Liebe Klavierkathi,
ich gehe mal davon aus, dass ich diejenige bin, die Sla meinte, als er davon sprach, dass das hier schonmal jemand nach einem Erststudium versucht hat.
Ich kann deinen späten Wunsch nach einem Klavierstudium somit nachvollziehen und nehme ihn auch dementsprechend ernst. Aber gerade deshalb muss ich dir leider sagen, dass alle, die vor mir geschrieben haben, sehr recht mit ihrer Einschätzung haben. Ich war zum Zeitpunkt meiner Aufnahmeprüfung 28 und habe mir schon einiges anhören dürfen - Kurzfassung: 'Sie sind zwar gut genug, aber Sie sind uns zu alt.'
Neben den Argumenten, dass ein Musikstudium ja eigentlich nicht zum Privatvergnügen gemacht werden sollte (es ist eines der teuersten Hochschulstudien für den Staat, da es soviel Einzelbetreuung (Hauptfachunterricht und ggfalls auch Nebenfach) und Betreuung in Kleingruppen gibt (einige Seminare wie z.B. Tonsatz, Gehörbildung, usw...)), sondern wirklich berufsqualifizierend genutzt werden sollte - sprich, es wird davon ausgegangen, dass du danach noch lange in dem Beruf arbeiten können wirst und das, was der Staat quasi für dein Studium vorfinanziert hat, wieder zurückbekommt, indem du lange genug dafür Steuern zahlst - neben alldem gibt es noch das Argument der Weiterentwicklungsfähigkeit. Das habe ich mir schon mit 28 anhören dürfen: "Wir wissen ja nicht, wie weiterentwicklungsfähig Sie noch sind" - was meinst du, was du mit über 40 zu hören bekommst?
Du hast dich genau wie ich damals durch die vielen Seiten der Aufnahmeprüfungsbedingungen durchgelesen und herausgefunden, dass es so viele Hochschulen mit Altersbegrenzung gar nicht gibt - aber ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass es bei vielen diese Grenze zwar nicht offiziell in den niedergeschriebenen Regelungen, dafür aber sehr wohl quasi inoffiziell in den Köpfen der Aufnahmeprüfungskommission gibt. Ganz klar und hundertprozentig sicher. In der Aufnahmeprüfung musst du die Leute davon überzeugen, dass sie dich unbedingt nehmen müssen - aber umgekehrt, wenn sie davon überzeugt sind, dass sie dich auf keinen Fall nehmen sollten (z.B. wenn du schon über 40 bist), dann wird sich das sofort 1:1 in der Bewertung widerspiegeln.
Der typische Weg, den man gehen sollte und den ich auch gegangen bin dank der Hinweise hier im Forum, ist, deutlich vor den Aufnahmeprüfungen Hochschulprofessoren an verschiedenen Hochschulen vorzuspielen und sich eine Einschätzung zu holen. Wenn ein Prof dich haben möchte und deine Aufnahme befürwortet, ist das schonmal sehr gut, aber auch noch keine Eintrittskarte. Dafür schreibt man Professoren direkt persönlich an, schildert seine Situation und bittet um einen Vorspieltermin. Ich kann dir nur sagen, dass sie damals bei mir schon kritisch waren mit 28, aber ich befürchte, wenn du dich mit über 40 meldest, wird dir nicht mal einer antworten oder aber du bekommst sehr deutlich gesagt, dass du das vergessen kannst.
Du schreibst, dass du nach deinem jetzigen Studium erstmal noch arbeiten wollen würdest und dann Aufnahmeprüfung machen möchtest - das bedeutet, du studierst noch im Erststudium, oder? Darf ich fragen, wie alt du jetzt bist? Falls du nach Ende des Erststudiums nicht älter bist als 29 oder 30, könntest du es versuchen. Aber wisse, dass du dann dementsprechend mehr können musst als die anderen Bewerber, um deinen Altersnachteil wieder auszugleichen...
Es tut mir leid, dass ich dir nichts Positiveres berichten kann, da ich mir durchaus vorstellen kann, dass du das noch wirklich möchtest und dass es dein Traum ist. Daher nehme ich den Wunsch an sich auf jeden Fall ernst, auch wenn er in der Realität leider irrealistisch und somit nicht erfüllbar sein wird. Es würde dir aber absolut nichts bringen, wenn wir hier nicht ehrlich zu dir sind und dir lieber gut zureden anstatt dir die reale Situation vor Augen zu halten.
Liebe Grüße,
Partita