Sollen Klavierlehrer Erziehen?

Wenn Du so große Probleme mit ihm hast stellt sich mir die Frage, ob Du ihn selber schon mal drauf angesprochen hast. Das wäre nach meinem Empfinden der richtige Weg.
Auch wenn man nicht die Aufgabe hat, einen Mitstudierenden zur Lebenstüchtigkeit zu erziehen: Nur bekannte Mängel kann man abstellen und nur (miteinander) redenden Menschen ist zu helfen. Wenn der Mitstudierende entsprechende Rückmeldungen erhalten hat und dann immer noch an seinem Auftreten nichts ändert, sieht die Sache schon anders aus. Aber anders geht es nicht: Entweder fühlt man sich massiv gestört und man redet miteinander - oder man lässt es bleiben und es ändert sich nichts. Hat man ersteres praktiziert und es ändert sich nichts, kann der nächste Schritt folgen, indem man sich etwa an höhere Instanzen wendet oder sich mit anderen betroffenen Personen darüber austauscht.

LG von Rheinkultur
 
Wenn ich das alles so lese, muss das nächste Konzert einfach in total unkonventionellen Trachten stattfinden,

Alles schon erlebt; ein Typ so mit Pferdeschwanz (ich meine hier die Haarfrisur), ausgewaschenen Jeans welcher in München ein Konzert gab, hielt ich so für einen jener modernistischen Pianisten im Stile Freejazz - experimentelle Musik. Ich war erstaunt, daß der Mozart spielen konnte - hätt man ihm jetzt so vom äußerem nicht zugetraut. :dizzy:

Viele Grüße

Styx
 
Alles schon erlebt; ein Typ so mit Pferdeschwanz (ich meine hier die Haarfrisur), ausgewaschenen Jeans welcher in München ein Konzert gab, hielt ich so für einen jener modernistischen Pianisten im Stile Freejazz - experimentelle Musik. Ich war erstaunt, daß der Mozart spielen konnte - hätt man ihm jetzt so vom äußerem nicht zugetraut.
Wenn jemand einen Status erreicht hat, Konventionen über Bord schmeißen zu können, liegt es in seinem Ermessen, dies auch zu tun. Nur sprechen wir hier nicht über Weltstars, sondern über Leute, die überhaupt erst mal in ihrem erlernten Beruf Fuß fassen müssen. Ein weiteres Mal engagiert werden nur diejenigen, die sich zuvor bewährt haben - und sie haben es mit Geschäftspartnern zu tun, die oftmals die Einhaltung vorgegebener Konventionen erwarten, sonst wird das nächste Mal eben jemand anderes gebucht. @Stilblüte hat hier aber eher das Bild eines Außenseiters als das eines Weltstars präsentiert. Wenn man am Status des Außenseiters mit relativ geringem Aufwand entscheidende Veränderungen vornehmen kann, empfiehlt sich dies eher als das Warten auf die Folgen der Entscheidung zwischen Genie und Wahnsinn.

LG von Rheinkultur
 
Zitat von Stilblüte:
Selbst das will gepflegt sein. ;-)
Sprich: Es gibt kein ungepflegtes Aussehen. Das sollte jedem spätestens seit der Zeit klar sein, in der ausgefranste Jeans mit Löchern auf einmal teurer waren als die ohne Löcher.
Hier in Berlin läuft mittlerweile jeder Dritte bewusst unrasiert und mit extra zurechtmachten "unfrisierten" Haaren herum, dazu am besten noch eine mit Tesa geflickte Brille. Für so ein Outfit wird mitunter richtig Geld ausgegeben. :-D
 
Hei, haben sich die Zeiten an der Uni geändert! Mitstudenten mokieren sich über bohemhaftes Aussehen! Ich gehöre noch zur Generation, wo die Mama die schöne erste echte Levis, löcherig mit bunten Flicken selbst geflickt, entsorgt hatte, indem sie sie zerschnitt - :blöd:,die mit selbstgestrickten Pullover, BW-Parker und einem Paar Turnschuhe nebst drei T-shirts das STudium bestritt und die Jura, BWL-Studenten als Popper mit Burlington Socken als Asoziale der Studentenkultur begriff.....
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Ehrlich gesagt bin doch im Zweifel, ob hier tatsächlich eine Kommilitonin sich rein vom Äußeren, dass aber nicht ungewaschen daherkommt, so beeinflussenlässt, die Person non grata zu beschreiben!

Jeder, der ein Konzertexamen anstrebt, hat unglaublichen Fleiß an den Tag gelegt, um überhaupt einen Studienplatz zu ergattern. Ganz abgesehen von dem Aufwand von klein auf. Und nicht jeder Student hat diesen so ganz freiwillig als Steppke betrieben, auch wenn er als Erwachsener vielleicht dankbar ist, dass er so getrieben worden ist, um eben daraus einen Beruf machen zu können.

Garrett flog seinerzeit wegen Aufsässigkeit aus einem englischen Musikinstitut.

