Aufgabe/Ziel des Klavierunterrichtes

Natürlich kann man das musikalische Gefühl schulen!
Jeder von uns hat Gefühle, die sich in Emotionen äußern. Bei dem einen stärker, bei dem anderen weniger stark.
Das Wunderbare an Musik ist, daß sie auch in denen die Gefühle an die Oberfläche holt, bei denen sie tief im Inneren stecken.
Ich habe in meiner ganzen Laufbahn - und ich lebe schon über 30 Jahre... - noch keinen einzigen unmusikalischen Schüler gehabt. Wohl aber gab es oft welche, denen es zunächst schwerfiel, die Gefühle in der Musik zu entdecken - sie sind ja ein Spiegel der eigenen.
Es ist erstaunlich, was der Mensch alles lernen kann. Und damit ist es nicht künstlich, sondern nur hervorgeholt.
Gerade bei kopfbegabten Menschen wirkt Musik oft Wunder.
 
Durch Mendelsohn Bartholdy wiederentdeckt
Bachs Musik wurde zum Teil schon zu seinen Lebzeiten als zu schwierig und gelehrt angesehen und ist noch heute für jeden Musiker eine Herausforderung. Deswegen geriet Bachs Musik vorübergehend in Vergessenheit und war nur in Schüler- und Kennerkreisen bekannt. Die allgemeine Verbreitung seiner Musik setzte erst mit der Berliner Aufführung der "Matthäuspassion" (1829) durch Felix Mendelssohn Bartholdy ein.
https://www.wasistwas.de/details-sp...an-bach-ein-komponist-mit-leib-und-seele.html
Wenn hier einige meinen, das Lehrmaterial für den Anfangsunterricht sei durch die barocken und allenfalls klassische Literaturauswahl ein Schülerschreck, welcher zur Aufgabe des Erlernens des Instrumentes führt, heißt das im Umkehrschluss, Mendelssohn stößt immer noch auf Banausen, die den Wert der alten Musik nicht erkennen (wollen).

Und um die Wirkung eines solfeggios (CPE Bach)(Seite 96 ebenda e
E. Schütte-Köttschau) braucht man sich wohl keine Sorgen zu machen ...
Schülerleistung

View: https://youtu.be/n71WSuu1_Lk

Und später

View: https://youtu.be/3bEyKPCXJBw
Und das kann man daraus machen

View: https://youtu.be/_l-3gxCLGAs
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist doch eigentlich ganz einfach: Auf die richtige Mischung kommt es an. Wir essen ja auch nicht nur Schwarzbrot, sondern auch mal Eis oder Pudding oder Pfirsiche usw. Und eine ebenso abwechslungsreiche Kost ist auch im Klavierunterricht sinnvoll. @Elizza Es zählt nicht das Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Pluralismus. Nicht zu verwechseln mit Beliebigkeit.
 
Araber, Inder , Chinesen spielen unsere alte Musik, aber bei uns ist sie Schülerschreck?
 
@Alter Tastendrücker
Vermutlich trifft das chinesische Überholmanöver nicht nur auf die Musik zu, aber hier wohl ganz besonders.

@alle: Wer ein professioneller Musiker im klassischen Bereich werden will, muss sich vollkommen auf ein klassisches Programm konzentrieren. Nur: Wann steht das fest? Der Berufswunsch kristallisiert sich bei jedem zu unterschiedlichen Zeiten heraus. Manche Klavierspieler entscheiden sich, Barpianist zu werden, andere spielen Jazz oder Popmusik, andere spielen nur selbstkomponierten Crossover usw. Eine umfassende Instrumentalbildung in jungen Jahren sollte von allem etwas anbieten, eine Pizza con Tutti sozusagen. Zum einen, damit eben die ganze Bandbreite kennengelernt wird, zum anderen, weil bei einer Spezialisierung der Wert der präferierten Musik u.a. im Kontrast zu anderer Musik deutlich werden kann.

Zum Schluss noch ein, wenn auch mittlerweile oft benutzter, Aphorismus: Tradition bedeutet nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.
 
"Der Chef der Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle, sieht China musikalisch auf dem Weg nach oben. "Ein großer Teil der Zukunft der Musik liegt hier", sagte Rattle [•••]"

Tja das dazu, dass aus Asien angeblich nur Tastenroboter ohne musikalischen Ausdruck kommen.
Und die in Europa beliebte Suzuki Methode (vor allem im Violinlehrbereich der Kleinen,) spricht doch Bände, will sie doch nicht nur die Kinder, sondern gleich das Elternhaus mit "musikalisch erziehen".
 
