Wie übe ich sinnvoll mit wenig Zeitaufwand?

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dominik91e

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Hallo!
Ich mach nun seit einigen Wochen Zivildienst und habe sehr schlechte Arbeitszeiten. Überhaupt denke ich, dass ich auch bald (beim Studium) viel weniger Zeit haben werde als ich es bisher hatte. Ich spiele seit ca. 11 Jahren Klavier und denke, dass ich mittlerweile auf einem zufriedenstellenden Niveau angelangt bin. (Habe schon Liszt Konzertetüden gespielt: Leggierezza; auch die Rigoletto-Paraphrase)
Momentan habe ich aber wie gesagt wenig Zeit, komme nicht jeden Tag zum üben, unter der Woche auch wenn überhaupt nicht länger als 30 Minuten.
Nun meine Frage:
Wie teile ich mir diese wenige Zeit sinnvoll ein, so dass ich mein Niveau halten kann und auch weiter verbessern kann. Ist es sinnvoll, jetzt einfachere, kürzere Stücke zu üben, die ich trotz geringer Übzeiten schnell meistern kann, oder sollte ich weiterhin schwere Stücke spielen, und mir die nötige Zeit lassen. Und: Wie viele Technikübungen und welche (Chopin, Liszt, Brahms ??) sind bei diesem Niveau nötig?

Momentan sieht es bei mir so aus. Ich spiele Hanon Etüden, allerdings nur Teil I (1-20) zum einspielen einmal durch. Dazu spiel ich dann noch 2-3 Etüden wahlweise von Chopin, Liszt oder Clementi. Ich arbeite zur Zeit an Reminiscences de Norma von Liszt, aufgrund der wenigen Zeit ist das aber ein "größeres Projekt". Ich such mir dann einige Stellen, die ich intensiv übe - für das ganze Stück reicht es einfach nicht. Ist das so sinnvoll?

Danke für euren Rat.
Liebe Grüße
Dominik
 
(...)Momentan habe ich aber wie gesagt wenig Zeit, komme nicht jeden Tag zum üben, unter der Woche auch wenn überhaupt nicht länger als 30 Minuten. (...)
Nun meine Frage:
(...)Ich arbeite zur Zeit an Reminiscences de Norma von Liszt, aufgrund der wenigen Zeit ist das aber ein "größeres Projekt". Ich such mir dann einige Stellen, die ich intensiv übe - für das ganze Stück reicht es einfach nicht. Ist das so sinnvoll?

Wenn Du zuvor ebenfalls nur 30min Zeit zum täglichen Üben hattest, aber trotzdem Leggierezza und Rigoletto gelernt hat, dann ist das auch mit Norma sinnvoll - wenn nicht, dann wird die Antwort wohl etwas anders ausfallen. Aufschlußreich ist auch die Überlegung, wie lange die Normareminiszenzen dauern, wenn man sie einmal im Tempo durchspielt ;)

vermutlich wolltest Du fragen, ob Du umständebedingt (Zivi, dann Studium) auch mit wenig Zeit zum Üben Dein Niveau halten und Dein Repertoire ggf etwas erweitern kannst - - ich fürchte, 30min täglich sind da etwas zu wenig.
 
Hallo!
Davor habe ich deutlich mehr geübt: Etwa 1 Std, fast jeden Tag, am Wochenende mehr. Da kam ich dann etwa auf 7-8 h pro Woche, jetzt bin ich froh, wenn ich die Hälfte schaff (Nur Samstags und sonntags kann ich lang üben). Ja ich weiß, dass die Norma Paraphrase lang ist, aber ich übe momentan nur am ersten Teil etwa bis da, wo h moll in H Dur übergeht.
Hanon weglassen? Ich habe bei mir den Eindruck, dass er das beste Mittel zum warmspielen ist. Welche Etüden würdet ihr mir denn empfehlen? Ich denke, Chopin-Etuden sind als reine Übung zu schwierig und zu Zeitaufwändig, oder?
 
Hallo dominik91e

ich spiele erst 1 Jahr und trotzdem ärgere ich mich oft über meine Ineffizienz beim Üben.

Immer stellte ich folgendes fest:

- Zum Beginn nahm ich mir viele konkrete Dinge vor, am Ende stelle ich fest, dass ich kaum etwas davon realisiert hatte.

Meine Geheimwaffe:
Bevor ich übe, schreibe ich "drei" Stichworte auf einen Haftnotizzettel. Kaum größer als eine Briefmarke.
Dabei sitze ich am Schreibtisch und bin voll konzentriert.

Jede der drei Einheiten wird mit Kurzzeitwecker geübt, bei mir jeweils 20 min.
Schon das Aufschreiben (Planen) wirkt Wunder.

Beim Gefühl, dass ich beim Üben "gegen die Wand laufe": höre ich auf und übe etwas anderes.
Ich lerne nicht beliebig viel am Tag, wenn der Kopf voll ist, ist das verschwendete Zeit.

