Chopin - Nocturne Op. 9 No. 1

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MariusMusicff

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Vielleicht gefällts ja jemanden :)
Wenn nicht, ist natürlich auch ok... :P



(Ups, ich habe einen Takt falsch in Erinnerung gehabt, geht natürlich gar nicht!)
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir gefällt´s sehr gut! Danke für die Einspielung.
 
Da ich versprochen habe, ein wenig mehr zu schreiben:

prinzipiell kannst du das Stück gut spielen. Allerdings würde das Stück noch mehr leben, wenn du die Phrasierungen (Chopin ist da sehr genau mit seiner Schreibweise) beachten würdest und auch dadurch schöne größere gesangliche Melodiebögen zusammenfasst. Insgesamt verträgt das Stück wesentlich mehr Rubato in der Melodiestimme. Die linke Hand kann unabhängig davon sogar fast ohne Rubato gespielt werden.

Nur um z.B. eine Stelle herauszugreifen: die 1. Phrase am Anfang kommt aus dem Nichts und wird dann bis zum vierten f aufgebaut, quasi als eine Art hoffnungsvolle oder drängende Frage. Dann sollte man gedanklich kurz atmen und die nächste Phrase langsamer und etwas intensiver anfangen, quasi wie eine Art Säufzer oder Enttäuschung.

Betrachtet man das Thema mit der Variation, also die ersten 4 1/2 Takte, kann man das als große Phrase betrachten und etwas agogisch variieren, also langsam anfangen, zur Mitte beschleunigen und dann wieder verlangsamen. Alternativ kann auch nach der Hälfte des 2. Taktes nochmal eine kurze Verzögerung eingebaut werden.

Das ist natürlich alles eine Frage des Geschmacks und dir freigestellt, wie intensiv du all das machen willst. Grundlage sollte immer der Notentext und vor allem deine Vorstellung sein, welche Charaktere du darstellen möchtest. Was auch immer von Vorteil ist, um die Musik noch besser zu begreifen, ist, Chopins Melodien mit der richtigen Phrasierung zu singen - du wirst feststellen, das man oft an den Stellen Luft holen sollte, wo Chopin die Bögen teilt.
 
Hey,
zuersteinmal vielen Dank für deine Gedanken zu dem Stück.
Leider komme ich gerade von der Uni und muss "gewissermaßen" auch gleich wieder hin, deswegen mal ein kurzes Brainstorming als Antwort.
Deine Anstöße sind sehr interessant für mich, da das ziemlich genau die Sachen sind die ich sehr intensiv gemacht habe. Genauer bin ich jeden Bogen in der Henle-Ausgabe durchgegangen und habe mir darüber Gedanken gemacht und in Rahmen dessen auch jeden Bogen einzeln und in variablen Zusammenhängen gesungen (wie von meiner Feldenkrais-Lehrerin empfohlen) um mir über meine eigenen Ansichten und auch andere Möglichkeiten klar zu werden.
In diesem Zusammenhang habe ich das Stück auch in der linken Hand alleine gespielt und eine befreundete klassische Sängerin singen lassen (vom Blatt) und sie hat in Takt 5 die Melodie von as nach f über ges gesungen, was ich auch versucht habe einfließen zu lassen (den Schlenker unten sozusagen nur zur Unterstützung des abfallenden Motivs).
Ja das mit dem Rubato ist immer so eine Sache, meine Lehrerin hat mir die Ansicht vermittelt (und damit meine ich, dass ich sie nach anfänglichem Unverständnis auch selbst vertrete, in Maßen) dass man auf keinen Fall in zu kleinen Abschnitten denken darf da sonst das Stück in einzelne, wunderschön gespielte Fragmente zerfällt, das Stück als solches, als Ganzes jedoch seine Wirkung verliert -> auch wenn dies je nach Komponist/Stück/Gattung ganz anders sein kann. So sind wir zB zu der Übereinkunft gekommen das bei Takt 6 1/2 das erste Mal durchgeatmet werden kann.
Was ich im Nachhinein immer beobachten kann, was ich unheimlich schade finde, ist dass ich aufgrund der unheimlich vielen Takes (gerne auch mal an die 40) jegliche Ausprägung der kreativen Gestaltung gewissermassen an Intensität einbüßen lasse, im Konzert ist da doch ein deutlicher Unterschied zu merken.
Meistens lasse ich die Stücke dann fallen, so dass ich bestimmt die letzten 15 Stücke nicht mal privat abgespeichert habe...
Ich habe mir nun jedoch geschworen über meinen Schatten zu springen und auch Aufnahmen zu veröffentlichen die mir nicht 100% zusagen, da dies vollkommen utopisch ist.
Ob das mehr Vor- ode Nachteile bringt wird sich zeigen...

Edit: Die Idee die linke Hand vom Rubato der rechten prinzipiell unbehelligt zu lassen habe ich erst jetzt wahrgenommen, das muss ich ausprobieren.
 
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Die Idee die linke Hand vom Rubato der rechten prinzipiell unbehelligt zu lassen habe ich erst jetzt wahrgenommen, das muss ich ausprobieren.

Genau das würde ich bei Chopin ziemlich oft machen. Es gibt Zeitzeugen, die berichtet haben, dass Chopin es selbst auch so gemacht hat. Somit kannst du z.B. den Abphrasierungsbogen im 2. Takt ein wenig langsamer beginnen (d.h. nach der Zählzeit und dann am Schluss wieder mit links zusammen).

Noch eines: den Mittelteil würde ich ein wenig schneller nehmen - das Stück zieht sich sonst zu arg.

Insgesamt ist bei diesem Werk die Gefahr nicht so groß, dass es in Einzelteile zerfällt - also erlaube dir ruhig ein wenig mehr Zeit an einigen Stellen.
 
hat List das so erwähnt? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr, wo ich das mal gelesen habe.
 
@Joh der Liszt hatte eine Chopinbiografie geschrieben (wohl mit Hilfe von der Sayn/Wittgenstein), dort jedenfalls findet sich die berühmte Metapher vom Baum als Chopins rubato (der Stamm ist die l.H. und bewegt sich im Wind kaum, die Äste/Blätter ist Melodie und Verzierungen)
 
@Joh der Liszt hatte eine Chopinbiografie geschrieben (wohl mit Hilfe von der Sayn/Wittgenstein), dort jedenfalls findet sich die berühmte Metapher vom Baum als Chopins rubato (der Stamm ist die l.H. und bewegt sich im Wind kaum, die Äste/Blätter ist Melodie und Verzierungen)
Klingt vielleicht blöd , aber mit dieser Beschreibung kann ich gerade richtig viel anfangen! Ich probiere die Nocturne gleich nochmal :) :)
...Nach der Mittagspause...
 
Es ist bekannt, dass Chopin den Belcanto sehr geschätzt hat. Man muss sich eigentlich nur gute Opernaufführungen von Rossini, Donizetti, Bellini etc. anhören, dann bekommt man eine Idee davon, wie Chopins Rubato wohl aussieht. Das verhältnismäßige streng spielende Orchester (= linke Hand) begleitet eine Solostimme, die sich sehr viele Freiheiten nehmen darf (= rechte Hand). Also: wer gut Chopin spielen will, sollte oft in die Oper gehen!

LG, Mick
 
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Gefällt mir sehr gut. :super:
Ich finde das Tempo sehr angenehm. Z.B. Pollini hetzt geradezu durch dieses Stück. Ich finde dass es dadurch viel an Wirkung verliert (wenn zu schnell gespielt).

Ich spiele es auch, aber nicht so gut wie du. :-(
 

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