Silent Piano vs. Digitalpiano

pepschmir

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30. März 2015
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Hallo allerseits!

Ich hatte jahrelang mit dem Gedanken gespielt das Klavierspielen zu erlernen. Vor ca. 3 Monaten habe ich mich nun endlich dazu durchgerungen damit zu beginnen. Ich habe es bisher absolut nicht bereut und übe auf einem Digitalpiano (Kawai ES-7) mit der russischen Klavierschule, abwechselnd mit dem Heumann 1 und den ersten Seiten aus Bluespiano von Tim Richards; bisher ohne Lehrer. Bin ganz zufrieden mit den Fortschritten seitdem (ca. 10 Stunden Übungszeit pro Woche). Spiele fast ausschließlich über Kopfhörer (Beyerdynamics DT990). Damit ist der Klang deutlich besser als über die internen Lautsprecher. Ausserdem möchte ich als Mieter in einem Mehrparteienhaus die Nachbarn beim Üben nicht stören.

Ich hatte nun vor kurzem zum ersten Mal die Möglichkeit auf einem echten Klavier zu Üben (nur ca. 2 Stunden) und habe erkannt das dies doch einen erheblichen Unterschied hinsichtlich Klang und auch Bespielen macht. Die Tasten vom Kawai finde ich aber ganz hervorragend, nahezu identisch zum Echten (bin natürlich nur Anfänger und kein Rubinstein). Da ich bei mir leider in den nächsten Jahren unmöglich ein rein akustisches Klavier hinstellen kann habe ich mich im Netz etwas informiert.

Es gibt ja diese echten Klaviere, beispielsweise das Kawai K-500, welche eine Silentfunktion bereithalten. Ich bin nun wirklich kein Technik-Ass und frage mich wie das im lautlosen Kopfhörerbetrieb funktioniert. Daher komme ich endlich zu den Fragen in meinem ersten Thread im Forum:

- Wird bei diesen Silent-Pianos im Stummbetrieb lediglich auf Digitalpiano umgeschalten? Oder bekomme ich den echten Sound des Klaviers auf den Kopfhörer übertragen? Wie soll das funktionieren, der Ton kann sich ja nicht übers Gehäuse ausfalten oder ist die Elektronik so gut?

- Wie wird die Anschlagstärke gemessen und wiedergegeben? Werden hier die Hämmer irgendwie gebremst und aufgezeichnet oder wie muss man sich das vorstellen?

- Lohnt sich eure Einschätzung nach so eine Anschaffung überhaupt?

Vielen Dank für eure Infos,

mfg
pep
 
- Wird bei diesen Silent-Pianos im Stummbetrieb lediglich auf Digitalpiano umgeschalten? Oder bekomme ich den echten Sound des Klaviers auf den Kopfhörer übertragen? Wie soll das funktionieren, der Ton kann sich ja nicht übers Gehäuse ausfalten oder ist die Elektronik so gut?

- Wie wird die Anschlagstärke gemessen und wiedergegeben? Werden hier die Hämmer irgendwie gebremst und aufgezeichnet oder wie muss man sich das vorstellen?

- Lohnt sich eure Einschätzung nach so eine Anschaffung überhaupt?

ad 1. Du bekommst den Digisound. Und auch de mangelnde Dynamik etc - aber hast die original Tastatur.

ad 2. Kann ich nicht beantworten. Die Hämmer werden aber nicht gebremst, sondern prallen auf eine Stoppleiste.

ad 3. ICh würde immer lieber zweigleisig fahren: Digi und normales Klavier. Begründung: Bei nahezu allen Silents verschlechter sich das ppp-Spiel im normalen Betrieb. Manchen (mich) störts, manche nicht. Außerdem ist Silent "Technik" - d.h. es zahlt sich aus, ein neues Klavier oder ein fast neues zu kaufen. Damit ist Dir der ganze Markt der sehr guten Gebrauchten verschlossen. Nachrüstung ist immer teurer als ein ganzes Digi und kommt (angeblich) nicht an die Qualität der Original-Silents vom Platzhirschen Yamaha (verbaut auch bei anderen Herstellern, wie z.B. Schimmel) heran. Nachrüstung von Y.-Silentsystemen ist nicht möglich.

