Berufsmusiker + Mietwohnung...

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partita

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15. Dez. 2009
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Liebe Leute,

ich weiß, es ist ein leidiges Thema und ich habe auch schon die Suchfunktion bemüht. Trotzdem ist dieser Faden teilweise eine Frage und teilweise Luftmachen meines Ärgers über die absolut unmöglichen Versuche, in Köln eine Wohnung zu finden, in der man Klavierspielen, geschweigedenn -üben, darf...

Jeder erzählt was anderes:
- Einmal ist die Rede von Ruhezeiten, die man einhalten muss, ansonsten dürfe man üben (glaub ich nicht so recht).
- Ein ander Mal gibt es die Unterscheidung zwischen Amateuren und Berufsmusikern, von denen manche sagen, dass sie existiert, andere wiederum nicht. (weiß ich nicht, was ich glauben soll)
- Dann gibt es die vermeintlichen 2h-Regel unabhängig von Amateur/Berufsmusiker, auf die sich die Gerichte laut Aussagen wiederum anderer eigeschossen haben.

Neben den Fragen, was davon denn eigentlich nun der Gesetzeslage überhaupt entspricht, stellen sich einem noch weitere Fragen:
- Angenommen, die 2h Regel stimmt - wie soll man denn bitte als Berufsmusiker mit 2h pro Tag auskommen?! Wo soll man denn wohnen, wenn man Musik studiert oder danach freischaffender Künstler ist oder Klavierlehrer?
- Bei Letzterm kommt noch dazu, dass man in einer Mietwohnung anscheinend nicht mal gewerblichen Zwecken nachkommen darf, es sei denn, es ist vom Vermieter genehmigt. Dh. wenn ich zuhause unterrichten will, ist das nicht mal erlaubt? Wenn das i.A. in einer Mietwohnung nicht erlaubt ist, heißt das, dass ich was kaufen muss, um dort unterrichten zu dürfen, wenn ich keinen Vermieter finde, der das ausdrücklich erlaubt?! Wie soll man das zahlen nach Abschluss des Studiums?!
- Wenn Musizieren in welchem Rahmen auch immer gesetzlich erlaubt ist, warum erlauben es sich dann trotzdem 99.5% aller Vermieter, dir das Üben zu verbieten bzw. dich gar nicht erst in die Liste der infrage kommenden Mieter aufzunehmen, wenn sie erfahren, dass du Musik machst? WO SOLL MAN ALS MUSIKER DENN NOCH WOHNEN???
-So oft kriegt man gesagt, dass man ja überhaupt nicht sagen müsse, dass man ein Musikinstrument dabei hat - es sei ja erlaubt - de facto ist es es aber dann doch nicht und man hat dann am Ende Klagen und Gerichtsverfahren am Hals und kann schließlich doch was anderes suchen, wenn man erfährt, dass man auch als Berufsmusiker nur 90 min. oder nur 2h üben darf...
- Gibt es eigentlich einen Unterschied, ob man selbst der Eigentümer der Wohnung ist oder nur der Mieter, was das Recht des Musizierens angeht? Kann es passieren, dass ich in eine Wohnung einziehe, in der erstmal laut Mietvertrag nichts steht außer den Ruhezeiten und dann kommt hinterher der Vermieter und begrenzt meine Übezeit auf was auch immer oder verbietet es gar vollständig, weil er Ärger mit meinen Nachbarn bzw. anderen Mietern bekommen hat?

Während meiner Wohnungssuche habe ich z.B. neben direkter Ablehnung, nachdem ich eröffnen musste, dass ich ein Instrument dabei habe, solche Fragen bekommen wie:
- "WIE, Sie müssen jeden Tag üben?! Und dann auch noch mehr als eine halbe Stunde? Oh je, da kriegen Sie aber überall Probleme..."
- In einer Anfrage für ein ziemlich großes Mietobjekt (60 qm) außerhalb Kölns bekam ich als Antwort: "Also ein Flügel ist nun wirklich zu groß für diese Wohnung..." Nicht, dass ich nach 60 qm suche, aber diese wäre preislich zufällig im Rahmen gewesen, aber was soll denn bitte die Aussage, 60 qm wären zu klein für einen Flügel??? Ich hab ihn jetzt auf nicht mal 20 qm stehen... :(

Ich bin mehr als frustriert, das könnt ihr mir glauben... Wenn ich nur wüsste, was wirklich die Gesetzeslage ist... Oder wird das pro Fall entschieden? Woran kann man sich denn dann überhaupt halten? Erstmal irgednwo einziehen, schauen, ob's hart auf hart kommt und dann gegebenenfalls wieder umziehen und dasselbe Spielchen so lange, bis man ein Haus erwischt hat, in dem man üben darf?

