Brahms Op.118 No2: Pedal oder kein Pedal?

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brennbaer

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Hi zusammen,
hätte mal ne Frage bezüglich des Pedals bei u.A. Takt 3 bis 4 (bis Zählzeit 2) und Takt 7 - 8 (ebenfalls bis ZZ 2)
Habe das ganze eine Weile hin und wieder ausm Kopf gespielt, damit ich es nicht ganz vergesse
Jetzt hab ich mir die Noten nochmal angeschaut und festgestellt, dass ich bei den betreffenden Stellen das Pedal einsetze. Dabei weiß ich, ehrlich gesagt, gar nicht mehr, ob ich es von Anfang an so einstudiert habe, oder ob es sich so eingeschlichen hat.
Jedenfalls steht in der mir vorliegenden Ausgabe (Edition Peters), wie man sieht, kein Pedal.
Was meint Ihr? Pedal weglassen oder beibehalten.
Mit Pedal klingts, zumindest für mich, "geschmeidiger"Screenshots_2021-11-10-11-36-49.png
 
Halte Dich an die Direktive von Franz Liszt: „Verständiger Pedalgebrauch wird vorausgesetzt.“
 
Großzügiges Legatopedal!
Also Harmonien zusammenfassen!
 
Man muss eine gute Balance zwischen Klarheit und Klang finden. Das Pedal auch nicht immer voll runterdrücken.
Ich finde, dass es sich für das Üben anbietet manchmal gänzlich auf das Pedal zu verzichten und trotzdem so geschmeidig zu spielen, wie es geht (und eben das zu üben). Dann kannst du selbst entscheiden, wie viel Pedal es am Ende sein soll.
 
Letzteres (was tatsächlich hin und wieder gut ist) ist hier jedoch nicht angesagt.

Bei Harmoniewechsel Pedalwechsel. Simples Prinzip.
 
Schon, aber wo sind die jeweils neuen Harmonien wo sind nur Durchgänge, ... ?
Gerade beim Pedalisieren spielt das Zusammenwirken von Gehör und theoretischem Wissen eine entscheidende Rolle!!
 
Weiß ich nicht, ob man viel theoretisches Wissen braucht. Wenn man sichs leicht machen möchte, kann man bei jeder Viertel neu Pedal nehmen. Ich weiß aber nicht, ob das dann am besten klingt. Außerdem gibt es ja auch da Abstufungen. Hat auch was mit Feingefühl zu tun.
 
Hm. Ich spiele die abgebildeten Takte so ohne Pedal, wie's da steht. Die lH in den trockenen Takten muss dann sehr klangvoll spielen. (Mit Pedal werden die Tonklumpen in der kleinen Oktave auch schnell mulmig.) Maximal ganz am Schluss jeder Achtelbindung würde ich noch ganz leicht anpedalisieren, damit die Luftlöcher nicht zu groß werden.

Meine Privattheorie ist sowieso, dass Brahms' Klavier leicht nachhallte (dh. die Dämpfer waren nicht so 150% abrupt wie heutzutage). Ist nur Privattheorie.

Secco geht auch, wenn der Vorspielraum ein kleines bisschen Nachhall hat. Dem Klavierspieler klingts zwar fast unangenehm verhackt, aber für den Zuhörer ist es okay.
 

Secco geht auch, wenn der Vorspielraum ein kleines bisschen Nachhall hat. Dem Klavierspieler klingts zwar fast unangenehm verhackt, aber für den Zuhörer ist es okay.
In meinen Augen (bzw. Ohren) ist das nicht ok. Das Pedal ist ja nicht in erster Linie dazu da, um Legato-Löcher zu stopfen, sondern um den Klang zu formen. Ein einzelner Ton oder Akkord klingt völlig anders, wenn man ihn mit Pedal spielt, weil durch die abgehobenen Dämpfer die Saiten der harmonischen Obertöne mitschwingen. Spielt man wechselweise mit und ohne Pedal, erzeugt das klangliche Brüche, die sehr störend sein können. Bei mancher Musik geht das, vor allem, wenn die Stellen ohnehin stark kontrastieren. Bei diesem Brahms-Intermezzo geht es nicht.

