Sich in Musik einfühlen können

So wäre es einfach wunderschön, wenn mehr Menschen mit klassischer Musik in Kontakt kommen würden und nicht nur die meistenteils "oberen" Schichten.

Viele Grüße

chiarina

100% Zustimmung!

Leider besteht das Publikum der Philharmonie bei klassischen Aufführungen nach meinen Beobachtungen zu mindestens 80% aus asiatischen Musikhochschülern und Besuchern jenseits der Fünfzig.:(

Man mag einfach nur hoffen, dass die klassische Musik nicht in die vollständige Bedeutungslosigkeit abdriftet. Würden Länder, Städte und Kommunen hier nicht ergebliche Subventionen leisten, wäre wohl kaum noch etwas von Aufführungen klassischer Musik übrig...

Grüße
Musicus
 
Nein, das denkt er eben nicht. Im 2. Video geht es nämlich nur um den Unterschied der Aufführungspraxis von Andre Rieu und beispielsweise den Wiener Philharmonikern und welche Interpretation authentischer ist.

Du solltest dir das von dir verlinkte Video noch einmal ansehen! Am Ende sagt Herr Kaiser sinngemäß, es wäre den sogenannten modernen (klassischen) Komponisten heutiger Tage - Ligeti und Riehm werden hier genannt - nicht möglich, ihr Kunstverständnis, welches sich auf jahrhundertelanger Tradition klassischer (Kunst-)Musiksprache gründet, auf Basis der heutigen Popularmusik weiterzuentwickeln, die Popmusik also als etwas geniales zu begreifen und "weiterzukomponieren" wie man damals mit der Musik Johann Strauss' machte.


Aber Qualität hat nichts damit gemeinsam, ob etwas besser ist oder nicht. Wie definierst du denn Qualität speziell in der Musik? Wenn ein Stück die meisten Noten enthält? Wenn das Stück durch den ganzen Quintenzirkel jagt? Wenn das Stück möglichst kompliziert und unverständlich ist? Wenn es etwas neues ist?

Das ist in dieser Form natürlich nicht zielführend, aber ganz daneben geht es dennoch nicht. Musikstücken wird meistens eine höhere Qualität bescheiningt, wenn sie harmonisch oder formal kühn anmuten, sich einer interessanten und kunstvollen Tonsprache bedienen, keinem 'Verschleiß' unterliegen, d.h. unerschöpflich sind und sich in ihnen immer wieder neue Aspekte ausmachen lassen. Oft sind sie ihrer Zeit voraus und brechen mit Konventionen.
Für mich ist gute Musik außerdem ehrliche Musik! Sie schielt nicht auf Affekt und Kommerz sondern entsteht in erster Linie aus einem künstlerischem Selbstverständnis heraus und entspricht dem Bedürfnis des Künstlers sich auszudrücken und mitzuteilen.
Dazu muss der Künstler natürlich eine Vorstellung davon haben, was er sagen will und wissen wie er die Sprache der Musik einsetzt um diese Idee zu kommunizieren.

Noch ein Wort zu Beethoven und Rachmaninoff: Man muss eine Komposition glaube ich immer im Kontext ihrer Zeit betrachten, wenn man von Qualität sprechen will!
 
Ich kann in dieser Hinsicht Hasenbein und Rolf vollkommen recht geben.
Dieser seltsame Sonderstatus, der scheinbar nur der Musik attestiert wird, dass dort nichts schlecht sein kann, weil alles jemandem gefallen könnte, verwundert mich immer wieder.

Dann wollen wir nicht von "schlecht", sondern "minderwertig", oder etwas milder: "ausgedünnt" reden. Oder wie soll man es sonst bezeichnen, wenn ein Musikstück sich mit banalsten Floskeln versucht über Wasser zu halten.
Unbestreitbar ist sicherlich, dass auch banales einen schönen klanglichen Effekt haben kann. Innerhalb einer Komposition kann derartiges sogar eine tiefere Aussage besitzen. In der überwiegenden Popkultur ist dies aber bereits die gesamte Komposition und weiter nichts. Ein nebenbei etwas lustiges Beispiel, was es das "ausdünnen", oder doch eher schamloses kopieren betrifft kann man sich hier anhören. Whtiney Houston meets Rachmaninov. (Nebenbei gemerkt, gibt es einen Unterschied, anderen Komponisten eine Ehre zu erweisen und ein Thema von ihnen zu zitieren, oder aber ohne jegliche Erwähnung dieses für sein eigenes Lied auszuschlachten)
http://www.youtube.com/watch?v=b54gIJ5lHAc

