Ich bedanke mich erstmal für die ausfühlichen Beiträge, die von meiner Frage ausgingen.
Mein Kommentar dazu:
Stilblütes Frage führte doch eigentlich dahin, ob man immer noch relaxed spielen kann obwohl man die ganze Theorie im Kopf hat.
Ich beantwortete dies mit ja.
[...]
Also, im Moment des Spielens[...]Deinem Gefühl freien Lauf zu lassen ist die Devise.
Technik und Theorie sind aber vorher zu verinnerlichen!
Es vereinfacht die Arbeit, gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr, konventionell zu bleiben und mechanisch zu arbeiten. Theorie bildet sich im Unterbewußtsein zu einem Kontrollmechanismus aus, das darf man nie vergessen.
Ich wandere hörend durch ein Musikstück. Ich geniesse alles, die Farben, den Klang, die Virtuosität, die Stimmung, meine eigenen Gefühle usw. gleichzeitig weiss ich aber immer, was da harmonisch läuft [...]normalerweise ist mir genau bewusst, wo ich mich gerade harmonisch befinde.
Diese Ausschnitte sind mir ins Auge gestochen, deshalb habe ich sie in meinen Beitrag kopiert.
Ich möchte mich in keinster Weise dagegen sträuben, mir musikalisches Wissen anzueignen, Musiktheorie und Harmonielehre zu verstehen, ganz im Gegenteil.
Ich habe dazu nur ein paar Gedanken im Kopf, weil sich das Musikverständnis dabei und danach für immer grundlegend verändert, wie ich mal annehme.
Mir fällt auch ein kleiner Vergleich ein, ich bringe die Musik mal wieder mit Literatur und Sprache in Verbindung, weil mir immer wieder erstaunlich viele Parallelen auffallen.
Man nehme ein Gedicht. Keine Ballade o.ä., bei dem man den Sinn beim ersten Mal lesen verstanden hat (vergleichbar in dem Fall mit einem Radiolied), sondern z.B. die "T
odesfuge" von Celan.
Als ich das Gedicht zum ersten Mal las, fand ich das sehr beeindruckend, mir gefiel die Wortwahl, Sprache, Inhalt, die Art und Weise, mit den Wörtern (Tönen) umzugehen. Ich hatte aber keine Ahnung, was eigentlich ausgedrückt werden sollte. Die Worte allein ergaben schon ein kunstvolles Netz.
Ich wusste noch nichts vom geschichtlichen Hintergrund, dem Autor (Komponist) tausenden rhetorischen (musikalischen) Mitteln und sonstigen analytischen Dingen.
Sobald man ein beliebiges Gedicht (Musikstück) "zerlegt" und bis aufs I-Tüpfelchen untersucht, verliert es einen gewissen Zauber, als würde man ein besonderes Geheimnis aufdecken. Man hat alles druchschaut, es gibt nichts mehr zu entdecken.
Natürlich ist es interessant, zu
verstehen, warum und wodurch denn das Gedicht (Musikstück) nun diese oder jene Atmosphäre erzeugt, wohlbehagen oder Angst hervorruft, einem den Eindruck von Liebe, Hass, Eile oder Langeweile vermittelt.
Ein Deutschlehrer liest ein Gedicht anders als ein zehnjähriges Kind.
So stelle ich mir das auch bei der Musik vor.
Ohne jegliches Wissen ist man unvoreingenommen, ohne Erwartungen oder Vorurteile (auch im positiven Sinne).
Man ist aber auch ahnungslos.
Das ist vielleicht überzogen, aber ich finde, der Vergleich ist interessant.
Ich bin mir sicher, dass theoretisches Wissen beim Komponieren und verstehen von Werken sehr hilfreich und ab einem gewissen Level unverzichtbar ist.
viele Grüße
Stilblüte