Tastengewicht :)

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Megan

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11. Juli 2008
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Hallo ihr Lieben! :)

Ich hätte da eine sehr wichtige Frage (für mich persönlich :D)... und zwar habe ich vor etwa 1,5 Jahren mein allererstes (billiges, trotzdem häng ich unheimlich daran xD) Klavier bekommen, naja und eigentlich ist alles bestens, nur so langsam macht mir das Tastengewicht Sorgen. In den Klavierstunden spiele ich auf einem Steinway Flügel, d. h. die Tasten sind relativ schwer, aber da ich häufig an meinem Klavier übe, merke ich den Unterschied sehr stark und ich habe so das Gefühl, dass ich keine Kraft in den Fingern habe... Die Tasten sind zwar nicht so leicht wie bei einem (sagen wir) Keyboard, aber trotzdem ''unter dem Durchschnitt".
Da ich mich ja weiterentwickeln möchte , gehört ja dazu auch die Kraft in den Fingern - vielleicht irre ich mich ja und es hängt gar nicht zusammen.

Aber ich glaube schon, dass es vielleicht besser wäre, wenn man ein Klavier mit mehr Tastengewicht hätte (oder?)... So, und jetzt wollte ich fragen, ob man die Tasten evtl. durch schwerere ersetzen könnte, ob man das zu Hause auswechseln kann (kein Lift) und wieviel das so in etwa kostet?
 
Wenn der Steinway eine schwergängige Gurke ist, musst Du doch dein "Anhauchpiano" dafür nicht verteufeln. Freu Dich dran.
 
Lass doch mal einen Fachmann kommen der das Tastengewicht misst. Dann hast Du Klarheit ob es wirklich an deinem Instrument liegt.

Falls es wirklich zu leicht geht, gibt es die Möglichkeit die Tasten auszubleien. Dabei wird das Gewicht bei jeder Taste gemessen und dann dementsprechend ein Blei in die Taste eingesetzt. Voraussetztung dafür ist aber eine gut regulierte Mechanik.
 
Es ist kein Problem, ein Klavier schwergängiger zu bekommen. Der Unterschied zum Flügel wird aufgrund der anderen Hebelverhältnisse, Hammergewichte und damit insgesamt unterschiedlichen Massen allerdings immer bleiben. Was man aber tun kann, ist:

-- Was Sunny vorschlug, nämlich in die Hintertaste zusätzliches Blei einzusetzen. Das ist noch der geringste Arbeitsaufwand, und bis zu einer Niederdruckschwere von 60 g ist das ohne Nachteil machbar. Meistens sind Kleinklaviere mit ca. 45 g ausgewogen. Steinway wiegt Flügel mit 47 g, im Baß der großen Konzertflügel mit etwas mehr aus, weil sonst das Aufgewicht, also die Lebendigkeit, mit der die Taste wieder hochkommt, zu gering wäre, denn bei kleinerer Niederdruckschwere würde wegen des höheren Baßhammer-Gewichts die Taste zu träge. Ein Flügel, der mit 47 g ausgewogen ist, wirkt aber trotzdem schwergängiger als ein Klavier, das ebenfalls mit 47 g ausgewogen ist, deswegen darf man ein Klavier ruhig höher auswiegen. Das wird von den Herstellern aber kaum gemacht.

-- Ein weiterer Unterschied ist die Spieltiefe, die zwischen Flügel und Klavier um ca. 1 mm differieren kann. Die Spieltiefe läßt sich bei Klavieren nur in geringen Grenzen erhöhen, denn dazu müßte man die Hammerruheleiste bearbeiten, und das geht nur in geringem Maße.

-- Was man obendrein tun kann, ist die Tastenpilote versetzen. Auch das geht nur geringfügig. Im Junghanns ("Der Piano- und Flügelbau", Standardwerk zum Klavierbau) ist es beschrieben.

Die erste Maßnahme, zusätzliches Ausbleien, ist die am wenigsten aufwendige, ich schätze mal, sie benötigt zwei Arbeitsstunden, wenn die Mechanik und ihre Regulierung ansonsten in Ordnung sind. Da diese Maßnahme auch das Aufgewicht nicht verschlechtert, sondern verbessert, ist sie ohne Nachteile. Obendrein ist sie unproblematisch rückgängig zu machen. Problematischer wäre, ein Klavier leichtgängiger zu machen.

