Sostenuto Pedal

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Mal eine Frage: wie wird in der Klavierliteratur die Anweisung gegeben, das Sostenuto Pedal zu treten? Gibt es da ein Zeichen oder eine Abkürzung für? Und wird das Pedal ansonsten "frei Schnauze" verwendet? Und was ist mit Komponisten, die vor der Erfindung dieses Pedals komponiert haben: für die wird es ja wohl eher keine Anweisung für das Pedal geben, oder sehe ich das jetzt völlig falsch?

Die Fragen mögen blöd klingen, aber ich halt nicht Pianist genug, um mir das so richtig vorzustellen. Andererseits: das rechte Pedal benutze ich ja auch als drittklassiger Hobbydilettant "frei Schnauze". Und wird das Sostenuto Pedal überhaupt von vielen Pianisten benutzt oder ist das eher zum angeben und posen?
 
Da sucht einer ein Verkaufsargument für Neuklaviere gegenüber Hundertjährigen!?

Ich hab's in 10 Jahren Klavierunterricht nicht gebraucht und kenne deshalb auch die Notation dafür nicht.

Es stiftet nur Verwirrung: Ich entsinne mich mit Grausen an einen Auftritt im Erfurter Rathaus vor schätzungsweise 40 Jahren. Ich setz mich also an den Flügel - ein Vorkriegs-Steinway, der angeblich heute noch dort steht - schiebe meinen Stuhl zurecht und prüfe den Abstand zur Lyra. Und da - o Schreck! Drei Pedale!!! Welches ist nun das richtige für mich - das mittlere oder das rechte???

Zuschauer in der Ersten Reihe scheinen meinen Schweißausbruch bemerkt zu haben und soufflierten "Rechts! Rechts!". Uff! Alles gutgegangen!

- Karsten
 
Da sucht einer ein Verkaufsargument für Neuklaviere gegenüber Hundertjährigen!?

Nein, ich komme darauf, weil ich gestern bei einer privaten Musikschule war und die Besitzerin (eine studierte Musikerin) meinte, mit den Pedalen sei etwas nicht in Ordnung. Da ich zuerst ohne sie am Flügel war, suchte ich nach Problemen, denn sie hatte sich nicht genau geäußert, was denn nun das Problem sei. Also habe ich lange gesucht, aber nichts finden können. Es stellte sich heraus, dass sie das Sostenuto Pedal meinte. Das habe ja gar keine Wirkung. Als ich ihr dann das Gegenteil bewies und ihr erklärte, was es mit dem Pedal auf sich hat, war sie peinlich berührt :-D

Und im Nachhinein habe ich mich gefragt: wird das eigentlich in der Praxis wirklich gebraucht?
 
Wenn man den Notentext korrekt umsetzen möchte wird es bei doch ziemlich vielen Werken benötigt. Berühmte Beispiele sind u.a. .das cis-moll Prélude von Rachmaninoff oder die versunkene Kathedrale von Debussy.

es bleibt den Pianisten wohl selbst überlassen, dieses Pedal bei diesen Werken zu verwenden - ich mache es z.B. hier nicht. Wenn es etwas verschwommen klingt, habe ich kein Problem damit.

Ein Beispiel habe ich jedoch, wo man einen kleinen Effekt hinbekommt (habe ich selbst bei jemandem gesehen und übernommen): beim 2. Klavierkonzert Rachmaninoffs kann man vor dem Beginn das tiefe F ins mittlere Pedal einloggen und kriegt dann einen interessanteren Klang.

LG, Joh
 
es bleibt den Pianisten wohl selbst überlassen, dieses Pedal bei diesen Werken zu verwenden - ich mache es z.B. hier nicht. Wenn es etwas verschwommen klingt, habe ich kein Problem damit.

Ich habe da auch kein Problem mit. Ich kleistere eh alles mit rechtem Pedal zu um meine mangelnde Technik zu kaschieren und weil mein Klavier gar kein mittleres Pedal hat:-D. So wie die genannten Werke aber notiert sind sollte es an den entsprechenden Stellen gemäß Vorstellung des Komponisten aber eingesetzt werden, oder?
 
Andras Schiff entscheidet sich gegen den Einsatz des rechten Pedals bei Bach. Allerdings setzt er das Sostenutopedal bei dem Orgelpunkt der a-moll Fuge aus dem ersten Band des Wohltemperierten Klaviers ein.
 
Um mal auf die Ursprungsfrage zurückzukommen: In neuer Musik ist das Sostenuto-Pedal oft sehr genau vorgeschrieben. Die meisten Komponisten schreiben Ped. II, so wie George Crumb in diesem Beispiel:

sostenuto.png

LG, Mick
 

Ja die Cluster machen mir keine Sorgen. Ich habe ja Arme! :-D
Aber in der Tat verstehe ich die Hälfte der Zeichen und Bemerkungen nicht. Ist aber auch nicht schlimm. Mit dieser Musik werde ich in diesem Leben nicht mehr in Berührung kommen, höchstens mit dem Ohr. ;-)
 
Ich hab's in 10 Jahren Klavierunterricht nicht gebraucht und kenne deshalb auch die Notation dafür nicht.
Daraus folgt, dass du so manches von Debussy und Grainger nie gespielt hast

Grainger z.B. in seinen Richard-Strauß-Transkriptionen (sehr gelungen aus dem Rosenkavalier) schreibt in den Noten den Einsatz des mittleren Pedals (ab wo, wie lange etc.) ganz minutiös vor und notiert das auch aus (mittels einer gestrichelten Linie unter dem Bass)
 
Ligeti_Invention_Schluss.jpg
Das ist der Schluss von Ligetis Invention (Original-Noten Schott).
Ich hab leider kein entsprechendes Pedal, so geht mir die Terz des Schlussakkords Fmaj7, das a, verloren.

Grüße
Manfred
 

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Irgendwo habe ich auch schon 3 Ped. oder Ped. III gesehen, kann es aber nicht mehr benennen.

Das heißt also mit Ped. 2 oder Ped. 3 kann das Sostenuto-Pedal sein. Interessant, naja, wird in der Regel (wie im Bild oben) dabei stehen oder es schließt sich aus, da das Werk vor Ende 1900 komponiert wurde. Das Pedal wurde zwar 1875 patentiert, wird aber noch gedauert haben, bis es sich verbreitet hat.
 
Den Anhang 8613 betrachten
Das ist der Schluss von Ligetis Invention (Original-Noten Schott).
Ich hab leider kein entsprechendes Pedal, so geht mir die Terz des Schlussakkords Fmaj7, das a, verloren.

Grüße
Manfred

Nachdem der Faden gerade wieder hochgeholt wurde, kann ich inzwischen vermelden, dass ich an meinem Digi das mittlere Pedal habe und es auch ganz hervorragend funktioniert - auch und besonders bei obiger Ligeti-Stelle.

Ich benutze es auch bei JSBach WTK1 (Henle) Fuge h-moll die erste Umblätterstelle (sonst ginge das nur mit Umblätterer).

Grüße
Manfred
 

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