Widerstände gegen Bach

Bach auf dem Klavier zu spielen, ist ja immer auch ein Was-wäre-wenn-Gedankenspiel, was Spaß machen kann.

Bach hat eben unter anderem auch recht trockene, theoretische Kopfkompositionen zu seiner Erbauung (und für die aller Interessierten) geschrieben (eigentlich so ziemlich jede Fuge zähle ich dazu - von mir aus noch mit dem langweiligsten Thema, was ihr euch vorstellen könnt).

Wenn man sich nun drauf einlässt diese Schätzchen zum Leben zu erwecken (toll zu spielen), bekommt man irgendwie mehr zurück (auch positives Zuhörer-Feedback), als bei sagen wir mal Brahms.

Euer Morn
 
Bach hat eben unter anderem auch recht trockene, theoretische Kopfkompositionen zu seiner Erbauung (und für die aller Interessierten) geschrieben (eigentlich so ziemlich jede Fuge zähle ich dazu - von mir aus noch mit dem langweiligsten Thema, was ihr euch vorstellen könnt).

du sprichst mir aus der Seele.
Die "Kunst der Fuge", boah, damit wollte sich Bach ein Denkmal setzen als der größte Fugen-Komponist aller Zeiten, was er ja auch ist.
Aber anhören oder spielen, nee, das macht mir keinen Spass.

Er hat aber auch sehr viele schöne Fugen geschrieben. :-)

Bach sei Dank! :kuss:
 
Nach längerer Überlegung finde ich das B-A-C-H Thema eigentlich am schlimmsten. Für mich der Inbegriff der rein theoretisch aufgebauten Musik.

Da kann einen nur der Kontrapunkt retten.
 
Bach - trocken? Leute, ich heul mir die Seele aus dem Leib, wenn ich Dinu Lipatti höre, wie er sich mit "Jesu bleibet meine Freude" (völlig unsentimental gespielt!) von "der Welt verabschiedet".

Und heute habe ich mit Freude vernommen, dass dies mein übernächstes Stück sein wird (allerdings nicht das Hess-Arrangement). Da setz ich die Tasten unter Wasser...:oops:
 
OT: Mach ich doch, Stephan! Jetzt wird erst mal noch an der Inv#4 gefeilt. Und dann brauch ich vor dieser weihevollen Musik ein Kontrastprogramm: Kurt Weil - Mackie Messer :D

Danke für den schönen Link!
 
Bach - trocken? Leute, ich heul mir die Seele aus dem Leib, wenn ich Dinu Lipatti höre, wie er sich mit "Jesu bleibet meine Freude" (völlig unsentimental gespielt!) von "der Welt verabschiedet".

Und heute habe ich mit Freude vernommen, dass dies mein übernächstes Stück sein wird (allerdings nicht das Hess-Arrangement). Da setz ich die Tasten unter Wasser...:oops:

Das habe ich als Laie jetzt auch verstanden: „Bach ist ideal für die Heizperiode".
Vielleicht könnte PianoCandle den Tipp in den Faden [thread=12078]«klavier-und-fluegel-im-klima-stress»[/thread] in das Kapitel über die Luftfeuchtigkeit, aufnehmen. :D

Grüße
Thomas
 
du sprichst mir aus der Seele.
Die "Kunst der Fuge", boah, damit wollte sich Bach ein Denkmal setzen als der größte Fugen-Komponist aller Zeiten, was er ja auch ist.
Aber anhören oder spielen, nee, das macht mir keinen Spass.

Er hat aber auch sehr viele schöne Fugen geschrieben. :-)

Bach sei Dank! :kuss:

Kann ich üüberhaupt nicht nachvollziehen, dieses Statement. Ich schüttel' schon den ganzen Tag den Kopf darüber. Für mich ist die Kunst der Funge der Inbegriff von Schönheit. Leider hab' ich mein Buch verschlampt und spiele deshalb momentan nur Contrapunctus I ( Den ich wenigstens so halbwegs kann ;-) Der Rest kommt später nochmal dran. )

Ich denke auch nicht, dass -wie weiter oben im Thread von manchen angedeutet- die Rezipienz von Bach hauptsächlich eine Alters- / Reifefrage ist. Ich hatte ja in einem anderen Thread ja bereits angedeutet, dass ich mir manchmal wünsche, früher mit dieser genialen Musik konfrontiert worden zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich sie abgelehnt hätte. Kann man natürlich im Nachhinein nie sicher wissen.

Aber folgendes hab' ich kürzlich während ich den Contrapunktus I zu spielen versuchte, sagte mein Sohn(10): "Die Musik ist so schön". Ganz ohne, dass jemand zuvor versucht hätte, ihm Bach irgendwie "nahezubringen". Und dabei klingt's bei mir bei weitem nicht wie bei Gould.

Es heißt ja auch manchmal, dass Bach kreativ macht. Kann ich bestätigen, obiger Satz ging nämlich weiter: "Ich muss jetzt mal ein paar Strophen aufschreiben"; und hat dann -während ich weiterspielte- den Text eines eigenen Liedes aufgeschriben, zu der er auch eine eigene Melodie im Kopf hatte, die er mir später vorgesungen hat, und die wir dann gemeinsam in Noten gesetzt haben.