Gegen diese Lösung spricht der Platzverbrauch und die "Nicht-Original-Tastatur" des Digis. Sonst eignetlich nichts.
 
Hi,

die Hämmer werden halt einfach angestoppt und dann mit normalen Sensoren wie beim Digi die Velocity-Werte abgegriffen.
Du schaltest also vom Akkustikmodus komplett in den Digimodus um, die Saiten werden nicht mehr angeschlagen und der Sound dann genaus elektronisch erstellt wir beim Digi.

Sicher eine nette Sache wenn man nicht viel Platz hat, aber ich sehe das auch so, dass diese Art von Hybrid evtl. ungeschickt ist. Der Gebrauchtmarkt für Silentpianos ist deutlich kleiner als normale Akkustische und dann sind oft sehr alte Anlagen verbaut (schneller Fortschritt dort immer noch).

Lieber Akkustik + Silent, hast ja auch schon ein gutes Stage.

Wenn Dir der Sound auf die Nerven geht, schau mal die anderen Threads zu Software-Instrumenten an, die oft deutlich besser klingen. Je nach Computerausstattung kannst Du da für 200-300 Euro richtig was verbessern, z.B. mit Ivory II.

Viele Grüße,
André
 
Hallo pep,

das Klavier wird "Silent", indem die Hämmer daran gehindert werden, dass sie auf die Saiten treffen. Stattdessen schlagen sie auf eine Filzleiste. Das heißt, das Klavier ist dann nicht komplett still, sondern man hört noch die Geräusche der Mechanik und den Anschlag auf die Leiste. Je nach System wird die Leiste über einen Hebel oder auf Knopfdruck eingefahren.

In diesem Modus übernimmt nun die Elektronik die Klangerzeugung und Du kannst über Kopfhörer spielen. Der Klang wird genau gleich wie bei einem Digitalpiano erzeugt.

Die Anschlagsstärke wird mit Sensoren gemessen. Je nach System befinden sich die Sensoren unter den Tasten und/oder an den Hämmern. Die nachträglich eingebauten Systeme tasten nur die Tastenbewegung ab, ich glaube bei Yamaha und Kawai wird zusätzlich noch die Hammergeschwindigkeit gemessen.

Prinzipiell kann man jedes Klavier nachträglich mit Silent ausrüsten. Das mache ich auch des öfteren. Wenn man den Klang dieser Systeme mit einem aktuellen Digi vergleicht, dann ist die Klangerzeugung des Digis besser. Für nächtliches Üben, wenn man trotzdem noch viel akustisch spielen kann, ist das ok.

Wenn man auf einen sehr guten Klang beim Leise spielen wert legt, dann ist es besser, man kauft ein Kawai oder Yamaha Klavier mit ab Werk eingebautem Silent. Diese haben jeweils die gleichwertige Digitaltechnik eingebaut wie ihre aktuellen Digitalpianos.

Ob sich das ganze lohnt kommt darauf an, wie viel wert Dir der echte Anschlag im Silent-Modus ist. Alternativ könntest Du auch das ES-7 behalten und ein akustischen Instrument zusätzlich kaufen. Ist dann natürlich die Frage, ob Du den Platz für beides gemeinsam hast.

Viele Grüße
Martin
 
Hi,

jetzt kommt noch der absolute Befürworter der Silent-Technik. ;-)

Allerdings habe ich einen Silent-Flügel (natürlich von Yamaha) und kein Silent-Klavier und ich habe auch ein DP. Ich glaube, daß einige hier die Silent-Technik beurteilen, obwohl sie nur ein DP haben. Sie ziehen mMn den falschen Schluß, daß ein Silent-Piano im Silent-Modus das gleiche wie ein DP sei.

