Da ich noch meine Aufzeichnungen habe, hier der Verlauf des ersten Chorals (obligat, also linke Hand spielt die Mittelstimmen, rechte Hand die Melodie und Pedal die Unterstimme). Es handelt sich jeweils um die Aufgaben für die kommende Woche
7.11.07 mit beiden Händen, noch kein Pedal
Fürs Pedal erstmal die D-Dur Tonleiter (der Choral ist in D-Dur)
Weitere Pedalübungen
14.11.07 Pedal alleine, Ober+Mittelstimmen alleine
Pedalübungen
21.11.07 Stückweise (jeweils zwei Takte) alles zusammen, Ton für Ton, ohne Tempo oder Takte zu beachten.
Pedalübungen (die erwähne ich jetzt nicht mehr, die gehen immer weiter)
28.11.07 Stückweise "fließend", also in einem beliebig langsamen Tempo, aber das muß dann durchgehalten werden.
5.12.07 (hier habe ich ungefähr aufgegeben, den Choral zu diesem Weihnachten fertig zu haben) Jeweils eine Hälfte fehlerfrei "fließend" spielen, wenn es geht, auch durchspielen.
12.12.07 Hier bekomme ich einen weiteren Choral, der erste ist aber noch lange nicht fertig. "gerne ganz ganz langsam", "kleine Abschnitte herausgreifen".
Weihnachtsferien, kein Unterricht, ich übe aber weiter
16.01.08 wiederholen...
23.01.08 siehe oben
30.01.08 "in selbstgewählten Tempo fließend" (da war offensichtlich ein Rückschritt, vielleicht hatte ich auch nicht so viel geübt)
06.02.08 "Tonende/Akkordende genauer"
13.02.08 wiederholen
27.02.08 "wiederholen, schon sehr sehr schön" - es wird langsam :)
05.03.08 "braucht erst später wieder aufgewärmt zu werden"
Der zweite Choral, den ich inzwischen angefangen hatte, war schon ähnlich weit. Außerdem hatte ich zu der Zeit ein kleines Präludium von Bach begonnen, auch nicht mehr so furchtbar schwer (eigentlich wesentlich leichter als Choräle). Am 5.3. habe ich den dritten Choral angefangen.
Was mir inzwischen sehr geholfen hat, um linke Hand und Füße zu entknoten, ist die Erkenntnis, daß beide häufig in Gegenbewegung gesetzt sind. Man muß sich also vor allem merken, wann sie nicht in Gegenbewegung sind.
Sehr hilfreich waren auch scheinbar simple Übungen am Pedal in Terzen und wechselnden Intervallen (Füße immer abwechselnd). Dann braucht man früher oder später nicht mehr immer nach unten zu sehen sondern trifft die Pedale auch blind.
Geübt habe ich übrigens durchschnittlich zwei bis dreimal pro Woche und dann jeweils rund ein bis zwei Stunden. Aber ich spiele ja auch noch Klavier, das hält immerhin die Finger fit (aber die Orgelstücke fast nur auf der Orgel). Außer den erwähnten Chorälen habe ich eins der acht kleinen Präludien (ohne Fuge) von Bach begonnen und mehrere kleine Orgelstücke aus der Schule gespielt, meistens nur eine Hand mit Pedal.
In Punkto Tasteninstrumente halte ich mich für mittelmäßig begabt und die angeblich optimale Lernperiode habe ich inzwischen um gut 30 Jahre überschritten, das noch als Anhalt für Vergleiche.
Die ganze Entwicklung klingt vielleicht grausam träge aber man darf erstens nicht vergessen, daß ich bis dahin noch nie mit den Füßen Musik gemacht hatte und einen vierstimmigen Satz nach Noten zu spielen, wo die Mittelstimmen (linke Hand) meistens auf zwei Systeme verteilt sind, weil das Pedal bei Chorälen im Allgemeinen kein eigenes System hat, ist auch nicht gerade harmlos, das will auch geübt sein! Und ich habe mich wirklich daran gehalten, nicht auswendig zu spielen.
Zum Zeitvertreib und zur eigenen Erbauung kann man aber noch diverse Stücke ohne Pedal spielen. Es gibt zum Beispiel eine Sammlung von acht Präludien von Charles Valentin Alkan, die alle sehr individuell und urpsprünglich sind. Ansonsten würde ich wirklich empfehlen, mit Chorälen anzufangen, auch wenn dadurch das Repertoire erstmal extrem langsam wächst. Alles andere kommt einem dann wirklich leicht vor, und ich habe den Eindruck, daß das Gehirn auf diese Weise am besten Orgelfähig wird, und ohne Hirn geht es einfach nicht.
Ein letzter Rathinsichtlich der Übezeiten: Es kommt meiner Erfahrung nach nicht nur auf die Stundenzahl pro Woche an sondern insbesondere darauf, wie oft man sich pro Woche mit dem Pedal beschäftigt. Das wird nach einiger Zeit besser (ich vermute mal, daß du einigermaßen passabel Klavier spielen kannst) aber gerade zu Anfang ist jede längere Pause zu vermeiden, sonst geht einiges verloren. Dreimal pro Woche eine halbe Stunde ist sicherlich besser, als einmal pro Woche drei Stunden. Für mein Übepensum brauche ich meistens rund eine Stunde, danach greife ich mir irgendwelche Noten aus dem Fundus der Kirche (jedes Fach in und an der Orgel ist voll von Noten :D ) und spiele etwas damit rum oder ich setze mich noch für eine halbe Stunde an den kirchlichen
flügel.
Da du Schüler bist: Vielleicht hat deine Schule eine Orgel, in der du in längeren Pausen üben kannst? Wir hatten eine, da durfte zwar niemand ran, aber du lernst ja Orgel, ein gutes Argument ;)