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... hat es bei den versierteren Orgelspielern von euch eigentlich gedauert, bis ihr die Füße einigermaßen in das Spielen und Notenlesen integriert hattet und das langsam auch unabhängig wurde?
 
Bei mir hat es ca. drei-zwei Monate oder so gedauert. Das Pedal mit dem man sämtliche Register koppeln kann, hat mich am Anfang am meisten fasziniert. Hab wie ein besessener das Pedalexecitium geübt und gespiel, versucht immer schneller und schneller zu werden (das alles natürlich im Tutti:D) und angefangen ein bisschen zu Improvisieren. Der Orgellehrer hat mir dann den Feinschliff in Sachen Gestaltung und Sauberkeit verpasst.
Pedal und Hände getrennt einzustudieren hab ich für das Zusammenspiel immer als hinderlich empfunden.
 
Motorische Begabung

Hallo *,
Bei mir hat es ca. drei-zwei Monate oder so gedauert. Das Pedal mit dem man sämtliche Register koppeln kann, hat mich am Anfang am meisten fasziniert.
Das hängt von der motorischen Begabung ab, Dinge gleichzeitig und kontrolliert tun zu können ... wie etwa gleichzeitig auf einem Bein zu stehen, mit der einen Hand über den Kopf und mit der anderen Hand über den Bauch zu kreisen ... Was sagt denn Dein(e) Orgellehrer / lehrerin dazu? Hat der Lehrgang schon begonnen?

Pedal und Hände getrennt einzustudieren hab ich für das Zusammenspiel immer als hinderlich empfunden.
Die Erarbeitung komplexer Orgelwerke mit eigenständigen Pedalstimmen hat bei mir nur so funktioniert: (1.) Manualstimmen gehen allein (r/l) und zusammen quasi "im Schlaf", (2.) Pedalstimme geht mit geeigneten Fußsätzen allein ebenfalls "von allein", (3.) Manualstimmen gehen auch auf getauschten Manualen (wichtig!), (4.) Pedal geht mit rechter Hand allein, (5.) Pedal geht mit linker Hand allein, (6.) erst jetzt geht's wirklich zusammen (l/r/p) und zwar langsam und für Einsteiger sehr langsam, (7.) beide Hände funktionieren auch mit Pedal auf getauschten Manualen.

Das getrennte Einstudieren von Pedal und Händen ist keinesfalls falsch und nur in dem Sinne hinderlich, dass es - keine unnötige - Übezeit kostet.

Beste Grüße aus dem Rheinland

tastenblog.de
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
wie etwa gleichzeitig auf einem Bein zu stehen, mit der einen Hand über den Kopf und mit der anderen Hand über den Bauch zu kreisen ... Was sagt denn Dein(e) Orgellehrer / lehrerin dazu? Hat der Lehrgang schon begonnen?
Genau die und andere "blöde" Übungen mussten wir bei unserer Grundschullehrerin immer machen - vielleicht ernte ich ja jetzt davon die Früchte :lol:
Was sagt mein Orgellehrer zu was und was für ein Lehrgang?

Gegen ein passagenweises Einüben getrennt für Hände und Pedal wollte ich mich nicht aussprechen. Nur gegen das von Anfang bis Ende seperat Hände und Pedal einstudieren und dann erst zusammensetzen.
 
Grundschullehrerin meets Franz Lehrndorfer

Genau die und andere "blöde" Übungen mussten wir bei unserer Grundschullehrerin immer machen - vielleicht ernte ich ja jetzt davon die Früchte :lol:

Franz Lehrndorfer - http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Lehrndorfer - hat das nach Überlieferung einer seiner Schüler immer als Beispiel gebracht, wenn es um den Komplexitätsgrad des Zusammenspiels von Händen und Füßen ging. Irgend etwas hat Deine Lehrerin da möglicherweise falsch verstanden ... oder schräg gelesen ... :D

Was sagt mein Orgellehrer zu was und was für ein Lehrgang?
Meine Frage ging eigentlich @Guendola, die den Thread ja eröffnet hat. Mir ist das Zitat leider verloren gegangen.