Noch ein wichtiger Gedanke, im Anfangsunterricht sollte durchaus Wert auf das Erkennen von "Bausteinen" gelegt werden, und zwar in Hinsicht der Melodie, des Rhythmusses, der Harmonie und last but not least des Fingersatzes.
Screenshot_2020-07-31-15-36-14.png
John Thompson modern course

Dieses Werk erstand ich vor über 20 Jahren, als ich kurzfristig im Nachbarort ein Lehrwerk für meine Tochter brauchte und dies halt sofort verfügbar war. Und es war nicht schlecht, zwar nicht wie ich es vorgezogen hätte, über Standardwerke. Da meine Tochter durch das Blockflötenspiel schon Grundkenntnisse hatte, passte es für eine 8jährige.
Diese Werk mit "Bullerbü" Bebilderung gibt es inzwischen als Neuauflage (mit einer m.E. überflüssigen CD).

Der Gesichtspunkt pattern ist sowieso in meinen Augen ein zuwenig thematisierter Aspekt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Gesichtspunkt pattern ist sowieso in meinen Augen ein zuwenig thematisierter Aspekt.

Hm. Mein Klavierlehrer hat damals schon ungefähr so gemeint: "Hier (zeigt aufs Notenblatt), das ist ein G-Dur-Akkord, schau auf die Vorzeichen, schau auf den Kontext ... da liest man nicht mehr jede einzelne Note!" Das war so in den End-70ern.

Ich habe halt auch immer Pattern gesucht. Sei es durch nach Gehör Spielen, sei es durch Nachvollziehen, was da gerade in der Musik passiert, sei es durch Ausprobieren. Das war und ist auch für mich der wichtige Aspekt desssen, was wir "Musiktheorie" nennen und eigentlich Gehörbildung beinhalten sollte: Die vielen Pattern, die uns begegenen. Ein Kadenz ist ein Pattern. Eine Quintfallsequenz ist ein Pattern. Ein Tonlieter auch, usw.

Also, ich dachte immer, so ein Zugang wäre ein Kein-Gehirner ("no-brainer"). Wir lernen ja genau so Mathematik, Sprachen, ... warum sollte das in der Musik anders sein!?

Grüße
Häretiker
 
Hm. Mein Klavierlehrer hat damals schon ungefähr so gemeint: "Hier (zeigt aufs Notenblatt), das ist ein G-Dur-Akkord, schau auf die Vorzeichen, schau auf den Kontext ... da liest man nicht mehr jede einzelne Note!" Das war so in den End-70ern.

Ich habe halt auch immer Pattern gesucht. Sei es durch nach Gehör Spielen, sei es durch Nachvollziehen, was da gerade in der Musik passiert, sei es durch Ausprobieren. Das war und ist auch für mich der wichtige Aspekt desssen, was wir "Musiktheorie" nennen und eigentlich Gehörbildung beinhalten sollte: Die vielen Pattern, die uns begegenen. Ein Kadenz ist ein Pattern. Eine Quintfallsequenz ist ein Pattern. Ein Tonlieter auch, usw.

Also, ich dachte immer, so ein Zugang wäre ein Kein-Gehirner ("no-brainer"). Wir lernen ja genau so Mathematik, Sprachen, ... warum sollte das in der Musik anders sein!?

Grüße
Häretiker
Andere wollen eben keine Patterns entdecken.

Die wollen sich nur irgendwie gut fühlen bzw. in Emotionen schwelgen.

Da ist "Patterns suchen" schon deutlich zu verkopft und hält bloß vom Emotionalsein ab.
 
Andere wollen eben keine Patterns entdecken.

Die wollen sich nur irgendwie gut fühlen bzw. in Emotionen schwelgen.

Da ist "Patterns suchen" schon deutlich zu verkopft und hält bloß vom Emotionalsein ab.

Oh, ja, ich wurde auch schon bei einer Diskussion auf einem musikbezogenen Forum als "verkopft" tituliert. Ich weiß nicht mehr, was das genau war, aber mein Vorschlag war auf der Stufe von: man solle doch mal II-V-I in allen Tonarten drauf haben. Ganz schlimm. Total der verkopfte Ansatz ...

Grüße
Häretiker
 

.
screenshot_2020-07-31-15-36-14-png.33615

John Thompson modern course
You tube ist natürlich bei diesem Klassiker ein Muss

View: https://youtu.be/QcKFi-2G5TM
 

Zurück
Top Bottom