Ich frage mich wirklich, wo man als Berufsmusiker wohnen soll. Ehrlich.
Heute bin ich in den Mieterschutzbund eingetreten, um dort eine Rechtsberatung zu bekommen, sobald ich meinen Mitgliedsausweis habe. Dann habe ich auch eine entsprechende Versicherung dabei, falls es hart auf hart kommt... Doch ob ich eine Wohnung zusagen soll, von der nicht klar ist, wie es mit den Nachbarn wird und ob der Vermieter dann nicht zu mir sagt, ich soll gefälligst das Geübe unterlassen oder eben auf einem epiano spielen, das weiß ich nicht...

Frustrierte Grüße,
Partita
 
- "WIE, Sie müssen jeden Tag üben?! Und dann auch noch mehr als eine halbe Stunde? Oh je, da kriegen Sie aber überall Probleme..."

Den nächsten, der mich das so von oben herab fragt, den sollte ich grade mal zurück fragen: "WIE, Sie müssen jeden Tag arbeiten?" Und dann auch noch mehr als eine halbe Stunde?". Den Mut dazu habe ich wahrscheinlich leider nicht. Aber man sollte es echt mal sagen, damit den Leuten mal klar ist, dass das unsere Arbeit ist und dass mit sowas eine komplette Berufsgruppe diskriminiert wird...

:evil:
 
Liebe partita,
wenn der rechte Augenblick kommt, findest Du Deine Wohnung, davon bin ich überzeugt.
Laß Dich nicht unterkriegen!

LG

Toni
 
Hallo partita,
Du bist wahrscheinlich nicht die Erste, die sich zum Üben und Unterrichten einen extra Probenraum suchen muß, das habe ich schon des öfteren gehört von Berufspianisten. Denn selbst wenn das Recht auf Deiner Seite wäre, können einem Nachbarn das Leben zur Hölle machen.
Mal ganz pragmatisch: die meisten müssen zum Arbeiten aus dem Haus gehen, ist manchmal sogar nicht das Schlechtestete. Es hilft unter Umständen, sich die verfügbare Zeit effektiv einzuteilen, wenn man weiß, man hat einen Überaum nicht immer zur Verfügung.
Hört sich jetzt vielleicht auch gemein an, aber ich würde als Vermieter auch keine Wohnung an einen Berufspianisten vermieten. Wie machen das denn die Mittkomillitoninen? Die müssen doch auch alle viel üben.

Nicht böse sein. Ich bewundere, wieviele Opfer du für Deinen Traum eingehst. Und ich wünsche dir trotz der Widrigkeiten noch ganz viel Freude an der Musik!

Vielleicht findet sich eines Tages eine ältere Dame, günstigenfalls pensionierte Klavierlehrerin, für die das Klavierspiel keine Belästigung bedeutet und die in ihrem Haus eine Einliegerwohnung vermietet.
LG
Leonie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Danke, liebster Toni!
:kuss:

Was die rechtlichen Gegebenheiten angeht, weiß ich allerdings echt meinen Weg aus dem Dschungel nicht heraus (daher: Mieterschutzbund) und Recht hin oder her, finde ich es schon krass, wie schwer es einem gemacht wird als Musiker. Das ist ja fast ein noch effektiverer Kulturabbau als die Streichung von Zuschüssen oder von Orchestern... Wenn man ohnehin nicht üben darf, kann man schließlich auch nicht vorspielen... :???:
 
liebe partita,
es ist halt' so: ein Maler kann malen ohne Geräuschbelästigung, das geht beim Musiker nicht. Du siehst jetzt alles sehr aus Deiner eigenen Warte. Du wirst es nicht glauben, aber selbst in unserem eigenen Haus nehme ich Rücksicht auf Nachbarn. Die wollen ja auch mal Sonnstags ausschlafen zum Beispiel. Die anderen sind einfach Deinem Klavierspiel ausgeliefert, ob sie wollen oder nicht.

