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- 12. Mai 2018
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Liebe Kolleginnen, Kollegen und Klavierbegeisterte,
wer kennt es nicht aus alter Zeit: "So, bis nächstes Mal Stück X einstudieren, erst einzeln, dann zusammen." Der brave Schüler nickte und saß zu Hause stirnrunzelnd vor den Noten: "Hm, o.k., jetzt den Ton spielen, dann den, wie heißt der nochmal, oh, das sieht aber kompliziert aus, oje, wie geht das denn.... .". Nicht selten war ein "Noten buchstabieren" das Ergebnis und das hörte man auch.
Glücklicherweise hat sich die Klavierpädagogik, speziell die Methodik, in den letzten Jahrzehnten sehr weiter entwickelt. Das betrifft auch den ersten Kontakt des Schülers mit einem neuen Stück (Einstieg). Denn dieser erste Kontakt, das erste Hören, Erfahren, Wahrnehmen bestimmt in hohem Maße die Qualität des Endergebnisses. In diesem ersten Kontakt werden oft Fehler, nicht nur Verspieler, sondern vor allem musikalische Fehler gemacht, die gespeichert werden und kaum zu reparieren sind.
Sehr viel effektiver, sinnvoller und nachhaltiger ist es hingegen, von Anfang an das neue Stück hören, erleben und verstehen zu lernen, dabei möglichst keine Fehler zu machen und so einen Weg einzuschlagen, der außerdem individuell auf den Schüler, auf den Ausbau seiner Fähigkeiten zugeschnitten ist. Der eine Menge Spaß macht und neugierig macht auf die Klänge und Neuheiten, die das neue Stück mit sich bringt.
Das Ziel ist also, von Anfang an im Einklang von Hören, Verstehen und Spielen das Stück kennen zu lernen und zu erarbeiten. Dazu gibt es viele Strategien und Möglichkeiten., die nach Kenntnisstand, Fähigkeiten, Persönlichkeit, Geschmack und Alter des Schülers ausgewählt werden.
Möglichkeiten eines Einstiegs sind:
1. Auditive Einführung
Ein Thema oder eine charakteristische Phrase/Stelle wird vom Lehrer vorgespielt, der Schüler singt/summt und spielt sie nach Gehör nach. Weitere Möglichkeiten sind
Durch diesen Einstieg ist der audiomotorische Zugang gewährleistet. Vorspielen, Hören, Nachspielen etc. fordern den direkten ersten Zugang über das Ohr - die Gesamtheit einer Phrase mit ihrem Charakter, ihrem Spannungsverlauf, mit Phrasierung, Rhythmus etc. wird erfasst und gleich wiedergegeben, auch in der Verbindung mit dem Notentext wird die Phrase/Stelle als Ganzes erfasst und nicht mühsam Ton für Ton. Der Schüler lernt, einen Notentext auf diese Weise zu lesen und innerlich zu hören, er lernt, Strukturen und Muster zu erkennen.
2. Stück vorspielen
Der Lehrer spielt das Stück komplett vor. Der Schüler bekommt je nach Alter verschiedene Möglichkeiten an die Hand, damit zu arbeiten:
3. Notentext anschauen
Unvermutete technische Schwierigkeiten oder schwierige Stellen lösen beim Schüler oft ein Gefühl der Hilflosigkeit und Anspannung aus. Beides ist nicht förderlich in der Bewältigung derselben. Sehr hilfreich ist es, solche Schwierigkeiten vor Beginn des Stücks zu isolieren, ohne den Notentext zu kennen. und auch hier auditiv, vom Ohr geführt heranzugehen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
5. Rhythmische Strukturen erkennen
Bestimmte Rhythmen oder rhythmische Motive fallen möglicherweise schwer, sind noch nicht oft oder gar nicht gespielt worden. Auch hier ist es hilfreich, wenn der Schüler sie auditiv erfährt, wiedergibt und anschließend im Notentext erkennt. So hat er beim Lesen gleich eine Klangvorstellung und kann die rhythmischen Bausteine sofort spielen. Eine Erfolgserlebnis, das motiviert! Möglichkeiten der Herangehensweise sind z.B.:
Besondere harmonische Wendungen lassen aufhorchen und machen neugierig. Gerade das vertikale Hören, das Hören auf die Zusammenklänge und ihre Entwicklung, geht oft verloren, wenn die Erarbeitung Ton für Ton erfolgt. Möglichkeiten der Herangehensweise je nach Grad der Fähigkeiten sind:
Stücke enthalten oft charakteristische Elemente. Seien es Albertibässe, Ostinati, Bordunquinten, Ganztonleitern, Seufzermotive ... . Auch mit ihnen kann der Lehrer den Einstieg beginnen. Möglichkeiten des kreativen Umgangs sind:
Der Einstieg rein mental ist i.d.R. etwas für Fortgeschrittene. In Ansätzen kann man dies auch im Anfängerunterricht nutzen (Notenpuzzle, Singen, Spiele zum Notenlesen und Hören). Mentales Üben lohnt sich aber und kann von einzelnen kurzen Phrasen aus immer weiter entwickelt werden. Die innere Klangvorstellung, die Verbindung von Lesen, Hören, Spielen wird ausgebaut.
