Warum habt Ihr NICHT Klavier studiert?

  • Ersteller des Themas Pianojayjay
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Man könnte auch umgekehrt mal diejenigen hier fragen, die, natürlich entgegen aller Ratschläge ;-), Klavier studiert haben, .

ja, da gibt es in der Geschichte dieses Forums durchaus interessante Uralt-Fäden auszugraben.

Trotz allem ist es doch relativ einfach ( und fasst es für mich ohne überflüssige Worte zusammen) : der kleine Earwig wird sich diese Frage niemals stellen müssen.....

Denn: solche Begabungen BRAUCHEN sich diese Frage eben nicht zu stellen und so soll es auch sein.
 
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och Fips, jetzt untertreibst du aber schon ein wenig zu viel, gelt ? ein solides "einschlägiges" Studium (im besten Sinne) ist schon wert, dazu zu stehen !!
Ich steh ja dazu, will das halt nur in der Forum-Öffentlichkeit nicht weiter ausbreiten.
Jedenfalls habe ich nicht Klavier studiert (Konzertfach an der Uni usw.), verdiene mein Geld also, wenn, dann höchstens beiläufig mit Klavierspielen...
:-)
 
Ich mache mir über diese Frage auch immer wieder Gedanken. Aber seit der letzten Woche bin ich ziemlich sicher, dass ich nicht Klavier studieren werde.

LG, Mick
 
Bedeutet, Du wirst Dirigent?
 
Dann wünsche ich Dir viel Erfolg dabei!
 
Meine Geschichte, so wie sie sich mir heute, mit 47 Jahren, darstellt:

Mein KL wollte mich so um die 6. Klasse rum begeistern, nach Weimar Belvedere zu gehen. Dafür hab ich damals sogar Förderunterricht bekommen (2 x 45 min in der Woche). Meine Eltern hätten das gut gefunden, haben aber keine Druck aufgebaut. Ich fühlte mich gebauchpinselt, aber anscheinend wollte ich es nicht wirklich. Es ist letztlich nicht mal zu einer Bewerbung dort gekommen.
  • Ich war damals schlicht zu faul.
  • Man könnte es auch anders ausdrücken: Ich habe nicht für's Klavier "gebrannt". Es war ganz nett, ich hatte Erfolge, aber irgendwie hab ich auch einfach immer weitergemacht, weil es ja so schade gewesen wäre, aufzuhören.
  • Soooo gut war ich nun auch wieder nicht. Ich stand immer im Schatten eines Mädels aus meiner Parallelklasse, beide Eltern Instrumentallehrer, die letztlich auch Klavier studiert hat. Da konnte ich mir immer anschauen, wie weit man hätte sein können. Ich vermute mal, das hat mir zu angemessener Bodenhaftung verholfen.
  • Ich hatte auch nicht so wirklich Bock auf Internat.
  • Das Ganze trug sich zu in meiner kleinen heilen DDR-Welt, wo die zu erwartende Einkommenssituation als Musiker keine Rolle spielte. Auch den Extra-Unterricht an der Musikschule gabs ohne Extrakosten.
Als es dann daran ging, sich für ein Studium zu entscheiden, war das Thema Klavier eigentlich schon gegessen.

Beim Klassentreffen vor einem Jahr haben mich mehrere ehem. Mitschülerinnen gefragt, ob ich denn noch spiele. Sie hätten mich damals immer bewundert. Hm, das ham se seinerzeit leider nicht so raushängen lassen, irgendwie galt Klavierspielen immer als ziemlich uncool ...
 

Bei mir trifft es das in etwa wie Herzton, nur dass mit dem tot arbeiten sieht manchmal anders aus, vor allem wenn ich gegen die Blödheit, Dummheit aber auch gegen die Erwartungen und manchmal Dreistigkeit der Mandanten ankämpfen muss und dann abends einfach zu müde bin. Gottseidank kann ich meine Zeiten doch flexibel gestalten. Natürlich hätte ich gerne mehr Konzerte und mehr zeit zum üben aber das ist nunmal der Kompromiss, den ich eingehen musste. Dafür habe ich finanzielle Sicherheit!
 
Nach nun etwa 5 Jahren Berufserfahrung auf anderem Gebiet und damaliger Entscheidung gegen den Versuch einer Aufnahmeprüfung, würde ich sagen:
wer mit seiner Leidenschaft Geld verdienen muss, kann tief fallen. Sehr viel tiefer als jemand, der nur seinen Job macht und bei Jobverlust einfach den Job wechselt, ohne Trauer.
Jobs sind austauschbar, Leidenschaften nicht.
Ich habe ein warmes und sicheres Bettchen, erledige meine Arbeit sauber und verantwortungsbewusst, mache mich aber auf Arbeit nicht tot.
Das ist ein praktikabler Kompromiss für einen pragmatischen Menschen.