LG
Leonie
 
Liebe Leonie,

Mal ganz pragmatisch: die meisten müssen zum Arbeiten aus dem Haus gehen, ist manchmal sogar nicht das Schlechtestete. Es hilft unter Umständen, sich die verfügbare Zeit effektiv einzuteilen, wenn man weiß, man hat einen Überaum nicht immer zur Verfügung.

das stimmt - aber die müssen für ihre Arbeitsräume in der Regel nicht noch zahlen. Das ist in einer Stadt wie Köln fast nicht zu machen, wenn du Student bist oder gerade fertig. Ich sehe es auf mich zukommen, wenn ich nicht nur an einer Musikschule unterrichten möchte, ja.

In Punkto Effektivität gebe ich dir absolut recht. Das stimmt! Trotzdem reichen keine 2 Std...

Von meinen Kommilitonen haben ganz viele ein epiano (!!) zum Üben. Außerdem gibt es noch die Überäume hier an der Hochschule, die allerdings so wenige sind, dass sie bei Weitem nicht für alle ausreichen. Das Reservierungssystem ist auch total dämlich: 4h20 bevor du einen Raum möchtest, musst du deinen Übeausweis stecken. Das bedeutet, da musst du insbesondere an der Hochschule anwesend sein. Wenn du nicht gerade in der Nähe der Hochschule wohnst, fast unmöglich, wenn du nur zum Stecken hinfahren musst und dann zB Leerlaufzeit hast, bis dein nächstes Seminar ist. Wenn man dann noch arbeiten muss neben dem Studium geht das gleich gar nicht mehr. Es sei denn, man stellt sich morgens um 7h an, um um 7h30 einen Raum zu kriegen. Ansonsten gibt es natürlich manche, seltene Wohnungen, in denen man üben darf, die unter der Hand weitergegeben werden. Die sind meist miniminimini - so dass es als Student vielleicht noch ok ist, aber für später ist das sicher nichts - also zumindest nicht, wenn man nicht sein Leben lang auf 20 qm wohnen bleiben möchte.

Ich selbst hatte heute das Glück, eine Whg. in Aussicht zu haben - aber es ändert nichts an der katastrophalen Situation für die Musiker im allgemeinen.

Ich hab dir übrigens überhaupt nichts übel genommen :)
Wenn jemand freundlich und ehrlich seine Meinung sagt, ohne angreifend und vorwurfsvoll zu werden, finde ich das absolut in Ordnung!

Liebe Grüße,
Partita
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ne Partita - schau mal; Dein Klavierspiel ist für Dich (und vielleicht auch für mich - Ligeti???) toll. Für andere Menschen mag das aber so erfrischend sein wie für uns das Geheule eines Schweißbrenners oder ein Presslufthammer. Hier kann man nicht qualitativ unterscheiden. Es ist erst mal: laut. Und alle, alle, die laute Geräusche machen, müssen in Gewerbe- oder Industriegebiete. Nur die Musiker (bislang) nicht... Alle anderen müssen vom trauten Heim zur Arbeitsstätte laufen/fahren. Ich finde, das man das einem BERUFS (!!!). Musiker ebenfalls zumuten kann. Folge LeonieSophies Rat und suche Dir einen Überaum. Es ist auch für Dich ganz sicher und in jeder Hinsicht das Beste!

Nix für ungut. Aber Toleranz sollten alle üben. Nicht nur die Hörer, auch die "Verursacher".
 
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass auf dem Land/in der Klein Stadt (30.000) Einwohner, es in der Mietwohnung nie ein Problem war zu üben (3 Mietparteien). Niemand hat sich beschwert. Manchmal kam zwar von Nachbarn der Kommentar "was spielst du denn für einen Blödsinn" wenn ich mal Ligeti oder Lutoslawski geübt habe. Aber im Prinzip lief alles problemlos, habe aber immer nur bis 20 Uhr geübt / gespielt.