Zudem lässt sich heute ja der Trend beobachten, dass Musik eben nicht mehr geschrieben wird, um sich auszudrücken, oder alte Traditionen zu erneuern bzw. zu brechen, sondern hauptsächlich Zwecksgebunden. Werbung; Film; "Kundenorientiert". Sony Bmg und ähnliche fabrizieren ja im Rekordtempo tausende Bands für den jeweiligen Genre-Bereich, der bei den Jugendlichen gerade "in" ist.

Und Hasenbeins Vergleich mit der Religion fand ich nicht so abwegig. Er bezeugt doch davon, dass Menschen in ein gewisses Umfeld geboren werden. Die meisten Leute besitzen einen Fernseher und Jugendliche gehen dieser Beschäftigung auch gerne nach. Der erste Kontakt, den man sich zunächst nicht wirklich frei aussuchen kann, ist bei vielen eben jener mit den Charts bzw. gängigen Popgruppen.

Natürlich gibt es schöne und gute Ausnahmen. Wo der Name "Mathew Bellamy" fiel, musste ich auch spontan daran denken, dass er im Kindesalter Klavierunterricht genommen hatte, es aber dann sein lies und sich doch "neueren" Wegen widmete. Ist ja auch alles wunderbar, mir sagt die Musik die er macht sehr zu und er ist eindeutig ein begnadeter Musiker und Sänger. Zeigt aber, dass er sich mit viel anderer Musik schon sehr lange auseinandergesetzt hat. Mir scheint die einzigen Möglichkeiten der "Wiederverwertung" des Popgenres und auch anderer sind "feats" und "remixes" und Coverversionen, die möglichst "originell" klingen sollen.

Niemand wird also leugnen, dass es begnadete Talente gibt in diesen Genren die auch komplexere Musik machen. Aber im Vergleich zur Gesamtmaße sind sie eindeutig der kleinere Teil.

Insofern kann ich mir nur Chiarinas geäußertem Wunsch anschließen, dass Klassik viel mehr Leuten zugänglich gemacht wird. Wer wird schon irgendwelche Vorkenntnisse brauchen, um von der 5. Symphonie Beethovens Beispielsweise bis ins Mark erschüttert zu werden?

Schönen Gruß, Raskolnikow
 
Wenn ich mit runtergekurbeltem Fenster, Arm raus, Sonnenbrille auf und Anlage aufgedreht eine Beethovensonate abspielen lasse, werde ich angeguckt als sei ich von einem anderen Planeten...:D

Ich habe den Mut dieses Autofahrers bewundert, - denn sogar ich habe ihn zunächst angeschaut, als käme er von einem anderen Planeten. Aber im Grunde hat er vollkommen recht. Fenster runter, Beethoven auf volle Lautstärke! :D

Grüße von
Fips
 
Hmmmmm


Da gab es am musikwissenschaftlichen Institut zu Frankfurt
mal eine Dame, die schrieb ihre Doktorarbeit über vierhändige
Klaviermusik (so vom 18ten bis ins 20te Jahrhundert).
Sie bat mich, ihr behilflich zu sein. Gutmütig, wie ich
nunmal bin, sagte ich zu: das Project dauerte zwo Jahre,
in denen ich mit ihr im Durchschnitt zwomal die Woche je
4 bis 5 Stunden die gesamte Literatur, die sie beschafft
hatte, vom Blatt spielte (wg. der schieren Menge an Zeuchs
war tatsächlich lediglich ein einmaliges Durchspielen eines
jeden Stückes machbar).
Man macht sich heutzutage, auch als "gebildeter" Musiker
gar nicht mehr so recht klar, daß die Namen, die heute der
sogenannten klassischen Musik geläufigerweise zugeordnet
werden, lediglich die Spitze des Eisbergs sind.
Man glaubt überhaupt nicht, was alles als gedruckte Musik
auf den Markt kam - ich bin froh, daß ich das allermeiste,
was ich während dieses Vierhändig-Marathons zu Kenntnis
nehmen mußte, heilsam verdrängt und vergessen habe....

