Sollen Klavierlehrer Erziehen?

Zitat von Stilblüte:
Eine weitere Überlegung: Warum ist es im Falle eines sich ungünstig "verhaltenden" Mitstudenten mehr meine (moralische?) Pflicht, ihn persönlich anzusprechen (wie einige hier mir ja geraten haben) wie die seines Lehrers? Weil ich mich daran störe? Ich finde nicht dass ich das tun muss, weil ich mich für diesen Menschen nicht verantwortlich fühle. Ich kenne ihn wenig und möchte das auch gar nicht und es ist mir "egal" in dem Sinne, dass es mir nicht persönlich am Herzen liegt oder wir befreundet sind.
Das sind mir zu viele Widersprüche.
Aber denke mal weiter über die Frage nach. Ich hoffe, Du findest die richtige Antwort.
 
Ja, ich denke natürlich nach. Sonst hätte ich mir das hier ja sparen können. Welche Widersprüche meinst du?
 
@Stilblüte , ich versteh da jetzt auch nicht was ganz, ich meine daß es einen graust mit einer solchen Schlampe was zu tun haben zu müssen, leuchtet mir ja ein und ist für mich auch völlig verständlich. Auf der anderen Seite erwähnst Du der wäre ned soo blöd (passt scho für mich ned so ganz zusammen, warum vernachlässigt er sich dann so, wenn er ned so blöd ist? ). Nun schreibst Du, daß Du auch mit ihm nichts zu tun haben wolltest, wenn er sich mal ein wenig pflegen würde...steckt da vielleicht ein tieferes Problem hinter?


Viele Grüße

Styx
 
Ja Styx das verstehe ich auch nicht ganz. "Nichts zu tun haben" ist negativ ausgedrückt. Uns verbindet einfach keine Freundschaft, das ist ja nichts Ungewöhnliches.
 
Ich schlage vor, wir lassen den armen Kerl und mein offenbar ungünstiges Beispiel mal außen vor. Vielleicht hat ja trotzdem noch jemand eine Ansicht zu dem, was ich oben geschrieben habe. Wir können es aber auch einfach dabei belassen.
 
Ich schlage vor, wir lassen den armen Kerl und mein offenbar ungünstiges Beispiel mal außen vor.

Ach, warum denn? Dein Beispiel ist ganz hervorragend! Weißt, ich war heute mal wieder bei einem Professor ein Instrument richten - der arme Kerl war trotz hochsommerlichen Temperaturen von 35° korrekt mit Jackett bekleidet als er von der HS kam. Und gewisse Studenten halten es nicht einmal für nötig, wenigstens etwas gepflegt daher zu kommen?

Viele Grüße

Styx
 
Für Lebens- und Stilberatung ist ein Lehrer an einer Musikhochschule zwar nicht zuständig, sollte aber schon Grenzen setzen, wenn berufliche Ziele bei ihm zugeordneten Nachwuchskandidaten offensichtlich verhaltensbedingt gefährdet oder unerreichbar sind.
Daher wäre es sinnvoll innerhalb der Ausbildung eines später im öffentlichen Leben und vor anderen Menschen stehenden Individuums ein Seminar zu veranstalten, in welchem Stilberatung und Umgangsformen zumindest angeraten werden.

Mir sind mehrere Fälle bekannt, wo Bewerber auf eine Kirchenmusikerstelle nicht aus fachlichen, sondern aus 'optischen Gründen' leer ausgegangen sind.
Toni
 
Daher wäre es sinnvoll innerhalb der Ausbildung eines später im öffentlichen Leben und vor anderen Menschen stehenden Individuums ein Seminar zu veranstalten, in welchem Stilberatung und Umgangsformen zumindest angeraten werden.

Mir sind mehrere Fälle bekannt, wo Bewerber auf eine Kirchenmusikerstelle nicht aus fachlichen, sondern aus 'optischen Gründen' leer ausgegangen sind.
Toni
Solche "Seminare" oder auch Informationsmaterial zum richtigen Auftreten vor anderen Menschen gibt es in Hülle und Fülle bereits. Eigentlich ist es auch gar nicht so schwer, sich so ansprechend zu präsentieren, dass Bewerbungen nicht bereits "aus optischen Gründen" schief gehen - wobei ich entsprechende Beispiele natürlich auch kenne (Bewerbungen um Chorleiterpositionen: Präsentation beim Probedirigat). Im Zweifelsfall gilt: Was für Führungs- und Verwaltungskräfte in Bürojobs zutrifft, ist auch bei entsprechenden Tätigkeiten im Musikbereich nicht verkehrt. Wenn man die begehrte Stelle erhalten hat, kann man behutsam ausloten, wie viel "Individualität" bei der Berufsausübung möglich ist.

LG von Rheinkultur
 
Eine Überlegung meinerseits:

Wir haben bei uns an der Musikhochschule einen Klavierstudenten, der folgendermaßen aussieht:
- Schuhe: extrem kaputte, dreckige, löchrige, ausgelatschte Chucks
- Kleidung oft sehr kaputt, ausgeleiert, nicht wirklich sauber
- Klischeehaft kommt dazu, dass er sehr lange Dreadlocks hat, die aber nicht gut gepflegt aussehen (der Ansatz sieht aus wie Kraut und Rüben).
Besonders engagiert ist er auch nicht und scheint sich um wichtige Dinge (Prüfungsangelegenheiten, Antworten auf Fragen etc.) nicht immer ausreichend zu kümmern.