Gegen ein passagenweises Einüben getrennt für Hände und Pedal wollte ich mich nicht aussprechen. Nur gegen das von Anfang bis Ende seperat Hände und Pedal einstudieren und dann erst zusammensetzen.
Klar, volle Zustimmung. Und noch eine Erfahrung, die ich gemacht habe ...

Es ist übetechnisch an der Orgel von Vorteil, ein Orgelwerk abschnittweise von hinten nach vorne zu studieren, da viele freie Orgelwerke, insbesondere diejenigen von J.S. Bach und bei den Komponisten der deutschen Romantik, im letzten Drittel jeweils einige wenige, eklige Sollbruchstellen haben, die sich beim Üben von hinten nach vorn' besser setzen. Das hilft mir übrigens auch beim Klavierspiel.

beste Grüße aus dem Rheinland

tastenblog.de
 
Ich glaube Tastenblog meinte meinen Orgellehrer mit seiner Frage. Ich habe seit November Unterricht und wir sind, abgesehen von den separaten Pedalübungen ziemlich heftig zur Sache gegangen, mit einem gottesdiensttauglichen vierstimmigen Choral. Die "8 kleinen Präludien und Fugen" von Bach bzw. Krebs sind da viel einfacher und damit habe ich jetzt auch begonnen.

Mein Orgellehrer meinte übrigens, daß es wirklich nicht zu erwarten war, daß ich heute schon einen Choral vierstimmig spielen könnte und ich bin froh, daß ich die Präludien vorgeschlagen habe, um auch mal Erfolgserlebnisse zu haben :)

Was mir vor allem schwerfällt, ist das Herausfriemeln und verteilen der Stimmen während des Spielens. Auswendig klappt es wesentlich besser aber man kann ja nicht für jeden Gottesdienst diverse Choräle auswendig lernen, selbst wenn das nur alle paar Wochen oder Monate vorkommen wird. Wenn ich das Pedal weglasse und mir Fingersätze zurechtlege, kann ich die Choräle, die ich bislang gesehen habe in mäßigem Tempo ganz gut vom Blatt spielen, das möchte ich natürlich früher oder später auch inklusive Pedal können.

Ich übe übrigens auch getrennt und so weiter, aber nur dann, wenn es nötig ist. Irgendwie geht es am besten (auch "nur" Klavier), wenn ich weiß, wie alles zusammenkommt. Was einzeln nicht geht, klappt zusammen natürlich erst recht nicht, aber Pedal + links oder Pedal + rechts übe ich sehr selten. Wenn es um Temposteigerungen oder Ausdruck in einer Stimme geht, übe ich allerdings immer intensiv separat (nur Klavier bislang).

Hand-Fuß-Unabhängigkeit ist einigermaßen gegeben, da ich eine Weile Schlagzeug gespielt habe und Winken mit Fußkreisen etc. mir auch nicht schwerfällt. Etwas schwerer ist die Koordination eines einzigen Gehirns mit drei Klaviaturen.

Von hinten zu üben hat sich bei mir inzwischen auch schon bewährt, siehe mein Blog, XI. Sinfonia von Bach ;)

Aber um nochmal auf meine ursprüngliche Frage zurückzukommen: Ich bin einfach nur neugierig, soviele Tips habe ich garnicht erwartet :)
 
Bei mir bewährt sich folgende Übestrategie:

Zuerst Pedal solo.
Dann li Hand solo.
Dann Pedal und li. Hand (denn ich neige immer dazu die Pedalstimme mit der li. Hand spielen zu wollen ;)).
Dann re Hand (bzw gleich li und re).
Evtl noch Ped und re.
Abschließend alles zusammen. Und GAAAAANNNZ langsam.

Wenn ich dann mal mit den vier Stimmen nicht zurande komme, singe ich eine davon, das hilft auch.

Guendola: Tröste Dich, bei gehts auch nicht so schnell voran, wie ich es gerne hätte. Vor allem das obligate Pedal ist höllenschwer.

