Sich in Musik einfühlen können

Moin Dotterbart

Jemanden zu lesen wissen, der selbst als Jazzpianist scheiterte und dann eine Abrechnung schrieb? ;)
Ok, natürlich sind das emotionale 10/10, aber....


Ja, das sind so Geschichten.

Ich denke aber, daß eben alles irgendne gerechte Gewichtung
verdient. Adorno hat so manches Mal danebengekloppt - aber
muß man das denn tatsächlich erwähnen? Dieser Mann hat so
entschieden viel Dolles geleistet - wieso muß man ihm nach
seinem Tod auch noch dauernd ans Bein pinkeln.
Da gibts doch wirklich ganz andre Leut, mit denen man ein
Hühnchen rupfen sollte....


gruß

stephan
 
Stephan, vielleicht einigen wir uns vorher darüber, über was wir reden. Das macht es dann einfacher. Sonst reden alle aneinander vorbei. ;-)
 
Um meinem bereits mehrfach zitierten Ausspruch über den Qualitätsvergleich klarzustellen, da kam es ja zu den wildesten Missverständnissen:

Urteile man nun ganz objektiv ein Werk aus dem Bereich der E-Musik:

Wir haben hier ein Thema, desweiteren auch noch Seitenthemen. Mehrere Stimmen etc.
Es wird moduliert, auch mal ein bisschen am Rythmus "gebastelt". Das Stück basiert nicht nur auf einer Idee sondern auf Weiteren, die sich ebenfalls alle entwickeln.
Das Stichwort ist also- Entwicklung

Jetzt das Werk aus dem Bereich der U-Musik; der Einfachheit halber spreche ich nun von einem Song:
Für die Strophe gibts eine Melodie und für den Refrain, meist auch noch eine kleine Bridge. Jetzt sehen wir diese uns aber mal genauer an: Es fällt auf, abgesehen vom Text ändert sich gar nichts in dem ganzen Lied! Alle 2-3 Melodien hintereinander gespielt, dauern vielleicht eine Minute; allein durch die Wiederholungen kommt der Song überhaupt auf seine stolzen 3-5 Minuten.

Das ist nun keine Frage des Geschmacks, es fällt einfach auf.

Dass die Themen der klassischen Musik meist als einfallsreicher beschrieben werden, als jene in der Popmusik, sprich: komplizierter, wenn man so will, ist schon richtig aber da muss man dann mit dem Begriff Qualität vorsichtig sein.

Was nun eine Frage des Geschmacks ist:
"Weniger ist manchmal mehr und jetzt lass mich mit der Britney allein :D"
etc.
Ich persönlich bin gelangweilt von den meisten, s' gibt überall Ausnahmen so auch in der Klassik, U-Musik Werken und ziehe mir während dem Getippsel hier liebend gerne Beethoven statt Tiersen rein.

liebe Grüße,
VPP
 
Jetzt das Werk aus dem Bereich der U-Musik; der Einfachheit halber spreche ich nun von einem Song:
Für die Strophe gibts eine Melodie und für den Refrain, meist auch noch eine kleine Bridge. Jetzt sehen wir diese uns aber mal genauer an: Es fällt auf, abgesehen vom Text ändert sich gar nichts in dem ganzen Lied! Alle 2-3 Melodien hintereinander gespielt, dauern vielleicht eine Minute; allein durch die Wiederholungen kommt der Song überhaupt auf seine stolzen 3-5 Minuten.

Du sprichst aber von Liedern. Lieder sehen in der klassischen Musik aber nicht viel anders aus.

Es gibt aber auch Popstücke, die eben nicht nur aus Strope, Refrain und Bridge bestehen.

Beispiel:

Pink Floyd

http://www.youtube.com/watch?v=2Z55Qd4hNnA
 
Hallo erstmal, ubik^^

Du sprichst aber von Liedern. Lieder sehen in der klassischen Musik aber nicht viel anders aus.
Meinst Du?
Bei einem klassischen Lied entwickelt sich der Klavierpart und obwohl Teile der gesungenen Melodie wiederholt werden, kommt doch wesentlich mehr Neues vor.

