Sollen Klavierlehrer Erziehen?

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"Vielleicht zieht es ja viel eher, wenn Du als attraktive Frau ihm mal steckst: "Deine Haare sind nicht sehr sexy"
Meint Ihr nicht, dass so eine Frage absolut grenzüberschreitend (ja, das auch) ist? Und wenn sich das herumspricht, wird das unter Umständen ihre Kompetenz und Professionalität infrage stellen. Wir hatten einen ähnlichen Fall am Gym. Diesen Lehrer hat keiner mehr ernst genommen...

natürlich war das kein ernst gemeinter Vorschlag...Menschen die ein extrovertiertes Outfit haben, wollen das und machen das bewußt.

Da würde eine Ansage von "Oben" eher das Gegenteil bewirken-wer so auffällt wie beschrieben, will gerne auch provozieren.
Im tiefsten Herzen wollen wir jedoch denen gefallen, die wir auch attraktiv finden...deshalb meine Überlegung, in welchem Fall man bereit wäre, sich anders zu kleiden und zu stylen.

Aber das ist Nebenschauplatz und darum geht es hier ja auch nicht.
Keiner soll dem Mann irgendwas vorscheiben oder ihn "erziehen", das ist meine Meinung.
 
-wer so auffällt wie beschrieben, will gerne auch provozieren.

Meinst? Meine Erfahrung mit entsprechenden Leuten solchen Aussehens waren daß hier vorwiegend Drogen im Spiel sind, welche da zu führen die eigene Pflege zu vernachlässigen. Provokante Kleidung sieht anders aus, meist sind es gehässige Sprüche auf dem Nicki, mal entsprechend unliebsame Marken.

Viele Grüße

Styx
 
Wer als Lehrkraft angetellt ist (sei es an einer Musikschule oder -hochschule), hat wohl schlechte Karten, wenn Outfit und/oder Geruch des Schülers Übelkeit hervorrufen. Da haben es die Freiberulichen doch besser: Die können ihre Schüler an die frische Luft setzen, wenn die Ausdünstungen von Nikotin und sich zersetzender Buttersäure allzu penetrant werden oder wenn sie es als cool empfinden, mit "Notbekleidung" und Sonnenbrille im Unterricht zu sitzen. Im übrigen gilt es immer zu unterscheiden zwischen "ungepflegt" und "leger".

Wer durch sein Outfit provozieren will, erwartet eine entsprechende Reaktion. Andernfalls läuft die Provokation ins Leere. Wenn ich eine Provokation einfach ignoriere, heißt das doch, daß ich mein Gegenüber nicht ernst nehme. Um also die Selbstachtung meines Schülers nicht zu verletzen, muß ich doch auf seine Provokation reagieren. Wer aber provoziert, sollte auch bereit sein, die Konsequenzen zu ertragen. Oder wie meine Großmutter (Gott hab sie selig) zu sagen pflegte: "Wer mit kegelt, muß auch mit aufstellen." (Wohlgemerkt: ich rede hier von Erwachsenen und von Jugendlichen in einem Alter, da sie politische Rechte fürr sich reklamieren.)

Wahrscheinlich ist es so, daß die meisten Lehrer mit den Zähnen knirschen, die Faust in der Tasche machen und sich nicht trauen, ihr Mißfallen zu äußern. Die einen nennen es Feigheit, die anderen Toleranz. Was siegt, ist die Diktatur der Dreistigkeit.
 
Wer durch sein Outfit provozieren will, erwartet eine entsprechende Reaktion. Andernfalls läuft die Provokation ins Leere. Wenn ich eine Provokation einfach ignoriere, heißt das doch, daß ich mein Gegenüber nicht ernst nehme.

Das sehe ich anders.
Kleidung muss nicht per se eine Provokation darstellen.
Mich provoziert z.B. viel eher, wenn Menschen ihren Pelzmantel zur Schau tragen oder ihre Guccitasche.

Andere findens toll.

Würdest du einer Schülerin die gerade ein Wurstbrötchen isst, auch die Meinung sagen? (Die armen Tiere , weisst du wie die im Schlachthof grausam umkommen?)

Ist das nicht eigentlich auch eine "Provokation"? Wo fängt das denn an, wo hört das auf?
Ist es nicht jedermanns eigene Sache, ob seine Klamotten Löcher haben, ob er Fleisch isst, welche Partei er wählt?

