Wird bei Euch jedes Stück "fertig"?

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Klavirus

Klavirus

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Hallo,

da ich wieder am Feilen für ein Vorspielstück bin, stelle ich fest, dass ich bisher nur Stücke, die wirklich vorgespielt werden sollen, richtig intensiv geübt (also jede Einzelheit beachtet, auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt sozusagen) habe.

Das sollte man wohl eigentlich bei jedem Stück machen, aber es ist einfach zu wenig Zeit bzw. denkt man, es dauert zu lange mit jedem Stück. Bei manchen Sachen bin ich ja auch froh, sie abzulegen... :rolleyes:

Wie ist das bei Euch, kurbelt Ihr bei jedem neuen Stück, bis es echt sitzt?

Neugierige Grüße

Klavirus
 
Klare Antwort: Ja!

Ich kann bis heute nicht verstehen, wieso so viele Stücke erlernen, 3/4 einstudieren und dann weglegen (.z.B. meine Tochter...). Vielleicht hängt das mit meinen Anfängerstatus zusammen oder der mir noch verbleibenden Rest-Lebenszeit?

Natürlich kommt es bei mir auch vor, dass ein Stück 3/4 sitzt und ich dann feststelle, dass es mir nichts Dauerhaftes gibt. Dannn ärgere ich mich ganz schrecklich und tret es in die Tonne.

Auffällig hierbei ist, dass dies bei Klassikern noch nicht passiert ist, wobei ich auch - gemeinsam mit meiner KL - sehr sorgfältig auswähle. Schumanns "Von fremden Ländern...", das in letzter Zeit hier so präsent ist, würde ich z.B.gar nicht angehen, da bei aller schönen Harmonie das Stück einfach einen Tick zu süß und vor allem zu vorhersehbar ist.
 
Wie ist das bei Euch, kurbelt Ihr bei jedem neuen Stück, bis es echt sitzt?

Ja, das "peile" ich schon an... ;)
Dauert manchmal etwas länger...:floet: Das lag z. B. im letzten Jahr daran, dass immer wieder "wichtigere Projekte" dazwischen kamen.

Das Chopin-Scherzo habe ich z. B. mehrere Monate weggelegt, lasse mich nun aber durch den anstehenden Workshop motivieren... :)
 
Wenn ich "fertig" bin mit einem Stück, dann war's das auch! :D

Es gibt Stücke, die möchte ich nicht mehr anpacken, weil sie musikalisch nicht mehr hergeben, (wie Fisherman schrieb) zu vorhersehbar sind. Stücke, die ich ad acta lege (legen muß :sad:), weil ich merke, daß mir das technische Handwerkszeug fehlt, um sie so zu bewältigen, daß das Arbeiten daran genuß- und sinnvoll ist.

Es gibt Stücke, bei denen eine intensive Auseinandersetzung lohnt, wo ich aber nach einigen Wochen (oder Monaten) eine Aufwand-Nutzen-Rechnung aufstelle: Wieviel Aufwand muß ich jetzt für die letzten 10% betreiben? Und ist es das wert? Denn ich habe ja immer auch schon andere Stücke im Hinterkopf, mit denen ich mich gründlicher beschäftigen möchte.

Diese Stücke werden sicherlich auch nach einigen Monaten (oder Jahren) wieder hervorgeholt, um zu schauen, was sich in der Ruhephase getan hat.

Andere Stücke wiederum sind durchaus reizvoll, aber mir fehlt die Zeit (Energie) zur technischen Auseinandersetzung, so daß ich mir überlege, mit welchem Schüler ich sie durcharbeiten kann. (Das Üben habe ich dann wenigstens zu einem Teil delegiert, die musikalische Arbeit machen wir gemeinsam. :D)

Dann gibt es Stücke, auf die habe ich spontan Lust (z.B. Chopin-Walzer), aber nach ein, zwei Wochen ist es dann auch gut. Sonst habe ich das Gefühl, ich würde mir den Magen verderben undwre mit dem Stück halt "fertig" (siehe oben). Muß ja nicht sein.
 