Ich denke, dass die kleine Revolte gegen manche übertriebene Virtuosen-Ettikette alter Schule- durchaus erlaubt sein sollte.
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Auch mittelmäßig zu sein, muss erst mal gekonnt sein!

Sei locker, lass ihm seine Schuhe und RastaLocken - nicht jeder läuft mit glattem Aussehen eines braven Pianistenschülers rum.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Nein, dahinter kann kein Geldproblem stecken. Es gibt heutzutage so unendlich günstige Kleidung und Schuhe - wenn man sich in Würzburg eine Wohnung leisten und Essen kann, kann man sich die kaufen. Dafür spricht auch die Marke, die die Schuhe mal hatten.

Alte Markenklamotten und -Schuhe sagen nichts über die finanzielle Lage aus. Die Sachen können auch Secondhand sein.

Lg, Nessie
 
Hier in Berlin läuft mittlerweile jeder Dritte bewusst unrasiert und mit extra zurechtmachten "unfrisierten" Haaren herum, dazu am besten noch eine mit Tesa geflickte Brille. Für so ein Outfit wird mitunter richtig Geld ausgegeben. :-D

Man kann Wowereits "arm, aber sexy-Stempel" für die Hauptstadt Deutschlands auch übertreiben:lol:.
 
Ein weiteres Mal engagiert werden nur diejenigen, die sich zuvor bewährt haben - und sie haben es mit Geschäftspartnern zu tun, die oftmals die Einhaltung vorgegebener Konventionen erwarten, sonst wird das nächste Mal eben jemand anderes gebucht.

Ich stimme Dir da durchaus zu. Man sollte es aber auch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten, entsprechende Erscheinungen sind aufgrund ihres arg gewöhnungsbedürftigen Äußeren keine ernstzunehmenden "Mitbewerber". So wurde ich mal einst spontan in ein Hotel gebeten um dort ein wenig für die feiernden Gäste rumzuklimpern, da der ursprünglich gebuchte Pianist mit ungeputzten Schuhen, zerknülltem Hemd, Rasterlocken und gepierct daherkam - der gute Mensch hatte mir dank seines Erscheinungsbildes mal auf die Schnelle 2000 Mark Nebenverdienst eingebracht. :rauchen:


Viele Grüße

Styx
 
So wurde ich mal einst spontan in ein Hotel gebeten um dort ein wenig für die feiernden Gäste rumzuklimpern, da der ursprünglich gebuchte Pianist mit ungeputzten Schuhen, zerknülltem Hemd, Rasterlocken und gepierct daherkam -

Oh, die hätten doch glatt auch einen teuflischen Paganini ausgeladen...:teufel: was auch nicht unbedingt auf Qualität des Publikums schließen lässt - eher auf Geschäftsessen, die auf Nummer sicher gehen wollen.
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Auch der gepiercte hat bei Können sein Publikum, gerade wegen der behomehaften Ausstrahlung....

Gerade die ganz berühmten fangen an, sich zum Bürgerschreck umzugestalten, die da wären Lang Lang mit merkwürdigen Stachelfrisuren, Garrett mit Samuraiknoten und Landserstiefeln, Mischa maisky mit Mähne und merkwürdigen Oberteilen, Argerich mit wild wachsenden ergrauten Haaren, Nigel Kennedy mit

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Naja, die Liste lässt sich sicher fortsetzen.....und die verdienen immer mehr Geld....:blöd:
 
"Bei Euch, Ihr Herr'n, kann man das Wesen
gewöhnlich aus dem Äußern lesen ..."

Die sogenannten Äußerlichkeiten spiegeln immer auch eine innere Haltung wider. Wer sich mit seiner Kleidung gerne als Außenseiter geriert oder seine nonkonformistische Haltung zur Schau stellt, muß halt mit den Konsequenzen leben. Kleidung hat auch etwas mit Umgangsformen zu tun. Und Umgangsformen mit Respekt dem andern gegenüber. Nicht ich, sondern die anderen müssen meine äußere Erscheinung ertragen. Natürlich gilt auch hier: Was in der einen Gesellschaft als chic gilt, ist woanders wohlmöglich ein absolutes "no go". ... - ein weites Feld, Luise.
 

@elli

Und was ist dann zum Beispiel bei einem Arthur Rubinstein, Vladimir Horowitz, Krystian Zimerman, Sviatoslav Richter oder Sofronitsky schief gelaufen?

Lg lustknabe
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Oh, die hätten doch glatt auch einen teuflischen Paganini ausgeladen...:teufel: was auch nicht unbedingt auf Qualität des Publikums schließen lässt - eher auf Geschäftsessen, die auf Nummer sicher gehen wollen.
Diese Konstellation hat für den Künstler, der damit seinen Lebensunterhalt verdient, nachteilige Folgen, wie man es auch dreht und wendet: Er ist seinen Auftrag los und eventuelle Folgebuchungen ebenfalls. Wie gesagt: Wer es sich leisten kann und will, weil ihm sein Ich-Sein mehr bedeutet als irgendwelcher schnöder Mammon, mag es so handhaben. Aus der professionellen Unterhaltungspianistik habe ich mal von einem etablierten Fachkollegen gehört, der als Markenzeichen grundsätzlich immer eine Baskenmütze trägt. Ein Veranstalter wollte ihm dies untersagen. Keine Chance: Ohne Mütze kein Auftritt. Peng, aus. Er konnte sich das offensichtlich erlauben.

