Unbekannte Komponisten - Zu Recht oder Unrecht?

  • Ersteller des Themas AlkanLiszt
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. E. Schulhoff wiederum war Kommunist, igitt; daüber hat man weniger leicht hinweggesehen als über Wagners Antisemitismus, denn der hatte ja sozusagen wenigstens den vertrauten Stallgeruch. Auch Korngold erlebte ja erst eine späte und im Prinzip auf ein Werk beschränkte Renaissance. Werden nun diese Komponisten seit kurzer Zeit "zu Recht", also aus ästhetischen Gründen, wieder gespielt, oder eher aus schlechtem Gewissen und aus einem daraus gespeisten peinlichen "Wiedergutmachungsimpetus", der doch in erster Linie politischen Zwecken, nämlich der Herausstellung unserer wiedergewonnen Lauterkeit, dient?
Ich denke, dass eher das Interesse, einmal "etwas anderes zu spielen", eine Rolle gespielt hat, und zwar sowohl bei Amateuren als auch bei Profis.
Ich glaube, der "Wiedergutmachungsimpetus" hat weniger eine Rolle gespielt.
Es kam ja auch der Moment, wo man (sprich: die, die Interesse an Literatur haben) einfach neugierig wurde auf beispielsweise die Literatur der Emigration.
 
Ich denke, dass eher das Interesse, einmal "etwas anderes zu spielen", eine Rolle gespielt hat (…)

So interpretiere ich den Eröffnungsbeitrag ebenfalls. Auch mir geht es hauptsächlich um Stücke abseits des mehrheitliche Geschmacks, daher habe ich meinen Blick nur auf diese Aussage gerichtet:

(… ) da diese für mich viel interessanter erscheinen als die bekannten Standard Komponisten wie Beethoven, Schuber, Bach, Chopin, Mozart, etc...

Weil ich auch keine Werke der „üblichen Verdächtigen“ spielen möchte, bin ich auf der Suche nach Stücken, die für mich in Frage kommen könnten. In einer Datei habe ich die Namen der Komponist:innen aufgelistet, die aus Ländern zwischen dem 20. und 30. Längengrad kommen.
 
Yakiv Stepovyi (1883-1921), geboren in Charkiw. Er hat am Sankt Petersburger Konservatoriums bei Alexander Glasunow und Nikolai Rimsky-Korsakow studiert.








 
Bei Clavio ist der Name des Komponisten nicht bekannt, die Clavio-Suche hat nach Eingabe von „Foerster“ zwar zehn Seiten mit Treffern angezeigt, aber immer geht es um Flügel des Herstellers August Förster. So unbekannt kann der Komponist aber nicht sein, wenn Brilliant Classics seinen Solo-Klavierwerken vier CDs gönnt.


Josef Bohuslav Foerster (1859-1951)

Er wurde in Prag geboren und studierte am Konservatorium seiner Geburtsstadt. Später zog er mit seiner Frau nach Hamburg, wo er am Konservatorium als Lehrer tätig war. Wieder zurück in seiner Heimatstadt wurde er Professor für Komposition am Prager Konservatorium und leitete das Institut später.


 
Bei all den Namen, die hier Tag für Tag ohne Unterlaß gelistet werden, wäre doch mal interessant zu diskutieren: zu Recht oder zu Unrecht in den Verlagsarchiven vergessen? Wieviel Epigonales kann der Musikmarkt vertragen? Und wenn zu Unrecht vergessen, warum?

Aus der Sicht eines mittelmäßigen Klavierspielers: Wenn ich technisch keine Probleme habe und das Meiste fehlerfrei und musikalisch (!) vom Blatt spielen kann, mag die Beschäftigung mit kompositorischen Nebenschauplätzen reizvoll sein. Wenn ich aber notwendigerweise Zeit investieren muß, dann bieten eine Partita von Bach, eine Beethoven-Sonate oder ein Schumann-Zyklus mehr für‘s Ohr und Hirn.
 

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