Kommt einer mit einem Nazi-Shirt, würde ich das sofort ansprechen bzw. würde jemand sicher mit Suspendierung rechnen müssen.
Aber wegen alten Schuhen???
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn Du Dich durch die Gucci-Tasche provoziert fühlst, hat sie doch ihren Zweck erfüllt. Sie ist Ausdruck von schlechtem Geschmack, wie manch andere Kleidung auch.
 
Zwischen Chips und Popcorn? Das krümelt dann aber ganz schön :blöd:
 
Wenn Du Dich durch die Gucci-Tasche provoziert fühlst, hat sie doch ihren Zweck erfüllt. Sie ist Ausdruck von schlechtem Geschmack, wie manch andere Kleidung auch.

Quatsch. Guccitasche = schlechter Geschmack? Klar gibt es die klischeehaften mit Logo überall, meist in Kombination mit übertriebener Schminke und einem Dasein als "Vorzeigefrauchen"... ;) Es gibt aber durchaus auch dezente, sehr stilvolle Guccitaschen. Beispiele:
http://www.gucci.com/de/styles/365460AZB0N2612#
http://www.gucci.com/de/styles/326514A2O0T9511#

Niemand, der es nicht weiß, erkennt, dass das Guccitaschen sind.

Zum Thema: Zu dem konkreten Fall kann man als Außenstehender wenig sagen. Was ich allersings sagen kann (allgemein): Das optische Erscheinungsbild/die Kleidung sollte sich meines Erachtens in einem gewissen, sehr breit gefassten Rahmen bewegen, der jedoch Extreme in beide Richtungen (!) nicht umfasst. Beispiele:

- In meiner Schulzeit gab es immer wieder einige Schüler, die (als Gymnasiasten, also keine Grundschüler mehr) in Jogginganzug kamen. Ohne, dass sie davor oder danach zum Sport mussten (das hätte ich noch in Ordnung gefunden). Ich trage auch sehr gern Sporthosen und Co., wenn ich zuhause bin oder eben nur schnell einkaufen gehe. Allerdings geht damit für mich auch ein gewisses "Feeling" einher: lässig, entspannt, Freizeit. Oftmals waren diese Schüler auch solche, die viele Fehlzeiten hatten und keine Lust auf Mitarbeit (viele Fehlzeiten hatte ich auch, daher verurteile ich das nicht - aber ich konnte doch eine Korrelation wahrnehmen zwischen Jogginghosenträgern und dieser Quote ;)). Ich wurde auch so erzogen, dass man im Jogginglook nicht in die Schule geht. Meine Eltern hätten das nicht geduldet oder es sehr kritisch kommentiert, denn es signalisiert schon, wie ernst man die ganze Veranstaltung nimmt. Und wenn ich ein Lehrer wäre: Dreads und Co kein Problem, aber wenigstens Jeans und ordentliche Schuhe würde ich erwarten. Sonst käme ich mir etwas verarscht vor.

- In meiner Unizeit: Vor der Humanmedizin habe ich mich kurz in der Zahnmedizin versucht und die LMU in München hat diesbezüglich einen hervorragenden Ruf. Also ging ich nach München und im 1. Semester standen wir fast nur im Labor, haben gegipst, gebohrt und gesägt etc pp.....ich war so untalentiert. :lol: Jedenfalls lag es wohl auch an der Stadt, aber es gab doch tatsächlich eine Gruppe von Studentinnen (viele davon osteuropäisch; was keine Beleidigung sein soll, meine beste Freundin ist Halbrussin...fiel eben auf), die stets in durchsichtigen Strümpfen und 10cm - Highheels unter ihrem Kurzkittel im Labor erschienen. Manche davon haben den Kittel sogar in der Taille geknotet, damit er figurbetonter war. Dazu natürlich perfekt gestylt. Ein solcher Arbeitstag war ca. 6h lang! Abgesehen davon, dass das schrecklich unbequem und schmerzhaft gewesen sein musste, waren auch männliche Mitstudenten ein wenig...abgelenkt. ;-) Und da hört es für mich auch auf: Die Kleidung sollte gepflegt sein, aber auch zweckmäßig! Ich habe mich innerlich immer ein wenig über diese "Damen" amüsiert. Übrigens hat die Hälfte von ihnen nach einigen Wochen geschmissen und die andere ist zu bequemerem Schuhwerk übergegangen. :super:
 
Ich bin eben so der Meinung daß Kleidung situations - und arbeitsbedingt angepaßt sein sollte - wenn ich mit Schlips und Anzug Klaviere stimmen ginge, würde dies wohl seltsam wirken, eben so wenn ich mit Jeans und Arbeitshemd in die Oper ginge. Kleidung sollte auf jeden Fall auch zweckmäßig sein. So ist es beispielsweise in einer Klavierwerkstatt völlig ungeeignet so wohl im "Klosterschwesterngewand" wie auch mit einem "Ungeziefernest" auf dem Kopf arbeiten zu wollen - hier spielen unter anderen auch arbeitsschutzrechtliche Dinge eine Rolle.

