Stück zu schwer? Wagen und daran wachsen oder lieber bleiben lassen?

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Anna123

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28. März 2019
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Hallo ihr Lieben!

Ich habe mir ein Stück von Schumann ausgesucht. Es heißt Volksliedchen. Ich finde es total schön und habe meinen KL gefragt, ob ich es üben könnte. Mein KL meinte, dass es sehr anspruchsvoll wäre, ich es aber versuchen sollte (nehme als Späteinsteigerin jetzt seit 1 Jahr Unterricht).

Wie steht ihr dazu? Findet ihr schwierige Stücke eher reizvoll oder schrecken diese euch ab?

Danke für eure Antworten!
 
Als Teil eines Übeprogramms sind für das aktuelle Niveau eigentlich noch etwas zu schwere Stücke auf jeden Fall reizvoll, solange auch genug Stücke dabei sind, die man "hinbekommt". Dann das schwere Stück Schritt für Schritt angehen und erarbeiten. Fortschritte werden kommen, und die helfen auch anderweitig weiter. Wenn Dein KL meint, dass Du damit anfangen kannst, vertrau ihm.

Ich sprech da aus Erfahrung; habe selbst sowas im Programm. Z.B. Solvejgs Lied aus der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg. Die ziemlich weiten Arpeggiato-Akkorde in der linken Hand (in dem lebhafteren Mittelteil) sind z.B. im Moment von den Anforderungen her noch eine Nummer zu groß für mich, weswegen wir das vorläufig etwas vereinfacht haben. Aber irgendwann klappt das dann auch.

Wichtig ist m.E., wie oben ja schon angesprochen, dass unbedingt auch genug "schaffbare" Stücke im Repertoire sind - allein schon, um motivierende Erfolgserlebnisse zu generieren.
 
Hallo Anna, um in Deinem konkreten Fall eine Antwort zu geben, müsste man Hellseher sein. Wir wissen ja nicht, was und wie du spielst, wie Deine Ausbildung bislang verlaufen ist. Streng genommen müsste man sogar einige Informationen über Deinen Klavierlehrer besitzen. Unter der Voraussetzung, dass es ein qualifizierter und motivierter Mensch ist, würde ich mich dem KL an Deiner Stelle anvertrauen mit der Schumann-Frage. Ganz grundsätzlich würde ich auch den Versuch starten, denn es gibt ja nur 2 Möglichkeiten: a) Du bewältigst die Aufgabe, dann hast du etwas gelernt und Freude daran, oder b) es macht dir Schwierigkeiten. Im Fall b) kann der KL dann entsprechende Übungen aufgeben, dich Schritt für Schritt dahinführen, weil er erkennen müsste, was Dir daran noch fehlt. Also generell würde ich deinen Schumann-Versuch befürworten.
Zu Deiner zweiten Frage: generell kann man diese Frage, ob man schwierige Stücke reizvoll oder abschreckend findet, nicht beantworten, denn "schwierig" ist zu einem großen Teil eine subjektive Bewertung. Was für den einen eine große Hürde ist, kann ein anderer nach kurzer Zeit. Ferner kann sich "Schwierigkeit", besser vielleicht "Anspruch" sowohl auf die Technik, als auch den Ausdruck beziehen. Anspruchsvolle Werke aber sollten nie abschrecken, sondern eine motivierende Herausforderung sein, sofern sie noch vor einem liegen.
 
Die Frage ist doch, weshalb man Klavier lernt. Viel zu schwere Stücke mögen musikalisch keine Sinn ergeben, aber deshalb können sie trotzdem Spaß machen und wirklich verloren ist die investierte Zeit ja auch nicht. Von mir auf jeden Fall Daumen hoch.
 
Die Thread-Überschrift orthographisch korrekt hinzuschreiben war auf jeden Fall offenbar zu schwierig für Dich. Aber Klavierspielen ist ja was ganz anderes als Schreiben, insofern muss das also nichts heißen :-D

Habe ich korrigiert. (Mod.)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Die Thread-Überschrift orthographisch korrekt hinzuschreiben war auf jeden Fall offenbar zu schwierig für Dich. Aber Klavierspielen ist ja was ganz anderes als Schreiben, insofern muss das also nichts heißen :-D
... das überliest man locker und weiß was gemeint ist .....

Die Latte höher hängen ist gut, zu hoch? ... das kommt dann danach:super:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde es gar nicht mal verkehrt, ab und dann auch etwas zu Schweres zu spielen.
Ich habe beispielsweise auch sogar auf Rat meiner Klavierlehrerin recht früh die Revolutionsetüde gespielt.
Ich habe daran eine Menge gelernt und sie deutlich besser gespielt als von ihr und mir gedacht.
Trotzdem hat sie mir verboten, das Stück beim Klassenvorspiel zu präsentieren.
Das habe ich zu der Zeit nicht richtig verstanden, weil andere leichtere Stücke wesentlich schlechter gespielt haben und war darüber fast ein bisschen sauer.

