgefühl "Uäääh, ich muß zur Arbeit" gewissermaßen übertönen wollen mit einem anderen Lebensgefühl (z.B. Tanz, Party, Sex, Verliebtsein...).

Insofern ist der Konsum von Trivialmusikstücken durchaus vergleichbar mit dem von z.B. Zigaretten, Pornofilmen oder verrückten Fahrgeschäften auf dem Jahrmarkt: Alle sind darauf ausgelegt, zielgenau eine Reaktion (vor allem auf der Gefühls- und Hormonebene) im Menschen auszulösen, die den Menschen befriedigt, beruhigt oder sich lebendiger fühlen läßt, und das tun sie sehr gut und zuverlässig!

Dauernd andere, unbekannte Musik zu hören oder neue Aspekte in Musikstücken zu entdecken ist für die meisten Menschen völlig uninteressant, und sie lehnen es geradezu ab: Es wäre für sie, als wenn sie als Raucher neuartige Zigaretten rauchen müßten, die unberechenbare Wirkungen haben (z.B. einmal anregend, einmal einschläfernd...). Da wäre der ganze Sinn und Zweck des Rauchens ja dahin!

Und es ist so, daß bestimmte Gefühlsbereiche, die durch Musik ausgelöst werden, von vielen Menschen komplett abgelehnt und abgewehrt werden. Deshalb funktioniert es ja in manchen U-Bahnhöfen (z.B. in Hamburg) so gut, die Station durch Beschallung mit Klassik-Musik obdachlosenfrei zu halten: Diese armen Menschen hassen Klassikmusik, weil die Diskrepanz des erhabenen, schönen, edlen Gefühls, das die Klassik oft transportiert, mit ihrem eigenen verkorksten Leben einfach zu krass ist. Und deswegen halten sie sich von der U-Bahn-Station fern.

Daher funktioniert "Comptine" auf seine Weise gut: Es appelliert deutlich genug an die oben genannten Konditionierungen und löst entsprechende Gefühle aus (die im Laufe des Stücks auch gleichbleiben, was ja wichtig dafür ist, daß der Trivialhörer es als befriedigendes Stück einordnet!). Gleichzeitig sind diese Gefühle nicht zu tief oder komplex, so daß das Stück konsumierbar ist, ohne in einem irgendwas zu verändern (was ja als beunruhigend wahrgenommen werden würde, nicht als erholsames "Abschalten").

Außerdem muß natürlich noch drauf hingewiesen werden, daß bestimmte Klavierstücke auch einfach wegen der Leicht-Spielbarkeit so extrem beliebt geworden sind. Comptine ist extrem leicht, trotzdem hat man das Gefühl, daß man "ein richtiges Stück" aus einem "richtigen Film" kann. So ähnlich wie bei Anfängern, denen man den Flohwalzer zeigt und die dann denken: "Boah, ich kann nach 2 Stunden schon ein richtiges Stück mit beiden Händen und sogar mit schwarzen Tasten!"

LG,
Hasenbein
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich stimme sogar in großen Teilen zu. Nur seh ich nichts negatives darin, Musik nicht bewusst zu bewerten und zur Beeinflussung der Gefühle zu nutzen. Im Gegenteil - wie schon erwähnt - glaube ich, dass Musik genau dazu gedacht ist. Sie zu benutzen, um den Intellekt zu fordern, ist nur ein weiteres Anwendungsbeispiel.
Und ich fände dieses überhebliche (und es ist überheblich, es wirkt nicht nur so) Pauschalurteil über das Tun und Denken der Massen abstoßend, wenn nicht klar wäre, dass du, hasenbein, gern einen provokativen Tonfall benutzt.

Zumal du dir gerade im Bezug auf Rockmusik offenbar trotz deinen Eigenschaften als Musikfachmann nicht bewusst bist, welche Nuancen und Arbeit in Sound, Text und Zusammenspiel gesteckt werden, bis ein Song tatsächlich dieses Gefühl transportiert.
Da wird ein unbekanntes Land genauso abgegrenzt, wie du den musikalisch ungebildeten Massen die Abgrenzung klassischer Meisterwerke unterstellst.

Ich gaube auch weiterhin, dass man ein wenig Selbstbetrug betreibt, wenn man Musik nur nach kompositorischer Qualität bewertet.
Das liegt nicht daran, dass ich die Begründungen nicht hören will oder nicht verstehen kann, sondern dass ich sie diesbezüglich einfach nicht für relevant halte.

http://www.youtube.com/watch?v=G_WXBkiC1zI :)
:guitar2:
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Dotterbart, ich werte mitnichten Rockmusik ab. Es gibt sehr gute Rockmusik.

Es ging mir im letzten Post mir lediglich darum, wie der Normalhörer Rockmusik rezipiert.

Gleichzeitig muß allerdings wirklich gesagt werden, daß bei der breiten Masse der Rockmusik der musikalische Gehalt tatsächlich sehr flach ist und immergleiche Rhythmen und Riffs bis zum Erbrechen praktiziert werden.