Viele Grüße

Styx
 

Jedenfalls lag es wohl auch an der Stadt, aber es gab doch tatsächlich eine Gruppe von Studentinnen (viele davon osteuropäisch; was keine Beleidigung sein soll, meine beste Freundin ist Halbrussin...fiel eben auf), die stets in durchsichtigen Strümpfen und 10cm - Highheels unter ihrem Kurzkittel im Labor erschienen. Manche davon haben den Kittel sogar in der Taille geknotet, damit er figurbetonter war. Dazu natürlich perfekt gestylt.

Irgendwie habe ich wohl in grauer Vorzeit den falschen Studiengang gewählt:schweigen::-D.
 
Kommt einer mit einem Nazi-Shirt, würde ich das sofort ansprechen bzw. würde jemand sicher mit Suspendierung rechnen müssen.
Aber wegen alten Schuhen???
Im Falle des "Nazi-Shirts" gerät die Person, die sich so kleidet, in den Konflikt mit dem § 86a StGB, der die Verwendung verfassungswidriger Symbole unter Strafe stellt. Auch wenn die Botschaft auf der Kleidung keine verbotenen Kennzeichnungen enthält, kann sie beispielsweise in Tendenzbetrieben fehl am Platze sein. Wer etwa in kirchlichen Einrichtungen beschäftigt ist, sollte Oberbekleidung mit antichristlichen Sprüchen besser beim Punkrock-Konzert seiner Lieblingsband als am Arbeitsplatz tragen. Bevor sich die Politik für den Atomausstieg entschieden hat, war es für Beschäftigte in Unternehmen der Energiewirtschaft ratsam, den Privat-PKW mit dem "Atomkraft - nein danke"-Aufkleber besser nicht auf dem Firmenparkplatz abzustellen.

Ein jegliches zu seiner Zeit, könnte man mit dem Prediger Salomo sagen. Wer alte Schuhe trägt, verstößt damit zwar nicht gegen die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Wenn man aber zur Erkenntnis gelangt, dass der gesellschaftliche Schliff einem beim Karriereweg durch stürmische See Rückenwind geben kann, wäre es eine Überlegung wert, sich diesen anzueignen. Literatur und Beratungsmöglichkeiten zu diesem Themengebiet existieren wie Sand am Meer - wer meint, darauf verzichten zu können, orientiert sich eben anderweitig. In der Regel ist es so, dass qualifizierte Bewerber, die sich gut präsentieren, gegenüber qualifizierten Bewerbern mit schlechter Werbung in eigener Sache im Vorteil sind.

LG von Rheinkultur
 
Würdest du einer Schülerin die gerade ein Wurstbrötchen isst, auch die Meinung sagen? (Die armen Tiere , weisst du wie die im Schlachthof grausam umkommen?)

Ich zumindest würde es und tue es auch. Aber nur, wenn es zum Moment passt. Aber ich hüte mich davor, zu verallgemeinern mit der Grausamkeit. Und ja, ich weiß sehr genau (!), wie es dort abläuft, und kann sagen, dass vieles, was in der Öffentlichkeit gemunkelt wird, unwahr ist.

LG,
Wutz!
 
hm... klingt ja supertolerant --- aber gibt es irgendeine Quelle, welche sowas erwähnt wie "Meister XY stank wie eine Misthaufen, doch spielte er wie der liebe Gott"?.
Ich kann bezeugen, dass ein berühmter amerikanischer Jazzpianist, der in D Professor ist, mal vom Pförtner einer Hochschule des Hauses verwiesen wurde mit der Aufforderung, doch wieder da hinten auf die Bank zu gehen, weil er ihn für einen Penner hielt. Und man konnte es dem Pförtner, der den Pianisten nicht kannte, nicht verübeln...
Geben tut's so was also.
 
