Metaphern im Unterricht, besonders gelungen, manchmal crazy

Es geht hier doch darum, dass Metaphern dabei helfen können, bei mir als Schüler etwas freizulegen, was eigentlich schon da ist, was ich eigentlich drauf habe, aber ich nicht umsetze (oder dass ich zumindest einen auch für mich spürbaren Schritt in die richtige Richtung mache). Metaphern können da helfen, weil sie etwas besonders gut veranschaulichen und mir damit kognitiv Prolem und Problemlösung wesentlich klarer werden oder weil sie durch ihren Witz, ihre Skurrilität etc eine mentale Blockade lösen, weil sie helfen, die Klangvorstellung und das kontrollierende Hören zu schärfen und die richtigen Bewegungsmuster zu finden.
Das, was Du hier sagst, unterschreibe ich zu 100% :super:

Aber dann fällt es eben nicht unter die Kategorie "Wunder", sondern eher unter "didaktisch zweckmäßige Methode" (für einen speziellen Anwendungfall & eine bestimmte Situation).

Wie wenig solche Metaphern dabei helfen können, substanziell besser klavierzuspielen, kann jeder selbst ausprobieren (die meisten haben das wohl sicher schon einmal).

Wenn man sich meinethalben vorstellt, mit den Fingern so flink und leichtfüßig wie ein Hase über die Tasten zu huschen, wird man das deswegen noch längst nicht hinbekommen.

Es sei denn, man kann das eben schon...
 
Aus meiner Sicht, der Sicht des Schülers: ist es schon jedesmal ein Erstaunen und Wundern, das plötzlich klappt, was bisher unerreichbar schien. Ihr nennt es hier Methapher, ein "Sesam öffne Dich" und die Tür geht auf. Ich bin sehr froh, dass Gestaltungsprobleme durch Zauberworte geknackt werden können.

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"Und jetzt lassen wir wieder mal die Schrumpelspinnen über die Tasten krabbeln"

Eine Metapher die mich noch heute prägt - die Finger einfach wie Spinnenbeine einzusetzen :005:
 
"Denken Sie an den Oktopus, der erforscht jetzt diese Tonleiter, und das ist eine gefährliche Liebe, der schlägt nicht die Tasten, sondern würgt sie."

zu meinen Temposchwankungen:
"So wie Sie das spielen, da wird man ja seekrank! Da sind keine Wellen im Stück, da gehen Sie die ganze Zeit ganz bodenständig über den Boden."
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, das kann ich auch nicht so genau sagen, aber wenn ich mir vorstelle, wie der Oktopus die Tasten so umschlingt mit seinen Fangarmen, wirds scheinbar so wie die KL das will, funktioniert also als Metapher ganz gut...

Ich mag ja eigentlich schon Metaphern, im Gesangsunterricht haben sie mir häufig geholfen, um eine Tonvorstellung zu bekommen.

Aber diese in Bezug auf das Klavier? Da fehlt mir gerade die Fantasie. :lol:
 
Die Octopus-Metapher könnte zu angestrengtem Fingerspiel führen. Erinnert mich an die Metapher einer Professorin von der Musikhochschule (nicht meiner), die Finger müssten an den Tasten saugen. Das kann zu unfreien Bewegungen führen.

Anstrengend ist auch die recht beliebte Metapher, die Tasten seien Knetmasse, die Finger müssten sie kneten.
 

Vom Würgen der Tasten habe ich bisher auch noch nichts gehört. :004: Grundsätzlich sind Metaphern für den sehr vielfältigen, variablen und differenzierten taktilen Umgang der Fingerkuppe mit der Taste jedoch oft hilfreich. Unsere Fingerkuppen sind nämlich unser direkter Kontakt mit unserem Instrument - je sensibler, desto besser.

Analog zu unseren Füßen können unsere Fingerkuppen zupfen, hüpfen, kratzen, greifen, saugen, kneten, streicheln, attackieren, schleichen, rennen, flitzen ... und so sehr vielfältige Klänge hervorlocken. Den Auftrieb der Taste zu fühlen, die mit uns eng zusammen arbeitet, ist dabei ebenso wichtig.

Damit das nicht passiert, was Demian meinte, ist die Führung des Arms unerlässlich. Der Arm fasst Töne in fließenden Bewegungen zusammen und die Fingerkuppen machen die Feinarbeit. Ohne diese Feinarbeit würde unser Spiel unartikuliert und gleichförmig klingen. Edith Picht-Axenfeld spricht vom „Licht in der Fingerkuppe“ und vom „Bewusstsein des fühlenden Haftens".

Unsere Füße bilden mit unserem Körper eine Einheit und so ist es auch mit unseren Finger, Händen, Armen. Die Saugnäpfe eines Oktopus können eine schöne Metapher sein, mit denen der sehr intensive Tastenkontakt mit "viel Fleisch" :003: in eine Metapher gefasst wird. Und wenn man sich vorstellt, wie elegant fühlend sich ein Oktopus über den Meeresgrund bewegt und wie auch sein Körper eine Einheit darstellt, dann wird man ihn nicht mit einer Anakonda verwechseln. :004:

Liebe Grüße

chiarina
 
Guten Morgen!
Für die Möglichkeit, diesem Thread auch eine Antwort hinzuzufügen, hab ich mich dann doch mal registriert ;) ...ist also mein erster Post - bitte seid nachsichtig :*

