Tipps zum Komponieren

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Mark f.

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Hallo,
Ich suche gute Tipps zum Komponieren von Klaviermusik. Es gibt viele Bücher auf dem Markt, aber ich kenne keines für Klaviermusik.
Also, habt ihr Tipps wie man Klaviermusik komponiert. Gefragt sind alle die selber komponieren und natürlich die, die einfach gute Ideen haben wie es gehen kann.


Danke schonmal für die Antworten
Mark


P.S. Literaturtipps sind auch willkommen
 
Was mir oft beim komponieren hilft ist Musik. Hört sich blöd an, oder?
ich höre mir stundenlang irgendein Lied an, und dann wirklich aber nur ununterbrochen.
Da ich allerdings lieber dramatisches komponiere höre ich mir z.B "Stand My Ground" von Within Temptation um die 20 Male an. Bei dem Lied stelle cih mir zum Beispiel vor, dass die "Welt untergeht" und dann strömen die Ideen für Kompositionen nur. Irgendwie helfen "rockige" Lieder meistens bei dramatischen Kompositionen.
Übrigens mit 13 so wie ich kann man auch schon komponieren.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich früher schon komponiert habe, dann aber mit Hilfe meines Computers.
Geschichten und Märchen helfen mir auch immer.
Besonders inspirierend finde ich momentan "Alice im Wunderland"

Viel Glück
 
Komponieren

@Mark.f

in welcher Art möchtest du denn komponieren - einen Popsong, ein Klavierinstrumental, im alten Stil. Erläuter doch mal etwas mehr, denn so kann man schlecht einen Rat geben.

Bei google findet sich aber eine Menge über Komponierbücher

Willst du grundwissen haben, wie man Popsongs macht, dann gibt es ein Superstandardwerk, alledings auf english, aber da liest man sich ein mmit vielen guten Musikbeispielen, nebenher lernt man noch Harmonielehre und bekommt herrliche Erklärungen dafür, was Tonika und Dominante eigentlich sind, auch sehr für Klassiker zu empfehlen,

Titel: Writing Music for Hit Songs von Jai Josefs
Verlag: Schirmer Trade Books
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wenn du einen bestimmten existierenden Stil verfolgen willst, mußt du dich damit auch theoretisch auskennen. "Stilmittel" heißen nicht zufällig so, sondern weil es genau die Dinge sind, die einen Stil nach sich selbst klingen lassen; die muß man halt kennen. Dafür muß man die Musik dann analysieren, und dabei helfen gute Bücher.

Zwei eherne Regeln gibt es beim Komponieren, die man niemals mißachten sollte:

Regel zwei: Man muß gelegentlich den Schritt wagen, anderen etwas vorzuspielen und auch zuhören, was sie dazu sagen (oder vor lauter Entsetzen nicht sagen wollen). Die so gewonnenen Kommentare geht man in Ruhe durch und sucht nach brauchbaren Dingen. Den Rest vergißt man so schnell wie möglich (vor allem negative Äußerungen).

Regel eins: Ganz egal, wie schlecht Kritiken ausfallen, sie sind nie ein Grund, mit dem Komponieren aufzuhören. Im übrigen gilt Regel zwei.

Kurze Erläuterung zu der zweiten Regel: Natürlich fällt einem manchmal Mist ein und wenn man Pech hat, verliebt man sich sogar in diesen Mist. Trotzdem ist es eine wertvolle Erfahrung und vielleicht der Grundstein zu einem hervorragenden Stück.
 
Ich will Stücke für Klavier schreiben.
Stilmäßig so irgendetwas wie die Träne von Mussorgski, die habe ich mal gehört und die klingt so schön, oder wie manche Stücke von Chopin. Oder so wie manche Filmmusiken klinegn, also so einfühlsam und so. Also so in den romantisch/modernen Bereich.
Gibt es für sowas auch Bücher? Welche die die theorie so vermitteln, dass man es auch gut prakitsch machen kann? Oder habt ihr Tipps, oder eine Anleitung für mich?
 
