Ein wenig weniger off topic ( zur Bach Invention

), ich lese gerade das Buch " Die Technik des Klavierspiels" von Joszef Gat, er behauptet dass Pianisten durch Dynamik den Effekt von Intonation erzielen, gibt es hier jemand, der diese gewagte Hypothese verteidigt?
Den Anhang 36958 betrachten
Lieber virtualcai,
ja, ich!

Ich würde es zwar nicht genauso ausdrücken, aber ähnlich. Im Grunde geht es ja um die Farbe von Akkorden. Diese unterschiedliche Färbung geschieht durch die dynamische Differenzierung innerhalb der Akkorde - ein Akkord klingt und wirkt unterschiedlich, wenn die Oberstimme hervorgehoben wird und/oder die Terz/Septime und/oder .... . Niemals werden bei einem Akkord alle Töne gleich laut gespielt.
Und so kann beim obigen A7 je nach Klangdifferenzierung der Akkordtöne das cis als Leitton, der sich nach oben auflösen will, drängend, hell oder sogar scharf klingen, während im Es7 die sich nach unten auflösende Septime des (gleiche Taste wie cis) dunkler klingt.
Allerdings ist das nicht alles. Denn der Akkordklang an sich, die klangliche Umgebung verändert natürlich bereits die Klangfarbe des cis/des. Ein Leitton klingt anders als eine Septime.
Des Weiteren ist auch der musikalische Kontext entscheidend. Ein A7 in einem virtuosen, frechen, schnellen Stück klingt anders als ein Es7 in einem melancholischen, langsamen Kontext.
Trotzdem ist die Klangdifferenzierung sehr wichtig und unterstützt das musikalische Geschehen. Akkorde zu färben bedeutet, sich vollkommen klar über die musikalische Aussage zu sein und die technischen Möglichkeiten zu haben, dies zu tun. Leon Fleisher ist einer derjenigen, die m.E. ein unglaubliches Spektrum an klanglichen Möglichkeiten realisieren.
Liebe Grüße
chiarina