Hi koelnklavier,

guter Post, bei mir ist es ungefähr genauso.

Klarer Antwort zur Anfangsfrage: nein.

Weil ... s.o.

Gruß
 
Hi,

ich halte es mit Voltaire: "Le mieux est l'ennemi du bien." Zuviel Perfektionismus macht keinen Spaß. Natürlich arbeite ich so gut ich kann daran, meine Stücke immer besser zu spielen. Aber ich finde es auch richtig, manchmal zu sagen "Das Stück gibt mir nicht viel, also arbeite ich nicht am letzten Schliff". Oder das Stück ist einfach zu schwer.

Wichtiger als Perfektion ist für mich die Freude am Spielen. Die kommt auch, aber nicht nur, mit dem spieltechnischen Fortschritt und Erfolg. Manchmal muss ein Stück einfach einem anderen weichen, das mich gerade gepackt hat.

Vielleicht denke ich gerade auch als Wiedereinsteiger so. Als Kind war das "Üben" für mich oft eine ungeliebte Pflicht. Heute spiele ich viel mehr nach dem Lustprinzip und lasse auch mal Sachen sausen, die ich nicht mag / mir zu schwer sind. Im Endeffekt glaube ich, dass ich damit mehr Fortschritt erziele, weil die Freude an der Musik immer die treibende Kraft ist. Eine bessere Motivationsquelle gibt es nicht.

Gruß,
Pigpen
 
sieht so aus, als ob da ein klarer Unterschied zwischen Novizen und Fortgeschrittenen/ Profis bestünde. War eigentlich vorhersehbar, oder?

Vermutlich liegt die 100% Messlatte auch unterschiedlich hoch :D


>>> insofern habe ich ja noch gar kein fertiges Stück, da ich an allen noch neue Facetten, Spiel- und Ausdrucksmöglichkeiten entdecke. So ists schön...
Habe schon Angst vor dem Punkt, wo mal nix mehr geht ...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@fisherman, wahrscheinlich gibt es verschiedene Ansichten über das Prädikat "fertig". Zu 3/4 ein Stück fertig üben und dann weg legen meinte ich jedenfalls nicht.

Ich meinte eher, man studiert das Stück ein, übt es, bis der Lehrer und wenns geht auch man selbst technisch und musikalisch zufrieden ist. Dann wird es als "fertig" bezeichnet und abgelegt.
Muss man es aber zu einem Vorspiel oder Konzert spielen, dann merkt man, dass man damit in keinster Weise "fertig" ist! Dann geht nämlich die Arbeit erst los und das meinte ich- und: lohnt sich der Aufwand für jedes Stück?


Klavirus
 
Lohnt sich der Aufwand für jedes Stück?
NEIN!

NB: Oft genug kann man beobachten, daß Komponisten genialisch (ein Euphemismus für "schlampig") gearbeitet haben - selbst bei ihren bedeutsamen Werken. Ob man dann als Interpret nicht auch ein "kleines Recht" hat? :D Zumindest sollte man nicht päpstlicher sein als Herr Ratzinger persönlich.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Bei mir wird auch jedes Stück richtig fertig, da ich auch nur Stücke spiele dir mir gefallen daher mangelt es da auch nicht an Motivation.




grüße
 

Was ist "fertig", das ist sicherlich eine Frage des Definition und des persönlichen Anspruchs....

LG
VP
 
Es kommt sehr auf das Stück an, wie lange ich daran feile. "Fertig" bedeutet für mich, daß ich mich nicht mehr auf die Noten konzentrieren muß sondern frei interpretieren kann (was nicht immer möglich ist). Ansonsten lege ich Stücke beiseite, wenn ich merke, daß ich entweder nicht in absehbarer Zeit an diesen Punkt kommen kann oder wenn sie anfangen, mich anzuöden (was im Endeffekt auf das gleiche hinausläuft). Es muß Spaß machen, etwas zu erreichen, auch wenn viel Arbeit dafür nötig ist.