Komponiertips

Ich will Stücke für Klavier schreiben.
Stilmäßig so irgendetwas wie die Träne von Mussorgski, die habe ich mal gehört und die klingt so schön, oder wie manche Stücke von Chopin. Oder so wie manche Filmmusiken klinegn, also so einfühlsam und so. Also so in den romantisch/modernen Bereich.
Gibt es für sowas auch Bücher? Welche die die theorie so vermitteln, dass man es auch gut prakitsch machen kann? Oder habt ihr Tipps, oder eine Anleitung für mich?
Geh doch mal in eine Bibliothek, dort gibt es Musikabteilungen und da verschaffst du dir einen Überblick, denn du kannst die Bücher ja da lesen und in die Hand nehmen. Wenn dir was gefällt, leih es aus und lerne daraus.

Wenn du dein erstes Stück im chopinstil gemacht hast, würde ich es gerne wissen. Ich finde es toll, wenn sich jemand sowas vornimmt, aber ohne Harmoniekenntnisse wird es wohl nicht gehen. Aber, wer A sagt wird auch B tun können
 
Wenn du dein erstes Stück im chopinstil gemacht hast, würde ich es gerne wissen. Ich finde es toll, wenn sich jemand sowas vornimmt, aber ohne Harmoniekenntnisse wird es wohl nicht gehen.

Ich frage mich immer, warum für manche die Harmonielehre so extrem wichtig und unerlässliche Grundvoraussetzung ist. Ich halte es für sehr gut möglich, Musikstücke zu schreiben ohne den Quintenzirkel (geschweige denn Weiteres) zu kennen, weil ich das nämlich schon gemacht habe.
Selbstverständlich sind das keine musikalischen Meisterleistungen, aber schöne Musikstücke sind es trotzdem.

Ich hätte da mal eine Frage an diejenigen, die sich in Harmonielehre sehr gut auskennen und komponieren/improvisieren:
Habt ihr etwa jede Sekunde beim Spielen im Kopf, was genau ihr gerade macht, wie es weitergehen könnte, wie raffiniert oder gewöhnlich die letzte Wendung war, wie man diesen oder jenen Akkord jetzt auf verschiedene Weise auflösen könnte?
Geht da kaum noch etwas nach Gefühl?

viele Grüße
Stilblüte
 
Kann ich nicht so genau beschreiben, aber im Grunde: ja. Beinträchtigt aber nicht meine Spielweise.

Allerdings muss ich klavigen absolut zustimmen. Jemand, der ohne theoretische Kenntnisse komponiert, wird nie ernst genommen werden. Eine tolle Komposition mit lauter enharmonisch falsch notierten Tönen (bei komplizierten Septakkorden, besonders verminderten mit chromatisch alterierten Tönen kann das auch erfahrenen Musikern schnell passieren, wenn man nicht genau überlegt, auf was sich das ganze bezieht) ist ungefähr dasselbe wie ein hervorragend geschriebener Aufsatz mit tausend Rechtschreibfehlern.
 
Ich hätte da mal eine Frage an diejenigen, die sich in Harmonielehre sehr gut auskennen und komponieren/improvisieren:
Habt ihr etwa jede Sekunde beim Spielen im Kopf, was genau ihr gerade macht, wie es weitergehen könnte, wie raffiniert oder gewöhnlich die letzte Wendung war, wie man diesen oder jenen Akkord jetzt auf verschiedene Weise auflösen könnte?
Geht da kaum noch etwas nach Gefühl?

Zunächst einmal, ohne Gefühl zu improvisieren/komponieren kann eigentlich für niemand ein ernsthaft anzustrebendes Ziel sein.
Ein ernsthaft anzustrebendes Ziel sollte vielmehr sein, seinen Gefühlen detailliertest Ausdruck zu verleihen. Das ist allerdings ohne fundierte Grundkenntnisse der Materie kaum möglich.
Ein Schriftsteller der von Rechtschreibung und Grammatik keine Ahnung hat, nur "vom Blatt lesen kann" und dann anfängt zu schreiben (improvisieren/komponieren) ist genauso unseriös wie ein Musiker der das Dementsprechende im musikalischen Sinne tut. Das ist sehr hart und lässt manchen Traum zerrinnen, aber man sollte gerade in diesem Geschäft realitätsnahe bleiben. Das erspart manche Träne.
 
Ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen, daß mir noch nie ein Tonsatzlehrer oder ein Kompositionsprofessor irgendetwas Konstruktives darüber erzählt hat, wie man komponiert.

So siehts aus.