Eine Musikstudentin hat mit mir auch an dem Stück gearbeitet und das dann in einer Lehrprobe in der Musikhochschule präsentiert.
Die wurde von einem Lehrbeauftragten, der gleichzeitig Leiter meiner Musikschule war, abgenommen. Diese Musikschule hat einen eigenen Wettbewerb, dort hat er zwei seiner Schüler, die auf Jungstudentenniveau spielten, teilnehmen lassen.
Am Ender der Lehrprobe spielte ich dann ähnlich wie bei einem Vorpiel den Studenten die Revolutionsetüde vor, seine zwei Schüler durften diese Lehrprobe als Generalprobe für den Wettbewerb nutzen. Ich habe einen recht guten Tag erwischt und die beiden eigentlich deutlich besseren Schüler haben die Variationen über ein Volkslied von Szymanowski bzw. einen Beethovensatz ziemlich in den Sand gesetzt, obwohl die das Programm eigentlich richtig drauf hatten.

Er hat hinterher auch gesagt, dass er eigentlich der Meinung war, dass ich dieses Stück noch nicht vor Publikum vorspielen sollte, aber auch einen Kommentar zur Leistung seiner beiden Schüler gemacht.
Ich war halt motiviert und dachte, seine super Streberschüler versemmeln schon ihr Wettbewerbsprogramm und ich darf nichtmal bei dem Klassenvorspiel vor hauptsächlich lauter Stümpern meine Chopin-Etüde spielen.

Lange Rede kurzer Sinn, ich habe dann die Rumänischen Volkstänze von Bartók auf dem Klassenvorspiel gespielt.
Der pädagogische Sinn darin lag, den Größenwahn abzuerziehen, bzw. nicht anzuerziehen, zumal ich mit Sicherheit von den anderen die gleiche Anerkunnung für die Revolutionsetüde bekommen hätte, die ein Profi bekommen würde, weil denen die Mängel wahrscheinlich nicht aufgefallen wären.
Gerade bei jemandem wie mir mit einem teilweise etwas zu großen Ego bestand die Gefahr,
dass ich dann denke, ich bin der große Macker und ich muss Henle 8-Niveau spielen, 6 abwärts muss ich nicht ernst nehmen.

Und man sollte halt die einfacheren Sachen, die man spielt genau so ernst nehmen wie die schweren und sich seines Nichtkönnens und seiner Mängel bei den eigentlich zu schweren Sachen bewusst sein.

Dann kann es auch lehrreich und sinnvoll sein, mal über sein eigentliches Niveau hinaus zu gehen.
 
Wie steht ihr dazu? Findet ihr schwierige Stücke eher reizvoll oder schrecken diese euch ab?

Reizvoll. Man möchte schließlich vorankommen. Mir macht es aber auch nichts aus (und meiner Lehrerin glücklicherweise auch nicht), viel Zeit und Mühe in Stücke zu investieren.

Zu Deinem Volksliedchen: Von dem Stück kannst Du viel lernen und vor allem: Es ist sehr kurz, Du wirst nicht monatelang damit kämpfen müssen. Da Deine Lehrerin Dir das zutraut – mach Dich ran!
 
Meine Erfahrung:
Eine Mischung aus Kurzzeit- und Langzeitprojekten könnte befriedigend sein. Das heißt: Stücke spielen, die zum Niveau passen, und an denen du (nach einjährigem Klavierunterricht) einige Tage bis Wochen übst und sie nur einige Wochen im Klavierunterricht behandelst. Parallel dazu kannst du dir auch was zum Zähneausbeißen vornehmen, was eigentlich zu schwer ist. Wenn du das Stück sehr magst, wird die Motivation ausreichen, längerfristig daran zu arbeiten und sehr, sehr viel dran zu lernen!

Ich sag's nur immer dazu: Man kann ein Stück nur einmal zum ersten Mal üben, und der Könnens-Stand dieser Zeit wird vermutlich an dem Stück immer etwas haften bleiben. Sowohl der technische, als auch der musikalische. Natürlich kann man Fortschritte machen und das später überarbeiten etc. etc., aber möglicherweise ist es nicht dasselbe. Stücke, bei denen einem ein möglichst perfektes Spiel vorschwebt sollte man sich am besten für einen Zeitpunkt aufheben, zu dem das auch realistisch ist.
Aber zum Glück gibt es ja so viel schöne Klaviermusik, dass man für jetzt und später immer genug tolle Musik finden wird.
 

