Apps zum Prima-Vista-Üben

  • Ersteller des Themas Karl Ive
  • Erstellungsdatum

Ihr Lieben,

ich glaube, dass hervorragendes Blattspiel zum Teil angeboren ist. In diesem auch sonst interessanten Artikel hat eine Studie ergeben, dass eine Bedingung dazu ein starkes Arbeitsgedächtnis ist.

"Tut uns leid, ihr Streber: Talent zählt!", titelten dagegen die Psychologen David Hambrick und Elizabeth Meinz von der Michigan State University nach ihrer Studie 2010, die ergab, dass ein starkes Arbeitsgedächtnis bei Pianisten entscheidend für die Fähigkeit ist, vom Blatt zu spielen. Ebenso wie die Intelligenz lässt sich auch unser Arbeitsgedächtnis nur teilweise beeinflussen."

Außerdem glaube ich aus meiner Erfahrung heraus, dass die Art des Sehens eine Rolle spielt: man liest bei komplexen Stücken oft in einer Art Zickzack zwischen den Notensystemen. Das fällt Menschen unterschiedlich schwer bzw. leicht.

Ich bin also sicher, dass es Unterschiede in der Begabung, vom Blatt zu spielen, gibt. Allerdings kann man es üben. Ich schließe mich da unbedingt @Alter Tastendrücker an. Früher habe ich sehr viel korrepetiert und wurde von einem mittelmäßigem Blattspieler zu einem sehr viel besseren. Heute bin ich wieder auf mein altes Niveau geschrumpft. :003:

Es gibt hervorragende Blattspieler, die absolute Defizite in der Klanggestaltung haben und ich kenne hervorragende Musiker, die absolut schlecht vom Blatt spielen können. Das ist m.E. keine Korrelation.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Im gleichen Artikel steht auch was zu den 10.000 Übestunden - ich werde es im entsprechenden Faden posten.
 
Ich bin also sicher, dass es Unterschiede in der Begabung, vom Blatt zu spielen, gibt. Allerdings kann man es üben. Ich schließe mich da unbedingt @Alter Tastendrücker an. Früher habe ich sehr viel korrepetiert und wurde von einem mittelmäßigem Blattspieler zu einem sehr viel besseren. Heute bin ich wieder auf mein altes Niveau geschrumpft. :003:
@chiarina da solltest du unbedingt einen weiträumigen Feldversuch machen: wieder üben (müsste besser werden) wieder schleifen lassen (nachlassen) uns so weiter - das ganze dann streng wissenschaftlich als prima-vista-Jojo-Effekt publizieren :-):-):-)
 
Außerdem glaube ich aus meiner Erfahrung heraus, dass die Art des Sehens eine Rolle spielt: man liest bei komplexen Stücken oft in einer Art Zickzack zwischen den Notensystemen. Das fällt Menschen unterschiedlich schwer bzw. leicht.
Das ist für mich auch ein wahnsinnig spannender Punkt. Gibt es da zufällig Studien o.ä. wo mal untersucht wurde, wohin jemand der vom Blatt spielt denn wann genau schaut? Wenn ich selbst drüber nachdenke, wie ich Noten beim Blattspiel mit den Augen erfasse, habe ich da nämlich gerade gar keine Ahnung, wo ich da zu welchem Zeitpunkt hinschaue (wie weit voraus, wann auf das obere, wann das untere System, wohin bei dichtem Klaviersatz, etc.). Weiß da jemand irgendetwas in diese Richtung?
 
Dieses Thema ist bei mir aktuell, daher bin ich darauf gestoßen.

Der Trick ist folgender:
Du nimmst eine Klavierschule und beginnst sie von vorne zu spielen. (…).

Nun werden die Stücke im Laufe einer Schule immer komplexer und völlig unauffällig wächst Dein Prima-Vista Spiel mit. Das bekommst Du gar nicht mit.

Das habe ich anders wahrgenommen.
:-)


Und schon habe ich eine Frage:
Bevorzugt alte, die meist gute Stücke- und Etüden-Sammlungen sind!

@Alter Tastendrücker, welche schlägst Du vor?
 
Wenn ich selbst drüber nachdenke, wie ich Noten beim Blattspiel mit den Augen erfasse, habe ich da nämlich gerade gar keine Ahnung, wo ich da zu welchem Zeitpunkt hinschaue
vielleicht sollte man auch nicht zuviel denken. Ich vergleiche Vomblattspiel gerne mit Motorradfahren:
Du bist hellwach und immer auf den Weg, also seine Richtung fokussiert. Jede Straßeneinmündung kann eine Gefahr darstellen, darum ist sie schon bevor Du sie erreichst im Blick.
Fährst du eine Kurve, lenkt dein Blick sich in den Ausgang derselben, sonst fährst du in die Böschung....
Auf das Instrument übertragen heißt das: du siehst einen Lauf auf dich zukommen und überlegst flott, welche Tonleiter das sein könnte und erkennst, welcher Ton anders ist, als eben bei einer Tonleiter. Das heißt, du siehst erst das grundsätzliche Konstrukt und kannst blitzschnell erkennen, was anders ist.
Ebenso erkennt man auch Begleitmuster, lässt sie automatisch laufen und schaut ständig mindestens zwei Takte grob in die Zukunft.
Dieses, nicht mit dem Blick auf dem Takt kleben, den man gerade spielt, macht das vom Blattspiel viel leichter.
 
Nur mal ganz schnell: zweiter Band Russische KS

Czerny/Germer Etüden Bd. 1
 
Aus der Gitarrenwelt und in Englisch :-) ... und ursprünglich für das Musiker-Board aufgenommen ... Also total falsch hier :008: ...

Allerdings war im 2016 mit Carl Verheyen (Gitarrist von Supertramp - mit ziemlich ausgeprägtem Theorieverständnis) geführten Interview, auch ein Absatz zum Thema "Side Reading" enthalten, der sich hier vielleicht übertragen lässt.

Findet ihr ab 13:20 im Video. Seine Hauptaussage ist: "Man muss sich dran gewöhnen weiter zu lesen, statt zu warten, bis man an der Stelle die man grade gelesen hat, mit dem Spiel angekommen ist."

Und der Rest ist zwar kein Klavier, aber auch spannend, denn er ist ein wirklich freundlicher Zeitgenosse.


View: https://youtu.be/HA9nLcIVwDI


Gruß
Martin
 

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