Bei der aktuellen Yamaha-Technik bleibt das gesamte Anschlagverhalten der akustischen Mechanik praktisch unverändert. Bei einem DP wird das Anschlagverhalten mehr oder weniger aufwändig nur simuliert.
Bei den sehr teuren DPs mit sehr aufwändiger Mechanik stelle ich mir immer die Frage warum sie eigentlich nicht noch Saiten montieren! ;-)

Insgesamt kommt es einfach auf die eigene Nutzung an. Wer hauptsächlich akustisch üben und spielen will und kann, für den ist die Silent-Technik mMn die richtige Wahl, da man dann im SIlent-Modus sehr nah am originalen mechanisch/motorischen Verhalten des Pianos üben kann.

Ich habe es schon oft geschrieben, der simulierte Klang ist dabei mMn relativ egal, da es sowieso mehr auf die Haptik und die Response der Tastatur ankommt. Man kann sogar sehr gut ganz ohne Klang üben, da die Tastatur auch ohne Klang eine klare Rückmeldung gibt. Das ist gleichzeitig auch sehr gut für die Entwicklung der inneren Klangvorstellung.

Noch eine Anmerkung:
Alle (meines Wissens) aktuellen Systeme zur Abnahme der Spieldaten auf der Tastatur messen die Geschwindigkeit des Hammers oder der Taste. Das ist physikalisch auch korrekt, da die Geschwindigkeit des Anschlags die Lautstärke bestimmt.

Gruß
 
Vielen Dank für eure Antworten. Ich warte jetzt noch etwas ab. Denke aber das es dann zusätzlich zum DP auf ein akustisches Klavier hinauslaufen wird. Dann muss ich halt mit meinen Nachbarn sprechen und Übungszeiten ausmachen. Am Abend / in der Nacht dann mit dem Digitalen. Danke auch für den Hinweis zu Ivory II. Hatte ich noch garnicht daran gedacht dass ja in die Richtung auch was geht.
 
Kauf Dir aber ja kein Klavier mit Moderator, wegen der veränderten Auslösung, halb Deutschland kann nämlich auf den Dingern nicht ordentlich ppp spielen ...
 
Ich denke, du solltest erstmal losgehen und die besseren Digis testen:

Kawai CA65/67/95/97
Yamaha Clavinova
Kawai MP11
Roland RD800

Das ES7 repräsentiert nämlich mitnichten den Stand der Technik. Sowohl bei Tastatur als auch Klang gibt es Besseres.

Für Pianoteq, Ivory II & Co existiert sogar eine spezielle Tastatur ohne eigene Tonerzeugung:

Kawai VPC1

Die kostet nicht ohne Grund genauso viel wie das komplette ES7.
 

Die teureren Digis sind sicherlich ein bisschen besser, aber immer noch kein Ersatz für ein richtiges akustisches Klavier. Ich würde beim ES-7 bleiben und als Ergänzung ein akustisches Klavier suchen.
 
Die teureren Digis sind sicherlich ein bisschen besser
Du kannst dir ja 'ne 3000€-Chinagurke hinstellen und dann sagen:
So ein Steinway D ist sicherlich ein bisschen besser.
:-D

Das ES7 war Kawais kleinstes Modell (bevor mit dem ES100 die Latte nochmal tiefer gelegt wurde). Es ist auch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Ein paar japanische Digis mit zeitgemäßer Holztastatur sollte man schon mal getestet haben. Die Auftragsarbeiten aus China und Indonesien sind halt eher kostenoptimiert und kompromißbehaftet.
 
Bin da grade auch noch über die scheinbar recht neue TransAcoustic Technologie von Yamaha gestolpert. Hat jemand schon Erfahrungen mit so einem Instrument? Testberichte in den Medien (was man per google halt so findet) sind ja überwiegend positiver Meinung darüber. Wie macht sich da der DP-Klang? Ist ja nicht gerade günstig, aber eventuell auch noch eine Alternative? Freue mich auf Meinungen.
 