Findet ihr schwierige Stücke eher reizvoll oder schrecken diese euch ab?

Man sollte meiner Ansicht nach schon gewisse Kenntnisse davon haben, wie technische Probleme bewältigt werden können.

Ich beschäftige mich gerne mit dem ein oder anderen zu schweren Stück, denn ich liebe Herausforderungen. Weil mein Ex-KL gar nichts davon hält hat er sie mit mir nicht im Unterricht erarbeitet. Er ist aber mehrfach meinem Wunsch nachgekommen sie ihm vorspielen zu dürfen. Daraufhin hat er mir wertvolle Tipps mit auf den Weg gegeben und ich habe dann wieder allein weitergetüftelt.

Eines davon ist das viel zu schwere erste Präludium von Szymanowski. Daran habe ich über ein Jahr gearbeitet (neben anderen leichteren Stücken) und mir wurde das Stück keine Sekunde langweilig. Irgendwann werde ich es wieder hervorholen - ich habe es über zwei Jahre nicht mehr gespielt.

Ich denke, dass man selber spürt, ob ein Stück machbar ist oder nicht. Vor Jahren habe ich vollmundig verkündet, dass ich an meinem runden Geburtstag Skrjabins dritten Satz aus seiner dritten Sonate spielen werde. Ich habe aber schon nach wenigen Minuten gemerkt, dass es ein frommer Wunsch war und für immer bleiben wird. Ich werde es nie spielen können was mir aber egal ist, es gibt noch genug andere schöne Werke.
 
Bei mir ist es auch eine gesunde Mischung. Ich habe , vor allem in den ersten ein, zwei Jahren mir oft viel zu schwere Stücke ausgesucht, die ich lernen wollte. Meine Klavierlehrerin sagte damals: " man lernt mit den Aufgaben" und hat mir sehr geholfen, die eigentlich zu schweren Stücke zu erarbeiten. Ich habe lange dazu gebraucht und habe auch immer wieder leichtere Stücke dazwischen gespielt. Aber als ich dann das "schwere" Stück endlich konnte, war ich sehr stolz, dass ich es geschafft hatte.

Wenn ich heute diese Stücke spiele, macht es mich immer froh, dass ich mich damals durchgebissen habe.
 
Vielleicht ist es auch eine Trotzreaktion mancher Schüler, sich zu schwere Stücke aufs Notenpult zu stellen. Nach der Devise: Boh ey, ich hab jetzt keinen Bock mehr auf den Kinderkram. Da sitzt vielleicht der Geschäftsführer eines großen Unternehmens am Klavier und bekommt im Unterricht möglicherweise die fehlende Augenhöhe deutlich zu spüren.
 
Man sollte es der Lehrkraft überlassen zu beurteilen, was "machbar" ist. Sie kann die Stärken/Schwächen ihrer SuS hinsichtlich eines Stückes am besten einschätzen.
 
Ist das nicht auch alles Ansichtssache, was leicht oder schwer ist?

Ich z.B. scheitere oft an Passagen, wo sich der musikalische "Flow" nicht automatisch einstellt, wo die Musik wenig melodisch und undefinierbar verwoben ist.

Außerdem gibt es Ausnahmetalente, wo es Unfug wäre, diese Personen dauerhaft mit dem Einsteiger- Standardprogramm abzufrühstücken.
 
Wir reden natürlich von Stücken, bei denen die personenbezogene Ansicht ist, dass sie schwer sind :007:
 
Schumann ausgesucht. Es heißt Volksliedchen.
Stück ist Hennenstufe 3, das heißt ungefähr nach 3 Jahre lernen kannst das bewältigen (habe da einen netten Faden dazu).
Du spielst erst ein Jahr, ich würde da jetzt noch ein bisschen warten damit.

Findet ihr schwierige Stücke eher reizvoll oder schrecken diese euch ab?
Optimal ist ein Stück zu finden das maximal fordert aber nicht überfordert.
Zu schwere Stücke spielen ist ein grober Fehler meiner Meinung nach.
 
Ich schließe mich der herrschenden Meinung an: die Mischung machts! Ich kann mich auch richtig festbeißen, brauche aber auch mal Entspannung, also einfachere Stücke, daneben. Von beiden lernt man!

Natürlich macht es keinen Sinn, um beim Clavio-Jargon zu bleiben, direkt Henne 8 besteigen zu wollen, wenn du sonst nur Henne 2 knatterst...
 
Im Wolters wird das Volksliedelein mit Stufe 4 gehandelt. Da kann man schon mal (nach 2,5 Jahren, wie die TE) damit beginnen und wird vermutlich auch nicht dran sterben oder erschossen werden.
 

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