Weswegen eine Diskussion Klassische Musik - annere Musi,
schlechter - besser, komplex - viel weniger komplex, uswusf.
in den allermeisten Fällen ganz einfach auf falschen Grundlagen
aufbaut - Rezeptionsschwierigkeiten, sozusagen,

Im Übrigen kann man durchaus Bach - Hendrix, Mozart - Led Zeppelin,
Schubert - Eminem, Mendelssohn - Cocker, Chopin - Janis Joplin,
etcppp. durcheinanderhören. Mach ich dauernd....

Allerdings ist Eines richtig: Die Qualität einer Musik erkennt
man im Vertrauen auf das eigne Gefühl. Das ist nämlich, konträr
zum weitverbreiteten Vorurteil, nicht etwa irgendwas Diffuses,
sondern so ziemlich das Feinste und Genaueste, worüber wir
verfügen.


gruß

stephan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
adnote zur Phänomenologie:

in den 80er Jahren gab es zunehmend Probleme mit unerwünschten Randgruppen, die sich im Einzugbereich der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofes aufhielten. Alle polizeilichen Maßnahmen zur "Säuberung" versagten.
Da kam die Bahnhofsverwaltung auf die Idee, die "Problemzone" mit klassischer Musik, zu beschallen. Es stellte sich augenblicklich der erwünschte Erfolg ein.
Die Anziehung von erwünschtem bürgerlichem Publikum blieb allerdings aus.
Im beschallten Areal sieht man nur eilig durchziehende Menschen

Die abschreckende Wirkung der klassischen Musik und der gedankenlose Konsum von nebenbei laufender seichter Berieselung ist ein Zeichen unsere Zeit.
Absurd in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass es einen privaten Radiosender gibt, der sich "Klassik-Radio" nennt, aber selbst beim besten Willen nichts mit klassischer Musik zu tun hat.

Der Berieselung mit banaler Musik kann man sich kaum entziehen. Es gibt Menschen, die danach süchtig sind.
Meinen Urlaub verbrachte ich auf einer Nordseeinsel ohne Autoverkehr. Dort lief morgens beim Frühstück, das Radio mit ständigen Verkehrsfunk.
Als ich in die Runde fragte, ob es stören würde, wenn das Radio ausgeschaltet würde, kam lauter Protest.

Ich denke, die Fähigkeit sich mit Musik auseinanderzusetzen und sich einzufühlen lernt am durch Sozialisation, im Elternhaus via Musikunterricht, aber auch durch durchaus zufällige Begebenheiten.

Auf einer Klassenreise mit 17 hörte ich zum ersten Mal in meinem Leben in Passau eine Kirchenorgel. Ich war wie hypnotisiert vom Klang, zumal der Organist " A Whiter Shade of Pale" von Procol Harum in einer leicht verfremdeten:D Form spielte. Als ich dann hörte, das es in Wirklichkeit die Orchestersuite No 3 von Bach war, verstand ich die Welt nicht mehr.
"Bach ist ja doch gar nicht so schlecht", dachte ich.
Seitdem höre ich Bach.
Ich sammle Bach Kantaten.
Seitdem weiß ich, dass es grauenhaft un-inspirierte und grandiose Interpretaionen gibt.

Ich reagiere extrem sensibel auf Interpretationen. Die Goldberg Variationen von Gould erreichen mich nicht, die Interpretation von Murray Perahia ist so überirdisch tief, dass ich heulen könnte.

Ich habe versucht, mir die weitere klassische Musik, speziell die Wiener Klassik, die so erfolgreich in der Wandelhalle des Hauptbahnhofes eingesetzt wird, zu erschließen. Oper auch.
Als "Zwangsernährung" seit über 30 Jahren. Bisher keine Chance.

Aber seit ich angefangen habe Klavier zu spielen, tut sich wieder etwas auf.
Neulich, zufällig auf Beethovens banale? "Mondscheinsonate" gestoßen. Und jetzt dürft ihr alle mal über mich lachen.
"Beethoven ist ja doch gar nicht so schlecht", dachte ich.

NewOldie
 
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Allerdings ist Eines richtig: Die Qualität einer Musik erkennt
man im Vertrauen auf das eigne Gefühl. Das ist nämlich, konträr
zum weitverbreiteten Vorurteil, nicht etwa irgendwas Diffuses,
sondern so ziemlich das Feinste und Genaueste, worüber wir
verfügen.