TransAcoustic dreht sich nur ums Laut-Spielen. Deine Nachbarn haben also auch was davon. Auf den Kopfhörerbetrieb hat das keine Auswirkungen.
 
Das schon. Aber dabei ist ja auch davon die Rede dass die Lautstärke reguliert werden kann. So hellhörig ist die Wohnung dann auch nicht, nur halt mit akustischem Instrument nicht möglich.
 
TransAcoustic dreht sich nur ums Laut-Spielen. Deine Nachbarn haben also auch was davon. Auf den Kopfhörerbetrieb hat das keine Auswirkungen.

TransAcoustic dreht sich wohl eher ums Leise-Spielen, aber halt nicht über Kopfhörer sondern über den Resonanzboden und da gibt es eine nicht allzu kleine Zielgruppe die da ganz begeistert davon sind.
Ich verkaufe gerne und durchaus erfolgreich hochwertige Digis aber ich verstehe nicht wie man penetrant jemandem der ein gutes Klavier sucht und von selbst bemerkt daß ein Digi kein Klavier ist dauernd von einem Digi überzeugen muß.
 
TransAcoustic dreht sich wohl eher ums Leise-Spielen, aber halt nicht über Kopfhörer sondern über den Resonanzboden und da gibt es eine nicht allzu kleine Zielgruppe die da ganz begeistert davon sind.
Ich verkaufe gerne und durchaus erfolgreich hochwertige Digis aber ich verstehe nicht wie man penetrant jemandem der ein gutes Klavier sucht und von selbst bemerkt daß ein Digi kein Klavier ist dauernd von einem Digi überzeugen muß.

Es ist ja nicht weniger penetrant wenn Leute - die nach Rückfragen offensichtlich seit Jahren kein aktuelles Top-Digi mehr in der Hand hatten oder haben wollen - permanent in jedem Thread den Digis jegliche Qualitäten absprechen und behaupten, dass selbst die mieseste Akkustikgurke viel besser sei.

Er hat ja nur vorgeschlagen, dass evtl. mal jenseits des ES7 etwas anderes angespielt werden soll um sich ein Gesamtbild zu verschaffen. Das finde ich in einem Forum mit vielen Meinungen recht legitim.
 


Klingt sehr vielversprechend. Mal schauen ob ich das im Musikhaus anschauen kann..
 
TransAcoustic dreht sich wohl eher ums Leise-Spielen, aber halt nicht über Kopfhörer sondern über den Resonanzboden und da gibt es eine nicht allzu kleine Zielgruppe die da ganz begeistert davon sind.
Ich verkaufe gerne und durchaus erfolgreich hochwertige Digis aber ich verstehe nicht wie man penetrant jemandem der ein gutes Klavier sucht und von selbst bemerkt daß ein Digi kein Klavier ist dauernd von einem Digi überzeugen muß.
Ich weiß nicht, ob es dir bekannt ist, aber ein TransAcoustic ist im Leisebetrieb auch nur ein Digi. :-D

Der OP fragte frei von jeglichen Vorkenntnissen, ob es die Vorteile von klassisch mechanisch-akustischer Klangerzeugung auch in leise oder auf dem Kopfhörer gibt. Und die Antwort lautet ganz klar Nein, und das muß man eben auch deutlich herausstellen, weil sonst falsche Erwartungen geweckt und enttäuscht werden.

Sobald ein Hybridklavier in den Leisebetrieb geht, wird, egal ob durch Silent-Kopfhörer- oder Transacousticbetrieb, ist es ein Digitalpiano und spielt sich damit auch wie eines.

Nun kann es durchaus sein, daß jemand damit zufrieden ist. Dann sollten eben bessere Digis als das ES7 mit Resonanzboden getestet werden, wie das schon erwähnte CA97. Man braucht nämlich den wartungsbedürftigen akustischen Kracherzeuger nicht mitkaufen, wenn man das seinen Nachbarn eh nicht zumuten will.
 

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