LG von Rheinkultur
 
"Bei Euch, Ihr Herr'n, kann man das Wesen
gewöhnlich aus dem Äußern lesen ..."

Die sogenannten Äußerlichkeiten spiegeln immer auch eine innere Haltung wider. Wer sich mit seiner Kleidung gerne als Außenseiter geriert oder seine nonkonformistische Haltung zur Schau stellt, muß halt mit den Konsequenzen leben. Kleidung hat auch etwas mit Umgangsformen zu tun. Und Umgangsformen mit Respekt dem andern gegenüber. Nicht ich, sondern die anderen müssen meine äußere Erscheinung ertragen. Natürlich gilt auch hier: Was in der einen Gesellschaft als chic gilt, ist woanders wohlmöglich ein absolutes "no go". ... - ein weites Feld, Luise.

Seh ich anders, meinen Respekt gegenüber dem andern zeige ich durch ein angemessenes Verhalten , beachte bitte das Wort angemessen, nicht durch meine Kleidung ( am liebsten Jeans und weißes T-Shirt, meine ausgelatschten und bequemen ankle Boots oder anders rum, also weiße Hose, oben weiß oder dunkelblau).

Konsequenzen habe ich aufgrund dieses Outfits ab und zu in Geschäften erlebt, wenn mich eine ungezogene Verkäuferin aufgrund einer Nachfrage in die preiswerte Ecke schicken wollte :lol:
 
So Anfang 90iger bin ich gern mit Glatze, Springerstiefeln, Bomberjacke und Baseballschläger durch die Gegend gezogen - in Marzahn, Hellersdorf und Lichtenberg hatte ich immer recht gut bezahlte Auftritte (und so ganz neue alte Lieder gelernt), in Friedrichshain, Prenzelberg und Kreuzberg hingegen schlug man mir die Tür vor der Nase zu - also immer da die Optik wo was paßt :lol::lol::lol:

Viele Grüße

Styx
 
Was daran schief gelaufen ist, verstehe ich nicht... nunja, ok...

Frey, Sudbin, Hamelin, Grimaud und von mir aus auch Trivonov und Sokolov haben diesen Zirkus auch nicht nötig...

Lg lustknabe
 
Aber auch da kann man am schnellsten informell etwas erreichen, nämlich durch Druck der beeinträchtigten Mitstudenten; denn bis man auf offiziellem Weg, etwa mit dem Argument, der Mensch sei eine Gefahr für die allgemeine Hygiene, einen Ausschluß von den Lehrveranstaltungen erreichen könnte, ist nicht nur ein Semester rum.
Einerseits kann es unangenehme Folgen haben, dass man auf Abweichungen von gesellschaftlichen Normen und Konventionen nicht sofort mit Ausschluss und Verbannung störender Personen reagieren kann: Unbehagen, beeinträchtigtes Wohlbefinden, Ablenkung, beeinträchtigte Konzentration und so weiter. Andererseits haben diese gesetzlichen Einschränkungen aber auch mit Erfahrungswerten aus früheren Zeiten zu tun, in denen man vorschnell gegen Personen vorging, die als unbequem galten, deren Anwesenheit einen irgendwie störte oder auf deren Kosten man irgendwelche persönlichen Vorteile erhoffte.

Das Fazit als Frage: Wo will man eine objektive Grenze zwischen geduldeter Abweichung von geltenden Normen einerseits und krankhaften Auswüchsen gemeingefährlicher Prägung andererseits ziehen? Zumal sich spätestens seit Sigmund Freud in der gesellschaftlichen Realität hartnäckig das Bild vom Künstler als Sonderform eines Psychopathen hält: Für viele sind kreativ-künstlerische Naturen per se prädestinierte Außenseiter, selbst wenn sie eher bürgerlich daherkommen. Toleranz üben ist Menschlichkeit - aber es ebenso menschlich, dass Toleranz ihre Grenzen hat. Aber wo will man diese ziehen?

LG von Rheinkultur
 
Seh ich anders, meinen Respekt gegenüber dem andern zeige ich durch ein angemessenes Verhalten, beachte bitte das Wort angemessen, nicht durch meine Kleidung (am liebsten Jeans und weißes T-Shirt, meine ausgelatschten und bequemen ankle Boots oder anders rum, also weiße Hose, oben weiß oder dunkelblau).
Es gibt aber grundlegende Unterschiede zwischen legerer Straßenkleidung einerseits und kaum mehr tragfähigen, abgerissenen und schmutzigen Klamotten andererseits, wie in dem Startbeitrag beschrieben. Da gibt es selbst am Rande der Gesellschaft noch große Unterschiede und auch da sehen nicht alle gleich aus.

LG von Rheinkultur
 

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