Ablenkungen gibt es vielerlei.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die bezaubernde Yuja auch im Mao-Kostüm auftreten könnte, und man(n) - jedenfalls ich - würde kein Auge von ihr lassen. Ich gebe es zu: Ablenkend ist das schon etwas. Aber wenn ein hochbegabter junger Pianist es vor lauter Vertiefung in sein Spiel nicht schafft, dabei den Mund zu schliessen, finde ich das mindestens so ablenkend. Und Ihr könnt raten, welche Ablenkung mir besser gefällt.
Bravo, Ihr habt alle richtig geraten.
Es ist gewiss richtig, dass bei Wettbewerben hinter einem Vorhang gespielt wird. Aber dann sind die Zuhörer Juroren und werden dafür bezahlt. Wer hingegen zur Freude ins Konzert geht, dem darf man es nicht verargen, wenn er sich auch über optische Attraktivitäten freut. Und bei Yuja besteht diese keineswegs nur in kurzen Röcken, sondern in der wunderbaren Anmut ihres Spiels. "Weiblicher Lang Lang" ist deshalb so ziemlich das dümmste, was man über sie sagen kann. Da gibt es keine Grimassen und keine Affektiertheit.
Dass sie fabelhaft spielt, bestreitet ja kaum jemand. Bei der wahnwitzigen Klavierfassung von "La valse" scheint sie mir die einzige zu sein, die bei all dem Feuerwerk noch Musik macht und nicht einfach in ein Gehämmer ausartet. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering, dass man - ich sicher nicht - auch in 50 Jahren noch in ihre Konzerte strömt.