Wer sind denn Ihre schwierigsten Kunden?

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Fellinger: Die schwierigsten sind mitunter die, die viel Geld haben. Die nicht musikalisch sind und für die das Klavier ein Möbel ist, für das sie daheim einen Platz finden müssen. Und die dann draufkommen, dass sich der Flügel an der falschen Seite öffnet.:014:
Interview im Standard:
 
Das erinnert mich an die Szene aus Helge Schneiders "Jazzclub", wo Jimmy Woode aus Geldnot seinen Kontrabass verkaufen muss. Dabei gerät er an einen reichen Fatzke, der Jimmy auf die Frage hin, was er denn mit dem Bass anzufangen gedenke, antwortet: "Für den Garten, als eine Art Vase."

Ich würde solchen Leuten wie auch Virtualcais Kunde nichts verkaufen und diese Banausen rauswerfen.
 
Bin da ganz bei Dir, aber Kunden mit Geld abzulehnen muss man sich (auch oberhalb des Exustenzminimums) leisten können. Manche Werbelinie scheint zudem genau solche Kundschaft anziehen zu wollen.
 
Passend dazu die verständlichen Verrenkungen eines etablierten Klaviergeschäfts:


Erstaunlich, welche Statements aus diesem Munde kommen … das ist alles, aber sicher nicht die ganze Wahrheit. :005:

Das Geschäft und den dortigen Kundenumgang finde ich sehr gut. Von günstig bis sehr fein gibt es alles, die Betreuung empfand ich immer als "klassenlos" und leger-entspannt.

Und klar werden die einen vergoldeten Bösendorfer ohne Wimpernzucken an einen untalentierten Oligarchen verkaufen, und klar werden sie Krämpfe bekommen, wenn sich der Interessent als musikalischer Blindgänger entpuppt. — Aber so ist eben der Handel.

Und ehrlich, ein Instrument ist auch nur ein Gegenstand. Das Leben kommt erst durch den Spieler hinein. Eine der dortigen Kundenbetreuerinnen, eine Rumänin, hat mit ihrem ein klein wenig ungelenken Deutsch zu uns gesagt: "Das ist ein Gerät, das Instrument sind meine Hände!"
 
Zuletzt bearbeitet:
Die schwierigsten Kunden im Außendienst sind definitiv diejenigen mit absolutem Gehör oder mit Hörgerät. Mit beiden Gruppen gibt es regelmäßig Diskussionen über die korrekte Tonhöhe einzelner Töne. Dabei schlagen die Kunden dann eine einzelne Taste an und behaupten, der Ton sei zu hoch oder zu tief. Allerdings, ohne irgendwelche Intervalle zu ckecken. Regel Nummer eins: niemals nie auf den Kunden hören und nach seinen Angaben den Ton höher oder tiefer stimmen. Denn dann passt der Rest ja nicht mehr. Und es endet damit, dass man nach Stunden immer noch dran sitzt und dann gar nichts mehr passt.

Schwierig sind auch die, die nicht zuhören können. Stellen Fragen, warten die Antwort aber gar nicht ab.
 
Neulich hatte ich eine extrem schwierige Kundin mit einem Yamaha C3 Flügen von 1975, der noch nie (!) gestimmt worden war, auch nach 2 Umzügen nicht. Die ältere Dame rief mich an und meinte, die untersten 6 Töne stimmten nicht. Natürlich war der ganze Flügel arg verstimmt, aber erstaunlicherweise nur auf 436 Hz runter gesunken und im Diskant dann nochmal 10 Cent tiefer als 436 Hz. Wir einigten uns darauf, ihn auf 436 Hz zu belassen. Allein schon diese Einigung war recht zeitintensiv, weil die Dame einfach nicht zuhören konnte. Stellte Fragen, ließ mich nicht ausreden und kam gleich mit der nächsten Frage hinterher, gefolgt von irgendwelchen Anektdoten.

Während der Stimmung schlich die Kundin die ganze Zeit um mich herum wie Rumpelstilzchen, steckte ihren Kopf mit misstrauischem Blick lange Zeit aus unterschiedlichen Positionen tief in den Flügel hinein, als wenn sie eine technische Zeichnung davon machen wolle und summte immer wieder mal mit und schwankte mit dem Kopf, als ob sie die Schwebungen mitfühlen wolle. Irgendwann versuchte ich sie zu überzeugen, dass sie wenigstens ihren Kopf aus dem Flügel nehmen soll, da eine reißende Saite ins Auge gehen kann.

