Blattspielen systematisch lernen

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Piassion

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Hallo in die Runde,

da ich im Moment kein/e KL habe (KL ging im Nov. 2020 in Ruhestand, Start mit neuer KL voraussichtlich im Februar) habe ich mir für die Zwischenzeit vorgenommen, mich u. a. dem Blattspiel zu widmen.
Dazu habe ich das Buch von Keilmann "Ich spiel vom Blatt" begonnen. Los ging es mit blinder Orientierung auf der Tastatur und dann mit Prima-Vista-Übungen. Ich habe den Eindruck, dass das konsequente "Blind-Spielen" sich auch auf meine Repertoire-Stücke überträgt. Die Finger können sich immer besser auf der Tastatur orientieren.
Bei den Blattspielübungen finde ich die Schwierigkeitssteigerung ziemlich schnell und ich fühle mich da überfordert. Zudem klingen die "Stücke" auch irgendwie nach einer Aneinanderreihung von Tönen, nur um den vorgegeben Übungszweck zu erfüllen. :konfus:
Mir kam dann die Idee, aus der für mich leichten Klavierliteratur etwas rauszusuchen und vom Blatt zu spielen. Nach den Ausführungen von Bernd Sommer scheint dies jedoch auch kein sinnvoller Weg zu sein, um systematisch vorzugehen. (Zur Methodik des elementaren Prima-Vista-Spiels)

Wie geht ihr beim systematischen Lernen von Blattspielen vor?

Viele Grüße
Piassion
 
Zur Zeit habe ich den Canon in d von Pachelbel aus dem gleichen Grund wie du.
Das Stück bietet den Vorteil ,dass man sich nur auf die rechte Hand konzentrieren muss da die linke ja immer das gleiche spielt. Mir geht's es hauptsächlich um Tempo bei dem Stück und natürlich Musikalität und Ausdruck.
Zudem suche ich mir einfache Stücke die mir gefallen aus dem Internet oder Klavierschulen und probiere die gleich als Musik erkennbar zu spielen.
Gibt viel Spass und es wird garantiert nicht langweilig.
 
Hallo @Piassion ,

mir ging es vor 1 1/2 Jahren ähnlich, meine Klavierlehrerin war sehr mit ihrer Doktorarbeit beschäftigt und konnte mich nicht weiter unterrichten. So stand ich 2 Jahr ohne KL da. In dieser Zeit habe ich viele eigentlich viel zu leichte Stücke aufs Pult gelegt und versucht sie vom Blatt zu spielen, nach einer gewissen Zeit stellte sich die Routine ein. Als meine KL dann wieder Zeit für mich hatte, hat sie mich sehr gelobt, sie meinte auch meine Musikaliät habe sich verbessert. Bei den leichten Stücken habe ich sehr auf die Betonung geachtet, das war sicherlich sehr vorteilhaft.
 
@Robinson Du hast Recht: Es soll auf jeden Fall auch Spaß bringen. Du bringst mich auf die Idee, dass ich beim Blattspielen auch nach Themen auswählen könnte: z. B. verschiedene Rhythmen, leichte Stücke mit vielen Vorzeichen (die mich noch etwas abschrecken) oder ungewöhnliche Tonlagen oder wie @Boogieoma vorschlägt, gleich mit viel Betonung und Ausdruck.
 
Ich habs vllt schon mal irgendwo geschrieben, aber im Zusammenhang mit Blattspiel bin ich ein großer Freund von Bartoks Mikrokosmos. Das ist eigentlich keine Blattspielschule, sondern eher eine sehr effektive und durchdachte Klavierschule, aber die ersten Stücke kann man sehr gut als Blattspielübungen benutzen, und weil es eine Klavierschule ist kann man vielleicht auch noch anderweitig was lernen. Zusätzlich klingen viele Stücke vielleicht etwas ungewöhnlich, deswegen ist der Mikrokosmos auch immer mal für eine Überraschung gut, bzw ist es zur Abwechslung einfach mal was anderes, wenn man nicht so mit der Musik von Bartok vertraut ist.

Ich beschäftige mich nicht wirklich systematisch mit Blattspiel (vielleicht sollte ich das mal anfangen). Ich versuche ab und zu auch mal Stücke zu spielen, die ich eher leicht finde, und versuche es so weit wie möglich (halbwegs) korrekt vom Blatt zu spielen. Also prinzipiell mache ich das genau so wie Robinson. Und es macht auch wirklich Spaß.
 
Beim Durchsuchen nach neuen Noten beiYouTube habe ich andere Varianten vom Canon in d gefunden.
Das ist nochmal eine neue Herausforderung etwas bekanntes wieder in anderer Notierung zu spielen.
Besonders die von P.Barton finde ich sehr schön und werde den Canon in d gründlich üben und in mein Repertoire aufnehmen.
Wunderschönes Stück.
 
Daran hatte ich auch schon gedacht, vor allem aus dem Grund - wie du auch schreibst -, weil die Stücke ungewöhnlich klingen.
Im ersten Schritt habe ich mir jetzt - um beim Lesen und Spielen von Stücken mit vielen Vorzeichen etwas besser zu werden - von folgendes rausgesucht: "Czerny durch alle Tonarten" und "Mit den Sternen durch alle Tonarten" (Reihe Tastenträume).
Aber Bartok reizt mich irgendwie auch noch.

Was denkt ihr, wie lange ein Stück blattspielfähig ist? Ist es z. B. am 3. Tag, wenn ich es spiele, noch Blattspiel oder schon geübt?
 