Und man konnte es dem Pförtner, der den Pianisten nicht kannte, nicht verübeln...
Geben tut's so was also.
Mir ist ein Fall bekannt, bei dem ein emeritierter Professor in einem ziemlich ungepflegtem Zustand in der Stadt unterwegs war.
Es ereilte ihn auf offener Straße ein Herzinfarkt. Weil er keine Papiere dabei hatte wurde ihm vermutlich seitens des herbeigerufenen Rettungspersonals nicht die Aufmerksamkeit und Dringlichkeit zuteil, die nötig gewesen wäre.
Der Herr in dann kurz darauf im Krankenhaus verstorben...
 
Naja, ob es wirklich das Rettungspersonal war... Man müsste die gesamte Geschichte kennen. Wer weiß denn schon, wann (von Passanten?) der Notruf abgesetzt wurde.

Wenn ich unterm Laster gelegen habe und Schmierfett im Haar habe, bin ich auch nicht sonderlich präsentabel. Daraus folgt aber nicht, dass ich immer so aussehe.

Vorsicht mit Zuschreibungen. Und auch vermeintlich oder tatsächlich Obdachlose haben das Recht auf Hilfe. Also ruhig zum Handy greifen, wenn man mal etwas Entsprechendes beobachtet.
 
Ich hab es selbst einmal an einem stark frequentierten Bahnhof erlebt, daß ein zerlumpt wirkender älterer Herr regungslos dort lag - Kommentare der Passanten: "der Penner schläft sein Rausch aus". Als Rettungskräfte und Polizei eintrafen, konnte nur noch der Tod des Menschen festgestellt werden. Woran er starb und aus welchem Milleu er stammte, entzieht sich meiner Kenntnis, jedoch mutmaße ich daß ein graumellierter Herr mit Anzug und ordentlicher Frisur möglicherweise hätte gerettet werden können, da man hier wohl vermutet hätte, daß da irgendwas nicht stimmen kann.

Viele Grüße

Styx
 
Stilblüte, ich finde, so lange ein Schüler keinen strengen Eigengeruch hat und ansonsten gepflegt aussieht, geht es mich nichts an, wie seine Frisur oder Kleidung aussieht. Und es wäre eine Grenzüberschreitung, einen Schüler - natürlich nur mit den besten Intentionen - zum Kleidershoppen oder Friseurbesuch aufzufordern, wie oben vorgeschlagen wurde.
In einem Falle besteht dennoch Handlungsbedarf seitens der Lehrkraft: Wenn das auf Individualität bedachte Auftreten des Schülers extreme Züge annimmt, die das künstlerische und berufliche Fortkommen des angehenden Berufsmusikers nachhaltig behindern oder sogar unmöglich machen. Da ein Studium darauf angelegt ist, nach erfolgreichem Abschluss damit sein wirtschaftliches Auskommen bestreiten zu können, würde das Wegschauen der Lehrkraft das Studienziel im schlimmsten Fall ad absurdum führen.

Das könnte der Fall sein, wenn der angehende professionelle Musiker durch extrem inakzeptable Verhaltensweisen und/oder ein abstoßendes äußeres Erscheinungsbild für Geschäftspartner untragbar ist. Geschäftspartner können je nach künstlerischer Spezialisierung Schulleitungen, Veranstalter, Künstleragenturen, Wettbewerbsjurys und andere Instanzen sein, die über die Vergabe von Engagements und dergleichen mehr entscheiden.

Als ich erstmals selbst im Rahmen einer Assistenz wesentlich ältere Studenten unterrichten sollte, legte ich zunächst ziemlich dominante und herrische Züge an den Tag, bis schließlich von mir lautstark attackierte Studentinnen in Tränen ausbrachen. Noch heute bin ich meinem zuständigen Mentor dafür dankbar, dass er mir frei heraus zu verstehen gab, junger Freund, so nicht. Vermutlich wäre ich sonst auch als Ensembleleiter in der Branche nicht alt geworden, wie man so bildhaft zu sagen pflegt. Es kann Situationen geben, in denen solche Interventionen dringend geboten sind. Bei mir damals war es ganz sicher nötig und absolut angebracht.

Zurück zur optischen Seite: Model-Qualitäten sind nicht obligatorisch, angemessenes Erscheinungsbild hingegen schon. Es nützt nichts, wenn der angehende Musikpädagoge zwar fachlich kompetent daherkommt, sich aber so unangemessen präsentiert, dass seine Nichtakzeptanz auf Schülerseite vorprogrammiert ist. Davon hat keiner etwas.

LG von Rheinkultur
 

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