Grüße.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Philomela, du sprichst mir auch aus der Seele. "Stoff geben", den "Drive" der Barockmusik herausarbeiten, statt abnudeln - das ist es, was MICH reizt. Und wenn es denn klappt, bei anderen und erst recht (ganz selten mal) bei mir, dann gibt es diese Glücksgefühle des "Perfekten". Vielleicht muss man Bach nicht nur spielen, sondern auch "fühlen". Atmen ist vermutlich wirklich das richtige Wort.

Stilblüte; ich hab Dich nicht so verstanden, dass Du abwertest, keine Angst!

Drive, ja! Ich spiele gerade Inventio XIV.

Grüße.
 

Ich denke auch nicht, dass -wie weiter oben im Thread von manchen angedeutet- die Rezipienz von Bach hauptsächlich eine Alters- / Reifefrage ist.

Zumindest nicht, solange Alter/Reife gleichläufig parallel korreliert sind:

Mit meiner ersten Tocher machte ich regelmäßig lange Autofahrten über
Land: uns begleitete die Musik von Hendrix, Zappa, Led Zeppelin, Händel,
und - natürlich Bach (insbesondre die Orgelfugen); das selbstverständlich
alles außerordentlich laut.
Sie - also meine Tochter - war damals so 2-3 Jahre alt. Immer dann, wenn
sie ruhig einschlief, war ich mir sicher, daß die Musik gut war.

Und sie schlief wie ein Engel bei Hendrix wie bei Bach, und noch heute -
zwischenzeitlich ist sie erwachsen - liebt sie all diese Musik.

Bei ihr hats bisher entgegen aller Statistik hingehaun:

Sie ist mit zunehmendem Alter nicht galoppierend verblödet.


gruß

stephan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
ich habe bach früher (also mit ca 15,16 jahren) überhaupt nicht gemocht. Ich hatte eigtl auch fast nichts gespielt, eine invention und 2 p&f aus WTK1. Aber mittlerweile(mit 21) finde ich ihn fantastisch. Ich denke bei anderen komponisten oft über stellen nach die man irgendwie noch interessanter gestalten könnte(z.B.rhytmisch, harmonisch, spielfiguren), bei bach denke ich immer das stück ist perfekt. Ich würde nichts dran ändern. Ich glaube diese Perfektion in der Komposition findet man sonst nur ganz selten, und trotzdem(oder deswegen) schafft er es emotionen und spielfreude zu erzeugen, zumindest bei mir. Allerdings habe ich das Gefühl dass die Schönheit der Bachschen Musik für den jungen Hörer nicht gerade auf dem Sibertablett serviert wird, wie z.B. bei Beethoven, Chopin etc. Die Musik von Bach ist ja oft viel filigraner und v.a. polyphoner als das was dann die nächsten 150 Jahre so kam...als Jugendlicher hab ich das das nicht kapiert. Da gefiel mir das immer wenns richtig zur sache geht(rachmaninoff,tschaikovsky war das größte:)!)

Ich hab als ich das erste mal richtig bach gespielt habe(aus eigener Motivation) (Italienisches K.) vorher schon einiges "vom Papier her" schweres aus Klassik/romantik gespielt und hab gedacht sooooo schwer kann das ja gar nicht sein. Ist es aber doch.
Aber es hat mir schliesslich riesen spass gemacht.
Langer Rede gar kein sinn: Ich kanns voll verstehen wenn jemand mit 14 Jahren noch kein Bach mag. Wenn er/sie ihn mit 24 Jahren immer noch nicht mag dann hat man glaub ich einen wesentlichen teil von Musik verstanden


gruß


PS:Funfakt: Es gibt an der HfM Würzburg einen intern. Bach-Wettbewerb. Gespielt wird aussschliesslich bach. Der 1. Preis wurde nur ein mal vergeben, und zwar an ein 14 Jähriges Mädchen (Ich glaube das war 2009) die anderen Preisträger waren mindesten 4 Jahre älter:).
 
PS:Funfakt: Es gibt an der HfM Würzburg einen intern. Bach-Wettbewerb. Gespielt wird aussschliesslich bach. Der 1. Preis wurde nur ein mal vergeben, und zwar an ein 14 Jähriges Mädchen (Ich glaube das war 2009) die anderen Preisträger waren mindesten 4 Jahre älter:).
Das war 2010 und die Preisträgerin heißt Hilda Huang und hat einen hervorragenden Bach gespielt!
Ich war auch da :p
 
Hi,

wow, was für ein langer Faden, aber da muss ich (bei meinem Alias) meinen Senf auch noch dazu geben.

Kommt Zeit, kommt Bach. Das muss nicht sein, ich war schon als kleiner Junge Bach-Fan und hatte versucht auf einer Gitarre Bach Orgel Stücke zu spielen.