Das mag im Bereich des Jazz was anderes sein, im Bereich der E-Musik gibts keine 0815-Regeln zum Komponieren von Stücken.
 

Ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen, daß mir noch nie ein Tonsatzlehrer oder ein Kompositionsprofessor irgendetwas Konstruktives darüber erzählt hat, wie man komponiert.

So siehts aus.
Das hört sich nach Frust an. Mit dieser Erfahrung, Haydnspaß, stehst Du mit Sicherheit nicht alleine da. Zu meiner Studienzeit erging es mir mindestens ähnlich. ;)
Aber wenn Dein Fuß gehen kann wirst Du Deinen Weg finden. Ich meine, entscheidend ist es nicht Bücher zu lesen, sondern die richtigen Bücher und es braucht derer nicht viele.

Ein Alt-Jazzer erzählte mir einmal folgende Geschichte.
Es war in den Fünfzigern in einem Heidelberger Jazzclub als er einen sehr interessanten Jazzpianisten hörte. Dieser probierte während der Pause einige seiner neu kreierten Voicings am Piano aus. Dabei näherte er sich dem Pianisten von hinten, da er die Voicings nicht kannte und diese aber sehr interessant fand. Der Pianist, dies bemerkend, zog sofort die Hände von den Tasten um ihm jeden Einblick zu verwehren.

Das lief damals unter Werksspionage.:p

Heute läuft der Hase zum Glück anders und das ist gut so.
 
Das hört sich nach Frust an. Mit dieser Erfahrung, Haydnspaß, stehst Du mit Sicherheit nicht alleine da. Zu meiner Studienzeit erging es mir mindestens ähnlich. ;)
Aber wenn Dein Fuß gehen kann wirst Du Deinen Weg finden. Ich meine, entscheidend ist es nicht Bücher zu lesen, sondern die richtigen Bücher und es braucht derer nicht viele.

Frust meinerseits nur insofern, als immer wieder irgendwelche Leute behaupten, sie "wüßten" wie man komponiert - und andere wüßten es nicht.
Es ist doch aber so: manche komponieren gute Stücke, obwohl sie es nie gelernt haben, und manche komponieren uninteressantes Zeug, obwohl sie ein riesiges (theoretisches) Wissen über Musik haben. Was ich sagen wollte: das, was man wirklich braucht, um ein guter Komponist zu sein, kann man nicht lernen: Erfindungsgabe, ein Gespür für musikalische Architektur und eine Menge Frechheit.

Ich finde es etwas unverschämt, wie du Stilblüte quasi die Fähigkeit zum Komponieren abgesprochen hast, ohne auch je ein Stück von ihr gehört oder gesehen zu haben.

(Das geht jetzt aber nicht gegen dich als Komponist. Deine kompositorische Autorität steht für mich außer Frage, das hat schon die Garapata bewiesen. Aber deine Theorielastigkeit, z.B. wenn es um Improvisation geht, ist für mich wirklich kaum auszuhalten. Ich schreib schon bewußt nichts mehr in den betreffenden Threads. Sorry, ist nur meine persönliche Meinung. Ich fürchte, jetzt hab ichs mir endgültig mit dir verscherzt...:rolleyes: )

Gruß
Haydnspaß
 
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...Jemand, der ohne theoretische Kenntnisse komponiert, wird nie ernst genommen werden...

Das ist die Macht der Intellektuellen. Einer der Gründe, warum Leute bei einer Frage zu Hip-Hop Musik lieber gegenfragen, ob das denn überhaupt Musik sei, anstatt die Frage zu beantworten.

Meiner Meinung nach ist Theorie wie ein gut sortierter Baukasten. Anstatt tausend Akkorde auszuprobieren, nimmt man einfach einen passenden aus dem Regal und feilt die Kanten rund, damit er paßt. Es vereinfacht die Arbeit, gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr, konventionell zu bleiben und mechanisch zu arbeiten. Theorie bildet sich im Unterbewußtsein zu einem Kontrollmechanismus aus, das darf man nie vergessen.

Für mich steht die Theorie im Hintergrund, erstmal wird "frei nach Schnauze" komponiert. Wenn etwas überhaupt nicht klingen will, habe ich die Theorie um zu analysieren, was falsch ist und es besser zu machen.