Wenn ich allerdings vorhätte, mir jetzt ein Repertoire aufzubauen, würde ich vermutlich nicht so lange an jedem Stück herumfeilen sondern eins nach dem anderen erstmal kennenlernen, dann später in jeweils recht kurzen Abschnitten weiter daran arbeiten - um zu verhindern, daß mich ein Stück langweilen könnte (denn als Repertoirestück müßte ich es ja immer wieder spielen).
 
Also, bei mir ist es so, dass ein Stück quasi nie fertig wird. Habe noch nie was in der Art gespielt, dass ich mit dem Ergebnis völlig zufrieden bin. Meistens ist ein Stück mit einem Ziel, einer "Deadline" verbunden, z.B. dass ich es bei einer Familienfeier, oder bzgl. Orgel, beim Gottesdienst als Eingangs- oder Ausgangsstück oder was auch immer, spielen möchte. Und danach oder davor vielleicht aufnehmen, und dann geht es zum nächsten Stück, weil das nächste Ziel vor Augen ist.

Bzgl. Klavier habe ich es mir aber angewöhnt, Vortragsstücke nur noch auswendig zu spielen, d.h. zumindest den einigermaßen sicheren Auswendig-Level zu erreichen.

Jedoch ist es eben nie vollkommen, auch von der technischen Seite her nicht. Da bleiben ein paar Töne auf der Strecke, oder nicht ausgeräumte Baustellen, technische Mängel eben. Eigentlich bin ich recht ausdauernd, oder anders gesagt, Stücke brauchen rel. lange, bis eine gewisse Reife eingetreten ist. Aber es wird eben nie fertig.

Tatsächlich hilft es aber, wenn ich ein Stück nach ein paar Jahren nochmal heraushole, dass es bei intensiver Beschäftigung wieder ein paar Grad besser wird. Leider bleiben die damals nicht ausgeräumten Baustellen ebenso in voller Hässlichkeit stehen und müssen mühsam weggeräumt werden. :rolleyes:
 
Tatsächlich hilft es aber, wenn ich ein Stück nach ein paar Jahren nochmal heraushole, dass es bei intensiver Beschäftigung wieder ein paar Grad besser wird. Leider bleiben die damals nicht ausgeräumten Baustellen ebenso in voller Hässlichkeit stehen und müssen mühsam weggeräumt werden. :rolleyes:

Eigentlich sollte man nach ein paar Jahren - es sei denn, man war da schon auf professionellem Niveau - wesentlich besser sein, wenn man immer schön Fortschritte gemacht hat. Dann dürfte das Erneute - und diesmal schönere- Ausarbeiten des Stücks doch kein Problem sein, oder?
 
Eigentlich sollte man nach ein paar Jahren - es sei denn, man war da schon auf professionellem Niveau - wesentlich besser sein, wenn man immer schön Fortschritte gemacht hat. Dann dürfte das Erneute - und diesmal schönere- Ausarbeiten des Stücks doch kein Problem sein, oder?

Tja, Hacon, aus dir spricht die Jugend, seufz...

Ich befürchte, in meinem Alter von 46 sind die Fortschritte nur ziemlich inkrementell, und man freut sich schon über Kleinigkeiten, die man versucht, zu verbessern. :rolleyes:
 
Ich befürchte, in meinem Alter von 46 sind die Fortschritte nur ziemlich inkrementell, und man freut sich schon über Kleinigkeiten, die man versucht, zu verbessern.
Naja, und dann dauert es auch nicht mehr lange, da kämpft man nur noch gegen die beginnende Altersarthrose an und erinnert sich wehmütig, was man in jungen Jahren doch für flinke Finger hatte ... :(
 
Bei mir wird fast nie etwas fertig - außer meine Klaverlehrerin zwingt mich.
Grund: Mangelnde Disziplin und Geduld :rolleyes:
 

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