Mein Klavierlehrer kam neulich - wir erarbeiteten für mich die Inventio 4 von JSB - mit der Metapher "Qualle" für den Übergang von der entspannten Grundhaltung einer Hand (alle fünf Finger auf eben fünf aufeinander folgenden Tasten/Tönen einer Tonleiter) in eine größere Spreizung (zB für eine der vielen Septimen in dem Stück) und wieder zurück.
Für mich, der oft Gefahr läuft, die Anspannung bei einem "größeren" Griff, nicht wieder gescheit zu entspannen, ist dieses Bild vom Pulsieren einer Qualle sehr schön. Funktioniert für mich, jedenfalls. I like it!

tafkam
 
Rolf hat zur Krakenmetapher mal folgendes geschrieben:

-der Tintenfisch passt sich geschmeidig und ohne nachdenken oder raisonieren an seine Umgebung an.
Genauso geschmeidig kann man sich an die Grifffolgen am Klavier anpassen.
Vermeintlich zu weitgriffige Griffe sind sehr oft eben doch "greifbar" - das hab ich oft genug im Unterricht erlebt. Buhu Dezimen buhu -- und dann klappt's halt doch... die Metapher vom Tintenfisch betrifft das entspannte fühlen von Tastengriffen-



Das hat mich weitergebracht und beim damaligen Übungsstück zu dieser Gedächtnisstütze motiviert:

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Das hat mich weitergebracht und beim damaligen Übungsstück zu dieser Gedächtnisstütze motiviert:
Das Bild hat mich zu einer Frage geführt.
Spielt man die Akkorde bei diesem Stück komplett mit der linken Hand, sodass die Rechte nur die Melodie spielen muss?
Ist Pedal dabei überhaupt erlaubt? In deinen Noten steht davon ja nichts ... in meinen steht halbtaktig ein P (fast durchgängig).

Ich habe bisher den obersten Ton immer mit der Rechten gespielt, weil es sich einfach anbietet (ist ja nur maximal eine Oktave unter der Melodie).

Ich mache mir gerade Sorgen, dass ich das falsch gelernt haben könnte.
 
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Eine Metapher die mich noch heute prägt - die Finger einfach wie Spinnenbeine einzusetzen
Das hat mich spontan an eine arachnophobe Freundin erinnert, die mir nie auf die Hände schauen konnte, wenn ich das Presto aus der Mondscheinsonate gespielt habe.

Es wirkte auf sie, wie eine Spinne, die schnell auf sie zu krabbelt (rechte Hand am Anfang).
Bei echten Spinnen triggerte das regelmäßig Fluchtinstinkte (mit Blackout ... sie konnte sich hinterher nicht mehr an die Flucht erinnern, aber an den Grund ... eine aus dem Augenwinkel wahrgenommene kleine Spinne im Gebüsch z.B.).

Ich habe ihr dann gesagt, dass sie mir doch von links aus zuschauen soll ... dann läuft die Spinne vor ihr weg. Aber das hat irgendwie nicht so geklappt.

Wenn ihr ein KL was von "Schrumpelspinnen" erzählt hätte, dann hätte sie wahrscheinlich panisch den Raum verlassen.
 
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Spielt man die Akkorde bei diesem Stück komplett mit der linken Hand, sodass die Rechte nur die Melodie spielen muss?
Ich nicht. Ich denke nicht umsonst ist z.B. im FS eine 2 auf dem H im ersten Takt notiert. So bleibt der Daumen für das G der Begleitung. Wobei der FS wohl nicht von Schumann selbst stammt. So deutet es zumindest meine Urtext-Ausgabe der Edition Peters im
Ich habe bisher den obersten Ton immer mit der Rechten gespielt,
Wenn Du damit den obersten Ton der begleitenden Triolen meinst: So habe ich es auch gelernt.
Achtung, Laienkenntnis: Warum sollte es das nicht sein? Nicht vorhandene Pedalangaben heißen ja nicht, dass kein Pedal benutzt werden soll oder darf. Meines Wissens hatten die Instrumente zu der damaligen Zeit wohl auch ein anderes Dämpfungsverhalten als heute, sprich, sie haben nicht so stark und abrupt gedämpft, was dazu führte, dass sie ohne Pedal nicht so trocken klangen wie moderne Flügel. Schon aus diesem Grund kann es sinnvoll sein, auch da Pedal zu verwenden wo Schumann es auf seinem Instrument vielleicht nicht getan hat.
 
Das Bild hat mich zu einer Frage geführt.
Spielt man die Akkorde bei diesem Stück komplett mit der linken Hand, sodass die Rechte nur die Melodie spielen muss?
Welche Akkorde???
Da sind in den ersten Takten drei Stimmen notiert:
Melodie
Triolenfigur
Bass

Die Töne der mittleren Stimme (Begleitung), also das Triolenband, sind so notiert, dass der jeweils höchste einer Dreiergruppe im oberen System ist. Hurra, das spart Hilfslinien. ABER warum sind Töne wie d1 und e1 im unteren System mit Hilfslinien, statt leserlicher ohne Hilfslinien im oberen System? Heureka, auch ohne Nobelpreise zu erringen, kann man in diesem Klavierstück auf den ersten Blick die Verteilung auf beide Hände SEHEN.
Natürlich jedes dritte Triolenachtel mit dem rechten Daumen.
(Wers nicht (er)blickt, dem helfen die in vielen Ausgaben eingefügten Fingersätze)
 
Meine KL:
"Heute haben wir einen Assistenten." Nimmt ein Kuscheltier vom Sofa.
"Das ist..." (Name hab ich vergessen). Gibt mir das Kuscheltier auf den Schoss.

"Jetzt massieren Sie den mal. ... Und jetzt mit der linken Hand. ... Schön den Rücken massieren. ... So, und jetzt machen Sie genau das gleiche am Klavier mit den Tasten. ... nicht so fest, Sie tun ihm ja weh! Massieren!"
 

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