Ich habe jetzt eine Wohnung in Hannover, durch Erfahrungen von Kommilitonen habe ich erst gar nicht gesagt dass ich Musik studiere, auch als ich gefragt wurde nicht! Ich nehme an, dass es in einer Großstadt wirklich schwieriger ist was zu finden. In der Mietwohnung in der Großstadt habe ich ein E-Piano, aber traue mich kaum darauf zu spielen. Selbst beim Geige spielen mit Dämpfer, wird gegen die Decke geklopft und das nach nicht mal 20 Minuten... Zum Üben muss ich in die Hochschule oder zu meinen Eltern (zum Glück nur 40 Minuten Fahrweg), sonst hat man kaum eine Chance.

Der Beitrag hilft dir zwar nicht weiter, aber du stehst nicht alleine mit dem Problem da und bin interessiert an der Thematik, weil ich mich frage, was ich nach meinem Klavierstudium machen soll.

Ich wünsche viel Erfolg auf der Suche und ein friedvolles, verständnissvolles Wohnumfeld! ;)
 
Du wirst es nicht glauben, aber selbst in unserem eigenen Haus nehme ich Rücksicht auf Nachbarn. Die wollen ja auch mal Sonnstags ausschlafen zum Beispiel. Die anderen sind einfach Deinem Klavierspiel ausgeliefert, ob sie wollen oder nicht.

Wieso sollte ich das nicht glauben? Ich würde auch Rücksicht nehmen und nicht sonntags morgens spielen... Darum geht es ja gar nicht. Man kann ja auch Absprachen treffen. Aber dass eine komplette Berufsgruppe ausgegrenzt wird, indem ihr das komplett verboten wird von den Vermietern oder es sich die Nachbarn leisten dürfen, nach 20 min. an der Tür zu trommeln, das kann doch nicht sein.

Ich weiß, dass ich es gerade sehr aus meiner Warte sehe und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich Leute vom Üben genervt fühlen. Das ändert aber nichts daran, dass eine Lösung für das Problem irgendwo gefunden werden muss, da sonst die Berufsgruppe der Musiker langfristig in Städten nicht mehr wohnen darf. Dann müsste es Musikerhäuser oder sowas geben, extra Musikerwohnungen oder sowas... Irgendwas jedenfalls... Es kann ja nicht sein, dass die Musiker immer nur auf alle anderen Rücksicht nehmen müssen und umgekehrt wird keine einzige Lösung angeboten (außer einem epiano, was für Berufspianisten und auch für Klavierlehrer nicht wirklcih die Lösung sein kann).

LG,
Partita
 
Ne Partita - schau mal; Dein Klavierspiel ist für Dich (und vielleicht auch für mich - Ligeti???) toll. Für andere Menschen mag das aber so erfrischend sein wie für uns das Geheule eines Schweißbrenners oder ein Presslufthammer. Hier kann man nicht qualitativ unterscheiden. Es ist erst mal: laut. Und alle, alle, die laute Geräusche machen, müssen in Gewerbe- oder Industriegebiete. Nur die Musiker (bislang) nicht... Alle anderen müssen vom trauten Heim zur Arbeitsstätte laufen/fahren. Ich finde, das man das einem BERUFS (!!!). Musiker ebenfalls zumuten kann. Folge LeonieSophies Rat und suche Dir einen Überaum. Es ist auch für Dich ganz sicher und in jeder Hinsicht das Beste!

Nix für ungut. Aber Toleranz sollten alle üben. Nicht nur die Hörer, auch die "Verursacher".

Ich weiß das alles, Fisherman, siehe meine Antwort auf Leoniesophies Beitrag. Was ich erlebe, ist aber das komplette Gegenteil von irgendeiner Kompromissbereitschaft oder Toleranz oder irgendwas, sondern totale Ablehnung. Von uns Musikern wird 100% Verständnis verlangt, von der Gegenseite kommt gar nichts. Das kann doch auch nicht sein, oder?

