Warum ist ein Klavierlehrer gegen ein e-Piano?

  • Ersteller des Themas Josef_der_Referent
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Beides ist zur Klanggestaltung eher nicht nutzbar.

Das nicht - aber nicht benutzte Finger müssen der Tastenklappe nicht mehr aus dem Weg gehen. Ich bin ganz froh darüber, daß da keine fingerstoppende Wand ist ;)
So machen fiese schnelle Sprünge, Doppel-Oktavläufe etc. etwas mehr Spaß.


Ist mir noch keiner begegnet, der "Spaß" gemacht hätte. Irgendwo hörts (heutzutage) auf. Ich spiele nur mit Kopfhörer. Aber auch das ist doch kalter Kaffee, und forenbekannt, daß ein Digi über Lautsprecher massig Klangabstriche hat gegenüber einen live bespielten mechanischen Instrument.
 
Das kann ich bestätigen! Aber ich vermute die Ursache nicht in der schlechteren und weniger kontrollierbaren Mechanik, sondern dass ein akustisches Instrument ein viel viel größeres Spektrum an Dynamik und Klangfarbe hat. Und das zu kontrollieren, ist natürlich schwerer, aber im Ergebnis auch schöner, wenn man´s denn kann.

Nach meinen Erkenntnissen ist das eine Kombination aus zwei Faktoren:

a) ein Konzertflügel hat einfach eine sehr große Dynamik (er soll ja auch einen Konzertsaal ausleuchten können, also sehr laut werden können). Das hat zur Folge, daß kontrolliert sehr leise zu spielen, sehr schwierig wird. Wenn die maximale Lautstärke eines Instruments sehr groß ist, wird es eben auch bei leichter Anschlagstärke relativ laut.

b) ich habe den Verdacht, zumindest beim V-Piano wird der Bereich des pp/ppp sogar elektronisch "gedehnt", und das heißt: sehr gute Kontrolle im p/pp/ppp Bereich, aber auch angemessene Kontrolle im mittleren und sehr lauten Bereich.
 
...ein Konzertflügel hat einfach eine sehr große Dynamik (er soll ja auch einen Konzertsaal ausleuchten können, also sehr laut werden können). Das hat zur Folge, daß kontrolliert sehr leise zu spielen, sehr schwierig wird. Wenn die maximale Lautstärke eines Instruments sehr groß ist, wird es eben auch bei leichter Anschlagstärke relativ laut.

Das ist nicht richtig... ein Flügel lässt sich für gewöhnlich deutlich leiser als ein Klavier spielen (und wenn er vernünftig reguliert ist, auch relativ einfach... auch ohne "elektronische Dehnung"...wie soll man denn mit sowas Klavier spielen lernen?)... und auch viel lauter... eben das ist ja das besondere.
Und wenn Du dann Schwierigkeiten hast, an einem guten Flügel gleichmäßig leise zu spielen... dann liegt das nicht am Instrument, sondern daran, dass Du es einfach mit dem Klaviersimulator nicht gelernt hast.

Wenn jemand zu mir in den Laden kommt und sich an ein Instrument setzt und spielt, kann ich meistens sagen, ob derjenige ein Klavier oder ein Digi zuhause hat.

Um nochmal auf das Thema zu kurze Tasten zurückzukommen... das ist nicht nur ein Problem von den meisten Digis, sondern auch ein Nachteil von den ganz kleinen Klavieren.
 
Aber was Dynamikkontrolle angeht, kann ich am V-Piano tatsächlich weit mehr realisieren, als am renommierten nagelneuen Spitzenklasse-Flügel - der sich beim p/pp/ppp-Spiel wie eine zickige Diva aufführt. Das heißt aber eben auch: daß ich am V-Piano viel weiter mit dem eigenen Spiel komme, viel mehr umsetzen kann, schneller und einfacher vorankomme.

Ist das nicht eine Illusion, die dadurch hervorgerufen wird, dass du am Klaviersimulator (Digi) die Lautstärke nicht nur über die Finger regelst, sondern auch über die Voreinstellung des Lautstärke-Knopfs? Wenn die Grundlautstärke heruntergedreht wird, dann ist es natürlich leichter, das p/pp/ppp-Spiel hinzukriegen.