Jedoch muss ich nun dazu sagen, dass ich nicht die großer Liederhörerin bin und hier nur für eine Hand voll sprechen kann!!


Jetzt haut´s mich aber aus den Latschen :rolleyes:
Nämlich auf der einen Seite wirklich, weil ich so etwas noch nie gehört habe (Techno ist trotz gewisser Ähnlichkeiten nicht ganz das Selbe) und auf der anderen Seite ironisch:
Geschlagene 3 Minuten ein und der selbe Beat, dass man schon nach 2 oder noch weniger am liebsten stummgeschalten hätte. Zwischendurch ein paar Geräuschkulissen, und zu guter letzt ein dröhnendes E-Gitarren-Rauschen womit auch endlich dieser vermaledeite Beat sein Ende nimmt.

Nun hoffe ich aber, Du bist kein Fan von dem Stück, ansonsten muss ich Dich bitten, das nicht persönlich zu nehmen (hättest Du eh nicht, ich weiß, aber dazusagen kostet nix^^) und verspreche, nie wieder etwas dagegen zu sagen.

mit freundlichem Gruß,
vienna
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ok, das "Stück" war nicht das richtige Beispiel. Ehrlich gesagt finde ich auch kein Beispiel. :D
 
Worüber streitet ihr euch denn eigentlich? Was nun besser ist, Klassik oder Rock?
Meine Güte, ich fühle mich da schrecklich an etwas erinnert...

Schonmal Nathan der Weise gelesen?

:rolleyes:
 
Ah! Gutes Beispiel.

Return To Forever könnte man ja eigentlich auch nennen.


Ach, wenn ich jetzt anfang, zu erzählen, hör ich morgen abend nich
auf - die Liste hochgradig reflektierter Musiker ist ziemlich endlos:
Guru Guru, Captain Beefheart , Johnny Guitar Watson - allesamt
locker, kritisch, unterhaltsam, virtuos, und noch so einiges andre -
kurz: alles, was das musikalische Herz begehrt....

@NewOldie: Danke für die schöne Erinnerung!


gruß

stephan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

, s' gibt überall Ausnahmen so auch in der Klassik,

Welch ein Gefühl, sich selbst zu zitieren :)


Worüber streitet ihr euch denn eigentlich? Was nun besser ist, Klassik oder Rock?

Och nee, wir streiten uns doch nicht^^ oder, ubik?

Wenn ja, dann versöhnen wir uns doch schnell wieder und für diesen Anlass seien Dir 3 Küsschen geschenkt :kuss::kuss::kuss:

MFG,
VPP
 
Worüber streitet ihr euch denn eigentlich? Was nun besser ist, Klassik oder Rock?
Ich hab mich ursprünglich an der Aussage gestört, dass es wenig relevantes im Pop gibt und Musik schlecht wird, wenn sie einen gewissen Bekanntheitsgrad überschreitet.

Es wurde mir dann mehrfach unterstellt, dass ich eine "was ist besser"-Diskussion führen wolle.

Naja, lassen wir's gut sein.

@pppetc

Is recht.
Ich erinnerte mich nur an die Stelle und sie kam mir gerade recht.
 
Ich hab mich ursprünglich an der Aussage gestört, dass es wenig relevantes im Pop gibt und Musik schlecht wird, wenn sie einen gewissen Bekanntheitsgrad überschreitet.
... so ein ganz klein wenig übergehst Du nonchalant, dass Dir danach war, einen bedenkenswerten Beitrag von Hasenbein vehement zu beharken... na ja, Schwamm drüber, denn Engel sind wir alle nicht ;)

bedauerlich ist lediglich, dass hier infolge von "dies ist super" und "und das ist auch super" kaum was zu vernehmen ist darüber, dass es sich erstens gar nicht so ohne weiteres ergibt, dass man sich in Musik einfühlt, und zweitens, dass es zugleich absolut notwendig ist, sich in Musik hineinfühlen zu können!
 
Gott möge gnädig sein, sodass Dir irgendwann mal die Messa da Requiem oder Falstaf oder Don Carlo zu Gehör kommt, und Gottes Gnade möge sich dabei auch auf Deine musikalische Wahrnehmung erstrecken...
..Verdi als Schrummelmusik... nein, da wird mir übel, wenn ich sowas lese...

