Ich denke, selbst bei den simpelsten Stücken ist es von absoluter Priorität, sie zu unterteilen. Deine Methode Hacon wirkt - sorry ;) - etwas unbeholfen. Auswendig spielen, bis es nicht mehr geht, dann nachgucken und nochmal probieren.
Wenn man kurze Abschnitte übt, z.T. vielleicht 2-4 Takte, vielleicht auch nur einen Takt oder so - dann kann man diese beim Wiederholen prima auswendig lernen. Wenn man jetzt so kurze Abschnitte geübt hat und an jedem dieser Abschnitte auch sicher einsteigen kann, ist das schon ein großer Fortschritt.
Was rede ich alles, es steht doch so viel davon im Online-Chang:
Klick -> Kapitel I, Punkt III, Abschnitt 6
Wichtig ist auf jeden Fall das mentale Spielen! Auch wenn ich persönlich Probleme dabei habe, mir Bewegungen vorzustellen (ich stelle mir meistens nur die Tasten vor oder bei manchen genauer zu übenden Stellen den Fingersatz relativ langsam, auf Geschwindigkeit komme ich mental leider momentan nicht vernünftig), ist die Möglichkeit, die zu spielenden Tasten im Gedächtnis abzurufen einfach genial. Da ich sowieso zu einem Großteil aus dem Tastaturgedächtnis spiele (der Rest ist dann Theorie und Klanggedächtnis, fotografisches quasi überhaupt nicht), merke ich sofort im Kopf, wo ich ein Problem habe, wo ich nicht mehr weiter weiß.
Der Vorteil: Keine Ablenkung durch Fingergedächtnis und Klang.
Der Nachteil: Ohne Üben kann das visuelle Vorstellen anfangs ungewohnt und schwierig wirken. Aber es bessert sich.
Dazu kommt dann so viel Theorie wie möglich. Da mehr Assoziationen eine größere Chance bieten, das Gespeicherte wieder abzurufen, versuche ich bei manchen schwierigen Stellen auch, mir jede seltsame Kleinigkeit zu merken (z.B. in Beethovens Allegretto c-moll, dass die Bassnoten anfangs die Grundtöne der oberen Akkorde sind, vom 5. zum 8. Takt aber den oberen Akkord nur ergänzen, außer beim ersten Ton von Takt 7 und 8, da sitzt der Basston auch im oberen Akkord). Auch wenn ich diese Info nicht mehr bewusst abrufe, irgendwie hilft es wirklich, sich alles besser zu merken. Also alles, was dir zu einer Melodie, zu ihrem Verlauf, zu ihrer Harmonik einfällt, einfach mal ein paar Sekunden lang bewusst registrieren.
Nochmal: Online-Chang -> Auswendiglernen und mentales Spielen lesen
Und wichtig: Sobald es um kontrapunktische Musik geht, die Begleitung also aus mehr als z.b. reinen Alberti-Bässen basiert, die keine melodische Bedeutung haben, muss in meinen Augen mit getrennten Händen geübt werden. Um die Stimmen hervorzubringen und alles besser abzusichern. Dennoch soll schnell zum Zusammenspiel übergegangen werden, das ist auch Changs/Bernhards (pianostreet.com) Ansatz, schnell die Hände einzeln zu lernen.
Bei reinen Begleitfiguren macht es einfach keinen Sinn. Mozarts Sonata Facile als ein prominentes Beispiel: Die linke Hand ein, zwei Takte zu spielen, um sie zu sichern ist in meinen Augen nicht notwendig. Mit der nötigen Theorie merkt man sich einfach: Ein Takt C-Dur, halbtaktig G7, C-Dur. Klar wird man die Töne auch noch lernen, aber wenn man mit solchen Figuren vertraut ist wird man das schneller auswendig gelernt haben, als man glaubt, denke ich. Auch ist da das Musikgedächtnis denke ich mal recht wichtig, das einem ja auch sagt: Hier wechselt die Harmonie und man reagiert nur noch darauf, weil man die Theorie bereits bewusst gelernt und die Bewegungsabläufe eingeschliffen hat.
Soviel zu dem, wie ich vorgehen würde und was ich empfehlen, raten, mitteilen wollte. Fröhliches Üben! :)