Fortsetzung folgt
wer kennt es nicht aus alter Zeit: "So, bis nächstes Mal Stück X einstudieren, erst einzeln, dann zusammen." Der brave Schüler nickte und saß zu Hause stirnrunzelnd vor den Noten: "Hm, o.k., jetzt den Ton spielen, dann den, wie heißt der nochmal, oh, das sieht aber kompliziert aus, oje, wie geht das denn.... .". Nicht selten war ein "Noten buchstabieren" das Ergebnis und das hörte man auch.
Glücklicherweise hat sich die Klavierpädagogik, speziell die Methodik, in den letzten Jahrzehnten sehr weiter entwickelt. Das betrifft auch den ersten Kontakt des Schülers mit einem neuen Stück (Einstieg). Denn dieser erste Kontakt, das erste Hören, Erfahren, Wahrnehmen bestimmt in hohem Maße die Qualität des Endergebnisses. In diesem ersten Kontakt werden oft Fehler, nicht nur Verspieler, sondern vor allem musikalische Fehler gemacht, die gespeichert werden und kaum zu reparieren sind.
Sehr viel effektiver, sinnvoller und nachhaltiger ist es hingegen, von Anfang an das neue Stück hören, erleben und verstehen zu lernen, dabei möglichst keine Fehler zu machen und so einen Weg einzuschlagen, der außerdem individuell auf den Schüler, auf den Ausbau seiner Fähigkeiten zugeschnitten ist. Der eine Menge Spaß macht und neugierig macht auf die Klänge und Neuheiten, die das neue Stück mit sich bringt.
Das Ziel ist also, von Anfang an im Einklang von Hören, Verstehen und Spielen das Stück kennen zu lernen und zu erarbeiten. Dazu gibt es viele Strategien und Möglichkeiten., die nach Kenntnisstand, Fähigkeiten, Persönlichkeit, Geschmack und Alter des Schülers ausgewählt werden.
Möglichkeiten eines Einstiegs sind:
1. Auditive Einführung
Ein Thema oder eine charakteristische Phrase/Stelle wird vom Lehrer vorgespielt, der Schüler singt/summt und spielt sie nach Gehör nach. Weitere Möglichkeiten sind
- aufschreiben
- transponieren
- Begleitungen erfinden, ggf. mit dem Lehrer vierhändig spielen
- Melodie/Phrase fortführen mit eigenen Ideen
- variieren (i.d.R. etwas später)
Durch diesen Einstieg ist der audiomotorische Zugang gewährleistet. Vorspielen, Hören, Nachspielen etc. fordern den direkten ersten Zugang über das Ohr - die Gesamtheit einer Phrase mit ihrem Charakter, ihrem Spannungsverlauf, mit Phrasierung, Rhythmus etc. wird erfasst und gleich wiedergegeben, auch in der Verbindung mit dem Notentext wird die Phrase/Stelle als Ganzes erfasst und nicht mühsam Ton für Ton. Der Schüler lernt, einen Notentext auf diese Weise zu lesen und innerlich zu hören, er lernt, Strukturen und Muster zu erkennen.
2. Stück vorspielen
Der Lehrer spielt das Stück komplett vor. Der Schüler bekommt je nach Alter verschiedene Möglichkeiten an die Hand, damit zu arbeiten:
- in Bewegung umsetzen
- dazu malen
- Strukturen/Form/Teile erkennen
- Eindrücke, Charakter, Emotionen wiedergeben
- Titel raten
- der Lehrer bietet den Notentext verschiedener Stücke an, der Schüler findet heraus, welches Stück der Lehrer gespielt hat
- Notenpuzzle (der Lehrer zerschneidet das Stück in (größere) Teile, die der Schüler zusammensetzt - geht auch ohne Vorspielen bei fortgeschritteneren Schülern)
3. Notentext anschauen
- Strukturen erkennen (Tempo, Vortragszeichen, Titel, Form, ....vom Ganzen zum Kleinen), Klänge und Charakter vorstellen, dann vom Blatt spielen/der Lehrer spielt
- Tonart, Taktart u.a. erkennen, Tonleiter, Kadenzen, Dreiklänge spielen, damit improvisieren
- eine Phrase/Melodie daraus vom Blatt singen, dann spielen, damit kreativ umgehen (s. Punkt 1)
- Fokus legen (z.B. auf die dynamische Entwicklung, auf melodische Linien, rhythmische Besonderheiten ...)
- der Lehrer spielt einen Teil daraus, der Schüler rät, wo dieser Teil im Notentext zu finden ist
- der Schüler spielt einen kleinen Teil vom Blatt (es können auch nur wenige Töne einer Stimme sein) der Lehrer rät, wo die Stelle ist
- Ratespiele (bei Kindern beliebt: wieviel d' sind in der ersten Zeile, wo ist die leiseste, wo die lauteste Stelle im Stück ....)