Aber die Folge ist, dass der Regelkreis zwischen Ohr und Motorik "verstellt" wird. Das bedeutet - wie du selbst schreibst -
Leider kann man sich aus den genannten Gründen aber dann auch nicht an einen echten Flügel setzen, und genauso kontrolliert spielen.
dass deine Fähigkeit zum Umgang mit dem echten Instrument leidet und es dir fremd wird. Da, wo mal eine gute Freundschaft war, zickt die Diva plötzlich rum und leistet Widerstand. Oder: da, wo eine gute Freundschaft sein könnte, kommt erst gar keine zustande.

Es ist halt - wie bei vielem - so, dass die technischen Möglichkeiten, dem Menschen Anstrengung und Arbeit abzunehmen, dazu führen, dass eigene Kräfte verkümmern und man zunehmend von der Technik abhängig wird. Dreiklang, du tust dir für dein Klavierspiel keinen Gefallen damit, dir vom Digi einen Teil der Dynamikkontrolle-Arbeit abnehmen zu lassen.

Grüße von
Fips
 
Das ist nicht richtig... ein Flügel lässt sich für gewöhnlich deutlich leiser als ein Klavier spielen

*Zustimm* ein Flügel kann einfach mehr als ein Klavier, u.a. das.

auch ohne "elektronische Dehnung"...wie soll man denn mit sowas Klavier spielen lernen?

Das ist nicht so übertrieben gestaltet, daß es einem die Spieltechnik verdirbt, nur, daß es hilft.

dann liegt das nicht am Instrument, sondern daran, dass Du es einfach mit dem Klaviersimulator nicht gelernt hast.

Ich kann Dir bloß sagen: es ist verdammt schwer, an einem guten Konzertflügel ein "wohnzimmertaugliches" bzw. leise flüsterndes ppp zu erzeugen - wenn nicht gar völlig unmöglich. Wenn es schnell werden soll, potenziert sich diese Schwierigkeit erst richtig. Das mit dem "nicht gelernt" ist kein Argument, denn zum Lang Lang werde ich es nicht mehr bringen (der kann das z.B. ...)

Im Konzertsaal stört das nicht wirklich, weil: schließlich alle Zuhörer das Spiel hören müssen, flüsterleise braucht es gar nicht zu sein. Aber: ein Konzertpianist gab mir mal direkt die Anweisung, schlicht und einfach am Flügel kein ppp zu versuchen, sondern halt ein p zu spielen, das sich am Instrument auch problemlos erzeugen ließ.

Nur, pp oder gar ppp ist halt schöner - wenn mans gerade haben will. Tja, und nu wird's heikel ;) wie oft höre ich von Konzertpianisten nur ein p. Den Bereich ppp, so wie ich ihn meine, haben viele technisch gar nicht erst erschlossen bzw. im Griff.
 
wie oft höre ich von Konzertpianisten nur ein p. Den Bereich ppp, so wie ich ihn meine, haben viele technisch gar nicht erst erschlossen bzw. im Griff.
Unsinn.

jeder gute Flügel - und solche stehen häufig in großen Sälen - hat die dynamische Palette von ppp bis fff

ein beliebter Laienfehler aber ist, bei pp aus Angst so befangen und ultraleise spielen zu wollen, dass Töne wegbleiben - und das ist natürlich ein Kack, wenn nicht alle Töne da sind :D:D:D
 
Ist das nicht eine Illusion, die dadurch hervorgerufen wird, dass du am Klaviersimulator (Digi) die Lautstärke nicht nur über die Finger regelst, sondern auch über die Voreinstellung des Lautstärke-Knopfs?

Déjà-vu - das hatten wir schon mal diskutiert ;) Nein, es ist nicht so. Insbesondere nicht das:

Wenn die Grundlautstärke heruntergedreht wird, dann ist es natürlich leichter, das p/pp/ppp-Spiel hinzukriegen. Aber die Folge ist, dass der Regelkreis zwischen Ohr und Motorik "verstellt" wird.

Es ist wie bei der Stereoanlage: der Horowitz klingt doch nicht anders, wenn ich die Lautstärke herunterdrehe, sondern nur leiser. Und das Digitalpiano bespielt sich auch nicht anders, wenn man die Lautstärke herunterdreht, man kann genauso üben, nur ohrenschonender.

Das stimmt eher:

Oder: da, wo eine gute Freundschaft sein könnte, kommt erst gar keine zustande.

Aber mein Fernziel ist bisher gar nicht, mal an einem echten Flügel zu spielen (aua, meine Ohren...) sondern an meinem V-Piano das zu erreichen, was ich mir vorstelle. Und das ist trotz einiger "Erleichterungen" durch moderne Technik noch wirklich schwierig genug.