Ich bin anderer Meinung. Auch diejenigen, die einen Job suchen, nur um Geld zu verdienen, geraten häufig in Trauer oder Depressionen, falls der Beruf nicht so nachgefragt ist. Man muss sich aber klar machen, dass diese Welt auch mutige Menschen braucht, die keine Angst vor Risiken haben und auf ihren Herzen zuhören anstatt auf die Umstände. Ich persönlich finde keinen Grund deprimiert zu sein, falls man den Job verliert. Ein gesunder erwachsener vernünftiger Mensch wird immer schaffen sich (u. U auch die Familie) zu finanzieren. Es gibt auch Beispiele, wo die Musiker sich durch einen anderen Job finanzieren müssen.

Deine Herangehensweise ist sehr vernünftig und gerechfertigt für ein geschmeidiges Familienleben. Die Kunst braucht aber vor allem die Menschen die Brennen und diese Leidenschaft und Liebe zum Leben den anderen mitgeben können.

Ich habe gerade ein Beispiel: Wie ärmer wäre diese Welt, wenn z.B. Sokolov (oder Perahia, oder Barenboim oder.... etc.) mit 15 gesagt hätte: "Ah Mensch, ich gehe doch lieber Wirtschaft studieren, hier in Moskau gibt es sowieso schon haufenweise geniale Pianisten."
 
Bei mir trifft es das in etwa wie Herzton, nur dass mit dem tot arbeiten sieht manchmal anders aus, vor allem wenn ich gegen die Blödheit, Dummheit aber auch gegen die Erwartungen und manchmal Dreistigkeit der Mandanten ankämpfen muss und dann abends einfach zu müde bin. Gottseidank kann ich meine Zeiten doch flexibel gestalten. Natürlich hätte ich gerne mehr Konzerte und mehr zeit zum üben aber das ist nunmal der Kompromiss, den ich eingehen musste. Dafür habe ich finanzielle Sicherheit!

Aber du, danke, dass du überhaut die verbleibende Zeit nimmst, um so viel Musik zu machen und das auch so großzügig und öffentlich mit den anderen zu teilen! Mach aber dich bitte nicht kaputt.
 
Auf Barenboim hätte ich persönlich als Pianist verzichten können :-D:-D
 
Gelegentlich denke ich bei dem Thema an einen alten Beitrag von Viola. Sie hatte in ihre Jugend einen Bekannten, der etwa gleich gut Klavier spielte, sich aber gegen das Klavierstudium entschied. Heute nach vielen Jahren hätte dieser Bekannte ein dick gefülltes Bankkonto und ein sehr schönes Hobby. Sie hätte ein viel weniger gefülltes Konto und keine Zeit für ein Hobby.;-)
 
Also mal ehrlich - es ist ja nicht so, dass in vielen anderen Berufen nicht ein ähnlicher "Notstand" bzw. Überladung herrscht. Ob sich die Mama mehr freut, wenn man Englisch und Geschichte auf Lehramt studieren oder Frisörin werden möchte?

Ich denke, für ein subjektiv gelingendes (Berufs-)Leben sind andere Dinge wichtig. Ein gewisses Maß an Intelligenz, Zielstrebigkeit, grundsätzlichem Interesse und Optimismus wird einen weiterbringen. Und es ist wirklich etwas dran an der Sache, dass man auf dem Gebiet, was die eigene Leidenschaft anfächert, am ehesten Erfolgreich sein kann. Ich fürchte, viele geben einfach auf, bevor sie das Ziel erreicht haben, was sie erreichen wollten - innerhalb einer realistischen, stetig angepassten Zielsetzung.
Und wenn das nicht funktioniet, muss man auch mutig genug sein, die Richtung zu ändern.
 
Es ist einfach eine Typfrage, welchen Berufs- und Lebensweg man einschlagen will. Für diejenigen, die auf einem einigermaßen sicheren Polster , d.h. mit einem auskömmlichen oder einträglichen Brotberuf unbeschwert von materiellen Sorgen ihrer Musikleidenschaft frönen wollen, ist dieser Weg der richtige.
Mein bislang bester Klavierschüler, der realistischer Weise skeptisch seine Karrierchancen als Konzertpianist beurteilte ( und eine solche war für ihn unabdinbar), hat in Cambridge mit 23 Jahren seinen Doktor in Biochemie gemacht-daneben kleine Konzerte gegeben- und seinen ersten Job an der Stanford University angetreten. Für ihn war es genau richtig so.
Andere können wiederum nicht anders als sich ins Wagnis zu stürzen.
Fatal nur, wenn die Karriere ausbleibt und und die Betreffenden frustriert sich dem Unterrichten zuwenden( müssen) und letztlich auch als Pädagogen scheitern.

Was macht ein Jazzmusiker, wenn er eine Million geerbt hat? Er spielt so lange, bis das Geld alle ist.
(Gut wenn danach ein Taxiführerschein vorhanden ist).
 
Ich würde nicht sagen, dass das gleich ein "Scheitern" sein muss, wenn man als Pädagogoe "endet"...
 

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