Wieviel Üben ist sinnvoll?

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Pacífico

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Hallo zusammen

Ich habe in den nächsten Monaten viel Zeit, eigentlich fast den ganzen Tag und würde gerne möglichst viel davon nutzen mit dem Klavier voranzukommen.

Wieviel Übung am Tag ist sinnvoll und ab wann hört es auf noch Sinn zu machen?

Übt man 7 Tage die Woche oder besser nur 5 Tage und macht die anderen 2 Tage was ganz anders?

Wie lange ist es ratsam einzelne Sequenzen zu üben, welche nur über 3 bis 4 Takte hinausgehen, wenn die noch nicht sitzen?
- 5 Minuten oder 10 Minuten
- das Ganze 3 oder 5 mal oder nur 1 mal am Tag.

Wieviele verschiedene Übungsequenzen darf so ein Übungsprogramm am Tag enthalten 3, 5 oder nur eine?

Von der Computerprogrammierung weiß ich, dass man sehr schnell sehr viel lernen kann, ich weiß aber auch, dass es nach einiger Zeit zu einer Überfütterung kommt und zum Lernkollaps führt, was bedeutet man kämpft plötzlich über Jahre mit Problemen. Keine Ahnung inwieweit man das aufs Klavierlernen übertragen kann?

Wahrscheinlich lassen sich die Fragen oben erweitern.
Wie auch immer, ich bin ich für jeden Tipp und Eure eigenen Erfahrungen dankbar.

Gruss Pazifico
 
Wie viel üben ist sinnvoll? Das ist schon mal eine sinnvolle Frage.

Wie üben? Das sollte man seinen KL fragen, der das hoffentlich weiß.
Viel üben ist immer besser als wenig üben.

Jeden Tag üben ist fortschrittbringender, auch wenns nur kürzer ausfällt, als stundenlanges Üben einmal pro Woche o.ä.

Am besten, man übt so oft, wie man will und nicht, wie man soll, am besten natürlich oft UND lang.

Man bevorzuge mehrmals am Tag kurze Einheiten, besonders, wenn man was Neues lernt...

Klavirus
 
Oh, das mit den kurzen Einheiten mache ich schon mal richtig. :-)
 
Lieber Pacifico

Ich glaube nicht, dass man auf Deine Fragen allgemeingültige Antworten geben kann. Ich denke aber, dass nicht allein entscheidend ist, wie lange man übt und wie oft, sondern vor allem wie.

Ich glaube, einiges hängt davon ab, wie sehr man in der Lage ist zu beschreiben, was man in einer Übungssitzung erreichen möchte. Dazu gehört, dass man die Art des Problems erkennt, mit dem man zu tun hat und weiß, wie man an diesem Problem zu arbeiten hat.

Liebe Grüße
Gernot
 
Ich übe nie länger als 1,5 h am Stück, meist ist es genau 1 h. Wenn ich entspechend Zeit und Lust habe, sind es bis zu 3 Einheiten pro Tag, selten mehr, selten weniger als zwei. Nur eine Einheit davon arbeite ich intensiv an Stellen. Ansonsten spiele ich die verschiedensten Stücke, so schön vortragsmäßig wie möglich. Etwa jede Woche nehme ich ein neues, möglichst leichtes Stück dazu. Ab und zu ist es auch ein schwereres, das ist dann Kandidat für die Stellenüberei. Leichtere Stücke versuche ich ohne großen Übungsaufwand mitzuziehen und mogel mich da auch durch. Mit der Zeit klappt das auch so fehlerfrei.

Grüße
Manfred
 
Die meisten Menschen brauchen nach roundabout 1 Stunde eine Lernpause.

Der Hippocampus muss die Chance bekommen, Informationen aus dem Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis zu überführen. :super:

Wenn man hernach erneut ansetzt, können sich Gedächtnisinhalte schneller und nachhaltiger konsolidieren, als wenn man nonstop durchpowert. Die Fähigkeit zu letzterem nimmt mit zunehmendem Alter ohnehin ab.

Wie lang die Lernpause sein muss und wie man sie gestaltet, ist individuell unterschiedlich. Man sollte dabei aber den Hippocampus in Ruhe lassen, damit der seinen Job machen kann. ;-)

Wie oft man den Zyklus wiederholt, ist egal, je öfter, desto besser.
 