@Robinson Du hast Recht: Es soll auf jeden Fall auch Spaß bringen. Du bringst mich auf die Idee, dass ich beim Blattspielen auch nach Themen auswählen könnte: z. B. verschiedene Rhythmen, leichte Stücke mit vielen Vorzeichen (die mich noch etwas abschrecken) oder ungewöhnliche Tonlagen oder wie @Boogieoma vorschlägt, gleich mit viel Betonung und Ausdruck.
Beim Blattspiel geht es um das Wiedererkennen von Mustern. Einen völlig unbekannten Rhythmus (z. B. Ragtime) vom Blatt spielen zu wollen, halte ich für sinnlos. Gleiches gilt für ungewohnte Tonarten oder abseitige Tonlagen. Auch die musikalische Gestaltung beim Blattspiel ist ein Abrufen von Mustern. Wer vom Blatt spielen will, muss die Muster beherrschen.
Was denkt ihr, wie lange ein Stück blattspielfähig ist? Ist es z. B. am 3. Tag, wenn ich es spiele, noch Blattspiel oder schon geübt?

Auch wenn es noch als Blattspiel gilt, treten technisch gesehen schon bei der ersten Wiederholung Wiedererkennungseffekte auf.
 

Bei den Rhythmen habe ich jetzt nicht an Ragtime gedacht, da ich eher in der Klassik unterwegs bin.
In klassischen Ragtimes findet man rhythmisch nichts, was es in der Kunstmusik nicht schon seit Jahrhunderten gibt. Diese fast 700 Jahre alte Musik ist rhythmisch komplexer als jeder Joplin-Ragtime:




Und wer sowas zu spielen gelernt hat, der wird wohl in keinem Ragtime rhythmische Muster finden, die ihm noch irgendwelche Rätsel aufgeben:

 
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Hier gibts einen "Blattspiel-Generator", der ne ganze Menge an Kombinationen zulässt:

Rhythmisch ultra langweilig...aber man kann ja auch damit improvisieren.
Nachtrag: das sehe ich eher als Scherz an als eine sinnvolle Übemöglichkeit :D
 
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Danke @mick für die Beispiele und die Klarstellung.
Naja, Blattspiel-Generator: ist eher nichts für mich.
 
Mal zu Bartoks Microkosmos - mich hat es als junger Klavierschüler eher vom Blatt spielen abgebracht.

Ich schaute auf die Noten, ich schaute auf die Tasten - ja, das kam schon hin.

Aber was ich hörte, paßte irgendwie nicht so recht zusammen - so habe ich dann angefangen es nach meinen Vorstellungen "zu glätten" was natürlich nicht mehr mit den Noten paßte.
 
Ich schaute auf die Noten, ich schaute auf die Tasten - ja, das kam schon hin.

Aber was ich hörte, paßte irgendwie nicht so recht zusammen
:002:
Eine Alternative wäre ja: Ich schaue auf die Noten und spiele (blind), dann höre ich mir das Stück z. B. auf YT an. Die Kontrolle läuft dann über das Ohr. Ich finde, dass das ein interessantes Experiment ist.
 
Vom Blatt spielen bedeutet für mich den Blick auf die Noten und nicht auf die Tasten. Das Kontrollhören finde ich dabei auch sehr wichtig. Und auch das Voraushören und die Vorbereitung der Finger usw.
 
@Henry meinte das wohl im übertragenen Sinne: Noten stimmten, Finger stimmten, aber der Klang stimmte für ihn subjektiv nicht.

Beim Blattspiel kann man m.E. schauen, wohin man möchte, meist natürlich auf’s Blatt, da man den Text zum ersten Mal (prima vista) sieht.

Bei den Piano Exams ist das so definiert:

Sight-reading
Sight-reading is a valuable skill with many benefits. Learning to sight-read helps to develop quick recognition of keys, tonality and common rhythm patterns. Strong sight-reading skills make learning new pieces quicker and easier, and also help when making music with others, so that playing in an ensemble becomes more rewarding and enjoyable.
About the test: Candidates will be asked to play a short unaccompanied piece of music which they have not seen before. They will be given half a minute to look through and, if they wish, try out all or any part of the test before they are asked to play it for assessment.

D.h., wenn ich eine Blattspiel-Übung mache, nehme ich ein leichtes Stück, das ich noch nicht kenne, schaue es mir kurz an, versuche es im Kopf zu hören und das Tempo zu bestimmen und dann spiele ich es vom Blatt. Gut zuhören und ggf. mit Aufnahme prüfen. Dann ist das Stück für‘s Blattspiel verbraucht, aber ich spiele es dann noch ein paar Mal bis ich zufrieden bin.
 
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Hier gibts einen "Blattspiel-Generator", der ne ganze Menge an Kombinationen zulässt:
Rhythmisch ultra langweilig...aber man kann ja auch damit improvisieren.
Nachtrag: das sehe ich eher als Scherz an als eine sinnvolle Übemöglichkeit :D
...das hat mit Blattspiel soviel zu tun, wie meine Goldfische mit Vanilleeis.
Beim Prima Vista spielen geht es um das schnelle Erfassen dessen, was kommt, eben genau in musikalischer Hinsicht. Ein künstliches Konstrukt bleibt im Ansatz stecken. Und wenn man die Ohren schulen möchte, dann setzt man ihnen besser keinen Müll vor....
Ich erkenne bei - sagen wir mal - einer Sonate von Haydn sofort die Tonart, fühle bei Läufen, welche Inhalte sie haben, weil meine Ohren mich leiten. Wichtig ist eine innere Vorahnung, die man mit Erfahrung entwickelt und dann schon dem Notenbild entnehmen kann.
 
Sollte man die Noten für das 'vom Blatt spielen lernen' nicht schon vor dem eigentlichen Spiel am Instrument in Augenschein nehmen und sich Gedanken machen, rsp. lesen, welche Sequenzen, Besonderheiten, Bekanntes, Unbekanntes etc. im Notentext vorhanden sind?
 

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