Ansonsten ist zu große Schwergängigkeit (die meistens an zu hohen Reibungen der Achsen liegt) übler als zu große Leichtgängigkeit. Aber fürs Training ist es besser, an nicht ALLZU leichtgängigen Tastaturen zu üben. Es gab Pianisten, die haben sich Sandsäckchen auf die Hintertasten gelegt, um ihre Finger zu trainieren, man kann's also auch übertreiben. Und Cherkassky soll Liegestütze auf den Fingerspitzen gemacht haben -- aber vielleicht ist das nur kolportiert.
 
Megan könnte sich ja auch eine Wiener Flügelmechanik mit gepolstertem Prellbrett für die Hämmer als Übungsmechanik zulegen (Ebay 1 Euro, den Rest als Brennholz und mit dem Ertag für die Gußplatte macht man bei den Schrottpreisen sogar noch nen Gewinn) denn was man auf der zusammenbringt spielt man dann auch auf der übelsten Drahtkommode mit Bravour.....:lol:
 
Es gab Pianisten, die haben sich Sandsäckchen auf die Hintertasten gelegt, um ihre Finger zu trainieren, man kann's also auch übertreiben.
Ich musste einem Pianisten ein Leihklavier mit 65g auswiegen. Mit weniger war er nicht zufrieden. Da ging ich in die Nachbarschaft zum Orgelbauer. Der gab mir 4cm lange Bleiblöcke mit Löchern an den Enden. Die werden angenagelt im Orgelbau. Also tat ich es auch. RazFaz drauf waren sie. Ich mochte nicht mehr spielen auf dem Teil. Doch er fand es gut.
Sind schon extrem, manche Pianisten.

Liebe Grüße
Klaviermacher
 
Sein Argument dafür....
Wenn er beim üben seiner Konzertstücke bei solchem Anschlag nicht ermüdet, (Liszt etc.) dann kann er sich sicher sein, daß er auch während des Konzerts locker durchspielt.:cool:
 
Da ging ich in die Nachbarschaft zum Orgelbauer. Der gab mir 4cm lange Bleiblöcke mit Löchern an den Enden. Die werden angenagelt im Orgelbau.

Die gibt es übrigens auch bei B&K-B. unter der Bestellnummer 38850, inkl. Schrauben fertig zum Aufschrauben auf die Hintertaste.
Wirklich ideal für die beschriebenen Sonderwünsche der Pianisten:
Schnell montiert und v.A. auch schnell wieder demontiert, wenn das Instrument den Besitzer wechseln sollte oder es sich der Pianist anders überlegt hat.
Das klassischen Ausbleien seitlich im Tastenholz ist viel aufwändiger, v.A. das anschließende Verschließen der Löcher, wenn die Bleinieten wieder entfernt wurden.
 
Die gibt es übrigens auch bei B&K-B. unter der Bestellnummer 38850, inkl. Schrauben fertig zum Aufschrauben auf die Hintertaste.
Wirklich ideal für die beschriebenen Sonderwünsche der Pianisten:
Schnell montiert und v.A. auch schnell wieder demontiert, wenn das Instrument den Besitzer wechseln sollte oder es sich der Pianist anders überlegt hat.
Das klassischen Ausbleien seitlich im Tastenholz ist viel aufwändiger, v.A. das anschließende Verschließen der Löcher, wenn die Bleinieten wieder entfernt wurden.
Ist schon eine Weile her...
Damals gabs dieses Produkt noch gar nicht.
Aber Danke für den Tipp!

Liebe Grüße
Klaviermacher
 

Ach herrje... was für Exzentriker es doch gibt, man kann es auch übertreiben <.<

Vielen Dank jedenfalls, ich werde mich mal erkundigen falls es dann nötig wäre ;)
 
Nutze ich doch mal den alten Thread für eine Frage an die Klavierbauer und andere Klavierbau-Kenner (z.B. Jörg Gedan u.a.):
  • Welches Spielgewicht würdet Ihr empfehlen für einen Steinway B- und D-Flügel, der verhältnismäßig leicht spielbar werden soll? (Ruhig auch detailliert: in welchen Oktavlagen würdet Ihr welche Gewichte einsetzen?)
  • Welche Abweichungen ("Ausreißer") im Spielgewicht sind noch tolerierbar?
  • Welches Tastenaufgewicht sollte man anstreben?
  • Welche Auswirkungen hat eine "leichte Spielart" auf Repetitionen etc.?
  • Hat das Austauschen der Hammerköpfe zur Folge, daß man die Tasten neu gewichten muß? Oder anders gefragt: Sind solche Eingriffe in das Innenleben wieder rückgängig zu machen?
Schon im Voraus vielen Dank für eure Antworten.
 
