Zwei Dinge zum Nachdenken:
a) In meinem engeren Bekanntenkreis sind 9 Lehrer/innen. Davon sind es es gerade zwei, de dies aus Berufung gewählt haben. Für die anderen 7 sind/waren Sozialstatus, Ferienzeit, Beamtensicherheit DAS Kriterium.
b) Meine Tochter bittet eine Lehrkraft um ein, zwei Zeilen "Bewertung/Empfehlung" wegen einer Praktikumsbewerbung. "Ist nicht meine Aufgabe! - Was glauben Sie denn, was ich noch alles machen soll?".
18 Monate später. Meine Tochter hat ein Highschooljahr in den USA absolviert. Sie erhält UNAUFGEFORDERT von nahezu jedem Lehrer ein persönliches Referenzschreiben, teilweise bis zu vier (!!!) Seiten lang. Jedes Schreiben vermeidet Standardfloskeln, ist höchst individuell, sorgfältig und liebevoll ausgearbeitet und vom Direktor gegengezeichnet.
Nein, das war keine Privatschule, sondern eine öffentliche. Die Lehrkräfte erhalten dort einen Bruchteil des deutschen Gehalts und sind eigentlich 24h/Tag für Ihre Schüler da.
Das System erlaubt es nicht, herausragende Lehrer zu belohnen und auzuzeichnen und schlechte zu benachteiligen. Gute Schulen zeichnen sich dadurch aus, dass der Chef auf das System pfeift und gegen die Regeln unternehmerisch agiert. Dazu gehören Persönlichkeit, Mut, Erfindungreichtum (Phantasie) und Stärke. Und genau diese Tugenden werden dann in guten Schulen auch gefördert und vermittelt. Das ist für die Gesellschaft wichtiger als Schulwissen.
Die Lehrer, die mich in kurzer Zeit von 5ern und 6ern auf 1er gehievt haben, waren keine Talente in Wissensvermittlung. Aber sie wussten, wie man - teils unter Missachtung der Systemregeln (!) - bockige Bürschlein dazu bringt, Freude am Lernen zu entwickeln. Also genau das Gegenteil von "gut mit dem Schüler können" oder gar Dutzidutzi. Aber eben auch nicht primitiver, dumpfer Druck.
Heute gleuben viele Eltern, dass Lehrer die Motoren sein müssten, die den Schüler bewegen. Falsch! Lehrer müssen Zündkerzen sein - dann läuft der Schülermotor. Nützt natürlich nix, wenn das Elternhaus nicht für Zylinder und Keilriemen sorgt.