Wie man da genau pedalisiert, hängt in der Tat sehr vom Raum und vom Instrument ab, auch von der individuellen Gewichtung der Stimmen. Eine pauschale Anweisung funktioniert hier nicht. Wenn man es gut machen will, erfordert es viel Erfahrung und ein sehr fein ausgebildetes Gehör.
 
Nochwas: Die Pedalangaben in dem Beispiel stammen nicht von Brahms. Die hat irgendein Herausgeber hinzugefügt.
 
Und die Pedalangaben des Hrsg. sind auch keinesfalls als vollständige Pedalisierungschoreographie gemeint, sondern sollen nur in bezug auf besondere Stellen besagen: "Pass auf, meiner Meinung nach sollte in T.1 und 2 nicht auf Zählzeit 3 nochmal das Pedal gewechselt werden, sondern es den ganzen Takt durchgehalten werden, während das in T.4 und 5 anders aussieht."
 
Danke Euch allen :-) :trink191:

Nochwas: Die Pedalangaben in dem Beispiel stammen nicht von Brahms. Die hat irgendein Herausgeber hinzugefügt.
Das ist mir schon klar.
Da jedoch mein Wissen, nämlich das eines vor sich hinstümperndes Amateurchens, um den "verständigen Pedalgebrauch"
Halte Dich an die Direktive von Franz Liszt: „Verständiger Pedalgebrauch wird vorausgesetzt.“
nachvollziehbarerweise deutlich geringer sein dürfte, als das des Herausgebers, dachte ich, ich frage mal nach, ob ich mir da etwas falsches angewöhnt habe


Und die Pedalangaben des Hrsg. sind auch keinesfalls als vollständige Pedalisierungschoreographie gemeint, sondern sollen nur in bezug auf besondere Stellen besagen: "Pass auf, meiner Meinung nach sollte in T.1 und 2 nicht auf Zählzeit 3 nochmal das Pedal gewechselt werden, sondern es den ganzen Takt durchgehalten werden, während das in T.4 und 5 anders aussieht."
Extra Danke für diesen Hinweis :-)
 
Da wüsste ich jetzt gerne, ob es eine Urtextausgabe ist. Wenn die Angaben von Brahms selbst sind, dürfte er sich etwas dabei gedacht haben. Auffällig auch, dass gerade da ein Bogen steht, wo kein Pedal mehr verlangt wird. Ich würde versuchen, das zunächst mal ohne Pedal zu realisieren. Da muss man halt schauen, dass man legato possibile spielt (Fingersatz!) und klug mit dem Arm arbeitet, damit es klingt.
 
Bei meiner Urtext Ausgabe (Henle) gibt es keine Pedal-Anweisungen :016:
 
Hier die Seite. Finger Sätze sind natürlich nicht von Brahms haha
 

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Wenn ich mir die Pedalisierung des Herausgebers so angucke, scheint er eine Art Glockenklangästhetik zu verfolgen: erst die Quinte in der lH, dann das Kontra-A schön sonor in der D-Dur-Harmonie durchklingend (selbst das cis'' auf 3 mit in Kauf nehmend), den Bassgang in T. 5 tiefglockig, in T 6 den H7-Akkord als hohe Glocke (die Tonklumpen links dann doch ins Pedal).

(grübelgrübel.,, Ich glaube, ich muss das eher als eine Art Allegretto nehmen als als Nocturne)
 
Klar ist auf jeden Fall der Aufbau: Klang, Klang, weiter. Bei den Klängen steht halt Pedal und beim "weiter" nicht. Ich weiß nicht, wie viel man da jetzt reininterpretieren muss :016:
 

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