Chopin Etüde op. 25/6

Eine Sequenz bedeutet ja nicht automatisch, dass alle Intervalle real übernommen werden. Sokolov und Perahia spielen meines Wissens "ais" - die Entscheidung muss man wohl selbst treffen. :)

Ich mag die Wiener Urtext Ausgabe sehr, weil sie die Entscheidungen, die die Herausgeber treffen, transparent macht - man bekommt wesentlich mehr Informationen über die einzelnen Quellen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Eine Sequenz bedeutet ja nicht automatisch, dass alle Intervalle real übernommen werden.

Natürlich nicht! Wie gesagt, beides ist legitim :)

Ich weiß auch nicht, ob es sich weiter lohn, wegen einem Ton noch weiter darüber zu diskutieren ;) . Beides geht und jeder kann für sich entscheiden, was er spielen möchte. Spieltechnisch angenehmer erscheint mir das a....*pfeif* (ich weiß, das ist KEIN Kriterium ;) .
 
Spieltechnisch angenehmer erscheint mir das a....*pfeif* (ich weiß, das ist KEIN Kriterium ;) .
:D stimmt
...aber wen spieltechnisch das ais bzw. große Terzen plagen, was macht der mit dem Terzenlauf in harmonischem gis-Moll oder mit den drei Schaukelterzenstellen?...
ulkig beim Chopinwettbewerb: Pogorelich spielte a - Altmeister Askenase hatte immer ais gespielt -- das hängt wohl davon ab, wer welche Noten verwendete.
 
dass Mikuli und spätere Ausgaben ein Auflösungszeichen hinzugefügt haben, das in den ersten Ausgaben nicht da war und dort wohl auch nicht einfach vergessen wurde. Ja was nun? :p


guten Tag,

hallo pianovirus und alle anderen, die sich für dieses Kreuz interessieren ( extra deswegen habe ich bei google nach Lösungen gesucht und dadurch dieses Forum gefunden).

Wie rolf ( und also abweichend von den meisten Interpretationen, die ich bisher bei youtube gefunden habe) spiele ich ais, da ich a als ausgesprochen störend empfinde ( s.a. unten genannte Gründe)

Meiner Auffassung nach wurde mit dem Auflösungszeichen in den späteren Ausgaben ein reizvolles Virus gepflanzt, das da aber nicht hingehört. Meine Zweifel an der Version, dass der Schöpfer des Werkes das Auftauchen dieses Virus selbst gewollt haben könnte, sind enorm. Meine Zweifel beruhen zum einen auf denselben Argumenten, die rolf schon vorgetragen hat und es kommen noch weitere hinzu.

Etwas rä#tselhaft erscheint mir übrigens die Bemerkung rolf´s, dass sich in Takt 11 Dis Dur finden soll, da in meiner Ausgabe ( Paderewski) 3 Doppelkreuze vorhanden sind, d.h. in meiner Ausgabe existiert in diesem Takt gis-moll. Vielleicht kann rolf sich dazu äussern, wie er auf Dis-Dur kommmt. -

Laut Google soll von der gis-moll-Etüde kein Autograph mehr existieren (angeblich "verschollen"), andererseits findet sich bei Keller ca. im Jahr 1960 ein Hinweis, man "wisse" ( angeblich) durch Mikuli, dass die ersten Ausgaben "fälschlicherweise" das später auftauchende Auflösungszeichen nicht enthalte, d.h. Keller suggeriert ( aber ohne es weiter zu begründen), dass das Problem seit Mikuli geklärt sei also a richtig sei und ais ein Fehler sei.

An anderer Stelle ( leider weiss ich nicht mehr , wo) habe ich mal gelesen, daß an einer Stelle in der gis-moll-Etüde unklar sei, ob in dem "Urtext" ein Auflösungszeichen oder ein Kreuz gestanden habe, da das Vorzeichen unleserlich geschrieben worden sei.

Da ich leider nicht mehr rekonstrieren kann, wo ich das gelesen habe, wäre aus meiner Sicht folgendes denkbar :

a) Jemand, der noch Zugang zum Autographen hatte ( bevor später verschollen ) hat es gesehen und sich später daran erinnert und sich dann für ein Auflösungszeichen entschieden, wodurch dann das Virus in Umlauf gebracht worden sein könnte.

b) Oder - in einer Ausgabe, in der kein Kreuz vor dem "a" steht könnte Chopin vielleicht einer Schülerin vor das a ein Kreuz gemalt haben um darauf hinzuweisen, dass dort auf jeden Fall ein ais gespielt werden soll.

Aber vielleicht können andere Interessierte zur Klärung dieser Frage ( unleserlich geschriebenes Vorzeichen ?) etwas beitragen - vielleicht weiss irgendjemand den Hintergrund, warum Mikuli sagt, es gehört an diese Stelle ein Auflösungszeichen.

LG

pixel
 
Hi all,

hab Henle-Band:

Auch die Frage, was ZWISCHEN der Deutschen Erstausgabe D (gemäß Henle) und dem Nachdruck der Deutschen Erstausgabe, Dn (gemäß Henle) geschah, ist interessant, find ich.
Denn

Zitat Henle, Textkr. Anhang:

Takt 7, oben: In Dn ist beim 2. Sechzehntel vor a2 ein Auflösungszeichen notiert.

Quellen sind hier: AB (Abschrift von Fontana), D (Deutsche Erstausgabe Breitk. und Härtel, Leipzig, 1837), Dn ( Nachdruck der Dt. Erstausgabe, Breitk. und Härtel, nach 1846) und F (Franz. Erstausgabe, M. Schlesinger, Paris, 1837).

Textgrundlage in Henle ist die Abschrift (AB) von Fontana und die Deutsche Erstausgabe D, also steht bei mir KEIN Auflösungszeichen.

LG, Olli
 
Nachtrag:

Hat Mikuli, gemäß pixels Hinweis auf die Keller-Sache, das also nur den Deutschen gesagt ?
Bzw. "man wisse seit Mikuli": Seit wann ist denn das GENAU ? ;)

LG, Olli !
 
Ich zitiere mal aus dem Vorwort meiner Ausgabe:

Lamenting the innumerable errors found in earlier French, German and English publications, he [Mikuli] sought to provide the reader with a reliable edition based on several sources--especially printed scores corrected in Chopin's own hand; scores in which Mikuli himself noted doen the composer's comments during students' lessons; and significant reminiscences by discerning witnesses to Chopin's rare performances.

Womöglich hat er bei der Zahl der (heute größtenteils nicht mehr umstrittenen) Fehler das Auflösungszeichen gar nicht weiter kommentiert. Vielleicht hat Chopin ihm gesagt, dass er es so spielen soll, vielleicht hat er es nicht.

Etwas rä#tselhaft erscheint mir übrigens die Bemerkung rolf´s, dass sich in Takt 11 Dis Dur finden soll, da in meiner Ausgabe ( Paderewski) 3 Doppelkreuze vorhanden sind, d.h. in meiner Ausgabe existiert in diesem Takt gis-moll. Vielleicht kann rolf sich dazu äussern, wie er auf Dis-Dur kommmt. -

Rolf bezieht sich dabei auf die Harmonie, nicht auf die Tonart.
 

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