Nach dem C-Dur-Präludium BWV 553 (ohne Fuge - die kommt noch - erarbeite ich mir selbst) und dem Präambulum op 31-1 von Vierne "quält" mich mein Orgellehrer nun mit "Alle Menschen müssen sterben" aus dem Orgelbüchlein. Zur "Entspannung" dazu ein Stück von Langlais mit c.f. im Pedal.

Gruß,
Sascha
 
Das getrennte Einstudieren von Pedal und Händen ist keinesfalls falsch und nur in dem Sinne hinderlich, dass es - keine unnötige - Übezeit kostet.

Sehe ich ganz genauso, würde sogar soweit gehen, dass das getrennte Einstudieren von Pedal und Händen Übezeit spart statt kostet, bezogen auf die Gesamtzeit, mit der man sich mit dem Stück beschäftigt.

Wie Christoph, habe ich auch am Anfang das Pedalexercitium einstudiert. Es ist eine Philosophiefrage, ob man dieses Stück mit Fußballen und Fußspitzen alleine oder in Kombination mit Ballen/Hacke wählt. Ich habe letzeres gemacht, und bin überzeugt, dass es ergonomischer ist und damit letztlich höheren Speed gestattet, weil weniger Beinmasse bewegt werden muss. Der geeignete Fußsatz ist der Schlüssel zum Gelingen, genauso wie beim Klavierspiel der geeignete Fingersatz.

Um auf Guendolas Eingangsfrage zurückzukommen, es wird eben mit der Zeit immer besser. Spiele jetzt seit 2 Jahren Orgel und habe seit ca. 1 Jahr das Level, mich an Bachsche Orgelfugen wagen zu können. Trotzdem, die komplette totale Unabhängigkeit von Beinen und Händen ist immer noch nicht da, und was noch schlimmer ist, auch nicht die völlige Lockerheit in den Füßen. Ich bewege imnmer noch viel zuviel Masse, statt aus den Fußgelenken heraus zu spielen. Bei guten Pedalspielern hört man auch bei ausgeleierten Pedalen kaum Klappergeräusche, bei mir trampelt's manchmal noch viel zu viel, leider. :(
 
Spiele jetzt seit 2 Jahren Orgel und habe seit ca. 1 Jahr das Level, mich an Bachsche Orgelfugen wagen zu können. Trotzdem, die komplette totale Unabhängigkeit von Beinen und Händen ist immer noch nicht da,

Das beruhigt mich ungemein... Denn ich fragte mich schon, ob ich einfach zu blöd bin nach einem guten 1/4 Jahr (immernoch) solche immensen Schwierigkeiten mit obligatem Pedal bzw gegenläufigen Stimmen im Pedal und li Hand zu haben.

Sascha
 
Das beruhigt mich ungemein... Denn ich fragte mich schon, ob ich einfach zu blöd bin nach einem guten 1/4 Jahr (immernoch) solche immensen Schwierigkeiten mit obligatem Pedal bzw gegenläufigen Stimmen im Pedal und li Hand zu haben.

Ging mir ganz genauso, und zum Teil ist es immer noch so. Was man als Klavierspieler irgendwann gelernt hat bzgl. Unabhängigkeit der Hände, geht wieder von vorne los, wenn das Pedal dazukommt. So ist es jedenfalls in meinem Fall. Wird aber wirklich besser und besser mit der Zeit, leider kann man da wohl nix erzwingen.
 
... hat es bei den versierteren Orgelspielern von euch eigentlich gedauert, bis ihr die Füße einigermaßen in das Spielen und Notenlesen integriert hattet und das langsam auch unabhängig wurde?

Ich hab erst mit 27 angefanen Orgel zu spielen. Und es hat lange gedauert, trotz nahezu täglichen Übens brachte ich über ein Jahr, bis die Füße sich verselbstständigt hatten.
Heute mag ich auf die Füße nciht mehr verzichten.

Gruß Atra
 

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