Wichtig ist auch die eigene Lernerfahrung zu beobachten.

Um ein Beispiel einer arg dem "normalen Menschenverstand" widersprechenden Lernerfahrung zu geben: "Mechanisches" - d.h. z.B. Bewegungsabläufe - lerne ich nicht durch dauernde tatsächliche Wiederholung. Es genügt oft (nicht immer), die Bewegung ein paar Mal zu machen, und abzuwarten. Ein paar Tage später geht's von selbst. Dementsprechend übe ich nicht etwas von Anfang an durchgehend bis es ganz genau geht. Drüber schlafen hilft mehr.
Über 20 Jahre her, in den Semesterferien jobte ich in einer Fabrik. Bei einer Arbeit mußte ich Teller von einem Rotor nehmen, umgedreht auf ein anderes Band legen, die Form auskehren, alles einfache Handgriffe. Mir wurde schwindelig davon, bekam es nicht sauber hin, so daß ich nach ein paar Minuten weggeholt wurde. Einige Tage später bat mich ein Kollege, ihn dort zu vertreten. Ich zögerte, er solle erst mal schauen, ob ich das hinkriege, wegen der schlechten Erfahrung, aber die Arbeit lief wie von selbst, ich schwätzte nebenher mit anderen Kollegen, und die Arbeit blieb fehlerfrei.

Hast auch du solche paradoxen Erfahrungen? Dann bette sie ein.

Ich empfehle außerdem, häufig mit jeweils mäßiger Dauer (ein-zwei Stunden) als lange ohne Unterbrechung zu üben.

Vergiß auch die Abwechslung nicht - Sport, Essen, ...
 
Da lese ich schon manches raus an dem ich mich lang hangeln kann.
Ich warte aber ab was noch interessantes nachkommt. Vielleicht auch so was wie eine Lerntechnik für Vokabeln?

Ich wundere mich, dass die Musikwissenschaft noch nicht versucht hat optimale Lerntechniken fürs Klavier, bzw. generell herauszufinden. Das gäbe gleich mehrere gute Doktorarbeiten ab.

Innovationen können erst geliefert werden wenn gewisse Techniken beherrscht werden, je steiniger der Weg zu denen desto mehr fallen vorzeitig hinten runter ... und die haben vielleicht ganz klasse Melodien, Stücke im Kopf ... die dann leider nie gespielt und somit auch nie gehört werden.

Welch ein Verlust!
 
Jou! So mache ich es auch. Ist nicht wissenschaftlich aber angenehm. :-)
 

Dann wird Musikwissenschaft an der Ecke entweder zu wenig ernst genommen oder die Musikwissenschaftler haben es nur für eine Elite geschrieben und klemmen den Normalo aus. Die breite praktische Umsetzung fehlt dann.
Die Deutschen sind in sowas Spezialisten. Sie entwickeln MP3 (Fraunhofer Institut) aber verdienen tun nur die Japaner, Koreaner und Chinesen und gleich viele Milliarden.

Muss ich jetzt auf Amazon suchen?
 
Z.B., oder in der Bibliothek. Es gibt jeden Falls genügen Lektüre (selbst hier im Forum findest Du jede Menge Infos für effizientes Üben) und es liegt eigentlich nur an Dir, das Alles zu lesen, zu verarbeiten und anzuwenden (sprich: ernst zu nehmen). Mit Elite hat das wohl eher nichts zu tun.

Aber Wissenschaft hin oder her: Der effizienteste Weg ist sicher immer noch der Unterricht bei einem guten Klavierlehrer. Der passt dann auch effiziente Übemethoden individuell auf jeden einzelnen an.
 
@Peter
Gut gemeint und glaube ich alles. Ich bin in meiner Ecke der Welt ziemlich eingeschränkt.
Klavierlehrer gibt es hier weit und breit keinen den ich besuchen könnte. Man spricht spanisch. Ich spreche Deutsch und Englisch und nur minimales Spanisch. Bibliotheken gibt es faktisch keine hier. Hier liest kaum jemand ... man chatet :denken: den lieben langen Tag, im Auto beim Fahren, an der Ampel selbst im laufenden Bagger habe ich vor 3 Tagen einen an der Baustelle chatten sehen.:krank:
Internet und Postbox in Miami, die mir nötiges Lehrmaterial nach Lateinamerika zuverlässig nachschickt ist alles was ich derzeit vernünftig nutzen kann.
Ob es lohnt sich hier im Forum durchzufrässen??? Muss mal schauen? Normal nimmt man sich ein Lehrkonzept und folgt dem ohne auf ein anderes zu wechseln.