Ligeti werde ich übrigens wohl in Zukunft wirklich auf einem epiano üben müssen, das ist mir schon klar... ;)

Einen Proberaum zusätzlich zu einer Wohnung kann ich mir während des Studiums nicht leisten. Aber darauf wird es spätestens nach dem Studium wohl hinauslaufen.

LG Partita
 

Doch ob ich eine Wohnung zusagen soll, von der nicht klar ist, wie es mit den Nachbarn wird...
Genau das ist das Problem, bei dem es völlig egal ist, wer im Recht ist. Krieg mit den Nachbarn ist einfach Scheisse und mindert die Wohnqualität um ein Vielfaches.
...dass das unsere Arbeit ist und dass mit sowas eine komplette Berufsgruppe diskriminiert wird...
Das ist, mit Verlaub, Blödsinn. Ich darf auch nicht zu Hause arbeiten. Das betrifft jeden Handwerker, Einzelhändler...eigentlich fast alle Berufsgruppen. Wohn- und Gewerberaum werden nun mal dem Zweck entsprechend getrennt betrachtet und aus gutem Grund gibt es hier unterschiedliches Mietrecht. Ich z.B. muss mir eine Werkstatt/Lagerhalle mieten (wenn ich zu Hause meine Dachpappe lagern würde...). Für Kundenverkehr müsste ich mir ein Büro mieten, verzichte aber inzwischen darauf und gehe zu den Kunden hin.

Generell kann ich Deinen Frust aber mehr als gut verstehen, habe ja selbst Probleme mit diesen.... diesen .... diesen NACHBARN!

Was das Gesetz angeht: Es gibt keines! Klavierspielen wird als Lärmbelästigung angesehen, aber auch als Lebensinhalt. Deshalb gibt es viele verschiedene Gerichtsurteile dazu, welche von 90 Minuten bis 4 Stunden (und mehr?) gehen. Die "2-Stunden-Regel" wird in der Tat von vielen Richtern angewandt. Entsprechende Urteile inkl. Begründung für den jeweiligen Einzelfall sind reichlich veröffentlicht und leicht nachlesbar.
 
Liebe Partita,

ich habe mich kürzlich intensiv juristisch mit Thema auseinandersetzen müssen, allerding nach österreichischem Recht, keine Ahnung wie da die Unterschiede sind.

Also... Nach österreichischem Gesetz fällt Klavierspielen nicht unter das Lärmschutzgesetz. Das heißt, wenn jemand behauptet, zwischen 22:00 Uhr und 06:00 Uhr muss Ruhe sein und alles andere ist egal, ist das grundsätzlich falsch! Hier fällt das Musizieren unter das Gemeindegesetz und tatsächlich kann es da von Wohnsiedlung zu Wohnsiedlung unterschiedliche Regelungen geben. In Wien gab es einen Fall, in dem der Oberste Gerichtshof entschied, dass für Amateur-Musiker das Musizieren zwischen 10:00 Uhr und 12:00 Uhr und zwischen 15:00 Uhr und 20:00 Uhr maximal zwei Stunden am Tag erlaubt ist (am Sonntag nur zwischen 15:00 und 20:00 Uhr), für Berufsmusiker dagegen vier Stunden. Nur am Rande...Die Qualität des Klavierspielens ist dabei unerheblich, aber da mach ich mir bei dir eh keine Sorgen. Es gab aber auch schon Urteile, in denen das Klavierspiel nur eine Stunde täglich erlaubt wurde. Da kann man sich drehen und wenden wie man will, es bleibt einem nichts anderes übrig, als bei der jeweiligen Hausverwaltung und Gemeinde sich über die jeweiligen Bestimmungen zu erkundigen. Die Urteile fielen oft danach aus, wie hellhörig die Wohnung ist usw....

Ich habe einen traurigen Kompromiss schließen müssen und das sogar in einer Eigentumswohnung. Ich habe mein Klavier akustisch mit Schaumstoff töten müssen (Zitat Michael) um Frieden zu haben. Womit ich leben kann, ist für Berufsmusiker natürlich indiskutabel. Du brauchst einfach etwas Glück und tolerante Nachbarn. Oft kann man sich mit denen einigen, leider nicht in jedem Fall.

