Video Chopin g-moll Ballade

Hallo Mindenblues,
gute arbeit, man sieht und hört die stunden die dieses fantastische stück verschlungen haben.
wenn ich dir zu den kritischen passagen ein paar anregungen geben darf:

die virtuosen passagen verlangen (um sie fehlerfrei spielen zu können) einen virtuosen fingersatz.

arpeggios
hier fällt die "relativ hohe" haltung des handgelenks auf. versuche an dieser stelle den daumenuntersatz zu reduzieren indem die hand in ihrer gesamtheit flacher gehalten wird.
(der daumen sollte nach möglichkeit nicht die klaviatur - unter sich - zum spieler hin verlassen). ein indiz für richtige haltung ist das parallele führen des daumens zur tastatur quasi so = unterstrich ist die tastatur oberstrich der daumen, die restlichen finger geklappt zu einer art kartenhaus... (es gibt hierzu auch eine physikalische erklärung der entstehenden kräfte und deren verteilung...)
vorbereitung auf das arpeggio klappt soweit gut...

das oktavgewitter im mittelteil wird stark von der übermässigen bewegung der gesamten hand beeinflusst = fehlerrisko
hier solltest du versuchen den 4. finger bereits über den schwarzen tasten zu positionieren und diese auch mit diesem anzuschlagen... = fehlerminimierung
speziell die polyphonen takte (mit den ganzen noten) und die oktavteile lassen sich so leichter bewältigen.

im darauffolgenden teil mit den wiederkehrenden läufen sieht man sehr gut die zu hohe position des daumen (auf grund des handgelenks). die betonung der melodie, bspw auf dem daumen, kann nicht richtig akzentiert werden weil der daumen sich jeweils zu weit von der tastatur entfernt. wenn der daumen an dieser stelle seitlich gestellt leicht abgeknickt gehalten wird, ermöglicht es dem spieler so problemlos die entsprechenden akzente setzen zu können.

falls dich im letzten furioso teil mit zunehmender länge der unterarm plagt, kann ich hier ebenfalls eine flachere handhaltung empfehlen. versuche die auf und ab bewegung zu reduzieren indem du akkordweise verschiebst und den daumen in akkordposition fixierst. ansonsten ist das finale sehr gut gelungen...
ich hoffe dir vielleicht ein paar anregungen gegeben zu haben....
viel spaß weiterhin



ps: falls es dich interessiert kann ich dir gerne den ein oder anderen fingersatz zukommen lassen, hier ist noch großes potential vorhanden... man spürt mit richtigem fingersatz und der nötigen übung eine steigerung der sicherheit und damit die möglichkeiten das stück in seiner musikalität (bspw. crescendi / decrescendi) ausbauen zu können.
entgegen vieler behauptungen ist das phrasieren eines stückes erst möglich, wenn sicherheit vorhanden ist... es macht keinen sinn ein stück von der ersten minute an bereits unter berücksichtigung der betoungungen zu üben wenn die grundlage dafür noch nicht geschaffen wurde. wenn die grundlage jedoch vorhanden ist (in form von richtiger technischer beherrschung) kann nach belieben musikalität hinzugefügt werden.
 
@ Frederic & Karl:

Vielen Dank für eure detaillierten Kommentare!

@ Frederic:

Ja, dass ich an den temperamentvollen Stellen der Ballade (und da gibt es ja einige davon) mehr die Sau rauslassen sollte, lese ich aus deinem Beitrag und dem einiger anderer auch heraus. Werde ich auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, wenn nicht bei der Ballade (weil schon länger nicht mehr in der "Mache") dann bei anderen Stücken!

Bzgl. Tempo im Schluss: Wenn ich es schneller spiele, klingt es gehetzt. Werde mich daher hüten, es schneller zu spielen. Das Tempo ist für mich so ausreichend. Finde es im übrigen auch gar nicht so langsam. Vielleicht sollte ich mehr in die Tasten hauen, das vielleicht...

@ Karl:

Herzlichen Dank für deine Fingerhaltungs-Analyse!
Ja, es macht Sinn für mich, den Daumen immer schön in der Nähe des Geschehens zu halten, statt von der Tastatur abzuheben, auch aus Sicherheitsgründen. Sehr guter Tip!

Bzgl. Handhaltung flach/rund: ich möchte es gerne so halten, dass ich bei lyrischen Passagen die Hand flacher halte, um die Tasten sozusagen "einzumassieren", jedoch bei virtuosen Passagen mit gekrümmten Fingern spiele. Tue ich nicht immer, aber meine Klavierlehrerin versucht mich, in diese Richtung zu lenken. Wenn ich ihr eigenes Ergebnis sehe, gibt ihr das auch recht.
Bin vielleicht auch noch beeinflußt von der alten Schule "immer so spielen, als könnte man einen Tennisball in der Hand halten", so bin ich von meiner alte Klavierlehrerin vor 3-4 Jahrzehnten getrimmt worden. :rolleyes:
 
Hallo,
wie lange spielst Du schon? Das Stück ist wirklich super ...
Meckie
 

Klavierunterricht im Alter von 5 - 19 Jahren, dann praktisch 20 Jahre Pause (andere Prioritäten, Studium, Arbeit, Kinder, Hausbau), vor 8 Jahren wieder angefangen. Das Erfeuliche aus eigener Erfahrung: Klavierspielen verlernt man nie, auch nach Jahrzehnten Klavierspielabstinenz nicht. Man kommt schnell wieder rein und ist dann eben da, wo man früher aufgehört hat. Das unerfreuliche: man hätte schon 20 Jahre weiter sein können mit der Klavierspielentwicklung...:rolleyes:
 

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