Aber das hier stimmt, leider:
...
Dummerweise ist es furchtbar anstrengend, eine Bach-Fuge zu erarbeiten... Viel anstrengender, als z.B. eine Chopinetüde (sic!), mental, versteht sich. Wenn man nicht weiß, was man am Ende davon hat und sich in der Musik noch schwer zurechtfindet, macht das keinen Spaß.
....

Fugen sind leider mental anstrengend.

Hier noch ein Buchtip:

  • Maarten 't Hart, Bach und ich. Inkl. CD

Maarten 't Hart ist ein super Schriftsteller und das ist seine persönliche Liebeserklärung zu Bach. Unbedingt lesen (mit CD!).

Gruß

PS: Auch wenn da manche sich jetzt ärgern. Ich mag auch Hendrix, Zappa, Led Zeppelin.
 
Ich mag auch Hendrix, Zappa, Led Zeppelin.

nachdrückliche Solidaritätsadresse an Bachopin und pppetc seitens NewOldie:kuss:

Meine Alltagsbeobachtung, nicht validiert:
Unter Liebhabern der obigen Musiker, insonderheit der beiden bereits viel zu früh verschiedenen verschiedenen Genies, gibt es überproportional viele Bach-Liebhaber.

Auch hier womöglich ein Schlüssel zur Erklärung, sprich: wer es gerne etwas "härter und kantiger" liebt, der mag eher Bach als die Romantiker - und ist daher gewillt, den Kampf mit den Fugen aufzunehmen?

Venceremos, amigos y amigas.:p

Lieber Gruß, NewOldie
 
Auch hier womöglich ein Schlüssel zur Erklärung, sprich: wer es gerne etwas "härter und kantiger" liebt, der mag eher Bach als die Romantiker - und ist daher gewillt, den Kampf mit den Fugen aufzunehmen?

Ich hab mal an einer psychologischen Untersuchung zum Musikgeschmack teilgenommen und da kam raus, dass ich Liebhaberin "komplexer Musik" sei.
Neben Bach mag ich auch gerne Jazz, und zwar den etwas "moderneren", vielleicht ab 70 er Jahre (Doldinger, Colosseum, Weather Report, ...)

Die Romantik hat ja auch "kantiges" zu bieten. Ich finde Brahms zum Beispiel zuweilen recht sperrig - und schööön.

Würde mich mal interessieren, was ihr anderen Bach-Liebhaber noch für Musik mögt. Vielleicht unterscheidet sich ja auch das, was man gern hört, von dem, was man gern spielt (kann ich nach meinen paar Wochen am Klavier noch nicht beurteilen)?

Liebe Grüße
philomela
 
Hallo,

zu Bach muss ich dann doch auch mal etwas äußern:

In einem anderen Forum schildert Viola, welche Widerstände (jugendliche) Schüler gegen Bach haben. Da es sich an unserer Musikschule genauso verhält (auch meine Tochter mag ihn nicht), ich aber beim Erarbeiten meiner ersten Inventio (#4) ungeahnte Glücksmomente erleben durfte, frage ich mich nach den Gründen. Gerne sind hier auch diejenigen gefordert, die z.B. Bach gerne hören, ihn aber nicht spielen mögen/können/wollen. (Bei mir ist es umgekehrt - erst das eigene Spiel bringt den Genuss).

Legt los!

Fishermann, du triffst den Nagel auf dennKopf! :p

Mir geht es genauso mit meiner ersten Invention (allerdings nicht die 4. sondern die 13.). Vor 4-5 Monaten habe ich mit dieser Invention angefangen und es hat mir sehr viel Spaß und Freude gemacht, mir diese zu erarbeiten. Noch nie habe ich ein Stück so lange, so intensiv und mit so viel Freude gelernt. Jeden Tag mußte ich sie einfach spielen, weiterlernen, mich damit befassen. Mittlerweile kann ich sie ganz gut spielen.

Und jetzt: ich habe mir direkt die nächste Invention, die 1., ausgesucht und bin dabei diese autodidaktisch zu lernen, da ich im Moment keinen Kl-Untericht haben kann. Weiterhin spiele ich jeden Tag die Invention #13 und, da die #1 auch schon ganz gut läuft, fange ich gerade mit der #14 an. Es ist fast wie eine Sucht, diese Musik gefällt mir mittlerweile so gut, dass ich immer mehr davon hören und lernen will.

Und wie auch Fishermann schon schrieb: erst das eigene Erarbeiten und Spielen bringt den Genuss und das Verständnis! :lol:


Noch etwas: seit ungefähr einem halben bis einem ganzen Jahr, habe ich mir vorgenommen, mit den leichteren Stücken von Chopin zu beginnen, da mir die Musik wirklich gut gefällt. Nun ist es soweit, ich habe die Noten, meine Kl sagt ok ich kann jederzeit damit anfangen. Also, ich nehme mir das erste Stück, das ich unbedingt spielen wollte, vor, fange an zu üben

-- und -- habe nach kurzer Zeit keine Lust mehr.:(:o Stattdesse übe ich viel lieber weiter an den Inventionen. Zum Spielen machen sie einfach viel mehr Spaß!

Also, fishermann, nicht nur du hast die Glücksgefühle bei Bach.
 

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