Steinway wiegt (nach Dietz, "Steinway-Regulation") beim D-Flügel die Tasten im Baß mit 50 g aus, um dann stetig bis zum letzten Diskant auf 46 g hinabzugehen, bei einem Aufgewicht von 19 g im Baß bis 23 g im Diskant. Alle anderen Flügelmodelle wiegt Steinway durchgehend mit 47 g aus.
Den Möglichkeiten, durch Ausbleien die Tastatur leichtgängiger zu machen, sind enge Grenzen gesteckt, da das immer auf Kosten des Aufgewichts geht. Aber auch zu hohes Aufgewicht kann unangenehm sein.

Viel entscheidender für die Spielart sind aber sicherlich die Reibungen, denn zwei Flügel, die gleich ausgewogen sind, können trotzdem verschieden schwergängig sein. Und wenn die Achsen oder Tastengarnierungen zu stramm sind, nützt zusätzliches Blei wenig. Deswegen glaube ich nicht, daß man sich Gedanken darüber machen muß, man kann das getrost bei den Werkseinstellungen belassen, zumal die Grammzahlen ja eh nur bei getretenem Pedal gelten.

Nach Abziehen der Hämmer verlieren diese an Gewicht, was sich nach mehrmaligem Abziehen bei Flügeln durchaus auf die Spielart auswirken kann. Deswegen jedes Mal den Flügel neu auszubleien, wäre aber etwas mühselig, denn man müßte zum Teil altes Blei entfernen und die verbleibenden Löcher zudübeln, um neues einsetzen zu können.
 
Hallo Jörg,

vielen Dank für Dein prompte Antwort. Zum Hintergrund: Ich bin über's Wochenende in den Besitz von Meßgewichten gekommen und habe gestern (eher aus Jux und Übermut) mal die Tasten meiner Instrumente ausgewogen. Die Werte pendeln regelrecht sägezahnartig zwischen zwischen 50 g und 60 g mit extremen Ausrutschern auf 40 g und 70 g. Nun ist es nicht so, daß ich meine Instrumente nicht bedienen würde. An fest sitzenden Achsen und strammen Garnierungen kann es kaum liegen.

Bevor ich mir von den örtlichen Klavierbauern (die wohlmöglich das dicke Geld wittern) etwas vom Pferd erzählen lasse, muß ich mal also erst einmal selbst schlau machen.

PS: Anstatt Hanon zu üben, hätte ich in jungen Jahren mal besser eine Klavierbauerlehre absolviert. :)

Also: nochmals vielen Dank.
 
Hallo Jörg,

vielen Dank für Dein prompte Antwort. Zum Hintergrund: Ich bin über's Wochenende in den Besitz von Meßgewichten gekommen und habe gestern (eher aus Jux und Übermut) mal die Tasten meiner Instrumente ausgewogen. Die Werte pendeln regelrecht sägezahnartig zwischen zwischen 50 g und 60 g mit extremen Ausrutschern auf 40 g und 70 g. Nun ist es nicht so, daß ich meine Instrumente nicht bedienen würde. An fest sitzenden Achsen und strammen Garnierungen kann es kaum liegen.

Bevor ich mir von den örtlichen Klavierbauern (die wohlmöglich das dicke Geld wittern) etwas vom Pferd erzählen lasse, muß ich mal also erst einmal selbst schlau machen.

PS: Anstatt Hanon zu üben, hätte ich in jungen Jahren mal besser eine Klavierbauerlehre absolviert. :)

Also: nochmals vielen Dank.
70 Gramm? kann das sein:confused: - Vergiss nicht die Dämpfung abzuheben beim messen...
Liebe Grüße
Klaviermacher
 
Vergiss nicht die Dämpfung abzuheben beim messen...
Ich habe ich selbstverständlich gemacht. Und alle Tasten zweimal durchgewogen.
Und bei den 70 g mußte ich auch noch "bitte bitte" machen - 71 g wäre wohl ehrlicher gewesen.

Aber welche Abweichungen (einer wie auch immer gearteten Ideallinie) wären noch zu akzeptieren?
 

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