Man hat eben nur eine begrenze tägliche Lernkapazität.
Erst nach ein paar Tagen ist das Gelernte gefestigt und wandert im Hirn in einen anderen Langzeitbereich und gibt zugleich wieder neue Lernkapazitäten (chunks) frei.

Insofern glaube ich, dass man selbst mit knapper Zeit effektiv üben kann.
Die Effizienzkurve (Gelerntes/Übezeit) ist brutal degressiv.

Gruß, NewOldie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
es kommt auf die werke an, wieviel zeit man ins' üben stecken muss..
bei den ganz harten brocken reicht ne stunde am tag nicht!

mein tipp für's üben:
lieber ein paar mal öfter am tag üben und dafür nur ne halbe stunde pro etappe, als einmal sehr lang und dann drei stunden am stück.

zu viel üben kann man eigentlich nicht, nur sollte man immer pausen haben zum abschalten... z.B. ein kleines nickerchen(die bekannten 15 minuten wirken wunder) zwischendurch.

fazit: wenn du am tag nur eine stunde zeit zum üben hast, dann üb' lieber zwei mal eine halbe stunde mit nem päuschen zwischendurch. das ist effizienter!
wobei man ohne weiteres eine stunde am stück auch schon effizient üben kann, ist aber auch trainingssache.
 
Hallo!
Welche Etüden würdet ihr mir denn empfehlen? Ich denke, Chopin-Etuden sind als reine Übung zu schwierig und zu Zeitaufwändig, oder?

Chopin-Etüden sind nicht gerade als Übung gedacht. Es sei denn, du schei**t auf Agogik und Ausdruck und spielst nur stumpf die Noten nach, dann könntest du die leichteren vielleicht als Übung sehen... aber das ist Schwachsinn.

Ich empfehle dir die Übungen von Czerny, sind sehr knifflige dabei, aber haben alle nur 8-Takte und klingen dabei noch schön...
Zum Einspielen spiel ich 20 Stück davon und dann geht's rund :)
 
Davor habe ich deutlich mehr geübt: Etwa 1 Std, fast jeden Tag, am Wochenende mehr. Da kam ich dann etwa auf 7-8 h pro Woche, jetzt bin ich froh, wenn ich die Hälfte schaff (Nur Samstags und sonntags kann ich lang üben).

"davor" also hast Du unter der Woche ca. 1 h täglich geübt, am Wochenende mehr, das elf Jahre lang und bist bei Sachen wie Leggierezza und Rigoletto angelangt
(11 Jahre mal täglich 1 Stunde sind rund 4000 Stunden // 8 Stunden pro Woche üben mal 11 Jahre sind rund 5000 Stunden ---- irgendwo hier im Forum wurde mal heißblütig diskutiert, dass man 10000 Stunden bräuchte, um solche Stücke zu schaffen) :D :D
- - hast Du Dir mal Gedanken gemacht, was Du könntest, wenn Du drei oder vier Stunden oder mehr täglich geübt hättest?... ...
auf dem Niveau von Leggierezza und Rigoletto braucht man keine "Technik-Übungen" mehr (es sei denn, man will wegen irgendeiner furchtbar widerborstigen Stelle irgendwas ganz spezielles üben)

sie mir nicht böse, aber ich glaube schlichtweg nicht, dass man entweder neben der Schule (trotz Abi) oder neben dem Zivildienst nut 30-60min Zeit am Tag zum üben hat - - der Tag hat 24 Stunden, maximal 8 davon schläft man; und wenn man gerne Klavier spielt, dann findet sich bei 24 minus 8 doch mehr als nur 30min...

und ganz offen: 30 min täglich, womöglich nach allerlei anderweitiger Schufterei --- das reicht doch kaum zum "warm spielen"!

meine Überlegung: bevor Du Fragen stellst, was sinnvoll wäre innerhalb von täglich 30 min (was ca. einer Folge Soap-Opera entspricht), solltest Du schauen, ob Du nicht mehr Zeit findest.
 
und ganz offen: 30 min täglich, womöglich nach allerlei anderweitiger Schufterei --- das reicht doch kaum zum "warm spielen"!

Ich glaube, das trifft den Kern.

"Es ist sinnvoll, so zu üben, dass nicht am Anfang einer Übesitzung Enttäuschung entsteht. Ich muss mein Instrument zunächst >>lieb gewinnen<<, bevor ich ihm und mir schwierige technische Aufgaben abverlange.

[...] ...weiß ich, dass ich nach einiger Zeit >>warm<< sein werde: muskulär, geistig und emotional: Auch geistige Aktivität erfordert einen >>Aufwärmvorgang<< (mindestens 30 Minuten). Hier Geduld zu haben, zahlt sich aus!"

Gerhard Mantel
 

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