Es wird nicht richtig klar, wie z.b. das audiomotorische Spielen gehen soll, wie es sich für den Spieler anfühlt, was er dabei denkt, etc. Diese Fragen sind tatsächlich sehr schwer zu vermitteln oder zu diskutieren, vielleicht weil es jeder individuell anders empfindet ?
Lieber Rubato,
es ist m.E. ähnlich wie beim Sprechen, Lesen, Schreiben.
1. Das Kind spricht
--- wir singen.
2. Das Kind beginnt im ersten Schuljahr oder schon früher, sich über die einzelnen Laute der gesprochenen Wörter Gedanken zu machen, bis es ein Wort "ablautieren" kann
--- wir versuchen, die gesungenen Melodien auf dem Klavier nachzuspielen und hören, ob die Melodie nach oben oder nach unten geht, welche Intervalle vorkommen.
3. Das Kind lernt, welche Zeichen für die gefundenen Laute verwendet werden und schreibt diese auf, kann sie dann auch lesen
--- wir lernen, welche Zeichen für Tonhöhen und Tonlängen verwendet werden.
4. Wörter/Sätze werden also in ihre Laute zerlegt, dann aber wieder zusammengesetzt und als Einheit empfunden. Das führt mit immer mehr Übung dazu, dass letztendlich in großen Zusammenhängen gelesen und geschrieben wird, wir lesen keine einzelnen Buchstaben, sondern Gestalten/Wörter/Sätze, wir können sogar Geschriebenes innerlich hören
--- Melodien werden also in ihre Töne zerlegt, dann aber wieder zusammengesetzt und als Einheit empfunden. Das führt mit immer mehr Übung dazu, dass letztendlich in großen Zusammenhängen gelesen und geschrieben wird und wir Geschriebenes innerlich hören können.
Beim Notenlesen sollte immer in Gestalten gehört werden. Welche Töne bilden eine Einheit, welche Tonschritte und Tonsprünge bilden diese Einheit, wie ist der Melodieverlauf. Es hilft viel, Bekanntes nachzuspielen, dann aufzuschreiben, eigene kleine Melodien zu erfinden und aufzuschreiben, zu transponieren.
Das Ganze hat unmittelbaren Einfluss auf die Technik. Denke und höre ich nicht mehr einzelne Töne, sondern Gestalten, werde ich sie auch technisch und klanglich zu einer Einheit zusammenfassen. Und das macht der Arm bzw. eine gute Armführung. Der Arm fasst in z.B. elliptischen Bewegungen wie der Bogen eines Cellisten Töne zu einer klanglichen Einheit zusammen. Der Titel dieses Fadens macht deutlich, dass der Threadersteller so noch (!) nicht denkt und hört. Denkt man nämlich jeden Ton einzeln, ist natürlich bei schnellen Passagen viel Arbeit vorhanden. Macht man aber mal ein glissando, was ohne Armführung nicht möglich ist, merkt man, wie viele Töne schnell in einer einzigen Bewegung gespielt werden können. So ist es auch bei schnellen Passagen. Natürlich tun die Finger auch etwas (artikulieren ...). Das betrifft aber eher das letzte Fingerglied. Die Finger werden als Ganzes NICHT gehoben und müssen NICHT Mordsaktionen machen. Oft ist es (je nach Artikulation) nur ein Abzupfen des letzten Fingerglieds wie bei einer Gitarrensaite. Ein weiterer Fehler ist, dass man bei schnellen Passagen verkrampfter (uah, Hilfe, schwere Stelle...) ist und Hand und Arm zu schwer macht. Leichtigkeit, Atmen, Zurücklehnen hilft. Beim glissando hat man doch auch das Gefühl von Leichtigkeit.
Die üblichen Passagenübungen wie Rhythmisieren, unterschiedlich artikulieren (staccato spielen...) etc. helfen bei der Umsetzung.
Liebe Grüße
chiarina