Neulich hatte ich eine extrem schwierige Kundin mit einem
yamaha C3 Flügen von 1975, der noch nie (!) gestimmt worden war, auch nach 2 Umzügen nicht. Die ältere Dame rief mich an und meinte, die untersten 6 Töne stimmten nicht. Natürlich war der ganze
flügel arg verstimmt, aber erstaunlicherweise nur auf 436 Hz runter gesunken und im Diskant dann nochmal 10 Cent tiefer als 436 Hz. Wir einigten uns darauf, ihn auf 436 Hz zu belassen. Allein schon diese Einigung war recht zeitintensiv, weil die Dame einfach nicht zuhören konnte. Stellte Fragen, ließ mich nicht ausreden und kam gleich mit der nächsten Frage hinterher, gefolgt von irgendwelchen Anektdoten.
Während der Stimmung schlich die Kundin die ganze Zeit um mich herum wie Rumpelstilzchen, steckte ihren Kopf mit misstrauischem Blick lange Zeit aus unterschiedlichen Positionen tief in den Flügel hinein, als wenn sie eine technische Zeichnung davon machen wolle und summte immer wieder mal mit und schwankte mit dem Kopf, als ob sie die Schwebungen mitfühlen wolle. Irgendwann versuchte ich sie zu überzeugen, dass sie wenigstens ihren Kopf aus dem Flügel nehmen soll, da eine reißende Saite ins Auge gehen kann.
Als ich fertig war, schien sie auch zufrieden. Keine Stunde später jedoch rief sie an, ich müsse nochmal vorbei kommen: die tiefsten 6 Töne stimmten nicht! Also kam ich am nächsten Tag nochmal. Sie hämmerte wie wild auf den untersten 6 Tasten und behauptete, die stimmten nicht. Dabei hämmerte sie isoliert auf die Tasten, also ohne Intervalle zu checken. Es stellte sich heraus, dass sie wohl den Abstand zwischen den Tönen meinte. Also, dass sie das womöglich gar nicht als chromatisch wahrnahm. Tja, was soll ich dazu sagen? Außer, dass sie sich einen anderen Stimmer suchen soll und diese Töne perfekt gestimmt seien.