Ich versuche möglichst Abstand zu ihm zu halten, weil ich ihn leider durch und durch unsympatisch finde und den Eindruck habe, mir die Hände waschen zu müssen wenn wir uns (z.B. beim 4-Händig spielen in Prima Vista) berührt haben.

Da das schon eine ganze Weile so ist, frage ich mich - sollte nicht der Professor mit diesem Studenten darüber mal sprechen (falls nicht schon erfolglos getan - das weiß ich natürlich nicht) ?
Man kann natürlich gewisse Lebenshaltungen auch im Kleidungsstil ausdrücken, aber wenn man derart ungepflegt aussieht, fällt es doch negativ auf einen selbst zurück. Wie soll das auf der Bühne werden?

Ich könnte mir jetzt "alte Meister" als Professoren vorstellen, die dann Sätze sagen wie "komm nächstes Mal ordentlich angezogen, sonst unterrichte ich dich nicht."
Oder den Gutmenschen, der vorsichtig und behutsam mal ein Gespräch entwickelt.
Oder den Geht-mich-nichts-an, der einfach Klavierunterricht macht.

Studenten sind ja nun erwachsene Menschen, die gewisse Verhaltensregeln im Leben gelernt haben sollten. Andererseits zeigt sich immer wieder, dass einige davon offensichtlich noch nicht verstanden oder angewendet werden...
interessantes Thema hier! Liebe Stilblüte vor kurzem war ich in Deutschland mit meinem Sohn in einem Kleidergeschäft, der Verkäufer dort sah genau so aus wie die von Dir beschriebene Person auch mit langen verfilzten Dreadlocks.
Der junge Mann kam zu mir und fragte mich sehr freundlich ob er mir behilflich sein könnte. Meine Antwort :" ich suche etwas für meinen Sohn und sie." darauf fing der an laut zu lachen und wir kamen ins Gespräch. Er studiert an der Musikhochschule in Freiburg und verdient sein Geld in dem Kleidergeschäft.
Ich wollte zum Entsetzen meines Sohnes wissen wie man seine Haare so verfilzen kann.
Er hat wahrgenommen, dass mich dies interessiert und ich mich nicht über ihn lächerlich machen will. Liebe Stilblüte, die Haare werden mit Kernseife behandelt und gedreht, damit diese "schön" bleiben, sollten die jeden Tag mit Kernseife gewaschen werden.
Ich wollte auch wissen warum er so kaputte Schuhe und Kleider trägt, schlussendlich bestätigte sich meine Annahme, ein Widerstandssymbol gegen das Spiesertum, dies
machte der junge Mann mir noch sympathischer.
Als ich die Klamotten meines Sohnes bezahlte, drückte ich dem zukünftigen Musiker
200.- Euro in die Hand, mit der Bemerkung,für Konzerte soll er sich ein schönes Hemd und Hose kaufen, er strahlte wie ein Engel.
Liebe Stilblüte versuch doch mal den Studenten von einer anderen Seite zu betrachten, dies könnte beiden helfen.
 
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Liebe Destenay, toller Beitrag!
In jedem Menschen wohnt ein bestimmter Charakter, und der drückt sich auch über Kleidung aus.

Reglement und Strenge seitens der Lehrperson würden hier nur Vertrauen beschädigen und keinem wäre geholfen.
Sollte der Kommilitone selbst bemerken, dass ihm sein Aussehen wichtige Auftritte versagt, dann wird er sich vielleicht verändern wollen.

Jeder Künstler hat seine eigene Vorstellung von dem, was er repräsentieren will.
Vielleicht wird er in einer Reggae-Band durch die Welt touren und mehr verdienen als all die gut gekleideten Mitstudenten.
Wer weiss das schon.
 
interessehalber eine Frage
muss man sich für dieses hehre Ziel mit einem Klavierstudium altertümlicher E-Musik abplagen? oder ginge das auch (bequemer) anders?

Der Clayderman hat doch auch am Pariser Konservatorium studiert. Und ob ihm ein vergleichbarer Erfolg (zumindest im monetären Bereich) mit Chopins Etüden oder Liszts Sonate gelungen wäre, kann ich nicht so recht glauben.
 
Der Clayderman hat doch auch am Pariser Konservatorium studiert. Und ob ihm ein vergleichbarer Erfolg (zumindest im monetären Bereich) mit Chopins Etüden oder Liszts Sonate gelungen wäre, kann ich nicht so recht glauben.
naja, der Clyderman hatte seine Erfolge - was auch immer man davon halten mag - an den Tasten, wie übrigens auch Liberace - - - aber Reaggea solistisch am Klavier, so richtig mit Erfolg voll in den Charts: gibt´s sowas?
...natürlich kann man Klavier sturieren, egal mit welcher Frisur, und dann statt am Klavier die Brötchen als Außenminister einer "Weltmacht" verdienen (soll jedenfalls vorgekommen sein)
 

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