kreisleriana
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- 29. März 2009
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die Erwartungshaltung war hoch, zugegeben.
Über 30 Jahre ist es her, dass ich Oleg Maisenberg das letzte mal hörte.
Seine Auftritte habe ich niemals vergessen, der junge, blendend aussehende Russe mit wallendem schwarzem Haar, der energisch, aber mit verträumten Augen an den Flügel schritt und uns dann mit Liszts h moll Sonate oder Stravinskys Petruschka, selbst schnaufend und stampfend, von den Sesseln riss, bei dessen Debussy man vergaß, einen Flügel vor sich zu haben, sondern eher eine Äolsharfe, er gehörte zu den prägendsten Pianistenpersönlichkeiten in meinem Gedächtnis. Poetischer hat niemand Listzs Sonate,Schuberts Wanderer Fantasie, Brahms f moll Sonate oder Schumanns Carnaval gespielt.
.
Wie wird er sich verändert haben, das Haar sicherlich etwas grau-meliert, wie das Spiel des inzwischen 69 Jährigen ?
Es wäre gelogen, meinen ersten Eindruck, als Maisenberg am 21.3 2014 die Bühne des Konzerthauses von Liszts Geburtsstadt betrat, anders zu beschreiben als "schockiert".
"Mein Gott, was ist mit diesem Mann nur passiert" ? Waren so die ersten Gedanken.
Zum Flügel schritt langsam ein Greis, schlohweißes Haar,der Gang unsicher, die einst so jugendlich schönen Gesichtszüge aufgedunsen und geschwollen.
Herzinfarkte und einen gräßlichen Autounfall hatte er zu verkraften gehabt, bei dem er beinahe den rechten Arm verloren hätte, "es war das Gefühl, dass man sein ganze Leben verliert, den ganzen Lebenssinn", beschreibt er selbst diesen Unfall, als neurochirurgisches Wunder konnte er durch Operationen und eiserne Disziplin seine Virtuosität wiedererlangen .
Am Flügel Platz genommen, erst das vorsichtige Suchen nach den Pedalen, dann lange Stille, bis die ersten Töne von Liszt/Schuberts "Wanderer" erklangen, fast werden die Tasten nur gestreift.Nein Maisenberg "drückt" keine Tasten, er scheint sie nicht einmal zu berühren.
Es braucht nicht einmal einen Takt, dass man erneut von Klavierspiel in Vollendung berührt wird und der alte Meister einen wie früher mit nimmt in ein unbekanntes Land, vertraute Musik im Land dieser großen russischen Seele, in dem eine andere Sonne andere Schatten als die gewohnten wirft.
Das Drängende im mitreißenden letzten Satz von Schuberts c-moll Sonate erhält bei ihm eine schaurige Stimmung, Mittelstimmen erhalten neue Bedeutungen und das stürmische Vorwärtsdrängen wird statt virtuoses Beiwerk zu sein zu einem Sturm in einem Gemälde Turners.
Schuberts monumentale B Dur Sonate lässt einen nur an einem verzweifeln: warum gibt es davon keine einzige Aufnahme, keinen Live-Mitschnitt von Maisenberg, nichts. Das Wunder,das Maisenberg hier vollbringt, bleibt für alle verschlossen, die nicht dabei waren.
Mein letzter Abend in Raiding war mit Berezovsky und den Lisztschen Tanszendental-Etuden, größer könnte der Kontrast nicht sein: während Berezovsky ein exzellenter Handwerker ist, wie in der Geschichte vom Zimmermann, der, wenn er tausend mal zuschlägt, tausend mal trifft, sitzt mit Maisenberg die ephemere Gestalt des Poeten am Klavier, der den Flügel nicht wie ein Tasteninstrument, sondern wie ein Streichinstrument behandelt. Über große Teile der Werke bleibt die Mechanik des Steinway in der Verschiebung, nur selten verläßt der linke Fuß das Pedal ganz, auch ff Stellen werden im piano begonnen, um mehr oder weniger schnell ins crescendo gebracht zu werden, einen scharfen oder heftigen Ton gibt es bei Maisenberg nicht, der Zugriff zu den Tasten ist stets wie beiläufig gestreift von locker herabhängender Hand, nur der Oberkörper scheint sich zu bewegen.
Trotzdem hat sich sein Spiel verändert, vorbei sind die Zeiten des Schnaufens und Stampfens bei Petruschka,
sein "Altersstil" ist von größerer Ruhe und Ausgeglichenheit geprägt, die Bewegungen auf ein Minimum reduziert.
Auch die Tempi sind, wie bei vielen alten Meistern ausgewogener als in der Jugend, zu schroffe Kontraste werden gemieden.So singt der düstere zweite Satz in Schubers B Dur Sonate durchaus tröstlich vor sich hin, wenn das der Tod ist, so ist es derjenige, der sagt "sei gutes Muts.ich bin nicht wild, sollst sanft in meinen Armen schlafen....", dem eher heiteren vierten Satz dagegen verleiht Maisenberg eine zutiefst melancholische Note, ein auffallend langsames Tempo betont das Stockend-Wiederholende, Aufgebende der letzten Schubert Sonaten, das letzte Aufbäumen in den Schlußtakten dieser riesigen Sonate überzeugt nicht mehr durch trotzige Kraft, es ist eher ein schmerzliches Widerstreben gegen das Unausweichliche.
Mit einem moment musical und Liszt/Schuberts "Aufenthalt" als Zugaben endete der Abend in einem prä-impressionistischen Zauberland und einem wohl selten zu solchen Klangräumen erblühten Steinway.