Etwas anders ist es natürlich, wenn man nach stilistischen Vorgaben komponieren muß, dann muß man auch die Grenzen des Erlaubten kennen und bei jeder Übertretung sorgfältig überlegen, ob man das Vertreten kann.

Bei allen diesen Überlegungen darf man natürlich zweierlei nicht vergessen: Es gibt eine Art von Sprache in der Musik an die man sich halten sollte, damit sie für andere verständlich bleibt. "Moll=traurig" ist der übliche Witz dazu, aber im Prinzip funktioniert es so (also nicht wörtlich, es ist etwas komplexer). Es gibt aber auch Dialekte. So kann ein gebildeter Klassikanhänger nichts mit Punkmusik anfangen und ein Punker vermißt die Ausdrucksvielfalt der Punkmusik, wenn er Klassik hört - plakativ ausgedrückt. Deswegen klingt für einen ahnungslosen Zuhörer Zwölftonmusik meistens noch kurioser als für einen Norddeutschen Bayrisch.

Ich wappne mich übrigens zur Zeit mit der Vertiefung meiner Theoriekenntnisse für die Verteidigung meiner Komopositionen im Komponierspiel :)
 
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Ich finde es etwas unverschämt, wie du Stilblüte quasi die Fähigkeit zum Komponieren abgesprochen hast, ohne auch je ein Stück von ihr gehört oder gesehen zu haben.
Zunächst einmal danke für Deine Antwort.
Stilblütes Frage führte doch eigentlich dahin, ob man immer noch relaxed spielen kann obwohl man die ganze Theorie im Kopf hat.
Ich beantwortete dies mit ja.
Um es noch einmal mit anderen Worten zu manifestieren:
Lerne und verinnerliche alles theoretisch Notwendige und versuche im Moment der Ausführung Deinen Gefühlen zu folgen.
Also, im Moment des Spielens alles andere zu Vergessen und Deinem Gefühl freien Lauf zu lassen ist die Devise.
Technik und Theorie sind aber vorher zu verinnerlichen!





Aber deine Theorielastigkeit, z.B. wenn es um Improvisation geht, ist für mich wirklich kaum auszuhalten. Ich schreib schon bewußt nichts mehr in den betreffenden Threads. Sorry, ist nur meine persönliche Meinung. Ich fürchte, jetzt habs ich mir endgültig mit dir verscherzt...:rolleyes:

Ich glaube unsere große Liebe fängt jetzt erst an, Haydnspaß.
Auch in Deiner Komposition e - b - bb - c# ist der Lehrmeister nicht ganz an Dir vorüber gegangen. Da ist doch einiges an Studium herauszulesen.
Was ich in meinen "Improvisationsthreads" immer wieder hervorheben möchte ist doch nichts anderes als der Grundgedanke "practice the basics".
Wer improvisieren lernen möchte, muss einsehen dass er sich gewissen Disziplinen unterwerfen muss. Das ist doch bei jeder anderen künstlerischen "Art" auch gang und gäbe.
 
Ich will Stücke für Klavier schreiben.
Stilmäßig so irgendetwas wie die Träne von Mussorgski, die habe ich mal gehört und die klingt so schön, oder wie manche Stücke von Chopin. Oder so wie manche Filmmusiken klinegn, also so einfühlsam und so. Also so in den romantisch/modernen Bereich.
Gibt es für sowas auch Bücher? Welche die die theorie so vermitteln, dass man es auch gut prakitsch machen kann? Oder habt ihr Tipps, oder eine Anleitung für mich?

Hallo Mark,

ich will jetzt auch noch was direkt zu deiner Frage schreiben.
Die Sache ist nämlich die:

Es gibt kein Buch, in dem erklärt wird, wie man im Stil von Chopin (zum Beispiel) komponiert.

Jeder Komponist hat seinen eigenen Stil, und Stücke "im Stil von" will niemand hören. Finde deinen eigenen Stil! Das braucht deine Freude an der Musik von Chopin und Mussorgski nicht zu schmälern. Die Noten (und Platten) dieser Komponisten gibts ja in jedem Musikgeschäft zu kaufen.

