Ich brauche Stunden um ein Stück auch nur ansatzweise spielen zu können und bin extrem deprimiert.
Hmm, ich spiele seit etwas über einem Jahr mit KL und bin etwa in der Mitte der Russischen Klavierschule Band 1 angelangt, aber mit Zusatzmaterial. Ich habe alle 3 Wochen eine Unterrichtseinheit. Öfter macht keinen Sinn, weil ich einfach drei Wochen brauche um drei so kleine Stückchen halbwegs anhörbar wiederzugeben. Fehlerfrei und flüssig geht keines davon, aber man erkennt zumindest wie es mal werden könnte.
Nach "Stunden" kann ich oft in langsamem Tempo EINE Hand mit nur wenigen Fehlern über ein halbseitiges Stück in dieser Schwierigkeit spielen. Sobald die zweite Hand dazu kommt fliegt alles wieder durcheinander. Lange Denkpausen, Finger vergriffen, Artikulation falsch und die Akkorde schlagen auch ungleich an.
Und das ist das Niveau daheim am Klavier, wo mich nichts stresst. Am Flügel, wenn die KL auf jede Kleinigkeit achtet, schaffe ich dann nur noch ungefähr die Hälfte davon.
Nein, ich denke, ich bin noch viel schlechter als Du. Aber ich bin schon viel besser als vor einem Jahr
Meine KL ist aber sehr freundlich mit mir. Unnachgiebig, wenn ich falsch artikuliere oder schlechte Handhaltung habe, aber nie ungeduldig. Wenn's nicht gut genug war, dann mache ich bei machen Stücken noch einen Durchgang, oder trotzdem etwas anderes, das aber gegen die gleichen Probleme helfen soll.
Sie bekommt Schmerzensgeld, um mich für eine gute Stunde zu ertragen. Je schlechter ich bin, desto länger werde ich sie brauchen. Warum sollte sie da auf mich lästig sein? Ich bin ja nicht absichtlich schlecht, nur um sie zu ärgern.
Wir sind aber in der gleichen Altersklasse, das macht es vielleicht leichter, den Schüler als vollwertigen Menschen zu erkennen und nicht als Untergebenen, der statt zu Üben, sicher lieber Pokemons fängt, oder mit den Kumpels einen saufen geht. Rotznasen, nichtsnutzige. Vergeudung von Lebenszeit, denen irgendwas beibringen zu wollen...
Manchmal geht's eben nicht so schnell wie man sich das wünscht. Manchmal muss man auch was anderes machen als Klavier zu üben. Es gibt immer welche die sich irgendwo leichter tun, aber an denen muss man sich nicht messen. Es ist KEIN Wettbewerb. Wenn Du mit 15 erst begonnen hast, dann wirst Du vermutlich nicht "Konzertpianistin" als neues Lebensziel ausgerufen haben, sondern das zum Spaß machen. Dann soll das doch bitte auch Spaß machen. Lass Dir das von einem frustrierten "ich bin leider selbst kein großer Pianist geworden" nicht verderben.
Manch ein Lehrer übersieht einen wichtigen Punkt: ER ist der Dienstleister, der eine Leistung zu erbringen hat. Nämlich MIR als Schüler was beizubringen, mir zu helfen, Schwierigkeiten zu überwinden, mich zu motivieren, mein Potenzial zu entfalten. Dafür bezahle ich ihn. Nicht umgekehrt. ICH als Schüler gebe mein Bestes, damit diese Bemühungen fruchten, denn ICH will das ja lernen - und ich muss es auch selber bezahlen, das motiviert schon. Wenn das Beste weniger ist als erhofft, dann ist es eben so. Mehr als das Beste geht nicht.
Wenn die Chemie so schlecht ist, dann wäre ein Wechsel des Pädagogen vermutlich für beide Partner die vernünftigere Variante - wenn das möglich ist. Wenn das nicht möglich ist, solltest Du Deinen Mut zusammen nehmen und ihn in Abstimmung mit Deiner Familie klar darauf ansprechen, dass Du vielleicht seine Methodik OK findest, seine (mangelnde) Pädagogik aber absolut unangebracht ist. Wenn sich das nicht bessert, bisst Du ohne ihn besser dran.