Viele Grüße und viel Glück bei der Suche!

Sebastian
 
Weil Du Berufsmusiker bist, sollen Deine Nachbarn also rund um die Uhr beschallt werden dürfen? Und nicht nur von Dir, sondern auch noch von Deinen Schülern? Hast Du mal Deine Anspruchshaltung überdacht?

Wenn Du keinen alleinstehenden Bauernhof besitzt, empfehle ich einen gewerblichen Übungsraum. Kann man in jeder größeren Stadt mieten. So wie ein Arzt auch eine Praxis hat oder ein Anwalt eine Kanzlei oder... Du verstehst? Schliesslich ist das Dein Beruf und Du verdienst Geld damit.
 
Huhu Peter,

Genau das ist das Problem, bei dem es völlig egal ist, wer im Recht ist. Krieg mit den Nachbarn ist einfach Scheisse und mindert die Wohnqualität um ein Vielfaches.

Richtig! Deshalb sage ich das auch vorher immer dazu und deshalb nerven mich auch die Aussagen, ich sollte das doch einfach gar nicht erwähnen, mir stünden ja Übestunden zu usw.... Selbst wenn, selbst wenn mir sagen wir mal 4 Std. pro Tag zustehen würden, habe ich weder Nerven noch Zeit noch Geld noch überhaupt Lust, mich mit meinen Nachbarn und Vermietern so anzulegen. Im Gegenteil - mir ist ein gutes Verhältnis sogar sehr wichtig... Ich komme vom Dorf, wo Nachbarschaft noch mehr ist als zufälliges Nebeneinanderherexistieren. In dem Sinne würde ich es auch überhaupt nicht wollen, mich anlegen zu müssen oder auf Rechte pochen zu müssen...

Das ist, mit Verlaub, Blödsinn. Ich darf auch nicht zu Hause arbeiten. Das betrifft jeden Handwerker, Einzelhändler...eigentlich fast alle Berufsgruppen. Wohn- und Gewerberaum werden nun mal dem Zweck entsprechend getrennt betrachtet und aus gutem Grund gibt es hier unterschiedliches Mietrecht. Ich z.B. muss mir eine Werkstatt/Lagerhalle mieten (wenn ich zu Hause meine Dachpappe lagern würde...). Für Kundenverkehr müsste ich mir ein Büro mieten, verzichte aber inzwischen darauf und gehe zu den Kunden hin.

Hm. Es sieht anscheinend so aus, als dass ich später als Klavierlehrer im Gewerbegebiet unterrichten und üben muss. Herrje. Alle Klavierlehrer, die ich so kenne, unterrichten zuhause in einem ganz normalen Haus, auch wenn sie in der Stadt wohnen... Heute weiß ich, dass sie dementsprechend lange gesucht haben werden... Ich weiß nicht, was ein Schüler dazu sagt, wenn man ihn in ein Containerräumchen bestellt... Dann müsste man größere, ansehnlichere Räumlichkeiten finden und quasi seine eigene Musikschule aufmachen, zwischen Aldi und Lidl. Oder aber ich müsste von Schüler zu Schüler fahren, die Preise müssten dementsprechend höher sein.

Weißt du, ob es denn einen Unterschied im Recht macht, ob man die Wohnung besitzt oder ob man sie gemietet hat? Das war ja auch noch eine Frage, die sich mir gestellt hat.

Liebe Grüße,
Partita
 
Das Eigentum der Wohnung macht da keinen Unterschied.

Aber: Du musst nicht in ein Gewerbegebiet! Der Bäcker ist da ja auch nicht.
Mein KL z.B. hat eine ehemalige 2-Zimmer-Wohnung im EG (jetzt Gewerberaum) sowie einen ehemaligen kleinen Laden (man sitzt hinter einem großen Schaufenster) gemietet. Es gibt schon Möglichkeiten. Natürlich sind die besseren meist auch teurer.
 
Weil Du Berufsmusiker bist, sollen Deine Nachbarn also rund um die Uhr beschallt werden dürfen? Und nicht nur von Dir, sondern auch noch von Deinen Schülern? Hast Du mal Deine Anspruchshaltung überdacht?