Als ich fertig war, schien sie auch zufrieden. Keine Stunde später jedoch rief sie an, ich müsse nochmal vorbei kommen: die tiefsten 6 Töne stimmten nicht! Also kam ich am nächsten Tag nochmal. Sie hämmerte wie wild auf den untersten 6 Tasten und behauptete, die stimmten nicht. Dabei hämmerte sie isoliert auf die Tasten, also ohne Intervalle zu checken. Es stellte sich heraus, dass sie wohl den Abstand zwischen den Tönen meinte. Also, dass sie das womöglich gar nicht als chromatisch wahrnahm. Tja, was soll ich dazu sagen? Außer, dass sie sich einen anderen Stimmer suchen soll und diese Töne perfekt gestimmt seien.
 
Anderes Geschäft, aber meine schwierigsten Kunden sind bei mir immer welche, die Pakete abholen wollen, die noch garnicht da sind.
"Aber ich habe eine eMail bekommen, dass das abgeholt werden kann".
Als würde allein dadurch magisch ein Paket im Laden materialisieren. Aber wenn es nicht im Regal liegt, und auch in der Warenliste im Scanner nicht auftaucht, dann kann ich eben herzlich wenig machen.
Manchmal vergehen dennoch 10 Minuten, bis man das dem Kunden so erklärt hat, dass er es auch versteht, und natürlich sind die angefressen, wenn man zwischendurch noch ne Schachtel Kippen verkauft oder eine Tankung kassiert, damit die anderen Kunden wenigstens nicht ganz so lange warten müssen.
Die unangenehmen oder schwierigen Kunden bleiben aber nicht im Gedächtnis ... dafür sind das an einer Tankstelle mit Hermes-Shop einfach zu viele.

Meine Lieblingskunden sind die, die schon vorher genau wissen, was sie wollen, und bei "das ist leider ausverkauft" nicht anfangen, zu diskutieren, die sich nicht als erstes den "Platz in der Schlange sichern" indem sie erstmal irgendwas an die Kasse stellen, beim hineinkommen sagen "Marlboro Gold, 10er" (oder so), bevor sie noch das ganze Sortiment scannen, ob sie noch was anderes brauchen, während die Schlange wächst ... und bei denen man nicht das Gefühl hat, ihr Leben würde schlagartig enden, wenn sie das Handy mal 20 Sekunden lang nicht am Ohr haben (scheinbar alles FOMOs).

Ich weiß, hier geht's um den Klavierhandel mit allem rundrum ... aber ich sehe hier eigentlich nur Gejammer auf ziemlich hohem Niveau, und wollte euch mal veranschaulichen, womit sich ganz normale Niedriglöhner tagtäglich so herumschlagen müssen (in meinem Fall sogar am Sonntag).
 
Zuletzt bearbeitet:

FOMOS musste ich jetzt erstmal nachschlagen (googeln ;-) ):
Fear of missing out ... Angst, etwas zu verpassen.
Kannte ich noch nicht ...
 
Fear of missing out ... Angst, etwas zu verpassen.
Ich hab noch einen für dich zum recherchieren.
"Smombies".
Unter denen ist "FOMO" sehr weit verbreitet.

Gefährdet ist man ganz eindeutig, wenn man sofort jeden newsfeed aboniert, über den man stolpert, abends als letztes, morgens als erstes sowie in jeder freien Minute das Handy in der Hand hat und sofort Panik bekommt, wenn man mal nicht weiß, wo das Dingen liegt.
 
Ich selbst bin ein schwieriger Kunde!
Warum?
Ich höre Gras wachsen. :009:
 
Diese Aussage dürfte eigentlich nur Kunden betreffen, die schlecht eingestellte oder Niedrigpreis-Hörgeräte haben. Seit 9 ½ Jahren trage ich Hörgeräte, seitdem war ich mit der Arbeit eines Klavierstimmers noch nie unzufrieden.
Das Problem sind bei @Tastenscherge aller Wahrscheinlichkeit nicht die Hörgeräte selbst (wenn nicht grade irgendeine Variante von Frequenztranspositionierung aktiv ist), sondern die Ursache kann beim Hörverlust selbst liegen. Ab einem bestimmten Grad des Hörverlustes können so viele Haarsinneszellen zerstört sein, das keine korrekte Frequenzzuordnung mehr statt finden kann. Selbst bei bester Technik und korrekter Einstellung werden dann nur die verbliebenen Sinneszellen gereizt, egal was man technisch anstellt. Dann wird sich selbst die perfekteste Stimmung in der Wahrnehmung als unsauber darstellen. :-(

Der Kunde / Schwerhörige selbst weiss von diesem Umstand vermutlich eher nichts, und wird niemals zufrieden zu stellen sein. (eventuell auch bei der C3 Flügel Kundin möglich... z.b. nach einem, eventuell unerkannten , Hörsturz ist da alles möglich)
 

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