Das sehe ich genauso. Man muss es nur fühlen können, dieses Gefühl...

Als "Zwangsernährung" seit über 30 Jahren. Bisher keine Chance.

Wie ist das denn gemeint? Zwangsernährung? Kein Wunder, dass du keinen Zugang gefunden hast. Aber vielleicht verstehe ich hier irgendetwas falsch.

Grüße von
Fips
 
Abgesehen davon, daß "Für mich..." erstmal nur eine subjektive Geschmacksaussage ist und daher im Zusammenhang dieser Diskussion herzlich wenig Wert hat
Sophistereien sind generell dein Ding, oder?

Warum bist Du der Meinung, daß die von Dir genannten Musiker künstlerisch relevanter sind als "Massen-Pop"?
Was heißt hier "als"? Diese Leute füllen alle Stadien. Ok, mit einer Ausnahme. Darum geht es doch grade, das ist Massen-Pop.
Scheinen dir aber unbekannt zu sein, sonst könntest du dir die Frage selbst beantworten.

Hier mal ein schönes Zitat:

Ziel des Jazz ist die mechanische Reproduktion eines regressiven Moments, eine Kastrationssymbolik, die zu bedeuten scheint: gib den Anspruch deiner Männlichkeit auf, laß dich kastrieren, wie der eunuchenhafte Klang der Jazzband es verspottet und proklamiert, und du wirst dafür belohnt, in einen Männerbund aufgenommen, welcher das Geheimnis der Impotenz mit dir teilt, das im Augenblick des Initiationsritus sich lüftet.

Das schrieb Theodor W. Adorno 1936 in seinem polemischen Werk "über Jazz", und es ist elegant formuliertes wirres Gestammel eines "Musikexperten", dem es ganz offensichtlich am nötigen Einblick fehlte.

Mir drängen sich Vergleiche zur hiesigen Diskussion auf, nur dass das Feindbild 74 Jahre später nun nicht mehr der Jazz ist.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

in den 80er Jahren gab es zunehmend Probleme mit unerwünschten Randgruppen, die sich im Einzugbereich der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofes aufhielten. Alle polizeilichen Maßnahmen zur "Säuberung" versagten.
Da kam die Bahnhofsverwaltung auf die Idee, die "Problemzone" mit klassischer Musik, zu beschallen. Es stellte sich augenblicklich der erwünschte Erfolg ein.
Die Anziehung von erwünschtem bürgerlichem Publikum blieb allerdings aus.
Im beschallten Areal sieht man nur eilig durchziehende Menschen

Wenn da nicht nur Verdi-Schrummelmusik und Ähnliches laufen würde, würde ich auch öfters noch ein wenig länger verweilen. :rolleyes:

Allerdings ist Eines richtig: Die Qualität einer Musik erkenntman im Vertrauen auf das eigne Gefühl. Das ist nämlich, konträr zum weitverbreiteten Vorurteil, nicht etwa irgendwas Diffuses, sondern so ziemlich das Feinste und Genaueste, worüber wir verfügen.

Da stimme ich dir völlig zu.

Zitat von viennapianoplayer94:
Zum Thema über den Vergleich Pop und Klassik:
Gewiss kann man Musik nicht "objektivisieren" jedoch kann man ganz durchaus objektiv über die Qualität von Musik urteilen!
So betrachtet ist klassische Musik "besser"--> qualitativ hochwertiger.

Mh, aber warum denn? Ich glaube, dass diejenigen hier, die versuchen objektiv über Musik zu urteilen, etwas ganz Wichtiges außer Betracht lassen: Musik sehe ich als nonverbale Sprache und man darf und kann sie nicht auf "musikalisch-offensichtliche", sag ich mal, Kriterien reduzieren. Damit meine ich Form, Harmonik, etc. Und da gebe ich euch recht, da mag die meiste klassische MUsik komplexer und tiefsinniger sein als die heutige Popularmusik.