Lieber rolf,
Deine besagten Stücke habe ich mir zu Gemüte geführt und von der Messa da Requiem war ich teilweise sogar beeindruckt, sodass ich das Wort Schrummelmusik zumindstens für sein Gesamtwerk für inadequat halte. :p
Es ist nicht so, dass ich mich nie mit Verdi beschäftigt habe, zwar nie intensiv, aber doch hier und da, letztens hab ich auf 3sat (oder Arte) erst eine interessante Doku über La Traviata gesehen. Aber ich finde den (konsumerischen) Zugang zu Verdi nicht (zu Mozart zum Beispiel übrigens auch nicht).

Und ich bin irgendwie auch nicht der große Fan des Kunstgesangs und der Oper. Wie Hans Liberg so schön sagte:

Oper ist, wenn jemand mit einem Messer gestochen wird, dass er dann anfängt zu singen, anstatt die Polizei zu rufen.
:D


Ganz genau! Ich finde, es ist ebenfalls ein Hochgefühl, sich so intensiv mit einem Stück zu beschäftigen. Man kennt es in- und auswendig und beim Hören stellt sich bei mir ein Klicken ein, als hätte ich Dreh heraus, wohl wissend, dass ich ihn nie voll heraus haben werde und gleichermaßen bewundere ich die Ausgeklügeltheit der Komposition.

Nichtsdestotrotz gibt es viele Sachen, die ich sehr schätze, aber trotzdem nicht höre. Nehmen wir obiges Beispiel: Verdi. Ich hab mich freizeitlich und schulisch mit einigen Stücken etwas näher befasst, zum Beispiel La Traviata. Und ich erkenne welch Genius Verdi ins einem Gebiet war, was er alles geschafft hat. Aber das ist alles auf der rationalen Ebene. In der, für mich beim Konsumieren wichtigen, emotionalen Ebene, finde ich Verdi meistens, salopp gesagt, langweilig, unspannend...Schrummelmusik. ;) Und nein, das ist überhaupt kein Qualitätsurteil, wer meinen vorigen Beitrag gelesen hat, der weiß, dass ich über Musik nicht versuche, objektivierend zu urteilen. Es ist einfach meine Wahrnehmung, die ich habe.

@ VPP & ubik:

Ich bin sicher nicht der erste, der dich drauf hinweist, aber ich find's grade bei solch einem Thema schwer, von U-Musik und E-Musik zu sprechen. Begrifflich sowieso (Warum darf mich E-Musik nicht unterhalten und U-Musik nicht ernst sein?), aber auch inhaltlich in Zeiten, wo sich Künstler über solche Grenzen hinwegsetzen (John Zorn).

Lieder formal mit einem Satz zu beschreiben ist unmöglich. ;) Es gibt sicherlich Lieder, die formal nicht in Refrain und Strophe aufgebaut sind, ebenso gibt's Lieder die aus vier musikalisch identischen Strophen bestehen (die man natürlich immer noch unterschiedlich interpretieren kann.)

Und um mal von den Liedern wegzukommen (Die Hälfte an "U-Musik", die ich höre ist instrumental.)...abseits vom Radio gibt es so viele verschiedene Musik, die als Popularmusik klassifiziert wird und mit dem Strophe-Refrain-Gedudel nicht viel zu tun hat. Um mal 4 Beispiele zu nehmen:

http://www.youtube.com/watch?v=AAZEcg8NLtM
http://www.youtube.com/watch?v=g8Yo3FJDrbc
http://www.dailymotion.com/video/x36hoy_ulver-eos
http://www.youtube.com/watch?v=kGNb-YT5ECA&