Über 30 Jahre ist es her, dass ich Oleg Maisenberg das letzte mal hörte.
Seine Auftritte habe ich niemals vergessen, der junge, blendend aussehende Russe mit wallendem schwarzem Haar, der energisch, aber mit verträumten Augen an den Flügel schritt und uns dann mit Liszts h moll Sonate oder Stravinskys Petruschka, selbst schnaufend und stampfend, von den Sesseln riss, bei dessen Debussy man vergaß, einen Flügel vor sich zu haben, sondern eher eine Äolsharfe, er gehörte zu den prägendsten Pianistenpersönlichkeiten in meinem Gedächtnis. Poetischer hat niemand Listzs Sonate,Schuberts Wanderer Fantasie, Brahms f moll Sonate oder Schumanns Carnaval gespielt.
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Wie wird er sich verändert haben, das Haar sicherlich etwas grau-meliert, wie das Spiel des inzwischen 69 Jährigen ?
Es wäre gelogen, meinen ersten Eindruck, als Maisenberg am 21.3 2014 die Bühne des Konzerthauses von Liszts Geburtsstadt betrat, anders zu beschreiben als "schockiert".
"Mein Gott, was ist mit diesem Mann nur passiert" ? Waren so die ersten Gedanken.
Zum Flügel schritt langsam ein Greis, schlohweißes Haar,der Gang unsicher, die einst so jugendlich schönen Gesichtszüge aufgedunsen und geschwollen.
Herzinfarkte und einen gräßlichen Autounfall hatte er zu verkraften gehabt, bei dem er beinahe den rechten Arm verloren hätte, "es war das Gefühl, dass man sein ganze Leben verliert, den ganzen Lebenssinn", beschreibt er selbst diesen Unfall, als neurochirurgisches Wunder konnte er durch Operationen und eiserne Disziplin seine Virtuosität wiedererlangen .
Am Flügel Platz genommen, erst das vorsichtige Suchen nach den Pedalen, dann lange Stille, bis die ersten Töne von Liszt/Schuberts "Wanderer" erklangen, fast werden die Tasten nur gestreift.Nein Maisenberg "drückt" keine Tasten, er scheint sie nicht einmal zu berühren.
Es braucht nicht einmal einen Takt, dass man erneut von Klavierspiel in Vollendung berührt wird und der alte Meister einen wie früher mit nimmt in ein unbekanntes Land, vertraute Musik im Land dieser großen russischen Seele, in dem eine andere Sonne andere Schatten als die gewohnten wirft.
Das Drängende im mitreißenden letzten Satz von Schuberts c-moll Sonate erhält bei ihm eine schaurige Stimmung, Mittelstimmen erhalten neue Bedeutungen und das stürmische Vorwärtsdrängen wird statt virtuoses Beiwerk zu sein zu einem Sturm in einem Gemälde Turners.
Schuberts monumentale B Dur Sonate lässt einen nur an einem verzweifeln: warum gibt es davon keine einzige Aufnahme, keinen Live-Mitschnitt von Maisenberg, nichts. Das Wunder,das Maisenberg hier vollbringt, bleibt für alle verschlossen, die nicht dabei waren.
Mein letzter Abend in Raiding war mit Berezovsky und den Lisztschen Tanszendental-Etuden, größer könnte der Kontrast nicht sein: während Berezovsky ein exzellenter Handwerker ist, wie in der Geschichte vom Zimmermann, der, wenn er tausend mal zuschlägt, tausend mal trifft, sitzt mit Maisenberg die ephemere Gestalt des Poeten am Klavier, der den Flügel nicht wie ein Tasteninstrument, sondern wie ein Streichinstrument behandelt. Über große Teile der Werke bleibt die Mechanik des Steinway in der Verschiebung, nur selten verläßt der linke Fuß das Pedal ganz, auch ff Stellen werden im piano begonnen, um mehr oder weniger schnell ins crescendo gebracht zu werden, einen scharfen oder heftigen Ton gibt es bei Maisenberg nicht, der Zugriff zu den Tasten ist stets wie beiläufig gestreift von locker herabhängender Hand, nur der Oberkörper scheint sich zu bewegen.
Trotzdem hat sich sein Spiel verändert, vorbei sind die Zeiten des Schnaufens und Stampfens bei Petruschka,
sein "Altersstil" ist von größerer Ruhe und Ausgeglichenheit geprägt, die Bewegungen auf ein Minimum reduziert.
Auch die Tempi sind, wie bei vielen alten Meistern ausgewogener als in der Jugend, zu schroffe Kontraste werden gemieden.So singt der düstere zweite Satz in Schubers B Dur Sonate durchaus tröstlich vor sich hin, wenn das der Tod ist, so ist es derjenige, der sagt "sei gutes Muts.ich bin nicht wild, sollst sanft in meinen Armen schlafen....", dem eher heiteren vierten Satz dagegen verleiht Maisenberg eine zutiefst melancholische Note, ein auffallend langsames Tempo betont das Stockend-Wiederholende, Aufgebende der letzten Schubert Sonaten, das letzte Aufbäumen in den Schlußtakten dieser riesigen Sonate überzeugt nicht mehr durch trotzige Kraft, es ist eher ein schmerzliches Widerstreben gegen das Unausweichliche.
Mit einem moment musical und Liszt/Schuberts "Aufenthalt" als Zugaben endete der Abend in einem prä-impressionistischen Zauberland und einem wohl selten zu solchen Klangräumen erblühten Steinway.
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