Aber ist es wirklich das, worauf es bei Musik (ausschließlich) ankommt? Ihr mögt mir vorwerfen ich sei ein esoterischer Spinner, aber dann frage ich mich, wie denn die meisten von euch Musik hören. Ich höre Musik nicht (nur) mit dem Verstand, ich denke beim Musikhören nicht an abstrakte Formen, bestimmte Vorhaltswendungen, Intervallschichtungen und Bogenrondos. Ganz im Gegenteil, ich schalte oft meinen Verstand aus, manchmal schließe ich meine Augen, ich kapsel mich ab von der Umwelt und schwebe vor mich hin. Ich genieße es. Und unter dem Gesichtspunkt gibt es für mich keinerlei objektiv gute und schlechte Musik, es gibt nur persönliche Neigungen.

Musik ist eine viel zu komplexe Erscheinung, die noch viel komplexer auf uns einwirkt, man darf sie nicht so reduzieren und auch erst dadurch kommt man zu (meiner Meinung nach) falschen Schlüssen.

Das "Ding an sich" bleibt für uns immer verborgen, denn wir können es nicht "an sich" erfahren, wir erfahren nur die Affizierung auf uns, seine Erscheinung. Deswegen können wir nicht apriori über es urteilen. (Immanuel Kant in meinen Worten, zwar in etwas anderem Kontext gemeint, aber durchaus sehr passend, finde ich.)


Und ich bin keinesfalls der Pop-Welt zugewandt, die Chance den lokalen Radiosender anzuwerfen und etwas Gutes zu hören ist bei mir nahe Null. ;)
 
Wie ist das denn gemeint? Zwangsernährung? Kein Wunder, dass du keinen Zugang gefunden hast. Aber vielleicht verstehe ich hier irgendetwas falsch.

Grüße von
Fips

Damit meine ich, dass ich mich aktiv bemüht habe, auch solche Musik zu hören, die sich mir nicht sofort erschließt.
Ich habe die Mozart Biografie von Hildesheimer gelesen und es dann nochmals mit Mozart versucht.
Das ist wie mit der Literatur, wenn ich mich durch den "Mann ohne Eigenschaften" quälen muss, um den beiden Bänden eine Chance zu geben.

Aber dann kann ich wenigstens mit gutem Gewissen behaupten, dass Robert Musil oder Mozart und Beethoven mich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ansprechen.

Bei zeitgenössischer Musik, oder Free Jazz musste ich mich auch erst eine Weile hinein hören, bevor ich es mochte.

Einen neuen Weg, um mir die Klassik und Romantik zu erschließen habe ich jetzt wohl durch das Klavierspielen gefunden.

Und solange höre und lese ich eben weiter, was mir (nach umfangreicher Prüfung) Spaß macht.:p

Gruß, NewOldie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@silver

Niemandem sei es vergönnt, Musik auch so zu hören, dass ist sogar dringend empfehlenswert.
Zwangsläufig jedoch, bei allem, womit der Mensch sich über längere Zeit beschäftigt, spielt die Neugier eine Rolle und man beschäftigt sich eingehender mit der jeweiligen Sache.
So sehr ich es also auch liebe bei der Musik abzuschalten, so sehr liebe ich es auch, mich mit ihr konkret zu beschäftigen. Diese Beschäftigung "abstrahiert" zwar die Musik in gewisser Weise, aber das macht sie ja nicht schlecht, im Gegenteil. Die Auseinandersetzung bereitet mir ein ebenso großes Wohlgefühl, wie das bloße Hören. (Die Güte einer Komposition könnte man eventuell am ehesten noch objektiv beurteilen, wie sehr sich diese Art der Beschäftigung mit einer Komposition überhaupt lohnt, bzw wieviel sie offenbart)
Wenn man nach einer Weile die Themen in und auswendig kennt und hört, wie sie bei der Durchführung unter stetigem Wandel ineinander verflochten werden, dass ist doch ein Hochgefühl! Dieses kann sich beim ersten, "emotionalen" Hören in diesem Grade meist gar nicht einstellen (Wobei es sicher einige gibt, die auch sowas beim ersten Mal aufnehmen können).

Aber das nur am Rande.

Nickend und zustimmend lese ich pppetc's Beitrag.

