Wie haltet Ihr es mit Wiederholungen?

Ich glaube das nicht.
Was Schubert da in der Wiederholungsklammer "Eins" komponiert hat, klingt so schockhaft und nach der absoluten ( psychischen) Katastrophe, wenn man sie nicht abgemildert spielt, dass danach die Wiederholung der Exposition in anderem Licht erscheint. Die Erschütterung bebt nach.

Ich finde auch, dass Sonatenexpositionen grundsätzlich, wenn so vorgeschrieben, wiederholt werden sollten.
Schließlich geht es bei der Themenvorstellung in der Exposition um das Etablieren einer dialektischen Situation ( zwei oder mehr Themenkomplexe, mehr oder weniger gegensätzlich).
Durch das zweimalige Sagen Desselben drängt diese Situation umso zwingender zur Fortführung und/oder Zuspitzung in der Durchführung und der schließlichen Lösung in der Reprise.[/QUOTE]
 
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Wiederholungen der Reprise in einer Sonate weglassen halte ich wirklich nur für sinnvoll, um Zeit zu sparen. Sprich: Wettbewerbe mit Zeitlimits, Klavierunterricht, oder beim "für sich selbst" spielen (wenn man keine Lust mehr hat, alles nochmal zu machen, wie Rolf so schön gesagt hat)
 
Vielen Dank an alle für die interessanten Beiträge! Gern würde ich mit Euch, wenn Ihr Lust habt, noch etwas konkreter über die Frage diskutieren, wie man an die Gestaltung einer Wiederholung herangehen kann.

wenn man ein wenig über die klangliche Dramaturgie nachdenkt, merkt man, dass secundo anders wirkt als primo und ergo auch partiell anders klingen nicht nur darf, sondern soll -- in welcher Weise das dann geschieht, daran zeigt sich, ob man das Stück verstanden hat und überzeugend spielen kann!
Hm. Der letzte Halbsatz des Zitats bereitet mir Kopfzerbrechen :konfus:.
Ich bleibe mal beim Beispiel der "Träumerei". Die Wiederholung fängt ja schon anders an als der erste Durchgang: während beim ersten Spielen die Quart c-f aus der Stille kommt, hat man zum Zeitpunkt der Wiederholung zum einen schon die ersten acht Takte gehört, von denen die letzten beiden Takte schon ein bisschen polyphoner werden, zum anderen klingt gleichzeitig zum den Auftakt der Wiederholung bildenden c' noch das g der Bassstimme bzw. das c' fällt in die Bassfigur ein. Wenn dann bei der Wiederholung des ersten Taktes der aufsteigende F-Dur-Akkord erklingt, wirkt das gegenüber dem ersten Mal noch schlichter, inniger und etwas zurückgenommen, wahrscheinlich spielt man es auch automatisch so. Bereits dadurch wird secundo anders wirken und anders klingen als primo.

Andererseits - oder zusätzlich - könnte man sich vornehmen, secundo aktiv anders zu gestalten als primo. Dazu fällt mir zum Beispiel ein, in den letzten beiden Takten die imitierende Alt- und Tenorstimme ein ganz klein wenig hervorzuheben bzw. den Sopran ein klein wenig zurückzunehmen, um schon mal auf die zunehmende Polyphonie im zweiten Teil einzustimmen. Oder generell stärkeres Rubato einzusetzen und/oder das Ritardando im letzten Takt intensiver zu machen. Ich habe aber das Gefühl, dass das schon viel zu viel wäre - es geht schließlich um ein relativ schlichtes Stück mit dem "Programm" eines tagträumenden Kindes und der zu wiederholende Abschnitt ist nur 8 Takte lang. Die Gefahr, dass die Zuhörer anfangen zu gähnen oder sich die Nase zu putzen:lol:, weil die Wiederholung zu wenig Abwechslung bietet, sehe ich daher eher nicht. Ich würde also (bei diesem konkreten Beispiel) dazu tendieren, nicht forciert secundo unbedingt anders zu gestalten als primo, sondern mich darauf zu beschränken beim Spielen die genannte, sich von allein bei der Wiederholung ergebende andere Wirkung nachzuempfinden. Gibt es Meinungen hierzu?
 
Ich würde also (bei diesem konkreten Beispiel) dazu tendieren, nicht forciert secundo unbedingt anders zu gestalten als primo, sondern mich darauf zu beschränken beim Spielen die genannte, sich von allein bei der Wiederholung ergebende andere Wirkung nachzuempfinden. Gibt es Meinungen hierzu?
@Rondo du hast so schön dargestellt, dass in diesem Beispiel (Träumerei) secundo tatsächlich anders ist und auch ein wenig anders wirkt als primo (ja, der Bass!), du hast dazu so schön dargestellt, dass secundo durch die auskomponierte Hervorhebung des Basses polyphoner wirkt (!) und geradezu dazu einlädt, die Innenstimmen etwas plastischer herauszuholen - warum willst du dann auf diese richtige Sichtweise verzichten?
Machen wir einen Kompromiss: die Melodie in primo und secundo mehr oder weniger identisch gestalten, aber in secundo die anderen Stimmen mehr tun lassen als nur sanft begleiten.

...manche 1.-2. Weichenstellungen zeigen nur minimale Änderungen, haben aber eine immense Wirkung (wenn man sie beide spielt, also auf die Wiederholung der exposition nicht verzichtet) z.B.
- ein Chopin-Akkord (As7 mit Sextvorhalt) der triumphal wirkt, bei 1. aber in den Trugschluß b-Moll führt, dann bei 2. (da kennt man den Trugschluß schon) überraschend nach fis-Moll "aufgelöst" wird (Chopin, Sonate b-Moll)
- besonders bestürzend ist der zwar minimale, in der Wirkung aber enorme Unterschied zwischen 1. und 2. am Ende der Exposition in Beethovens op.111 (was für eine immense Wirkung eine piano subito staccato Oktave doch haben kann!)
 

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