Es gibt ein paar grundsätzliche Sachen, die in Musiklehrbüchern erklärt werden. Dazu gehören die verschiedenen Arten von Tonleitern, von Intervallen und Akkorden. Diese "Musiktheorie" hilft in erster Linie zu verstehen, wie sich die Musik im Lauf der Jahrhunderte entwickelt hat. Wir sind inzwischen im 21. Jahrhundert angekommen, Ligeti, Stockhausen, Lachenmann wollten schon im letzten Jahrhundert nichts mehr von Kadenzen, von Dur- und Molldreiklängen wissen. Man versteht heute unter Musik etwas anderes als vor zweihundert oder dreihundert Jahren. Trotzdem feiern Musicals und Musikantenstadl fröhliche Urständ. Ich glaube, das nennt man dann Multi-Kulti ;) Oder soll man sagen, das ist musikalische Pornographie?

Die Musik muß immer wieder neu erfunden werden.

Viel Erfolg und Spaß dabei wünscht
Haydnspaß
 
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Komponieren Tips

Ich frage mich immer, warum für manche die Harmonielehre so extrem wichtig und unerlässliche Grundvoraussetzung ist. Ich halte es für sehr gut möglich, Musikstücke zu schreiben ohne den Quintenzirkel (geschweige denn Weiteres) zu kennen, weil ich das nämlich schon gemacht habe.
Selbstverständlich sind das keine musikalischen Meisterleistungen, aber schöne Musikstücke sind es trotzdem.

Ich hätte da mal eine Frage an diejenigen, die sich in Harmonielehre sehr gut auskennen und komponieren/improvisieren:
Habt ihr etwa jede Sekunde beim Spielen im Kopf, was genau ihr gerade macht, wie es weitergehen könnte, wie raffiniert oder gewöhnlich die letzte Wendung war, wie man diesen oder jenen Akkord jetzt auf verschiedene Weise auflösen könnte?
Geht da kaum noch etwas nach Gefühl?

viele Grüße
Stilblüte

Am besten erläutert das ein hinkendes Beispiel, wie eben jeder Vergleich hinkt, so ist das gemeint.

Zuerst mal, der Genuss des spielens und Hörens wird durch tiefe Kenntnisse der Harmonielehre eher noch enorm gesteigert. In Abwandlung eines bekannten Spruches kann man sagen: Viel Wissen schützt vor Genuss nicht, nun gut ein vielleicht alberner Spruch, nun aber der Vergleich:

Wenn ich durch eine schöne Strasse spaziere (Ramblas Barcelona z.b.) dann geniesse ich das Wetter, freu mich an den vielen Farben und Blumen, den vieln fröhlichen Menschen und an vieln weiteren Dingen. Gleichzeitig weiss ich aber immer genau, was ich sehe, ich identifiziere die Blumen, überhaupt alle Gegenstände, die ich mir ansehe, ich erkenne das (ton)Geschlecht der Menschen auf den Strassen, vielleicht auch die Art der Architektur der Gebäude und habe vielleicht eine vorstellung vom Stadtplan.

Ich wandere hörend durch ein Musikstück. Ich geniesse alles, die Farben, den Klang, die Virtuosität, die Stimmung, meine eigenen Gefühle usw. gleichzeitig weiss ich aber immer, was da harmonisch läuft - ok, manchmal reisst der Faden der Erkenntnis etwas ab aber meist nur, wenn ich mich nicht so konzentriere, aber normalerweise ist mir genau bewusst, wo ich mich gerade harmonisch befinde.

Anekdote: Als ich mal selbst als Student in einer Vorlesung der Harmonielehre war, fragte einer der Studenten den Prof. , ob denn die Komponisten wie Bach, Mozart usw. auch immer gewusst hätten, was sie da gerade aufgeschrieben hätten. Genau kann ich mich an die Reaktion des Prof nicht mehr erinnern, aber jedenfalls entspann sich dann in der Mensa ein diskurs über diese Frage. Ich beantworte die Frage hier trotzdem noch einmal: Ja, sie haben alles im Detail gewusst
 
Ich bedanke mich erstmal für die ausfühlichen Beiträge, die von meiner Frage ausgingen.
Mein Kommentar dazu:

Stilblütes Frage führte doch eigentlich dahin, ob man immer noch relaxed spielen kann obwohl man die ganze Theorie im Kopf hat.
Ich beantwortete dies mit ja.
[...]
Also, im Moment des Spielens[...]Deinem Gefühl freien Lauf zu lassen ist die Devise.
Technik und Theorie sind aber vorher zu verinnerlichen!
Es vereinfacht die Arbeit, gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr, konventionell zu bleiben und mechanisch zu arbeiten. Theorie bildet sich im Unterbewußtsein zu einem Kontrollmechanismus aus, das darf man nie vergessen.
Ich wandere hörend durch ein Musikstück. Ich geniesse alles, die Farben, den Klang, die Virtuosität, die Stimmung, meine eigenen Gefühle usw. gleichzeitig weiss ich aber immer, was da harmonisch läuft [...]normalerweise ist mir genau bewusst, wo ich mich gerade harmonisch befinde.
Diese Ausschnitte sind mir ins Auge gestochen, deshalb habe ich sie in meinen Beitrag kopiert.

Ich möchte mich in keinster Weise dagegen sträuben, mir musikalisches Wissen anzueignen, Musiktheorie und Harmonielehre zu verstehen, ganz im Gegenteil.
Ich habe dazu nur ein paar Gedanken im Kopf, weil sich das Musikverständnis dabei und danach für immer grundlegend verändert, wie ich mal annehme.

Mir fällt auch ein kleiner Vergleich ein, ich bringe die Musik mal wieder mit Literatur und Sprache in Verbindung, weil mir immer wieder erstaunlich viele Parallelen auffallen.

Man nehme ein Gedicht. Keine Ballade o.ä., bei dem man den Sinn beim ersten Mal lesen verstanden hat (vergleichbar in dem Fall mit einem Radiolied), sondern z.B. die "Todesfuge" von Celan.
Als ich das Gedicht zum ersten Mal las, fand ich das sehr beeindruckend, mir gefiel die Wortwahl, Sprache, Inhalt, die Art und Weise, mit den Wörtern (Tönen) umzugehen. Ich hatte aber keine Ahnung, was eigentlich ausgedrückt werden sollte. Die Worte allein ergaben schon ein kunstvolles Netz.
Ich wusste noch nichts vom geschichtlichen Hintergrund, dem Autor (Komponist) tausenden rhetorischen (musikalischen) Mitteln und sonstigen analytischen Dingen.
Sobald man ein beliebiges Gedicht (Musikstück) "zerlegt" und bis aufs I-Tüpfelchen untersucht, verliert es einen gewissen Zauber, als würde man ein besonderes Geheimnis aufdecken. Man hat alles druchschaut, es gibt nichts mehr zu entdecken.
Natürlich ist es interessant, zu verstehen, warum und wodurch denn das Gedicht (Musikstück) nun diese oder jene Atmosphäre erzeugt, wohlbehagen oder Angst hervorruft, einem den Eindruck von Liebe, Hass, Eile oder Langeweile vermittelt.
Ein Deutschlehrer liest ein Gedicht anders als ein zehnjähriges Kind.

So stelle ich mir das auch bei der Musik vor.
Ohne jegliches Wissen ist man unvoreingenommen, ohne Erwartungen oder Vorurteile (auch im positiven Sinne).
Man ist aber auch ahnungslos.

Das ist vielleicht überzogen, aber ich finde, der Vergleich ist interessant.
Ich bin mir sicher, dass theoretisches Wissen beim Komponieren und verstehen von Werken sehr hilfreich und ab einem gewissen Level unverzichtbar ist.

viele Grüße
Stilblüte
 
Anekdote: Als ich mal selbst als Student in einer Vorlesung der Harmonielehre war, fragte einer der Studenten den Prof. , ob denn die Komponisten wie Bach, Mozart usw. auch immer gewusst hätten, was sie da gerade aufgeschrieben hätten. Genau kann ich mich an die Reaktion des Prof nicht mehr erinnern, aber jedenfalls entspann sich dann in der Mensa ein diskurs über diese Frage. Ich beantworte die Frage hier trotzdem noch einmal: Ja, sie haben alles im Detail gewusst

Nein, aber die Professoren und Musikwissenschaftler haben ihnen (den Komponisten) sofort, nachdem das Stück fertigkomponiert war, erklärt, warum es tonsatztechnisch absolut unmöglich und geschmacklos und unverständlich und überhaupt eine völlige Frechheit sei, so ein Stück zu komponieren. Wenn Beispiele gewünscht sind: ich kann sie gerne herbeischaffen! :p
 

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