Vielleicht bringen die nächsten 3 Tage noch ne Idee, Buch ... ? Mal abwarten was noch nachkommt?
 
Lieber Pacifico,
bin zwar kein Fachmann, aber ich habe mit folgender Übermethede die besten Erfolge. Zuerst spiele ich mich mit ganz leichten Übungen oder Liedern (ca 10 bis 15 Minuten) ein.
Danach spiele ich die Melodie (meistends die rechte Hand) um ein Gefühl für das neue Stück zu bekommen, (Ausnahme bei Boogies spiele ich zuerst mit der linken Hand) danach übe ich beidhändig ca. 15 bis 30 Minuten ein Teil des neuen Stückes. Anschließend spiele ich entweder ein anderes neues Stück (aber nichts ähnliches also wenn ich als erstes eine Ballade neu einübe kommt als zweites Stück ein Boogie oder Rock oder Klassik) oder ich spiele andere Lieder, die ich schon kann. Danach mindestens 1- 2 Stunden mit etwas anderem beschäftigen oder den Text des neuen Stückes lernen. Diese Übefrequenzen mache ich mehrmals täglich zuletzt kurz vor dem Einschlafen.
Mir hilft es auch sehr, wenn ich mir bei Youtoube das neue Stück in verschiedenen Versionen anhöre, um herauszufinden was am besten klingt.
Von manchen Stücken gibt es auch gute Tutorials (z. B. habe ich mir, als meine Klavierlehrerin Sommerpause hatte, so von Martha Mier Beach Buggy Boogie beigebracht).
Um meine erarbeiteten Stücke nicht zu vergessen habe ich mir einen Übungsplan gemacht, ähnlich wie beim Vokabellernen.
Wenn Du Interesse hast schicke mir ein PN, dann kann ich Dir gerne weitere Tipps geben.
 
Ich wundere mich, dass die Musikwissenschaft noch nicht versucht hat optimale Lerntechniken fürs Klavier, bzw. generell herauszufinden.
Warum wunderst du dich darüber? Das ist nicht Gegenstand der Musikwissenschaft. Wie auch die Literaturwissenschaften nicht dazu da sind, jemandem beizubringen, wie er gute Gedichte schreiben kann.

Wonach du fragst, ist ein Spezialbereich der Instrumentalpädagogik. Und da gibt es zahlreiche Publikationen.

Wenn dich das wirklich interessiert, dann wirst du auch im fernen sambagesättigten Lateinamerika dank der heutigen Mobilität ein Buch namens "Handbuch für Pianisten" von Rudolf Kratzert bestellen können und die Post bringt es dir. Das Buch ist kenntnisreich, praktisch orientiert und überwiegend lesenswert (das blabla zur "Alexandertechnik" kann man überlesen)
 
Die meisten Menschen brauchen nach roundabout 1 Stunde eine Lernpause.
Buhuhu :cry::cry2:
ich gehöre zu einer verschwindend winzigen Minorität :cry2:
...wenn ich am lernen/üben bin und mich das obendrein interessiert, dann brauch ich auch nach 3-4 Stunden keine Pause. (rauchen und kaffeetrinken kann ich während des Übens)
.....ob ich krank oder abartig bin? ...buhuhu... :drink::drink:
 

Nicht mehr als ich.
smilielach.gif


Aber sag, wie kannst Du während des Übens rauchen und kaffeetrinken? Wie kommt der Kaffee in die Tasse, die Tasse an die Lippen, entzündet sich die Fluppe von allein, muss nicht hin und wieder die Asche abgeschnickt werden?
 
Ich beneide Menschen, die sich so lange konzentrieren können. Bei mir war als Kind nach ner Stunde schon Schluss, und seit dem geht es rapide bergab. :-|
 

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