Wie gesagt, Musik lässt sich für mich nicht qualitativ durch irgendwelche Kriterien bestimmen.
Und zum Abschluss lass ich mal Debussy sprechen, der sicher polarisiert, aber der es treffender nicht ausdrücken kann.
"... Die Musik ... ist eine Summe unterschiedlicher Kräfte. Man macht daraus ein spekulatives Geschwätz! Mir sind die paar Noten lieber, die ein ägyptischer Hirte auf seiner Flöte bläst - er ist eins mit der Landschaft und hört Harmonien, von denen sich eure Schulweisheit nichts träumen lässt ... Die Musiker hören nur die Musik, die von geschulten Händen geschrieben wurde, die der Natur eingeschriebene hören sie nie. Den Sonnenaufgang betrachten ist viel nützlicher, als die Pastoralsymphonie hören. Was nützt denn eure kaum verständliche Kunst? Solltet ihr nicht all die schmarotzerischen Kompliziertheiten ausmerzen, die an den raffinierten Mechanismus eines Geldschrankschlosses gemahnen? ... Man muss die Zucht in der Freiheit suchen und nicht in den Formeln einer morschen Philosophie, die nur mehr für Schwächlinge taugt. Hören Sie auf keines Menschen Rat, sondern auf den Wind, der vorüberweht und uns die Geschichte der Welt erzählt.
Alles Liebe
 
Viva Verdi :) :)

Lieber rolf,
Deine besagten Stücke habe ich mir zu Gemüte geführt und von der Messa da Requiem war ich teilweise sogar beeindruckt, sodass ich das Wort Schrummelmusik zumindstens für sein Gesamtwerk für inadequat halte. :p
Es ist nicht so, dass ich mich nie mit Verdi beschäftigt habe, zwar nie intensiv, aber doch hier und da, letztens hab ich auf 3sat (oder Arte) erst eine interessante Doku über La Traviata gesehen. Aber ich finde den (konsumerischen) Zugang zu Verdi nicht (zu Mozart zum Beispiel übrigens auch nicht).

Und ich bin irgendwie auch nicht der große Fan des Kunstgesangs und der Oper.

Hallo,

ähnlich ging es mir lange Zeit mit Rossini und Johann Strauss - der eine erschien mir leichtfertig-oberflächlich, der andere war mir Hum-ta-ta. Da Geduld und Gewöhnung beim sich einfühlen in Musik nötig sind, und da es ja Neugier gibt (warum gilt Rossini einem Heine als Genie vom Range Mozars? Waum notiert Brahms den Beginn des Donauwalzers mit der Anmerkung "leider nicht von mir!" ?), habe ich mich im Lauf der Jahre immer wieder in diese Musik hineingehört und mich darum bemüht, die entsprechenden Genres zu verstehen - - hat geklappt :) und heute mag ich Rossini und Johann Strauss nicht missen.

Angeregt von Deinem (hoffentlich noch nicht abgeschlossenen!) "Verdi-Erlebnis" stellt sich die Frage: soll man aufhören, wenn man was nicht mag, oder soll man am Ball bleiben?

Ich beantworte die mit: am Ball bleiben!

Deshalb und penetrant wie ich bin, rate ich Dir dringend, ein paar Ausschnitte aus Verdis Werk immer wieder zu hören:
Aida: das kurze Orchestervorspiel, erster Akt "danza sacra", Beginn dritter Akt (Nilmusik), Finale (Duett)
Messa da Requiem: dies irae (besonders: lacrymosa dies illa)

Ich weiß, dass das allgemeine Verdibild unter der oftmals banalen Begleitung in seinen frühen Opern, die noch Nummernopern waren, leidet - erst in seinen großen Werken (im Rigoletto fängt das an) werden auch die Techniken der Nummernoper kompositorisch aufgewertet, und danach erweist sich Verdi als ein Form- und Orchestermeister vom Range Wagners.

La Traviata: je genauer man sich in die hineinfühlt und hineinhört, umso besser wird die - - d.h. nicht die Oper verbessert sich (wie sollte sie), sondern die eigene Wahrnehmung wird reicher. 11taktige Phrasen sind nicht alltäglich, und wenn schon in der Ouvertüre streckenweise zwei gänzlich verschiedene Hauptmotive (prinzipiell Leitmotive) gleichzeitig klingen, da bleibt kaum ein anderer Schluß, als vor Verdis Können zu staunen (und hoffentlich irgendwann auch mögen)

Gruß, Rolf
 

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