Ich bin mir sehr wohl bewußt, daß in diesem Sektor auch sehr viel Arbeit in "Sound, Text und Zusammenspiel" gesteckt wird. Ich habe mich im Studium auch mit Popmusik beschäftigt und kenne einige, z.T. wirklich gute, Popmusiker persönlich.

Trotzdem ist vieles an dieser Arbeit so, als würde man "Dr. Stefan Frank" auf Büttenpapier mit vergoldetem Einband drucken, um den Eindruck wertvoller Literatur zu erwecken.

LG,
Hasenbein
 
Die intellektuelle und die rein emotionale Herangehensweise sind aber in einem relevanten Sinne keine Gegenteile. Denn bei Leuten mit "kultiviertem" Geschmack spielt die intellektuelle Komponente auch bei der emotionalen Reaktion eine Rolle. Ich empfinde Widerwillen gegen das hier zur Debatte stehende Stück genau deswegen, weil es kompositorisch wenig kunstvoll ist, und ein Teil meines Vergnügens beim Hören von Medtners Klaviermusik liegt genau darin, dass ich mich an der wunderbar gestrickten Form erfreue.

Bei der intellektuellen Seite ist die analytische Beurteilung einfach ein Teil dessen, was die Reaktion determiniert, und wenn jemand auf sowas keinen Wert legt oder ihm das Instrumentarium nicht zur Verfügung steht, dann geht das halt viel direkter emotional. Ich glaube nicht, dass unsereins irgendwie standhafter ist oder dergleichen, nur weil wir intellektuelle Maßstäbe an die Musik herantragen. Wir wollen das ja so!

Mir scheint, es gibt einen Bereich, in dem die "intellektuelle" Seite allerdings gewissermaßen objektiv im Recht ist: Wenn es darum geht, künstlerische Qualitäten wie die Beherrschung des Handwerks an sich, aber auch Einfallsreichtum und dergleichen aufzuzeigen. Wenn jemand ein simples, halt eine Stimmung transportierendes Stück schreibt, dann hat er vielleicht eine gute Intuition gehabt, aber dabei kann er auch ein miserabler Komponist sein. Wenn ein analytischer orientierter Mensch sagt, dass ein Komponist gut ist, sagt er mehr als jemand, dem es rein ums Gefühl geht, der damit nur ausdrücken würde, dass ihm dessen Sachen eben gefallen.

EDIT: Um das noch explizit zu sagen, auch bei meinem Gefallen an Medtner gibt es eine unreduzierbare rein emotionale Komponente. Zum Beispiel, dass mich seine Klangfarben einfach ansprechen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Und ich fände dieses überhebliche (und es ist überheblich, es wirkt nicht nur so) Pauschalurteil über das Tun und Denken der Massen abstoßend...

Moin, Dotterbart!

Da liegt - glaube ich - ein Mißverständnis vor.

Es findet hier kein Kampf zwischen überheblicher Elite und verunglimpfter Masse statt,
sondern Du erlebst den Gegensatz zwischen Spezialisten und Laien,
den Du auch nicht aus der Welt schaffen kannst.

Es ist jemandes gutes Recht, sich die Rauhfasertapeten diagonal an die Wand zu kleistern,
aber einem gelernten Tapezierer muß erlaubt sein,
wenn er das eher kopfschüttelnd zur Kenntnis nimmt.
Ich lasse mir bei Computerproblemen vorzugsweise von jemandem helfen,
der sich mit der Materie auskennt, nicht von einem Hobby-Bastler,
der in den Innereien meines Rechners mal so ganz spontan, frei nach Gefühl herumwühlt.

Herzliche Grüße,

Gomez
 
Die Frage (und das richte ich jetzt auch vor allem an Dotterbart) muß doch zudem sein:

Man kann, wie Du, sagen, daß es vollkommen o.k. ist, Musik ohne Bewertung und ohne intellektuelle Herangehensweise zu rezipieren. Und daß es vollkommen o.k. ist, auch triviale Musikstücke aufgrund der ausgelösten Gefühle zu genießen.

Sehe ich auch so, wir sind uns bis dahin völlig einig!

Aaaaber: Warum ist es so, daß die breite Masse praktisch ausschließlich Trivialmusik konsumiert und an nichttrivialer Musik, die ja nun jede Menge, auch in gefühlsmäßiger Hinsicht, zu bieten hat, vorwiegend uninteressiert ist?

Da bin ich mal auf Deine, Dotterbarts, Antwort gespannt!

Außerdem scheint mir, daß, wenn alle so dächten wie Dotterbart, Musikerziehung (z.B. in Schulen) demzufolge überflüssig wäre, denn zusätzliches Wissen würde nur stören beim unmittelbaren Aufnehmen der Musik, und intellektuelles Zerfasern würde den Genuß verunmöglichen. Richtig?

Und Klavierlehrer sollten demzufolge auch nicht die Stücke vorschlagen, die sie für wertvoll und angebracht halten, sondern den Schüler die (meist Rock-/ Pop-) Stücke spielen lassen, die er gut findet. Und sie sollten auch nicht "hintenrum" versuchen, seinen Geschmack und seine Kenntnisse über Musik in ihre eigene Richtung zu verändern, da das dann ja überheblich bis elitär ist. Richtig?

LG,
Hasenbein
 

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