Sich von den Stücken "distanzieren"

Hallo!
Ehrlichgesagt bin ich total verwirrt und weiß garnichtmehr, was ich nun machen soll.
Zum Einüben distanzieren: Da mag es sicherlich sinnvoll sein. Das mache ich auch in der Regel so.
Allerdings war es in diesem Fall so, dass technisch keine Probleme sind und es wirklich rein um die Interpretation ging.

Zu meiner Lehrerin sei noch gesagt, dass sie sehr, sehr perfektionistisch ist. Sowohl was die Technik anbelangt, als auch das Musikalische. Selbst gibt sie auch Konzerte (kann also nicht so schlecht sein ;) ).
Manchmal muss ich auch die selben 2/3 Takte 20 Mal spielen, bis sie damit zufrieden ist. Allerdings hat sie auchmal gesagt, dass mir noch ein Stück Lebenserfahrung fehlt und ich deshalb manche STücke nicht verstehen könnte, selbst wenn ich wollte.
Vielleicht meinte sie es darauf bezogen? (Also lieber erstmal distanziert spielen und später, wenn ich die "Lebenserfahrung" habe, nochmal "richtig" die Musikalität in Angriff zu nehmen...)

Beim nächsten Mal werde ich sie nochmal darauf ansprechen...

mfg
 
, dass mir noch ein Stück Lebenserfahrung fehlt und ich deshalb manche STücke nicht verstehen könnte, selbst wenn ich wollte.
junge junge, nicht dass es mir zustehen würde eine Klavierlehrerin zu kritisieren, aber was die alles vom Stapel lässt...
Was spielst du denn für Stücke die so schwer zu verstehen sind, dass man sich lieber davon distanziert? Was von Arnold Schönberg? Wieso spielt ihr dann nicht Stücke die eingänglicher sind?

Und zu Gefühl beim spielen nochmal: Wieso sollte man bei Einbringen von Emotionen schlechter spielen? Na klar darf man bei kaum Stücken vor Ekstase hemmungslos in die Tasten dreschen - macht sich oft nicht so gut, aber das Eine -Gefühl- und das Andere -Technik- schließen sich nicht gegenseitig aus. Bei einer guten Interpretation herrscht eine audgewogene Balance zwischen beidem. Wenn man eine/n liebevoll umaramt oder küsst (hach :rolleyes:), zerquetscht man sie/ihn ja auch nicht gleich.
 
super Vergleich, Christoph ;-)

Absolut zutreffend.

(mit schlechter Technik kann man gar nicht richtig ausdrucksvoll spielen :rolleyes:)
 
Hallo!
Sie meinte, dass mein Verständnis für Brahms und Bach noch kommen wird (mit der Lebenserfahrung). Spielen musste ich von den beiden trotzdem etwas, weil es sich eben so gehört (Mozart finde ich auch absolut scheußlich (jaja, erschlagt mich ruhig), aber muss auch etwas von ihm spielen, weil man das nunmal "muss").

Mit den Emotionen ist es nun nicht so, dass ich "vor Ekstase hemmungslos in die Tasten dresche". Eher im Gegenteil: Ich bin immer furchtbar verkrammpft und steif, weil es mich total nervös macht, wenn da jemand neben mir sitzt und zuhört. Vielleicht meinte sie ja auch nur, dass ich nicht so nervös sein soll!? Naja, jedenfalls sagte sie immer:" Ganz ruhig, mach dir keinen Stress, bleib ruhig!" :rolleyes:

nunja
 
Ich bin immer furchtbar verkrammpft und steif, weil es mich total nervös macht, wenn da jemand neben mir sitzt und zuhört. Vielleicht meinte sie ja auch nur, dass ich nicht so nervös sein soll!? Naja, jedenfalls sagte sie immer:" Ganz ruhig, mach dir keinen Stress, bleib ruhig!" :rolleyes:

nunja

Diese Aussage macht nun für mich schon sehr viel mehr Sinn. Sich distanzieren im Sinn von "sich nicht von dem Stück lähmen lassen". In dem Sinn wäre es eigentlich ein guter Rat. Ruhig bleiben, kein Stress, Lockerheit in Fingern, Hand- und Armgelenken, das ist schon erstmal die Voraussetzung, daß die Emotionen auch bis zu den Tasten vordringen können - und nicht irgendwo auf dem Weg dahin abgemurkst werden.
 
Hallo an alle,

ich glaube eher, dass man die Gefühle bewußt hervorrufen muß,
nicht unbedingt seinen eigenen Gefühlen freien Lauf lassen,
sondern versuchen, die Gefühle des Zuschauers/Zuhörers zu cachen.

Wenn man zB ein Stück so gefühlvoll spielt, dass Zuhörer anfangen, zu weinen,
dann ist es gut gespielt, oder?

Aber erschrecken oder verwirren sollte man nicht.

Egal wie - professionell hin oder her.
Wenn man die Zuhörer erreicht und etwas Besonderes hat,
dann ist es gut.
 
Wenn man zB ein Stück so gefühlvoll spielt, dass Zuhörer anfangen, zu weinen,
dann ist es gut gespielt, oder?

Aber erschrecken oder verwirren sollte man nicht.

Irgendwas läuft falsch, wenn die Zuschauer auf der Eins klatschen, ansonsten:

Man sollte Zuschauer zum Flennen bringen, erschrecken oder nach Herzenslust verwirren,

- wenn's denn der Intention des Komponisten entspricht und man ihr folgen will/kann (ein(!) Ziel des Profis),

- oder wie's einem gerade lustig ist (die Freiheit des Hobbyisten, darunter gibt's auch welche - wie mich - mit gelegentlichem Drang zum intensiven Gefühlsausdruck, wenn man könnte bis zur Peinlichkeit ;-) ), aber das ist nicht professionell sondern intim.

So viele Poster, so viele Meinungen...

Manfred
 
Allerdings hat sie auchmal gesagt, dass mir noch ein Stück Lebenserfahrung fehlt und ich deshalb manche STücke nicht verstehen könnte, selbst wenn ich wollte.
Paperlapap, also... das finde ich überzogen.

Es gibt, denke ich, Empfindungen(Einstellungen?), die erst ältere Menschen haben, z. B. hilflose Freude, destruktive Trauer, wer gläubig wird... und je nachdem findet der Interpret im selben Notentext mal dieses, mal später jenes. Könnte! sein, der Komponist hat im hohen Alter es so oder so oder so gemeint und Deine Klavierlehrerin weiss es sogar und hat es nicht! hineininterpretiert.

Aber es sind nur Noten, fülle sie mit dem Inhalt, den Du ihnen jetzt! geben willst.

In 20 Jahren sagst Du dann der Plattenfirma, Du willst es nochmal einspielen und interpretierst es anders. Und Deiner Klavierlehrerin nun, sie möge sich solange gedulden ;-)

Sei und werde.

LG Manfred
 

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