- Einordnung in die Epoche, Stilistik, der Lehrer erzählt eine Geschichte über den Komponisten, die Entstehung der Komposition etc.
- Blattspiel
Unvermutete technische Schwierigkeiten oder schwierige Stellen lösen beim Schüler oft ein Gefühl der Hilflosigkeit und Anspannung aus. Beides ist nicht förderlich in der Bewältigung derselben. Sehr hilfreich ist es, solche Schwierigkeiten vor Beginn des Stücks zu isolieren, ohne den Notentext zu kennen. und auch hier auditiv, vom Ohr geführt heranzugehen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- eine Übung draus machen, transponieren, variieren, Sätzchenspiel nach Czerny, erst nach Bewältigung den Notentext vorlegen
- improvisieren
- Problem in aufeinander aufbauende Übeschritte zerlegen und diese gemeinsam mit dem Schüler umsetzen/erarbeiten
- die Wahl der vorherigen Stücke bauen bzgl. dieser technischen Anforderungen aufeinander auf
- die technische Schwierigkeit wird erst einmal vereinfacht
- Holzklavier (auf Klavierdeckel spielen)
- Luftklavier (in der Luft spielen)
5. Rhythmische Strukturen erkennen
Bestimmte Rhythmen oder rhythmische Motive fallen möglicherweise schwer, sind noch nicht oft oder gar nicht gespielt worden. Auch hier ist es hilfreich, wenn der Schüler sie auditiv erfährt, wiedergibt und anschließend im Notentext erkennt. So hat er beim Lesen gleich eine Klangvorstellung und kann die rhythmischen Bausteine sofort spielen. Eine Erfolgserlebnis, das motiviert! Möglichkeiten der Herangehensweise sind z.B.:
- der Lehrer klopft/trommelt/klatscht/nutzt Bodypercussion, der Schüler macht es nach (Puls, Metrum, Rhythmus erfahrbar machen)
- Vorspielen/Nachspielen
- Rhythmussprache
- Text unterlegen
- aufschreiben
- rhythmische Übung kreieren
- Rhythmusbaukasten nutzen
- mit den Bausteinen Melodien erfinden
- Bausteine in einen größeren Zusammenhang integrieren (z.B. 4 Takte erfinden und aufschreiben, darin das Motiv integrieren, dann klatschen etc., dann Melodie dazu erfinden ...), dann sehen, was der Komponist im neuen Stück draus gemacht hat
- der Lehrer spielt das Stück, der Schüler klatscht mit, wenn der Baustein kommt
- der Lehrer spielt das Stück, der Schüler dirigiert den Puls
- der Lehrer spielt das Stück, der Schüler klopft die "1" jeden Taktes oder die Taktschwerpunkte
Besondere harmonische Wendungen lassen aufhorchen und machen neugierig. Gerade das vertikale Hören, das Hören auf die Zusammenklänge und ihre Entwicklung, geht oft verloren, wenn die Erarbeitung Ton für Ton erfolgt. Möglichkeiten der Herangehensweise je nach Grad der Fähigkeiten sind:
- der Lehrer spielt das harmonische Gerüst einer Stelle vor, der Schüler beschreibt seine Eindrücke (Dissonanz, Konsonanz, Charakter, Emotion, Bilder, Spannung, Entspannung, Entwicklung)
- der Schüler improvisiert mit einer Harmonie aus dem Stück oder einer Folge von Harmonien
- er erkennt das Gerüst im Notentext und untersucht die Art der Harmonisierung
- er versucht, selbst ein Gerüst aus einer Stelle heraus zu arbeiten
- er untersucht die Harmonisierung an charakteristischen Einschnitten (Ende von Formteilen ....)
- er denkt über die Wahl der Tonart und die musikalische Aussage des Stücks nach
- er spielt eine einfache Stelle vom Blatt ohne jeden Rhythmus in Zeitlupe und hört ausschließlich auf die Zusammenklänge
Stücke enthalten oft charakteristische Elemente. Seien es Albertibässe, Ostinati, Bordunquinten, Ganztonleitern, Seufzermotive ... . Auch mit ihnen kann der Lehrer den Einstieg beginnen. Möglichkeiten des kreativen Umgangs sind:
- Improvisation , dann Element im Notentext erkennen
- Vergleich mit anderen Stücken, in denen dieses Element/Muster auftaucht - Variationen wahrnehmen und spielen
- das Element im Stück verändern (wie klingt es, wenn ich anstelle eines Albertibasses Bordunquinten spiele ...), evtl. auch vierhändig/ an zwei Klavieren mit dem Lehrer probieren
Der Einstieg rein mental ist i.d.R. etwas für Fortgeschrittene. In Ansätzen kann man dies auch im Anfängerunterricht nutzen (Notenpuzzle, Singen, Spiele zum Notenlesen und Hören). Mentales Üben lohnt sich aber und kann von einzelnen kurzen Phrasen aus immer weiter entwickelt werden. Die innere Klangvorstellung, die Verbindung von Lesen, Hören, Spielen wird ausgebaut.
Fortsetzung folgt