Denn nota bene: spielen muß immer noch der Mensch davor. Nur das, was ich mir als Ziel setzen kann, kann dadurch um einiges höher liegen.

Was noch gar nicht klar ist: ob und wie sich am V-Piano erworbene Fähigkeiten auf einen guten Flügel letztlich übertragen lassen würden, wenn man das wollte. Sicher würde das etwas Zeit brauchen - aber vielleicht ginge das schneller, als man denkt? Erfahrungswerte fehlen dazu wohl bisher.
 
Ich kann nur von mir sprechen und stelle seit 2 Wochen fest, dass mein Anschlag durch das Digi völlig versaut ist (bis dahin hatte ich es nur vermutet). Wer weiß, ob ich das je wieder ausgleichen kann.
Alleine das wirklich gleichmäßige Anschlagen bei z.B. was von Bach fällt mir auf einem Klavier oder Flügel unheimlich schwer. Ein akustisches Instrument antwortet da sehr ehrlich, ein Digi verzeiht...und versaut.
 
.. den gibt es wahrscheinlich auf einem richtigen Instrument gar nicht... :D
Ne, der Lang Lang zeigt ihn schon manchmal, ich denke Horo wohl auch.

ein beliebter Laienfehler aber ist, bei pp aus Angst so befangen und ultraleise spielen zu wollen, dass Töne wegbleiben - und das ist natürlich ein Kack, wenn nicht alle Töne da sind :D

Ja, das schon ein "Kack" :D nun ja, ich wollte einfach so leise spielen, wie ich mir das vorstellte, bzw. eigentlich, so leise wie möglich. Geklappt hat das halt nicht - aber nicht nur einmal an einem, sondern an vielen Flügeln... am V-Piano: "null problemo", wie die jungen Leute so sagen...:D (auch, wenn bald ein ff folgen muß, ohne zwischenzeitliches Drehen an irgendwelchen Reglern)
 
Ein akustisches Instrument antwortet da sehr ehrlich, ein Digi verzeiht...und versaut.

Genau das isses halt - deswegen empfehl(t)e ich auch immer entschieden ein Klavier (besser noch: Flügel) als Instrument für den Klavierunterricht. Weil man nur dort diese besondere Kontrolle auch lernt.

Ob es allerdings "versaut" ist, ist Auffassungssache - wer auf lange Sicht nur an seinem (guten) Digi spielen möchte, wird das nicht als "versaut" bezeichnen.
 

das liegt allerdings NIE an guten Flügeln!!

Das glaube ich sofort ;) möglich ist es schließlich ja. Hinbekommen tue ich eine Dynamikkontrolle, so wie ich sie mir vorstelle, allerdings nur am V-Piano. Ich liebe es aber, langsam auf Flügeln zu "improvisieren". Dann habe ich alles: den phantastischen Klang dieses Instruments, und die Kontrolle, die ich mir vorstelle ;)
 
kommt wohl immer aufs digi an, obs verzeiht oder nicht....

ne gute klaviatur (was natürlich bei digis schwer zu finden sein dürfte) + virtueller flügel durch MIDI kann schon sehr brauchbar sein, obschon kein flügelersatz.
dafür kostet das zeugs (gutes digi + virtueller steinway) kaum über 5000€ & lässt sich v.A. auch "silently" nutzen.
 

ich bin mir nicht vollkommen sicher, ob das V-Piano die "Gesamtlösung" mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis ist (bei sehr gutem Klang). Man müßte andere Lösungen und Produkte, wenn man es genau wissen wollte, auf folgende Punkte hin abklopfen bzw. durchtesten:

a) Klang (logisch)
b) Latenzzeit (merkt man was?)
c) schnell und gleichzeitig erklingende Töne und entsprechende Passagen, v.a. auch MIT getretenem Pedal (braucht Rechenleistung)
d) mit anspruchsvoller Klavierliteratur durchtesten (schwere und sehr schwere Sachen -
man will ja nicht an überdeutliche Grenzen des Instruments stoßen, wenn man sich weiter entwickeln sollte)

Ich selbst hab' solche Tests nicht gemacht, sondern nur mit allen Digis in einem sehr großen gutsortierten Music Store verglichen.
 
was mich eh am meisten interessiert: sind beim v-piano alle tasten auch "originalgetreu" gewichtet?
 

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