Wenn Du keinen alleinstehenden Bauernhof besitzt, empfehle ich einen gewerblichen Übungsraum. Kann man in jeder größeren Stadt mieten. So wie ein Arzt auch eine Praxis hat oder ein Anwalt eine Kanzlei oder... Du verstehst? Schliesslich ist das Dein Beruf und Du verdienst Geld damit.

Es ging mir nirgends um rund um die Uhr! Ich habe von einer Situation gesprochen, in der absolut genau das Gegenteil der Fall ist, nämlich dass ich nicht mal eine Minute laut üben darf und es vollkommen selbstverständlich ist, dass Vermieter einem das Üben komplett untersagen.

Und ja, ich habe mich gefragt, wie es möglich ist, dass alle Klavierlehrer, die ich kenne, zuhause unterrichten, selbst in der Stadt. Dass ich sehr wohl sehe, dass es andere stört, wenn Klavier gespielt wird, habe ich auch schon geschrieben und dass es mir überhaupt nicht darum geht, nicht kompromissbereit zu sein. Dass es wirklich so ist, dass ich extra gewerbliche Räume anmieten muss, um Klavierunterricht zu geben, war mir bisher nicht wirklich klar, da ich wie gesagt niemanden kenne, der so unterrichtet.

Wo man als Musikstudent noch eine Wohnung finden soll, ist mir aber nicht ganz klar, da man offensichtlich nicht das Geld hat, sich zusätzlich zu einer Wohnwohnung noch einen Überaum dazuzumieten... Das IST ein Problem und das ist nicht wegzudiskutieren.

Du verstehst?
 
Aha, ok, Peter, danke.

Ich frage so blöd, weil ich mich damit echt nicht auskenne:
Es kann also Gewerberäume auch einfach in einem normalen Wohngebiet geben? Und dafür gelten dann andere Gesetze? Und dort darf ich dann üben und unterrichten, auch wenn obendrüber noch wer wohnt?

Wahrscheinlich darf man dann umgekehrt in Gewerberäumen aber nicht wohnen, sonst wäre das ja auch geregelt :)

Liebe Grüße!
 
Partita, ich fürchte, es macht keinen Unterschied, ob Dir die Wohnung gehört oder nicht. Und natürlich sit die Situation für Studies heute megascheisse! So pervers das klingt: Eine gestzliche Regelung, die BERUFSmusiker ins Gewerbe zwingt, wäre mittelfristig tatsächlich die Lösung. Weil dann ALLE diese Kosten umlegen müssten. Und somit der berufliche Übe/Unterrichtsraum finanziell neutral werden würde. Ist aber nicht so - und daher sind die Glücklichen, die das zuhause ohne zusätzliche Kosten machen können - deutlich im Wettbewerbsvorteil. So wie der Schwarzarbeiter, der heimlich in seiner Garage Autos repariert.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Glück. Entweder Du findest tolerante Nachbarn oder aber einen bezahlbaren Überaum. Alles andere wird Dich "fertigmachen".

Generell kann ich Euch Musiker nur zu etwas mehr Mut auffordern! Auch ich stehe im Wettbewerb mit "Kollegen", die kein Büro brauchen, ja, die vielleicht nicht mal Geld brauchen oder aber es so dringend benötigen, dass sie für Almosen arbeiten. Aber: es geht. Man muss nur wissen, was man wert ist. Ich bin 10 x teurer als viele Kollegen. Aber es es gibt immer noch genug, die sind wiederum 10 x teurer als ich. Also keine Angst! Zähne und Selbstvertrauen zeigen. Und auch mal etwas "riskieren". Künstler zu sein ist eben kein Beamtenjob. Gottseidank!

Nachtrag: Es gibt Gewerbe-Mischgebiete! Und m.W. darfst Du auch in einem Gewerbegebiet wohnen. Die Vorgaben der Vermieter sind natürlich genuso nichtig wie das Lamentieren der Nachbarn. Du bist im Recht, solange Du Dich an Zeiten und Fristen hältst - aber das nützt Dir nix, wenn man Dich terrorisiert...
 
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