Danke und aufwiedersehen für heute, Raskolnikow
 
Nickend und zustimmend lese ich pppetc's Beitrag.
Ebenso!
Ich wage zu behaupten, dass Musik zu 90% zweckgebunden ist und eben nicht den Gefühlen des Künstlers entspricht. Früher wurde Musik ebenso im Auftrag geschrieben wie heute. Popmusik an sich beschreibt schon mal kein Genre, sondern eben nur das, was gerade populär ist. Und das unterliegt einer ständigen Veränderung. Daher verstehe ich immer nie, wie man Pop- und Klassik vergleichen kann.
Für mich liegt der eigentliche Unterschied in den Möglichkeiten früherer und heutiger "Popmusiker". Früher konnten sich die Künstler Unmengen an Zeit nehmen. Da fielen gerade mal ein paar Töne, es sang noch niemand und 2-3 Minuten waren schon um. Heute muss der Künstler in diese 2-3 Minuten all das packen, "was er ausdrücken möchte" (was sich verkaufen lässt). Und das Ganze muss möglichst mit 4-5 Musikern umsetzbar sein. Dass dabei nicht so tiefe und komplexe Werke wie bei der Klassik entstehen, dürfte klar sein. Solch komplexe Werke gibt´s aber auch in der Rockmusik. Nur die sind dann halt auch 20 Minuten lang und daher wenig bekannt. Man könnte auch sagen, dass die Kunst heutiger Songwriter darin besteht, Musik auf ihre Einfachheit zu reduzieren.
Interessant würde ich finden, was aus unserer Zeit hängen bleibt und in 200 Jahren von wenigen noch gehört wird (wie heute von Klassikhörern). Mir fällt da nix ein, aber das war vor 200 Jahren sicher nicht anders.

Reinfühlen kann ich mich in Popmusik jeglicher Art (dazu zähle ich auch die alte Klassik und daher liegen bei mir LinkinPark und Mozart direkt nebeneinander im MP3-Player). In moderne Klassik jedoch oder diesen wirren Jazz (Bepop oder so?) kann ich mich gar nicht reinfühlen.
 
Ich höre mir auch öfters mal ein paar Pop- oder Rockstücke an.
Meisten denke ich mir immer ein paar Stimmen dazu, oder andere rhythmische oder harmonische Wendungen die es in den Stück so gar nicht gibt.
Macht sehr viel Spaß!

Mit Beethoven & Co versuche ich das auch manchmal, nur gelingt mir das nie. Zumindest nicht dass es wie eine Verbesserung aussieht, die Saubande. :)
 
Hier mal ein schönes Zitat:

Das schrieb Theodor W. Adorno 1936 in seinem polemischen Werk "über Jazz", und es ist elegant formuliertes wirres Gestammel eines "Musikexperten", dem es ganz offensichtlich am nötigen Einblick fehlte.


Hoppla!

Adorno iss generell geile Sause! Man muß ihn bloß zu lesen wissen....
Er ist mir selbst in seinen "Irrthümern" unfaßbar mehr ans Herz gewachsen,
als n Tausend seiner depperten Apologeten.

Das Geheimnis: Adorno fühlt - immer....

gruß

stephan
 
Kann der Tristan besser sein als die Britney Spears? :D:D
Nebenbei gemerkt: Das eigentlich Thema war, wie man sich in Musik einfühlt.

der Tristan kann nicht nur besser sein, er ist es, und zwar mit einem Abstand ,den man in Lichtjahren messen müsste... ... :D :D

...aber Du hast recht... das Einfühlen interessiert kaum mehr...
 
Beide "Gleichnisse" sind nur neue Anläufe, alles über einen Kamm zu scheren: Populärmusik ist Maggifix Tütensuppe, nur Jazz und Klassik sind Sterneküche.
Was als Vergleich schon deshalb Unsinn ist, weil Sterneküche aus logistischen und Kostengründen nicht für jeden verfügbar ist, was bei Musik keine Relevanz hat.

schade, dass Du Argumenten gegenüber eine Kampfpose einnimmst - - übrigens ist der von Dir beanstandete Vergleich (Analogie) gar nicht so blöde, wie Du es darstellen möchtest: wer immer nur Cheeseburger frisst, der schmeckt gegebenenfalls gar nicht, wie andere Speisen munden... ;) :D

und was die Verfügbarkeit betrifft, so sagt sie ja absolut nichts über die Qualität einer Sache aus - - oder ist nur gut, was (wofür auch immer) verfügbar ist???? ... na, dann ist z.B. irgendein Supermodel weder gut noch schön, denn es ist gewiß nicht für jeden verfügbar...

ich hoffe mal, dass wenigstens der Humor ankommt...
 

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